vierte Schwinge die längste zu sein pflegt, ist ebenfalls noch sehr kurz und abgerundet, aber nicht mehr so gewölbt, wie bei den Rauchfußhühnern, der aus zwölf bis sechszehn Federn bestehende Schwanz immer kurz. Der Schnabel pflegt verhältnißmäßig gestreckt zu sein, wölbt sich auf der Firste nur mäßig und ist seitlich nicht zusammengedrückt. Der Lauf wird oft durch einen, auch wohl durch zwei Sporen bewehrt. Um das Auge findet sich zuweilen, jedoch nicht immer, eine nackte Stelle, ausnahms- weise ist auch wohl ein Kehlfeld unbefiedert; dagegen fehlen die für die Rauchfußhühner so bezeichnenden Brauenwülste stets. Das Gefieder liegt meistens ziemlich glatt an; seine Färbung unterscheidet die Geschlechter gewöhnlich nicht.
Nach den Untersuchungen von Nitzsch unterscheiden sich die Feldhühner von ihren nächsten Ver- wandten, den Rauchfußhühnern, vorzüglich durch Folgendes. Der Vorderarm ist meist oder immer etwas kürzer als der Oberarm, das Becken eben so schmal und länglich wie bei den meisten verwandten Familien und hat nicht jene auffallende Breite und Flachheit, welche die der Rauchfußhühner aus- zeichnet; der Dorn am Seitenrande jedes Darmbeines, welcher letzteren fehlt, ist hier deutlich und zumal bei den Frankolinen ausnehmend entwickelt, der Oberschenkelknochen markig und nicht luft- führend. Die Schwanzwirbel sind in Gemäßheit der Kürze und Schwäche der Schwanzfedern sehr schwach und viel kleiner als bei den Rauchfußhühnern. Die sonderbare gallertartige Masse, welche sich jederseits am unteren Ende der Luftröhre der männlichen Rauchfußhühner befindet, fehlt hier, die Blinddärme, obgleich lang, sind doch weit kürzer als bei jenen, die Nieren dagegen mehr in die Länge gezogen und hinterwärts weit weniger entfernt als dort.
Mit Ausnahme des hohen Nordens bewohnen die Feldhühner alle Länder der alten Welt und alle Gegenden vom Meeresgestade an bis zu den bedeutendsten Berghöhen empor. Jhrem Namen entsprechend bevorzugt die große Mehrzahl allerdings offene, waldlose Stellen; demungeachtet gibt es viele, welche gerade in Waldungen sich ansiedeln und hier ebenso versteckt leben, wie irgend ein anderes Huhn.
Jn ihrem Wesen zeichnen sich die Feldhühner in mancher Hinsicht aus. Sie sind behender und gewandter als viele ihrer Ordnungsverwandten, fliegen zwar etwas schwer, aber doch noch ziemlich rasch, wenn auch selten hoch und weit, laufen ganz vorzüglich und verstehen sogar in einem gewissen Grade zu klettern, d. h. sich auf abschüssigen Felswänden mit einer Fertigkeit zu bewegen, welche in Erstaunen setzt; alle aber vermeiden es soviel als möglich, sich auf Bäumen niederzulassen, und die wenigen, welche bäumen, gehören entschieden zu den Ausnahmen. Hinsichtlich der geistigen Fähig- keiten scheinen sie wenigstens die Rauchfußhühner zu übertreffen. Sie sind scharfsinnig und verhältniß- mäßig klug, fügen sich leicht in die verschiedensten Verhältnisse, zeigen eine gewisse List, wenn es gilt, Gefahren auszuweichen, andererseits auch wieder Muth und Kampflust, und bekunden viele Eigenschaften, welche uns ansprechen. Soviel bis jetzt bekannt, leben alle unserer Familie angehörigen Arten in Einweibigkeit, die meisten wohl auch in sehr treuer Ehe, während einzelne freilich sich vom Pfade der Tugend ablocken und durch ein ihnen vorkommendes Weibchen zur Untreue gegen die gewählte Gattin verleiten lassen. Am Brutgeschäfte nehmen die Männchen keinen Theil; wohl aber bekümmern sie sich später angelegentlich um ihre Jungen. Die Henne legt eine große Anzahl einfarbiger oder auf lichtgilblichem und bräunlichem Grunde dunkel gefleckte Eier in ein einfaches Nest und erweist sich ihren Küchlein als treue, aufopfernde Mutter. Während der Brutzeit lebt jedes Paar für sich, erobert sich ein Gebiet und vertheidigt dieses gegen andere derselben Art, auch wohl gegen fremdartige Eindringlinge. Nachdem die Jungen erwachsen sind, schlagen sich oft mehrere Familien in zahlreiche Ketten zusammen.
Hinsichtlich der Nahrung unterscheiden sich die Feldhühner insofern von den Rauchfußhühnern, als sie fast nur zarte Stoffe verzehren, pflanzliche wie thierische. Von Kiefernadeln und ähnlichem schlechten Futter, wie das Auerhuhn, lebt gewiß kein Mitglied dieser Familie; alle Arten jagen aber den verschiedensten Kerbthieren und deren Larven eifrig nach, und die meisten scheinen Körnern andere Pflanzentheile, namentlich Blätter und dergleichen, vorzuziehen.
Allgemeines.
vierte Schwinge die längſte zu ſein pflegt, iſt ebenfalls noch ſehr kurz und abgerundet, aber nicht mehr ſo gewölbt, wie bei den Rauchfußhühnern, der aus zwölf bis ſechszehn Federn beſtehende Schwanz immer kurz. Der Schnabel pflegt verhältnißmäßig geſtreckt zu ſein, wölbt ſich auf der Firſte nur mäßig und iſt ſeitlich nicht zuſammengedrückt. Der Lauf wird oft durch einen, auch wohl durch zwei Sporen bewehrt. Um das Auge findet ſich zuweilen, jedoch nicht immer, eine nackte Stelle, ausnahms- weiſe iſt auch wohl ein Kehlfeld unbefiedert; dagegen fehlen die für die Rauchfußhühner ſo bezeichnenden Brauenwülſte ſtets. Das Gefieder liegt meiſtens ziemlich glatt an; ſeine Färbung unterſcheidet die Geſchlechter gewöhnlich nicht.
Nach den Unterſuchungen von Nitzſch unterſcheiden ſich die Feldhühner von ihren nächſten Ver- wandten, den Rauchfußhühnern, vorzüglich durch Folgendes. Der Vorderarm iſt meiſt oder immer etwas kürzer als der Oberarm, das Becken eben ſo ſchmal und länglich wie bei den meiſten verwandten Familien und hat nicht jene auffallende Breite und Flachheit, welche die der Rauchfußhühner aus- zeichnet; der Dorn am Seitenrande jedes Darmbeines, welcher letzteren fehlt, iſt hier deutlich und zumal bei den Frankolinen ausnehmend entwickelt, der Oberſchenkelknochen markig und nicht luft- führend. Die Schwanzwirbel ſind in Gemäßheit der Kürze und Schwäche der Schwanzfedern ſehr ſchwach und viel kleiner als bei den Rauchfußhühnern. Die ſonderbare gallertartige Maſſe, welche ſich jederſeits am unteren Ende der Luftröhre der männlichen Rauchfußhühner befindet, fehlt hier, die Blinddärme, obgleich lang, ſind doch weit kürzer als bei jenen, die Nieren dagegen mehr in die Länge gezogen und hinterwärts weit weniger entfernt als dort.
Mit Ausnahme des hohen Nordens bewohnen die Feldhühner alle Länder der alten Welt und alle Gegenden vom Meeresgeſtade an bis zu den bedeutendſten Berghöhen empor. Jhrem Namen entſprechend bevorzugt die große Mehrzahl allerdings offene, waldloſe Stellen; demungeachtet gibt es viele, welche gerade in Waldungen ſich anſiedeln und hier ebenſo verſteckt leben, wie irgend ein anderes Huhn.
Jn ihrem Weſen zeichnen ſich die Feldhühner in mancher Hinſicht aus. Sie ſind behender und gewandter als viele ihrer Ordnungsverwandten, fliegen zwar etwas ſchwer, aber doch noch ziemlich raſch, wenn auch ſelten hoch und weit, laufen ganz vorzüglich und verſtehen ſogar in einem gewiſſen Grade zu klettern, d. h. ſich auf abſchüſſigen Felswänden mit einer Fertigkeit zu bewegen, welche in Erſtaunen ſetzt; alle aber vermeiden es ſoviel als möglich, ſich auf Bäumen niederzulaſſen, und die wenigen, welche bäumen, gehören entſchieden zu den Ausnahmen. Hinſichtlich der geiſtigen Fähig- keiten ſcheinen ſie wenigſtens die Rauchfußhühner zu übertreffen. Sie ſind ſcharfſinnig und verhältniß- mäßig klug, fügen ſich leicht in die verſchiedenſten Verhältniſſe, zeigen eine gewiſſe Liſt, wenn es gilt, Gefahren auszuweichen, andererſeits auch wieder Muth und Kampfluſt, und bekunden viele Eigenſchaften, welche uns anſprechen. Soviel bis jetzt bekannt, leben alle unſerer Familie angehörigen Arten in Einweibigkeit, die meiſten wohl auch in ſehr treuer Ehe, während einzelne freilich ſich vom Pfade der Tugend ablocken und durch ein ihnen vorkommendes Weibchen zur Untreue gegen die gewählte Gattin verleiten laſſen. Am Brutgeſchäfte nehmen die Männchen keinen Theil; wohl aber bekümmern ſie ſich ſpäter angelegentlich um ihre Jungen. Die Henne legt eine große Anzahl einfarbiger oder auf lichtgilblichem und bräunlichem Grunde dunkel gefleckte Eier in ein einfaches Neſt und erweiſt ſich ihren Küchlein als treue, aufopfernde Mutter. Während der Brutzeit lebt jedes Paar für ſich, erobert ſich ein Gebiet und vertheidigt dieſes gegen andere derſelben Art, auch wohl gegen fremdartige Eindringlinge. Nachdem die Jungen erwachſen ſind, ſchlagen ſich oft mehrere Familien in zahlreiche Ketten zuſammen.
Hinſichtlich der Nahrung unterſcheiden ſich die Feldhühner inſofern von den Rauchfußhühnern, als ſie faſt nur zarte Stoffe verzehren, pflanzliche wie thieriſche. Von Kiefernadeln und ähnlichem ſchlechten Futter, wie das Auerhuhn, lebt gewiß kein Mitglied dieſer Familie; alle Arten jagen aber den verſchiedenſten Kerbthieren und deren Larven eifrig nach, und die meiſten ſcheinen Körnern andere Pflanzentheile, namentlich Blätter und dergleichen, vorzuziehen.
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Allgemeines.
vierte Schwinge die längſte zu ſein pflegt, iſt ebenfalls noch ſehr kurz und abgerundet, aber nicht mehr
ſo gewölbt, wie bei den Rauchfußhühnern, der aus zwölf bis ſechszehn Federn beſtehende Schwanz
immer kurz. Der Schnabel pflegt verhältnißmäßig geſtreckt zu ſein, wölbt ſich auf der Firſte nur
mäßig und iſt ſeitlich nicht zuſammengedrückt. Der Lauf wird oft durch einen, auch wohl durch zwei
Sporen bewehrt. Um das Auge findet ſich zuweilen, jedoch nicht immer, eine nackte Stelle, ausnahms-
weiſe iſt auch wohl ein Kehlfeld unbefiedert; dagegen fehlen die für die Rauchfußhühner ſo bezeichnenden
Brauenwülſte ſtets. Das Gefieder liegt meiſtens ziemlich glatt an; ſeine Färbung unterſcheidet die
Geſchlechter gewöhnlich nicht.
Nach den Unterſuchungen von Nitzſch unterſcheiden ſich die Feldhühner von ihren nächſten Ver-
wandten, den Rauchfußhühnern, vorzüglich durch Folgendes. Der Vorderarm iſt meiſt oder immer
etwas kürzer als der Oberarm, das Becken eben ſo ſchmal und länglich wie bei den meiſten verwandten
Familien und hat nicht jene auffallende Breite und Flachheit, welche die der Rauchfußhühner aus-
zeichnet; der Dorn am Seitenrande jedes Darmbeines, welcher letzteren fehlt, iſt hier deutlich und
zumal bei den Frankolinen ausnehmend entwickelt, der Oberſchenkelknochen markig und nicht luft-
führend. Die Schwanzwirbel ſind in Gemäßheit der Kürze und Schwäche der Schwanzfedern ſehr
ſchwach und viel kleiner als bei den Rauchfußhühnern. Die ſonderbare gallertartige Maſſe, welche
ſich jederſeits am unteren Ende der Luftröhre der männlichen Rauchfußhühner befindet, fehlt hier, die
Blinddärme, obgleich lang, ſind doch weit kürzer als bei jenen, die Nieren dagegen mehr in die Länge
gezogen und hinterwärts weit weniger entfernt als dort.
Mit Ausnahme des hohen Nordens bewohnen die Feldhühner alle Länder der alten Welt und
alle Gegenden vom Meeresgeſtade an bis zu den bedeutendſten Berghöhen empor. Jhrem Namen
entſprechend bevorzugt die große Mehrzahl allerdings offene, waldloſe Stellen; demungeachtet gibt
es viele, welche gerade in Waldungen ſich anſiedeln und hier ebenſo verſteckt leben, wie irgend ein
anderes Huhn.
Jn ihrem Weſen zeichnen ſich die Feldhühner in mancher Hinſicht aus. Sie ſind behender und
gewandter als viele ihrer Ordnungsverwandten, fliegen zwar etwas ſchwer, aber doch noch ziemlich
raſch, wenn auch ſelten hoch und weit, laufen ganz vorzüglich und verſtehen ſogar in einem gewiſſen
Grade zu klettern, d. h. ſich auf abſchüſſigen Felswänden mit einer Fertigkeit zu bewegen, welche in
Erſtaunen ſetzt; alle aber vermeiden es ſoviel als möglich, ſich auf Bäumen niederzulaſſen, und die
wenigen, welche bäumen, gehören entſchieden zu den Ausnahmen. Hinſichtlich der geiſtigen Fähig-
keiten ſcheinen ſie wenigſtens die Rauchfußhühner zu übertreffen. Sie ſind ſcharfſinnig und verhältniß-
mäßig klug, fügen ſich leicht in die verſchiedenſten Verhältniſſe, zeigen eine gewiſſe Liſt, wenn es
gilt, Gefahren auszuweichen, andererſeits auch wieder Muth und Kampfluſt, und bekunden viele
Eigenſchaften, welche uns anſprechen. Soviel bis jetzt bekannt, leben alle unſerer Familie
angehörigen Arten in Einweibigkeit, die meiſten wohl auch in ſehr treuer Ehe, während einzelne
freilich ſich vom Pfade der Tugend ablocken und durch ein ihnen vorkommendes Weibchen zur
Untreue gegen die gewählte Gattin verleiten laſſen. Am Brutgeſchäfte nehmen die Männchen
keinen Theil; wohl aber bekümmern ſie ſich ſpäter angelegentlich um ihre Jungen. Die Henne legt
eine große Anzahl einfarbiger oder auf lichtgilblichem und bräunlichem Grunde dunkel gefleckte
Eier in ein einfaches Neſt und erweiſt ſich ihren Küchlein als treue, aufopfernde Mutter. Während
der Brutzeit lebt jedes Paar für ſich, erobert ſich ein Gebiet und vertheidigt dieſes gegen andere
derſelben Art, auch wohl gegen fremdartige Eindringlinge. Nachdem die Jungen erwachſen ſind,
ſchlagen ſich oft mehrere Familien in zahlreiche Ketten zuſammen.
Hinſichtlich der Nahrung unterſcheiden ſich die Feldhühner inſofern von den Rauchfußhühnern,
als ſie faſt nur zarte Stoffe verzehren, pflanzliche wie thieriſche. Von Kiefernadeln und ähnlichem
ſchlechten Futter, wie das Auerhuhn, lebt gewiß kein Mitglied dieſer Familie; alle Arten jagen
aber den verſchiedenſten Kerbthieren und deren Larven eifrig nach, und die meiſten ſcheinen Körnern
andere Pflanzentheile, namentlich Blätter und dergleichen, vorzuziehen.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/411>, abgerufen am 21.11.2024.
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