Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

Alpenschneehuhn.
erscheint, die rostfarbenen Bänder an Hals und Kopf fast ganz weiß geworden sind, meist aber noch
einige ganz unregelmäßige rostgelb und schwarz gebänderte unter den andern sich finden. Beim
Weibchen sind alle diese Theile schwarz und rostgelb gewellt, die Bänder viel breiter und deutlicher.

Jm Winter werden, mit Ausnahme der schwarzen, jetzt licht gesäumten Steuerfedern, beim
Männchen auch derjenigen, welche den Zügel bilden, alle Federn blendend weiß; doch kommt es vor,
daß einzelne bunte Federn stehen bleiben. Während der Herbstmauser, welche im Oktober beginnt,
sehen die Schneehühner ganz bunt aus; schon im November aber sind sie schneeweiß geworden. Die
mittleren Oberdeckfedern des Schwanzes verlängern sich so, daß sie bis zum Ende des Schwanzes

[Abbildung] Das Alpenschnechuhn (Lagopus alpinus), Winter. [1/2] der nat. Größe.
reichen, und es scheint, als ob die Mitte des Schwanzes weiß sei. Ueber den Augen steht eine rothe,
warzige, am obern Rande ausgezackte Haut, die aber am Männchen viel stärker ist. Die Länge des
Männchens gibt Schinz zu 13 Zoll an, und deswegen will ich ergänzend hinzufügen, daß nach
meinen eigenen Messungen beim norwegischen Schneehuhne die Länge 13 bis 131/4, die Breite 23, die
Fittiglänge 7 und die Schwanzlänge 4 Zoll betrug, sowie ich auch noch zu bemerken habe, daß das
Auge dunkelbraun, der Schnabel aber schwarz ist.

Von diesem Schneehuhne weichen aber nun die übrigen ab, und nicht blos in Färbung und
Größe, sondern wohl auch in der Lebensweise. Die Abweichung hinsichtlich der Größe und Färbung
versucht Gloger zu erklären wie folgt: "Auf Jsland, wo ein gemäßigtes trübes Jnselklima
die Farbenentwickelung wenig begünstigt, scheinen die Schneehühner minder dunkler und minder
rostfarben, als in dem wärmeren Skandinavien; dagegen bewirkt die milde Witterung im Winter ein

Alpenſchneehuhn.
erſcheint, die roſtfarbenen Bänder an Hals und Kopf faſt ganz weiß geworden ſind, meiſt aber noch
einige ganz unregelmäßige roſtgelb und ſchwarz gebänderte unter den andern ſich finden. Beim
Weibchen ſind alle dieſe Theile ſchwarz und roſtgelb gewellt, die Bänder viel breiter und deutlicher.

Jm Winter werden, mit Ausnahme der ſchwarzen, jetzt licht geſäumten Steuerfedern, beim
Männchen auch derjenigen, welche den Zügel bilden, alle Federn blendend weiß; doch kommt es vor,
daß einzelne bunte Federn ſtehen bleiben. Während der Herbſtmauſer, welche im Oktober beginnt,
ſehen die Schneehühner ganz bunt aus; ſchon im November aber ſind ſie ſchneeweiß geworden. Die
mittleren Oberdeckfedern des Schwanzes verlängern ſich ſo, daß ſie bis zum Ende des Schwanzes

[Abbildung] Das Alpenſchnechuhn (Lagopus alpinus), Winter. [½] der nat. Größe.
reichen, und es ſcheint, als ob die Mitte des Schwanzes weiß ſei. Ueber den Augen ſteht eine rothe,
warzige, am obern Rande ausgezackte Haut, die aber am Männchen viel ſtärker iſt. Die Länge des
Männchens gibt Schinz zu 13 Zoll an, und deswegen will ich ergänzend hinzufügen, daß nach
meinen eigenen Meſſungen beim norwegiſchen Schneehuhne die Länge 13 bis 13¼, die Breite 23, die
Fittiglänge 7 und die Schwanzlänge 4 Zoll betrug, ſowie ich auch noch zu bemerken habe, daß das
Auge dunkelbraun, der Schnabel aber ſchwarz iſt.

Von dieſem Schneehuhne weichen aber nun die übrigen ab, und nicht blos in Färbung und
Größe, ſondern wohl auch in der Lebensweiſe. Die Abweichung hinſichtlich der Größe und Färbung
verſucht Gloger zu erklären wie folgt: „Auf Jsland, wo ein gemäßigtes trübes Jnſelklima
die Farbenentwickelung wenig begünſtigt, ſcheinen die Schneehühner minder dunkler und minder
roſtfarben, als in dem wärmeren Skandinavien; dagegen bewirkt die milde Witterung im Winter ein

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0405" n="377"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Alpen&#x017F;chneehuhn.</hi></fw><lb/>
er&#x017F;cheint, die ro&#x017F;tfarbenen Bänder an Hals und Kopf fa&#x017F;t ganz weiß geworden &#x017F;ind, mei&#x017F;t aber noch<lb/>
einige ganz unregelmäßige ro&#x017F;tgelb und &#x017F;chwarz gebänderte unter den andern &#x017F;ich finden. Beim<lb/>
Weibchen &#x017F;ind alle die&#x017F;e Theile &#x017F;chwarz und ro&#x017F;tgelb gewellt, die Bänder viel breiter und deutlicher.</p><lb/>
          <p>Jm Winter werden, mit Ausnahme der &#x017F;chwarzen, jetzt licht ge&#x017F;äumten Steuerfedern, beim<lb/>
Männchen auch derjenigen, welche den Zügel bilden, alle Federn blendend weiß; doch kommt es vor,<lb/>
daß einzelne bunte Federn &#x017F;tehen bleiben. Während der Herb&#x017F;tmau&#x017F;er, welche im Oktober beginnt,<lb/>
&#x017F;ehen die Schneehühner ganz bunt aus; &#x017F;chon im November aber &#x017F;ind &#x017F;ie &#x017F;chneeweiß geworden. Die<lb/>
mittleren Oberdeckfedern des Schwanzes verlängern &#x017F;ich &#x017F;o, daß &#x017F;ie bis zum Ende des Schwanzes<lb/><figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Das Alpen&#x017F;chnechuhn</hi><hi rendition="#aq">(Lagopus alpinus)</hi>, Winter. <supplied>½</supplied> der nat. Größe.</hi></head></figure><lb/>
reichen, und es &#x017F;cheint, als ob die Mitte des Schwanzes weiß &#x017F;ei. Ueber den Augen &#x017F;teht eine rothe,<lb/>
warzige, am obern Rande ausgezackte Haut, die aber am Männchen viel &#x017F;tärker i&#x017F;t. Die Länge des<lb/>
Männchens gibt <hi rendition="#g">Schinz</hi> zu 13 Zoll an, und deswegen will ich ergänzend hinzufügen, daß nach<lb/>
meinen eigenen Me&#x017F;&#x017F;ungen beim norwegi&#x017F;chen Schneehuhne die Länge 13 bis 13¼, die Breite 23, die<lb/>
Fittiglänge 7 und die Schwanzlänge 4 Zoll betrug, &#x017F;owie ich auch noch zu bemerken habe, daß das<lb/>
Auge dunkelbraun, der Schnabel aber &#x017F;chwarz i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Von die&#x017F;em Schneehuhne weichen aber nun die übrigen ab, und nicht blos in Färbung und<lb/>
Größe, &#x017F;ondern wohl auch in der Lebenswei&#x017F;e. Die Abweichung hin&#x017F;ichtlich der Größe und Färbung<lb/>
ver&#x017F;ucht <hi rendition="#g">Gloger</hi> zu erklären wie folgt: &#x201E;Auf Jsland, wo ein gemäßigtes trübes Jn&#x017F;elklima<lb/>
die Farbenentwickelung wenig begün&#x017F;tigt, &#x017F;cheinen die Schneehühner minder dunkler und minder<lb/>
ro&#x017F;tfarben, als in dem wärmeren Skandinavien; dagegen bewirkt die milde Witterung im Winter ein<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[377/0405] Alpenſchneehuhn. erſcheint, die roſtfarbenen Bänder an Hals und Kopf faſt ganz weiß geworden ſind, meiſt aber noch einige ganz unregelmäßige roſtgelb und ſchwarz gebänderte unter den andern ſich finden. Beim Weibchen ſind alle dieſe Theile ſchwarz und roſtgelb gewellt, die Bänder viel breiter und deutlicher. Jm Winter werden, mit Ausnahme der ſchwarzen, jetzt licht geſäumten Steuerfedern, beim Männchen auch derjenigen, welche den Zügel bilden, alle Federn blendend weiß; doch kommt es vor, daß einzelne bunte Federn ſtehen bleiben. Während der Herbſtmauſer, welche im Oktober beginnt, ſehen die Schneehühner ganz bunt aus; ſchon im November aber ſind ſie ſchneeweiß geworden. Die mittleren Oberdeckfedern des Schwanzes verlängern ſich ſo, daß ſie bis zum Ende des Schwanzes [Abbildung Das Alpenſchnechuhn (Lagopus alpinus), Winter. ½ der nat. Größe.] reichen, und es ſcheint, als ob die Mitte des Schwanzes weiß ſei. Ueber den Augen ſteht eine rothe, warzige, am obern Rande ausgezackte Haut, die aber am Männchen viel ſtärker iſt. Die Länge des Männchens gibt Schinz zu 13 Zoll an, und deswegen will ich ergänzend hinzufügen, daß nach meinen eigenen Meſſungen beim norwegiſchen Schneehuhne die Länge 13 bis 13¼, die Breite 23, die Fittiglänge 7 und die Schwanzlänge 4 Zoll betrug, ſowie ich auch noch zu bemerken habe, daß das Auge dunkelbraun, der Schnabel aber ſchwarz iſt. Von dieſem Schneehuhne weichen aber nun die übrigen ab, und nicht blos in Färbung und Größe, ſondern wohl auch in der Lebensweiſe. Die Abweichung hinſichtlich der Größe und Färbung verſucht Gloger zu erklären wie folgt: „Auf Jsland, wo ein gemäßigtes trübes Jnſelklima die Farbenentwickelung wenig begünſtigt, ſcheinen die Schneehühner minder dunkler und minder roſtfarben, als in dem wärmeren Skandinavien; dagegen bewirkt die milde Witterung im Winter ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/405
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/405>, abgerufen am 21.11.2024.