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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Die Läufer. Stelzvögel. Strandläufer.
Männchens, stürmen im dichtgeschlossenen Fluge nahe über dem Wasser fort und kehren, nachdem sie
wenige hundert Schritte durchmessen haben, wieder zurück und treiben es hier wie vorher.

Es ist nicht unwahrscheinlich, daß unser Vogel auch in südlicheren Gegenden, als man bisher
angenommen hat, brütet, da ich ihn noch im schönsten Hochzeitskleide in Egypten angetroffen habe;
doch hat man bis jetzt nur im Norden seine Nester aufgefunden. Diese unterscheiden sich nicht von
denen der Verwandten, bestehen nur aus einer flachen Vertiefung und enthalten vier stumpfe, birn-
förmige, auf grünlichem Grunde aschgrau gewölkte und darüber fein dunkelbraun gepunktete Eier.



Als Kennzeichen der Zwergstrandläufer (Actodroma) gelten, abgesehen von der geringen
Größe, der kurze, gerade oder an der Spitze kaum merklich herabgebogene Schnabel, die mittellangen,
schlanken, weit über den Fersen nackten Füße, deren Zehen fast ganz getrennt sind, sowie endlich die
Färbung des Gefieders.

Der Zwergstrandläufer oder das Sandläuferchen (Actodroma minuta), mit seinen Ver-
wandten der kleinste aller Schnepfenvögel, ist nur 51/2 Zoll lang und 111/2 Zoll breit; die Fittiglänge
beträgt 31/2, die Schwanzlänge 11/2 Zoll. Jm Frühlingskleide sind die Federn des Oberkopfes
schwarz, rostfarben gerandet, die des Hinterhalses grau, dunkler gewölkt, die des Mantels dunkel-
schwarz, breit hochrostfarben gesäumt, die der Kehle weiß, der Seiten des Halses und der Oberbrust
hellrostfarben, fein braun gefleckt; über das Auge zieht sich ein weißlicher, zwischen ihm und dem
Schnabel steht ein tief brauner Streifen. Das Auge ist braun, der Schnabel schwarz, der Fuß grün-
lichschwarz. Jm Herbstkleide ist der ganze Oberkörper dunkelaschgrau, mit deutlich braunschwarzen
Schaftstrichen; die Gurgel, die Seiten des Kopfes, die Unterbrust sind rostgrau, die übrigen Unter-
theile weiß.

Auch der Zwergstrandläufer gehört dem Norden an, zieht aber soweit, daß man ihn fast an allen
Meeresküsten gefunden hat. Jn Egypten überwintert er in großer Anzahl. Auf seinem Zuge folgt
er der Küste des Meeres und den Ufern der Ströme und Flüsse, wandert gewöhnlich in Gesellschaften
mit Verwandten, zuweilen aber auch in starken Flügen, welche nur von ihm gebildet werden, regel-
mäßig des Nachts und treibt sich übertags an einer geeigneten Stelle, Nahrung suchend, umher.
Schlammiger Boden scheint ihm mehr zuzusagen als sandiger, obwohl er sich auch auf solchem findet.
Er ist ein äußerst niedlicher, höchst beweglicher, behender, regsamer Vogel, welcher vortrefflich läuft
und gewandt und schnell fliegt, bei Tage aber selten größere Strecken durchmißt, sich vielmehr
gewöhnlich in einem geringen Umkreise umhertreibt und, vertrieben, nach derselben Stelle zurückkehrt.
Unter Seinesgleichen und mit den Verwandten lebt er in tiefstem Frieden, gegen andere Thiere zeigt
er wenig Scheu, dem Menschen gegenüber eine gewisse Zutraulichkeit. Seine Lebensweise ähnelt im
wesentlichen der seiner Verwandten. Die Stimme klingt sanft und angenehm wie "Dürrr" oder
"Dürrrüi", manchmal auch "Dirrrit".

Wahrscheinlich brütet der Zwergstrandläufer im hohen Norden Europas, vielleicht also in Finn-
marken; man hat jedoch hier seine Brutplätze noch nicht entdeckt, sondern nur in Grönland und im
hohen Norden von dem festländischen Amerika Beobachtungen gesammelt. Das Nest ist eine in den
Boden gescharrte Vertiefung. Die vier Eier sind glattschalig, feinkörnig und glänzend, auf trüb-
gelblichgrauer Grundfarbe mit aschgrauen, wolkenartigen Unterflecken und Rändern, dunkelbraunen
Flecken und schwarzbraunen Punkten, namentlich am stumpfen Ende gezeichnet.



Die Läufer. Stelzvögel. Strandläufer.
Männchens, ſtürmen im dichtgeſchloſſenen Fluge nahe über dem Waſſer fort und kehren, nachdem ſie
wenige hundert Schritte durchmeſſen haben, wieder zurück und treiben es hier wie vorher.

Es iſt nicht unwahrſcheinlich, daß unſer Vogel auch in ſüdlicheren Gegenden, als man bisher
angenommen hat, brütet, da ich ihn noch im ſchönſten Hochzeitskleide in Egypten angetroffen habe;
doch hat man bis jetzt nur im Norden ſeine Neſter aufgefunden. Dieſe unterſcheiden ſich nicht von
denen der Verwandten, beſtehen nur aus einer flachen Vertiefung und enthalten vier ſtumpfe, birn-
förmige, auf grünlichem Grunde aſchgrau gewölkte und darüber fein dunkelbraun gepunktete Eier.



Als Kennzeichen der Zwergſtrandläufer (Actodroma) gelten, abgeſehen von der geringen
Größe, der kurze, gerade oder an der Spitze kaum merklich herabgebogene Schnabel, die mittellangen,
ſchlanken, weit über den Ferſen nackten Füße, deren Zehen faſt ganz getrennt ſind, ſowie endlich die
Färbung des Gefieders.

Der Zwergſtrandläufer oder das Sandläuferchen (Actodroma minuta), mit ſeinen Ver-
wandten der kleinſte aller Schnepfenvögel, iſt nur 5½ Zoll lang und 11½ Zoll breit; die Fittiglänge
beträgt 3½, die Schwanzlänge 1½ Zoll. Jm Frühlingskleide ſind die Federn des Oberkopfes
ſchwarz, roſtfarben gerandet, die des Hinterhalſes grau, dunkler gewölkt, die des Mantels dunkel-
ſchwarz, breit hochroſtfarben geſäumt, die der Kehle weiß, der Seiten des Halſes und der Oberbruſt
hellroſtfarben, fein braun gefleckt; über das Auge zieht ſich ein weißlicher, zwiſchen ihm und dem
Schnabel ſteht ein tief brauner Streifen. Das Auge iſt braun, der Schnabel ſchwarz, der Fuß grün-
lichſchwarz. Jm Herbſtkleide iſt der ganze Oberkörper dunkelaſchgrau, mit deutlich braunſchwarzen
Schaftſtrichen; die Gurgel, die Seiten des Kopfes, die Unterbruſt ſind roſtgrau, die übrigen Unter-
theile weiß.

Auch der Zwergſtrandläufer gehört dem Norden an, zieht aber ſoweit, daß man ihn faſt an allen
Meeresküſten gefunden hat. Jn Egypten überwintert er in großer Anzahl. Auf ſeinem Zuge folgt
er der Küſte des Meeres und den Ufern der Ströme und Flüſſe, wandert gewöhnlich in Geſellſchaften
mit Verwandten, zuweilen aber auch in ſtarken Flügen, welche nur von ihm gebildet werden, regel-
mäßig des Nachts und treibt ſich übertags an einer geeigneten Stelle, Nahrung ſuchend, umher.
Schlammiger Boden ſcheint ihm mehr zuzuſagen als ſandiger, obwohl er ſich auch auf ſolchem findet.
Er iſt ein äußerſt niedlicher, höchſt beweglicher, behender, regſamer Vogel, welcher vortrefflich läuft
und gewandt und ſchnell fliegt, bei Tage aber ſelten größere Strecken durchmißt, ſich vielmehr
gewöhnlich in einem geringen Umkreiſe umhertreibt und, vertrieben, nach derſelben Stelle zurückkehrt.
Unter Seinesgleichen und mit den Verwandten lebt er in tiefſtem Frieden, gegen andere Thiere zeigt
er wenig Scheu, dem Menſchen gegenüber eine gewiſſe Zutraulichkeit. Seine Lebensweiſe ähnelt im
weſentlichen der ſeiner Verwandten. Die Stimme klingt ſanft und angenehm wie „Dürrr“ oder
„Dürrrüi“, manchmal auch „Dirrrit“.

Wahrſcheinlich brütet der Zwergſtrandläufer im hohen Norden Europas, vielleicht alſo in Finn-
marken; man hat jedoch hier ſeine Brutplätze noch nicht entdeckt, ſondern nur in Grönland und im
hohen Norden von dem feſtländiſchen Amerika Beobachtungen geſammelt. Das Neſt iſt eine in den
Boden geſcharrte Vertiefung. Die vier Eier ſind glattſchalig, feinkörnig und glänzend, auf trüb-
gelblichgrauer Grundfarbe mit aſchgrauen, wolkenartigen Unterflecken und Rändern, dunkelbraunen
Flecken und ſchwarzbraunen Punkten, namentlich am ſtumpfen Ende gezeichnet.



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[624/0664] Die Läufer. Stelzvögel. Strandläufer. Männchens, ſtürmen im dichtgeſchloſſenen Fluge nahe über dem Waſſer fort und kehren, nachdem ſie wenige hundert Schritte durchmeſſen haben, wieder zurück und treiben es hier wie vorher. Es iſt nicht unwahrſcheinlich, daß unſer Vogel auch in ſüdlicheren Gegenden, als man bisher angenommen hat, brütet, da ich ihn noch im ſchönſten Hochzeitskleide in Egypten angetroffen habe; doch hat man bis jetzt nur im Norden ſeine Neſter aufgefunden. Dieſe unterſcheiden ſich nicht von denen der Verwandten, beſtehen nur aus einer flachen Vertiefung und enthalten vier ſtumpfe, birn- förmige, auf grünlichem Grunde aſchgrau gewölkte und darüber fein dunkelbraun gepunktete Eier. Als Kennzeichen der Zwergſtrandläufer (Actodroma) gelten, abgeſehen von der geringen Größe, der kurze, gerade oder an der Spitze kaum merklich herabgebogene Schnabel, die mittellangen, ſchlanken, weit über den Ferſen nackten Füße, deren Zehen faſt ganz getrennt ſind, ſowie endlich die Färbung des Gefieders. Der Zwergſtrandläufer oder das Sandläuferchen (Actodroma minuta), mit ſeinen Ver- wandten der kleinſte aller Schnepfenvögel, iſt nur 5½ Zoll lang und 11½ Zoll breit; die Fittiglänge beträgt 3½, die Schwanzlänge 1½ Zoll. Jm Frühlingskleide ſind die Federn des Oberkopfes ſchwarz, roſtfarben gerandet, die des Hinterhalſes grau, dunkler gewölkt, die des Mantels dunkel- ſchwarz, breit hochroſtfarben geſäumt, die der Kehle weiß, der Seiten des Halſes und der Oberbruſt hellroſtfarben, fein braun gefleckt; über das Auge zieht ſich ein weißlicher, zwiſchen ihm und dem Schnabel ſteht ein tief brauner Streifen. Das Auge iſt braun, der Schnabel ſchwarz, der Fuß grün- lichſchwarz. Jm Herbſtkleide iſt der ganze Oberkörper dunkelaſchgrau, mit deutlich braunſchwarzen Schaftſtrichen; die Gurgel, die Seiten des Kopfes, die Unterbruſt ſind roſtgrau, die übrigen Unter- theile weiß. Auch der Zwergſtrandläufer gehört dem Norden an, zieht aber ſoweit, daß man ihn faſt an allen Meeresküſten gefunden hat. Jn Egypten überwintert er in großer Anzahl. Auf ſeinem Zuge folgt er der Küſte des Meeres und den Ufern der Ströme und Flüſſe, wandert gewöhnlich in Geſellſchaften mit Verwandten, zuweilen aber auch in ſtarken Flügen, welche nur von ihm gebildet werden, regel- mäßig des Nachts und treibt ſich übertags an einer geeigneten Stelle, Nahrung ſuchend, umher. Schlammiger Boden ſcheint ihm mehr zuzuſagen als ſandiger, obwohl er ſich auch auf ſolchem findet. Er iſt ein äußerſt niedlicher, höchſt beweglicher, behender, regſamer Vogel, welcher vortrefflich läuft und gewandt und ſchnell fliegt, bei Tage aber ſelten größere Strecken durchmißt, ſich vielmehr gewöhnlich in einem geringen Umkreiſe umhertreibt und, vertrieben, nach derſelben Stelle zurückkehrt. Unter Seinesgleichen und mit den Verwandten lebt er in tiefſtem Frieden, gegen andere Thiere zeigt er wenig Scheu, dem Menſchen gegenüber eine gewiſſe Zutraulichkeit. Seine Lebensweiſe ähnelt im weſentlichen der ſeiner Verwandten. Die Stimme klingt ſanft und angenehm wie „Dürrr“ oder „Dürrrüi“, manchmal auch „Dirrrit“. Wahrſcheinlich brütet der Zwergſtrandläufer im hohen Norden Europas, vielleicht alſo in Finn- marken; man hat jedoch hier ſeine Brutplätze noch nicht entdeckt, ſondern nur in Grönland und im hohen Norden von dem feſtländiſchen Amerika Beobachtungen geſammelt. Das Neſt iſt eine in den Boden geſcharrte Vertiefung. Die vier Eier ſind glattſchalig, feinkörnig und glänzend, auf trüb- gelblichgrauer Grundfarbe mit aſchgrauen, wolkenartigen Unterflecken und Rändern, dunkelbraunen Flecken und ſchwarzbraunen Punkten, namentlich am ſtumpfen Ende gezeichnet.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 624. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/664>, abgerufen am 22.11.2024.