"Wie ihre Verwandte, nährt sich auch die Helmwachtel vorzugsweise von Sämereien und Früchten, obschon Kerbthiere einen nicht geringen Theil ihrer Aeßung ausmachen. Sämereien aller denkbaren Grasarten, Beeren der verschiedensten Art, Trauben u. dgl., Heuschrecken, Käfer, Fliegen und andere Kerbthiere, Alles findet man in ihren Kröpfen, und zweifelsohne werden sie, wenn Arizona angebaut sein wird, Weizen, Roggen und anderes Getreide auch nicht verschmähen. Jn den ersten Frühlingsmonaten fressen sie gern die Weidenknospen, und dann bekommt ihr Fleisch einen bittern Beigeschmack."
"Jch habe drei verschiedene Laute von der Helmwachtel vernommen. Der erste, der gewöhn- liche Ruf, welcher bei jeder Gelegenheit ausgestoßen wird, ebensowohl um das Volk zusammenzu- halten, oder um es zu warnen, ist ein einfaches, klares, wohllautendes, zuweilen unzählige Male wiederholtes "Tsching, tsching", der zweite Laut ein klares, kräftiges Pfeifen, welches in meinem Ohre wie die Silben "Kilink" tönte: diesen Ruf vernimmt man während der Paarungszeit, wenn das Männchen um die Gunst des Weibchens wirbt; der dritte Laut, ein im hohen Grade klangloser Ruf, wird, wie ich glaube, nur vom Männchen ausgestoßen und, meiner Meinung nach, auch blos dann, wenn das Weibchen brütet oder seine Küchlein führt: ihn vernimmt man namentlich bei Sonnenauf- und Sonnenniedergang. Das Männchen pflegt dabei auf den Kronenzweigen eines Eichen- oder Weidenbusches zu sitzen, streckt den Hals lang aus, läßt die Flügel hängen und schreit nun seine rauhen, kräftigen Kehltöne in den Wald hinein."
"Die zierliche Kopfhaube, welche so wesentlich zum Schmucke dieser Art beiträgt, bildet sich schon in frühester Zeit aus; denn man bemerkt sie bereits bei Küchlein, welche nur wenige Tage alt sind. Bei ihnen besteht sie freilich nur aus einem kleinen, kurzen Busche von drei oder vier Federn, welche eher braun als schwarz, gegen ihre Spitze nicht verbreitert und gerade aufgerichtet sind. Erst wenn der Vogel vollkommen flügge ist, richtet sie sich vorwärts. Die Anzahl der Federn, aus welcher sie besteht, schwankt erheblich. Zuweilen wird sie von einer einzigen und dann wiederum von acht bis zehn Federn gebildet. -- Unmittelbar nach der Fortpflanzung tritt die Mauser ein; sie aber geht so langsam und allmählich vor sich, daß ich höchst selten ein Stück geschossen habe, welches zum Ausstopfen unbrauchbar gewesen wäre. Auch die Helmfedern werden nur nach und nach gewechselt, sodaß man kaum einen Vogel ohne diesen prächtigen Kopfschmuck findet."
"Die Jagd der Helmwachtel ist schwieriger als die der Baumwachtel. Sie erhebt sich zwar nicht plötzlich, fliegt auch nicht schneller als jene; aber wenn ein Volk aufgestanden ist und ein oder zwei Stück von ihnen erlegt worden sind, hält es überaus schwer, noch einen dritten Schuß anzu- bringen. Sie liegen, gewisse Umstände ausgenommen, sehr schlecht, und wenn sie aufgescheucht wurden und wieder einfallen, drücken sie sich oft, ohne sich wieder aufscheuchen zu lassen, oder laufen so schnell und so weit als nur möglich, sodaß man sie, wenn es überhaupt geschieht, erst in ziemlicher Ent- fernung von der Einfallsstelle wieder findet. Jhre Gewohnheit, sich laufend davon zu stehlen, ermüdet nicht blos den Jäger, sondern auch den Hund in so hohem Grade, daß selbst der am besten abgerichtete wenig oder gar nicht nutzen kann. Freilich bietet sich dem Schützen oft Gelegenheit, auf das laufende Huhn einen Schuß anzubringen: aber welcher Waidmann würde wohl in dieser ruhm- losen Weise seine Jagdtasche mit einem so edlen Wilde zu füllen suchen! Der Flug ist überraschend schnell und kräftig, stets eben und geradeaus, sodaß es dem geübten Schützen nicht eben schwer hält, sie zu erlegen."
Jm Jahre 1852 wurden sechs Paar Schopfwachteln von Hrn. Deschamps in Frankreich ein- geführt. Schon im folgenden Jahre erzielte man von ihnen Nachkommenschaft, und später zogen die Herren Pomme, von Rothschild und Saulnier viele Junge. Jm Frühlinge des Jahres 1858 ließ Deschamps zwei Paar auf einer geeigneten Oertlichkeit frei und bemerkte zu seiner Freude schon im Juni, daß sie eine zahlreiche Familie um sich hatten. Andere Versuche sielen ebenfalls günstig aus. Trotzdem scheint die Angelegenheit in Frankreich nicht mit dem nöthigen Eifer und der genügenden Sachkenntniß betrieben worden zu sein. Dies geht unter Anderem aus einer Angabe
Brehm, Thierleben. IV. 27
Schopf- und Helmwachtel.
„Wie ihre Verwandte, nährt ſich auch die Helmwachtel vorzugsweiſe von Sämereien und Früchten, obſchon Kerbthiere einen nicht geringen Theil ihrer Aeßung ausmachen. Sämereien aller denkbaren Grasarten, Beeren der verſchiedenſten Art, Trauben u. dgl., Heuſchrecken, Käfer, Fliegen und andere Kerbthiere, Alles findet man in ihren Kröpfen, und zweifelsohne werden ſie, wenn Arizona angebaut ſein wird, Weizen, Roggen und anderes Getreide auch nicht verſchmähen. Jn den erſten Frühlingsmonaten freſſen ſie gern die Weidenknospen, und dann bekommt ihr Fleiſch einen bittern Beigeſchmack.“
„Jch habe drei verſchiedene Laute von der Helmwachtel vernommen. Der erſte, der gewöhn- liche Ruf, welcher bei jeder Gelegenheit ausgeſtoßen wird, ebenſowohl um das Volk zuſammenzu- halten, oder um es zu warnen, iſt ein einfaches, klares, wohllautendes, zuweilen unzählige Male wiederholtes „Tſching, tſching“, der zweite Laut ein klares, kräftiges Pfeifen, welches in meinem Ohre wie die Silben „Kilink“ tönte: dieſen Ruf vernimmt man während der Paarungszeit, wenn das Männchen um die Gunſt des Weibchens wirbt; der dritte Laut, ein im hohen Grade klangloſer Ruf, wird, wie ich glaube, nur vom Männchen ausgeſtoßen und, meiner Meinung nach, auch blos dann, wenn das Weibchen brütet oder ſeine Küchlein führt: ihn vernimmt man namentlich bei Sonnenauf- und Sonnenniedergang. Das Männchen pflegt dabei auf den Kronenzweigen eines Eichen- oder Weidenbuſches zu ſitzen, ſtreckt den Hals lang aus, läßt die Flügel hängen und ſchreit nun ſeine rauhen, kräftigen Kehltöne in den Wald hinein.“
„Die zierliche Kopfhaube, welche ſo weſentlich zum Schmucke dieſer Art beiträgt, bildet ſich ſchon in früheſter Zeit aus; denn man bemerkt ſie bereits bei Küchlein, welche nur wenige Tage alt ſind. Bei ihnen beſteht ſie freilich nur aus einem kleinen, kurzen Buſche von drei oder vier Federn, welche eher braun als ſchwarz, gegen ihre Spitze nicht verbreitert und gerade aufgerichtet ſind. Erſt wenn der Vogel vollkommen flügge iſt, richtet ſie ſich vorwärts. Die Anzahl der Federn, aus welcher ſie beſteht, ſchwankt erheblich. Zuweilen wird ſie von einer einzigen und dann wiederum von acht bis zehn Federn gebildet. — Unmittelbar nach der Fortpflanzung tritt die Mauſer ein; ſie aber geht ſo langſam und allmählich vor ſich, daß ich höchſt ſelten ein Stück geſchoſſen habe, welches zum Ausſtopfen unbrauchbar geweſen wäre. Auch die Helmfedern werden nur nach und nach gewechſelt, ſodaß man kaum einen Vogel ohne dieſen prächtigen Kopfſchmuck findet.“
„Die Jagd der Helmwachtel iſt ſchwieriger als die der Baumwachtel. Sie erhebt ſich zwar nicht plötzlich, fliegt auch nicht ſchneller als jene; aber wenn ein Volk aufgeſtanden iſt und ein oder zwei Stück von ihnen erlegt worden ſind, hält es überaus ſchwer, noch einen dritten Schuß anzu- bringen. Sie liegen, gewiſſe Umſtände ausgenommen, ſehr ſchlecht, und wenn ſie aufgeſcheucht wurden und wieder einfallen, drücken ſie ſich oft, ohne ſich wieder aufſcheuchen zu laſſen, oder laufen ſo ſchnell und ſo weit als nur möglich, ſodaß man ſie, wenn es überhaupt geſchieht, erſt in ziemlicher Ent- fernung von der Einfallsſtelle wieder findet. Jhre Gewohnheit, ſich laufend davon zu ſtehlen, ermüdet nicht blos den Jäger, ſondern auch den Hund in ſo hohem Grade, daß ſelbſt der am beſten abgerichtete wenig oder gar nicht nutzen kann. Freilich bietet ſich dem Schützen oft Gelegenheit, auf das laufende Huhn einen Schuß anzubringen: aber welcher Waidmann würde wohl in dieſer ruhm- loſen Weiſe ſeine Jagdtaſche mit einem ſo edlen Wilde zu füllen ſuchen! Der Flug iſt überraſchend ſchnell und kräftig, ſtets eben und geradeaus, ſodaß es dem geübten Schützen nicht eben ſchwer hält, ſie zu erlegen.“
Jm Jahre 1852 wurden ſechs Paar Schopfwachteln von Hrn. Deschamps in Frankreich ein- geführt. Schon im folgenden Jahre erzielte man von ihnen Nachkommenſchaft, und ſpäter zogen die Herren Pomme, von Rothſchild und Saulnier viele Junge. Jm Frühlinge des Jahres 1858 ließ Deschamps zwei Paar auf einer geeigneten Oertlichkeit frei und bemerkte zu ſeiner Freude ſchon im Juni, daß ſie eine zahlreiche Familie um ſich hatten. Andere Verſuche ſielen ebenfalls günſtig aus. Trotzdem ſcheint die Angelegenheit in Frankreich nicht mit dem nöthigen Eifer und der genügenden Sachkenntniß betrieben worden zu ſein. Dies geht unter Anderem aus einer Angabe
Brehm, Thierleben. IV. 27
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[417/0445]
Schopf- und Helmwachtel.
„Wie ihre Verwandte, nährt ſich auch die Helmwachtel vorzugsweiſe von Sämereien und
Früchten, obſchon Kerbthiere einen nicht geringen Theil ihrer Aeßung ausmachen. Sämereien aller
denkbaren Grasarten, Beeren der verſchiedenſten Art, Trauben u. dgl., Heuſchrecken, Käfer, Fliegen
und andere Kerbthiere, Alles findet man in ihren Kröpfen, und zweifelsohne werden ſie, wenn Arizona
angebaut ſein wird, Weizen, Roggen und anderes Getreide auch nicht verſchmähen. Jn den erſten
Frühlingsmonaten freſſen ſie gern die Weidenknospen, und dann bekommt ihr Fleiſch einen bittern
Beigeſchmack.“
„Jch habe drei verſchiedene Laute von der Helmwachtel vernommen. Der erſte, der gewöhn-
liche Ruf, welcher bei jeder Gelegenheit ausgeſtoßen wird, ebenſowohl um das Volk zuſammenzu-
halten, oder um es zu warnen, iſt ein einfaches, klares, wohllautendes, zuweilen unzählige Male
wiederholtes „Tſching, tſching“, der zweite Laut ein klares, kräftiges Pfeifen, welches in meinem
Ohre wie die Silben „Kilink“ tönte: dieſen Ruf vernimmt man während der Paarungszeit, wenn
das Männchen um die Gunſt des Weibchens wirbt; der dritte Laut, ein im hohen Grade klangloſer
Ruf, wird, wie ich glaube, nur vom Männchen ausgeſtoßen und, meiner Meinung nach, auch blos
dann, wenn das Weibchen brütet oder ſeine Küchlein führt: ihn vernimmt man namentlich
bei Sonnenauf- und Sonnenniedergang. Das Männchen pflegt dabei auf den Kronenzweigen eines
Eichen- oder Weidenbuſches zu ſitzen, ſtreckt den Hals lang aus, läßt die Flügel hängen und ſchreit
nun ſeine rauhen, kräftigen Kehltöne in den Wald hinein.“
„Die zierliche Kopfhaube, welche ſo weſentlich zum Schmucke dieſer Art beiträgt, bildet ſich
ſchon in früheſter Zeit aus; denn man bemerkt ſie bereits bei Küchlein, welche nur wenige Tage alt
ſind. Bei ihnen beſteht ſie freilich nur aus einem kleinen, kurzen Buſche von drei oder vier Federn,
welche eher braun als ſchwarz, gegen ihre Spitze nicht verbreitert und gerade aufgerichtet ſind. Erſt
wenn der Vogel vollkommen flügge iſt, richtet ſie ſich vorwärts. Die Anzahl der Federn, aus welcher
ſie beſteht, ſchwankt erheblich. Zuweilen wird ſie von einer einzigen und dann wiederum von acht
bis zehn Federn gebildet. — Unmittelbar nach der Fortpflanzung tritt die Mauſer ein; ſie aber
geht ſo langſam und allmählich vor ſich, daß ich höchſt ſelten ein Stück geſchoſſen habe, welches zum
Ausſtopfen unbrauchbar geweſen wäre. Auch die Helmfedern werden nur nach und nach gewechſelt,
ſodaß man kaum einen Vogel ohne dieſen prächtigen Kopfſchmuck findet.“
„Die Jagd der Helmwachtel iſt ſchwieriger als die der Baumwachtel. Sie erhebt ſich zwar
nicht plötzlich, fliegt auch nicht ſchneller als jene; aber wenn ein Volk aufgeſtanden iſt und ein oder
zwei Stück von ihnen erlegt worden ſind, hält es überaus ſchwer, noch einen dritten Schuß anzu-
bringen. Sie liegen, gewiſſe Umſtände ausgenommen, ſehr ſchlecht, und wenn ſie aufgeſcheucht wurden
und wieder einfallen, drücken ſie ſich oft, ohne ſich wieder aufſcheuchen zu laſſen, oder laufen ſo ſchnell
und ſo weit als nur möglich, ſodaß man ſie, wenn es überhaupt geſchieht, erſt in ziemlicher Ent-
fernung von der Einfallsſtelle wieder findet. Jhre Gewohnheit, ſich laufend davon zu ſtehlen,
ermüdet nicht blos den Jäger, ſondern auch den Hund in ſo hohem Grade, daß ſelbſt der am beſten
abgerichtete wenig oder gar nicht nutzen kann. Freilich bietet ſich dem Schützen oft Gelegenheit, auf
das laufende Huhn einen Schuß anzubringen: aber welcher Waidmann würde wohl in dieſer ruhm-
loſen Weiſe ſeine Jagdtaſche mit einem ſo edlen Wilde zu füllen ſuchen! Der Flug iſt überraſchend
ſchnell und kräftig, ſtets eben und geradeaus, ſodaß es dem geübten Schützen nicht eben ſchwer hält,
ſie zu erlegen.“
Jm Jahre 1852 wurden ſechs Paar Schopfwachteln von Hrn. Deschamps in Frankreich ein-
geführt. Schon im folgenden Jahre erzielte man von ihnen Nachkommenſchaft, und ſpäter zogen die
Herren Pomme, von Rothſchild und Saulnier viele Junge. Jm Frühlinge des Jahres 1858
ließ Deschamps zwei Paar auf einer geeigneten Oertlichkeit frei und bemerkte zu ſeiner Freude
ſchon im Juni, daß ſie eine zahlreiche Familie um ſich hatten. Andere Verſuche ſielen ebenfalls
günſtig aus. Trotzdem ſcheint die Angelegenheit in Frankreich nicht mit dem nöthigen Eifer und der
genügenden Sachkenntniß betrieben worden zu ſein. Dies geht unter Anderem aus einer Angabe
Brehm, Thierleben. IV. 27
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/445>, abgerufen am 21.11.2024.
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