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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Die Läufer. Scharrvögel Baumhühner.
von Bussiere de Nercy hervor, welche, obgleich sie zur Aufmunterung und Nachahmung erwecken
soll, eben nur beweist, daß die Sache falsch angegriffen wurde. Baron von Freyberg, welcher bis
jetzt die günstigsten Ergebnisse erzielt hat, äußert sich hierüber wie folgt: "Jn einem Zeitraume von
drei Jahren, 1863, 1864 bis 1865, wurde eine Anzahl von 732 Stück Eiern erzielt, diese stief-
mütterlich von Haushennen bebrütet und nur 154 Junge großgezogen. Der Verlust beläuft sich auf
die auffallende Höhe von 578 Stück. Es wird nicht bemerkt, wie stark die Anzahl von Weibchen
war, von denen die Eier gewonnen wurden, und gerade in jener Anzahl ist wahrscheinlich die Ursache
der vielen unfruchtbaren Eier zu finden. Auch von Mutterbruten ist Nichts zu lesen; diese aber sind
die Grundlagen der Züchtung."

"Da durch genaue Angabe der Verluste bei Manchem gerechte Bedenken statt Aufmunterung
hervorgerufen werden möchten, so wird ebenfalls hier eine Liste der Ergebnisse in gleicher Weise wie
oben vorgelegt, mit dem besondern Bemerken, daß diese Versuche mitten in Deutschland unternommen
und mit deutscher Pünktlichkeit und Ausdauer zum glücklichsten Ausgange gebracht wurden. Die
Aufgabe war, von eingeführten Schopfwachteln die Züchtungsfähigkeit im Gefangenleben nachzu-
weisen, ferner darzuthun, ob die in Züchtung gewonnenen Jungen das nächste Jahr als züchtungs-
fähig sich bewährten, und endlich, ob die Nachkommen der ersten Jungen ebenfalls züchtungsfähig
wären. Nicht nur alle jene Versuche glückten vollkommen, sondern die Vögel wurden dahin gebracht,
daß ein Paar sogar zwei Bruten ins Leben rief und groß zog, sodaß im ersten Jahre von zwei Paar
Mutterbruten neununddreißig Junge erzielt wurden. Jm zweiten Jahre kam ein Männchen und
ein Weibchen, Sohn und Tochter der vorjährigen, zur Züchtung, erzeugten eine Brut von siebzehn
Jungen, und auch diese wurden großgezogen. Jm dritten Jahre kamen Enkel zur Zucht, ebenfalls
Bruder und Schwester; auch hier glückte Alles: eine Mutterbrut mit dreizehn Jungen wurde
aufgezogen. Ein derartiges Verfahren muß einen so tüchtigen Untergrund legen, daß mit Leichtigkeit
eine Züchtung von beliebiger Ausdehnung darauf aufgebaut werden kann." Aus der Liste, welche
Freyberg aufgestellt hat, ersehen wir, daß in den drei Jahren von drei Männchen und vier Weibchen
in fünf Bruten siebenundsiebzig Eier erzeugt, von diesen neunundsechzig Junge ausgebracht und diese
sämmtlich großgezogen wurden. Die früheren Mittheilungen Freyberg's sind sehr anziehend. Dieser
Forscher kaufte im März 1863 schlecht gehaltene kalifornische Wachteln, brachte sie in einen entsprechenden
Zuchtkäfig und fand sehr bald Eier in demselben. Die ersten wurden hier und da abgelegt; aber die
Henne ging nicht ans Brüten, sodaß etwa fünfundzwanzig Eier einer Haushenne untergelegt werden
mußten. Vier Tage nach Wegnahme der Eier wurde beobachtet, daß die Schopfwachtelhenne an
einem verborgenen Platze bereits wieder vier Eier gelegt hatte; sie fuhr im Legen fort, und als das
Nest vierzehn Eier enthielt, begann sie zu brüten. Nunmehr erst ging sie daran, das Nest zierlich zu
ordnen. Es war zwar nicht kunstgerecht, sondern nur aus den in allernächster Nähe liegenden
Gräsern und Hälmchen nachlässig zusammengebaut, aber doch entsprechend vertieft. Nach einund-
zwanzig Tagen schlüpften von den vierzehn Eiern zwölf Junge aus, wurden von den Eltern geführt,
bäumten mit dem neunten Tage und schliefen am sechszehnten bereits wie die Eltern auf hohen Punkten
der Bäumchen. Neunzehn Tage nach ihrer Geburt begann die Henne nochmals zu legen, und als
sie es bis auf sechszehn Stück gebracht, zu brüten. Alle diese Eier kamen aus. Die Beobachtung
ergab, daß das Nest in einer Vertiefung der Erde, wenn möglich unter vorspringenden Wurzeln
angebracht und aus Mos, Hälmchen und Blättern kunstlos gebaut wurde, daß die Henne regel-
mäßig gegen Mittag legte, allein brütete, aber von dem Hahne bewacht und von jedem Vorgange
unterrichtet wurde, daß sie es nicht leiden mochte, wenn man ein Ei berührte, ja selbst, wenn ein
kleiner Vogel in der Nähe des Nestes betroffen worden war, erst mehrere Male ums Nest ging und
die Eier sorgfältig betrachtete, bevor sie sich wieder zum Brüten niederließ.

Minder günstig waren die Ergebnisse, wenn die Eier Haushennen untergelegt wurden. Diese
zerdrückten viele von den Eiern oder auch selbst die schon ausgeschlüpften Jungen, fraßen jene und
diese, führten nicht ordentlich, kurz, erwiesen sich als wenig brauchbar. "Bei der außerordentlichen

Die Läufer. Scharrvögel Baumhühner.
von Buſſière de Nercy hervor, welche, obgleich ſie zur Aufmunterung und Nachahmung erwecken
ſoll, eben nur beweiſt, daß die Sache falſch angegriffen wurde. Baron von Freyberg, welcher bis
jetzt die günſtigſten Ergebniſſe erzielt hat, äußert ſich hierüber wie folgt: „Jn einem Zeitraume von
drei Jahren, 1863, 1864 bis 1865, wurde eine Anzahl von 732 Stück Eiern erzielt, dieſe ſtief-
mütterlich von Haushennen bebrütet und nur 154 Junge großgezogen. Der Verluſt beläuft ſich auf
die auffallende Höhe von 578 Stück. Es wird nicht bemerkt, wie ſtark die Anzahl von Weibchen
war, von denen die Eier gewonnen wurden, und gerade in jener Anzahl iſt wahrſcheinlich die Urſache
der vielen unfruchtbaren Eier zu finden. Auch von Mutterbruten iſt Nichts zu leſen; dieſe aber ſind
die Grundlagen der Züchtung.“

„Da durch genaue Angabe der Verluſte bei Manchem gerechte Bedenken ſtatt Aufmunterung
hervorgerufen werden möchten, ſo wird ebenfalls hier eine Liſte der Ergebniſſe in gleicher Weiſe wie
oben vorgelegt, mit dem beſondern Bemerken, daß dieſe Verſuche mitten in Deutſchland unternommen
und mit deutſcher Pünktlichkeit und Ausdauer zum glücklichſten Ausgange gebracht wurden. Die
Aufgabe war, von eingeführten Schopfwachteln die Züchtungsfähigkeit im Gefangenleben nachzu-
weiſen, ferner darzuthun, ob die in Züchtung gewonnenen Jungen das nächſte Jahr als züchtungs-
fähig ſich bewährten, und endlich, ob die Nachkommen der erſten Jungen ebenfalls züchtungsfähig
wären. Nicht nur alle jene Verſuche glückten vollkommen, ſondern die Vögel wurden dahin gebracht,
daß ein Paar ſogar zwei Bruten ins Leben rief und groß zog, ſodaß im erſten Jahre von zwei Paar
Mutterbruten neununddreißig Junge erzielt wurden. Jm zweiten Jahre kam ein Männchen und
ein Weibchen, Sohn und Tochter der vorjährigen, zur Züchtung, erzeugten eine Brut von ſiebzehn
Jungen, und auch dieſe wurden großgezogen. Jm dritten Jahre kamen Enkel zur Zucht, ebenfalls
Bruder und Schweſter; auch hier glückte Alles: eine Mutterbrut mit dreizehn Jungen wurde
aufgezogen. Ein derartiges Verfahren muß einen ſo tüchtigen Untergrund legen, daß mit Leichtigkeit
eine Züchtung von beliebiger Ausdehnung darauf aufgebaut werden kann.“ Aus der Liſte, welche
Freyberg aufgeſtellt hat, erſehen wir, daß in den drei Jahren von drei Männchen und vier Weibchen
in fünf Bruten ſiebenundſiebzig Eier erzeugt, von dieſen neunundſechzig Junge ausgebracht und dieſe
ſämmtlich großgezogen wurden. Die früheren Mittheilungen Freyberg’s ſind ſehr anziehend. Dieſer
Forſcher kaufte im März 1863 ſchlecht gehaltene kaliforniſche Wachteln, brachte ſie in einen entſprechenden
Zuchtkäfig und fand ſehr bald Eier in demſelben. Die erſten wurden hier und da abgelegt; aber die
Henne ging nicht ans Brüten, ſodaß etwa fünfundzwanzig Eier einer Haushenne untergelegt werden
mußten. Vier Tage nach Wegnahme der Eier wurde beobachtet, daß die Schopfwachtelhenne an
einem verborgenen Platze bereits wieder vier Eier gelegt hatte; ſie fuhr im Legen fort, und als das
Neſt vierzehn Eier enthielt, begann ſie zu brüten. Nunmehr erſt ging ſie daran, das Neſt zierlich zu
ordnen. Es war zwar nicht kunſtgerecht, ſondern nur aus den in allernächſter Nähe liegenden
Gräſern und Hälmchen nachläſſig zuſammengebaut, aber doch entſprechend vertieft. Nach einund-
zwanzig Tagen ſchlüpften von den vierzehn Eiern zwölf Junge aus, wurden von den Eltern geführt,
bäumten mit dem neunten Tage und ſchliefen am ſechszehnten bereits wie die Eltern auf hohen Punkten
der Bäumchen. Neunzehn Tage nach ihrer Geburt begann die Henne nochmals zu legen, und als
ſie es bis auf ſechszehn Stück gebracht, zu brüten. Alle dieſe Eier kamen aus. Die Beobachtung
ergab, daß das Neſt in einer Vertiefung der Erde, wenn möglich unter vorſpringenden Wurzeln
angebracht und aus Mos, Hälmchen und Blättern kunſtlos gebaut wurde, daß die Henne regel-
mäßig gegen Mittag legte, allein brütete, aber von dem Hahne bewacht und von jedem Vorgange
unterrichtet wurde, daß ſie es nicht leiden mochte, wenn man ein Ei berührte, ja ſelbſt, wenn ein
kleiner Vogel in der Nähe des Neſtes betroffen worden war, erſt mehrere Male ums Neſt ging und
die Eier ſorgfältig betrachtete, bevor ſie ſich wieder zum Brüten niederließ.

Minder günſtig waren die Ergebniſſe, wenn die Eier Haushennen untergelegt wurden. Dieſe
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dieſe, führten nicht ordentlich, kurz, erwieſen ſich als wenig brauchbar. „Bei der außerordentlichen

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[418/0446] Die Läufer. Scharrvögel Baumhühner. von Buſſière de Nercy hervor, welche, obgleich ſie zur Aufmunterung und Nachahmung erwecken ſoll, eben nur beweiſt, daß die Sache falſch angegriffen wurde. Baron von Freyberg, welcher bis jetzt die günſtigſten Ergebniſſe erzielt hat, äußert ſich hierüber wie folgt: „Jn einem Zeitraume von drei Jahren, 1863, 1864 bis 1865, wurde eine Anzahl von 732 Stück Eiern erzielt, dieſe ſtief- mütterlich von Haushennen bebrütet und nur 154 Junge großgezogen. Der Verluſt beläuft ſich auf die auffallende Höhe von 578 Stück. Es wird nicht bemerkt, wie ſtark die Anzahl von Weibchen war, von denen die Eier gewonnen wurden, und gerade in jener Anzahl iſt wahrſcheinlich die Urſache der vielen unfruchtbaren Eier zu finden. Auch von Mutterbruten iſt Nichts zu leſen; dieſe aber ſind die Grundlagen der Züchtung.“ „Da durch genaue Angabe der Verluſte bei Manchem gerechte Bedenken ſtatt Aufmunterung hervorgerufen werden möchten, ſo wird ebenfalls hier eine Liſte der Ergebniſſe in gleicher Weiſe wie oben vorgelegt, mit dem beſondern Bemerken, daß dieſe Verſuche mitten in Deutſchland unternommen und mit deutſcher Pünktlichkeit und Ausdauer zum glücklichſten Ausgange gebracht wurden. Die Aufgabe war, von eingeführten Schopfwachteln die Züchtungsfähigkeit im Gefangenleben nachzu- weiſen, ferner darzuthun, ob die in Züchtung gewonnenen Jungen das nächſte Jahr als züchtungs- fähig ſich bewährten, und endlich, ob die Nachkommen der erſten Jungen ebenfalls züchtungsfähig wären. Nicht nur alle jene Verſuche glückten vollkommen, ſondern die Vögel wurden dahin gebracht, daß ein Paar ſogar zwei Bruten ins Leben rief und groß zog, ſodaß im erſten Jahre von zwei Paar Mutterbruten neununddreißig Junge erzielt wurden. Jm zweiten Jahre kam ein Männchen und ein Weibchen, Sohn und Tochter der vorjährigen, zur Züchtung, erzeugten eine Brut von ſiebzehn Jungen, und auch dieſe wurden großgezogen. Jm dritten Jahre kamen Enkel zur Zucht, ebenfalls Bruder und Schweſter; auch hier glückte Alles: eine Mutterbrut mit dreizehn Jungen wurde aufgezogen. Ein derartiges Verfahren muß einen ſo tüchtigen Untergrund legen, daß mit Leichtigkeit eine Züchtung von beliebiger Ausdehnung darauf aufgebaut werden kann.“ Aus der Liſte, welche Freyberg aufgeſtellt hat, erſehen wir, daß in den drei Jahren von drei Männchen und vier Weibchen in fünf Bruten ſiebenundſiebzig Eier erzeugt, von dieſen neunundſechzig Junge ausgebracht und dieſe ſämmtlich großgezogen wurden. Die früheren Mittheilungen Freyberg’s ſind ſehr anziehend. Dieſer Forſcher kaufte im März 1863 ſchlecht gehaltene kaliforniſche Wachteln, brachte ſie in einen entſprechenden Zuchtkäfig und fand ſehr bald Eier in demſelben. Die erſten wurden hier und da abgelegt; aber die Henne ging nicht ans Brüten, ſodaß etwa fünfundzwanzig Eier einer Haushenne untergelegt werden mußten. Vier Tage nach Wegnahme der Eier wurde beobachtet, daß die Schopfwachtelhenne an einem verborgenen Platze bereits wieder vier Eier gelegt hatte; ſie fuhr im Legen fort, und als das Neſt vierzehn Eier enthielt, begann ſie zu brüten. Nunmehr erſt ging ſie daran, das Neſt zierlich zu ordnen. Es war zwar nicht kunſtgerecht, ſondern nur aus den in allernächſter Nähe liegenden Gräſern und Hälmchen nachläſſig zuſammengebaut, aber doch entſprechend vertieft. Nach einund- zwanzig Tagen ſchlüpften von den vierzehn Eiern zwölf Junge aus, wurden von den Eltern geführt, bäumten mit dem neunten Tage und ſchliefen am ſechszehnten bereits wie die Eltern auf hohen Punkten der Bäumchen. Neunzehn Tage nach ihrer Geburt begann die Henne nochmals zu legen, und als ſie es bis auf ſechszehn Stück gebracht, zu brüten. Alle dieſe Eier kamen aus. Die Beobachtung ergab, daß das Neſt in einer Vertiefung der Erde, wenn möglich unter vorſpringenden Wurzeln angebracht und aus Mos, Hälmchen und Blättern kunſtlos gebaut wurde, daß die Henne regel- mäßig gegen Mittag legte, allein brütete, aber von dem Hahne bewacht und von jedem Vorgange unterrichtet wurde, daß ſie es nicht leiden mochte, wenn man ein Ei berührte, ja ſelbſt, wenn ein kleiner Vogel in der Nähe des Neſtes betroffen worden war, erſt mehrere Male ums Neſt ging und die Eier ſorgfältig betrachtete, bevor ſie ſich wieder zum Brüten niederließ. Minder günſtig waren die Ergebniſſe, wenn die Eier Haushennen untergelegt wurden. Dieſe zerdrückten viele von den Eiern oder auch ſelbſt die ſchon ausgeſchlüpften Jungen, fraßen jene und dieſe, führten nicht ordentlich, kurz, erwieſen ſich als wenig brauchbar. „Bei der außerordentlichen

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/446>, abgerufen am 21.11.2024.