braun, der Oberkopf auf schwärzlichem Grunde rostgrau gewellt, weil die Federkanten diese Färbung zeigen, der Hinterhals rostgrau oder rostroth, schwarz in die Länge gestrichelt, der übrige Oberkörper, mit Ausnahme des weißgefleckten Steißes, auf tiefschwarzem Grunde hellrostfarben gefleckt und lichtaschgrau oder rostgelb gekantet; die Schwanzfedern sind aschgrau, nach der Mitte zu dunkler, ihre Schäfte und Kanten weiß. Der Augenstern ist braun, der Schnabel schwarz, der Fuß schwarzbraun. Jm Herbstkleide sind Kopf und Nacken schwarzgrau mit weißlichen und dunkelen Federkanten, Rücken und Oberflügel tiefschwarzgrau mit schwärzlichen Schäften, die Untertheile weißgrau überlaufen oder grau gefleckt, die Federn auch dunkeler geschäftet; ein Zügelstreifen, welcher bis zum Auge reicht, ist bräunlich, ein anderer, welcher sich über das Auge zieht, weißlich. Jm Jugendkleide sind die Federn des Oberkopfes graubraun, rostgrau gerändert, die des Hinterhalses hellgrau, dunkler gewölkt, die des Rückens und der Schulter schwärzlich, rostgelb gesäumt, die des Steißes und Unterkörpers weiß, die der Gurgel und des Kropfes endlich rostgrau. Die Geschlechter unterscheiden sich wenig oder nicht.
Auch dieser Strandläufer wird im ganzen Norden der Erde gefunden, wandert aber weit nach Süden hinab und kommt allwinterlich regelmäßig und sehr häufig in ganz Nordafrika, längs der Küste des rothen und indischen Meeres, sowie auch längs der des atlantischen und stillen Meeres vor, soll sogar am Vorgebirge der guten Hoffnung erlegt worden sein. Jch fand ihn in seinem schönsten Kleide noch tief im Jnnern Afrikas am weißen, wie am blauen Nile; andere Beobachter trafen ihn in Westafrika an. An den holländischen und französischen Küsten soll er besonders häufig sein. Er erscheint vom Süden her um die Mitte Aprils und kehrt einzeln bereits Ende Julis, regelmäßig aber erst vom August an wieder zurück; der Durchzug währt jedoch bis zu Anfang Oktobers. Selten wandert er allein, vielmehr gewöhnlich in Flügen, welche von ihm und verschiedenen Verwandten gebildet werden. Zur Reise bricht er mit der Abenddämmerung auf und fliegt, wenn die Witterung es einigermaßen gestattet, bis zum Morgen seines Weges dahin.
Auch er ist vorzugsweise Seevogel, hält sich aber doch auch gern auf flachen, schlammigen Ufern stehender Gewässer auf. Gewisse Stellen werden zu Lieblingsplätzen; sie gibt er ungern auf und zu ihnen kehrt er baldmöglichst zurück. Mit Ausnahme der Mittagsstunden, welche er theilweise schlafend verbringt, sieht man ihn den ganzen Tag in Bewegung. Trippelnd oder rennend läuft er längs des Ufers dahin, jeden Augenblick fast ein kleines Thier aufnehmend, dabei anhaltend und dann weiter rennend. Gestört erhebt er sich mit schnellem, gewandten Fluge in die Höhe, schießt eine Strecke weit eilig dahin, und kehrt, einen großen Bogen beschreibend, in die Nähe des Ortes zurück, von welchem er aufflog. Wenn er sich in Gesellschaft anderer Strandläufer befindet, thut er diesen Alles nach, läuft und fliegt mit ihnen, führt selbst die verschiedenen Schwenkungen im Fluge aus, welche das leitende Mitglied des Trupps einhält. Eine Uferschnepfe oder ein großer Wasserläufer wird gewöhnlich der Ehre gewürdigt, einem Zuge dieser Strandläufer vorzustehen und scheint sich seinerseits auch ganz gut unter dem kleinen Volke zu gefallen. Aus meinen Beobachtungen glaube ich schließen zu dürfen, daß ein derartiges Verhältniß wochenlang besteht, vielleicht erst auf dem Rückzuge gelockert wird. Diese Verbindung erschwert zuweilen die Beob- achtung des sonst höchst zutraulichen Zwergbrachvogels im höchsten Grade. Man bemerkt sehr bald, daß eine der vorsichtigen Uferschnepfen ihre Aengstlichkeit auf das kleine Gesindel überträgt und dieses zuletzt so scheu macht, daß man Mühe hat, sich ihm zu nähern. Besteht ein solcher Verein nur aus Strandläufern selbst, so übernimmt nicht selten der Zwergbrachvogel die Führung, und dann ist er ebenfalls viel scheuer, als sonst. Am leichtesten kann man ihn beobachten, wenn man sich stellt, als ob man gar nicht auf ihn achte, sondern seines Weges weiter gehen wollte; dann ist man im Stande, bis auf wenige Schritte an den Trupp heranzukommen und dessen Treiben mit Muße zu belauschen. Alle Mitglieder des Häufchens scheinen nur von einem Geiste beseelt zu sein; sie halten sich stets geschlossen zusammen, rennen immer in derselben Richtung, scheinbar auch gleichzeitig, fressen dabei beständig, erheben sich auf das warnende, etwas schwirrende Pfeifen des Wache haltenden
Sanderling. Zwergbrachvogel.
braun, der Oberkopf auf ſchwärzlichem Grunde roſtgrau gewellt, weil die Federkanten dieſe Färbung zeigen, der Hinterhals roſtgrau oder roſtroth, ſchwarz in die Länge geſtrichelt, der übrige Oberkörper, mit Ausnahme des weißgefleckten Steißes, auf tiefſchwarzem Grunde hellroſtfarben gefleckt und lichtaſchgrau oder roſtgelb gekantet; die Schwanzfedern ſind aſchgrau, nach der Mitte zu dunkler, ihre Schäfte und Kanten weiß. Der Augenſtern iſt braun, der Schnabel ſchwarz, der Fuß ſchwarzbraun. Jm Herbſtkleide ſind Kopf und Nacken ſchwarzgrau mit weißlichen und dunkelen Federkanten, Rücken und Oberflügel tiefſchwarzgrau mit ſchwärzlichen Schäften, die Untertheile weißgrau überlaufen oder grau gefleckt, die Federn auch dunkeler geſchäftet; ein Zügelſtreifen, welcher bis zum Auge reicht, iſt bräunlich, ein anderer, welcher ſich über das Auge zieht, weißlich. Jm Jugendkleide ſind die Federn des Oberkopfes graubraun, roſtgrau gerändert, die des Hinterhalſes hellgrau, dunkler gewölkt, die des Rückens und der Schulter ſchwärzlich, roſtgelb geſäumt, die des Steißes und Unterkörpers weiß, die der Gurgel und des Kropfes endlich roſtgrau. Die Geſchlechter unterſcheiden ſich wenig oder nicht.
Auch dieſer Strandläufer wird im ganzen Norden der Erde gefunden, wandert aber weit nach Süden hinab und kommt allwinterlich regelmäßig und ſehr häufig in ganz Nordafrika, längs der Küſte des rothen und indiſchen Meeres, ſowie auch längs der des atlantiſchen und ſtillen Meeres vor, ſoll ſogar am Vorgebirge der guten Hoffnung erlegt worden ſein. Jch fand ihn in ſeinem ſchönſten Kleide noch tief im Jnnern Afrikas am weißen, wie am blauen Nile; andere Beobachter trafen ihn in Weſtafrika an. An den holländiſchen und franzöſiſchen Küſten ſoll er beſonders häufig ſein. Er erſcheint vom Süden her um die Mitte Aprils und kehrt einzeln bereits Ende Julis, regelmäßig aber erſt vom Auguſt an wieder zurück; der Durchzug währt jedoch bis zu Anfang Oktobers. Selten wandert er allein, vielmehr gewöhnlich in Flügen, welche von ihm und verſchiedenen Verwandten gebildet werden. Zur Reiſe bricht er mit der Abenddämmerung auf und fliegt, wenn die Witterung es einigermaßen geſtattet, bis zum Morgen ſeines Weges dahin.
Auch er iſt vorzugsweiſe Seevogel, hält ſich aber doch auch gern auf flachen, ſchlammigen Ufern ſtehender Gewäſſer auf. Gewiſſe Stellen werden zu Lieblingsplätzen; ſie gibt er ungern auf und zu ihnen kehrt er baldmöglichſt zurück. Mit Ausnahme der Mittagsſtunden, welche er theilweiſe ſchlafend verbringt, ſieht man ihn den ganzen Tag in Bewegung. Trippelnd oder rennend läuft er längs des Ufers dahin, jeden Augenblick faſt ein kleines Thier aufnehmend, dabei anhaltend und dann weiter rennend. Geſtört erhebt er ſich mit ſchnellem, gewandten Fluge in die Höhe, ſchießt eine Strecke weit eilig dahin, und kehrt, einen großen Bogen beſchreibend, in die Nähe des Ortes zurück, von welchem er aufflog. Wenn er ſich in Geſellſchaft anderer Strandläufer befindet, thut er dieſen Alles nach, läuft und fliegt mit ihnen, führt ſelbſt die verſchiedenen Schwenkungen im Fluge aus, welche das leitende Mitglied des Trupps einhält. Eine Uferſchnepfe oder ein großer Waſſerläufer wird gewöhnlich der Ehre gewürdigt, einem Zuge dieſer Strandläufer vorzuſtehen und ſcheint ſich ſeinerſeits auch ganz gut unter dem kleinen Volke zu gefallen. Aus meinen Beobachtungen glaube ich ſchließen zu dürfen, daß ein derartiges Verhältniß wochenlang beſteht, vielleicht erſt auf dem Rückzuge gelockert wird. Dieſe Verbindung erſchwert zuweilen die Beob- achtung des ſonſt höchſt zutraulichen Zwergbrachvogels im höchſten Grade. Man bemerkt ſehr bald, daß eine der vorſichtigen Uferſchnepfen ihre Aengſtlichkeit auf das kleine Geſindel überträgt und dieſes zuletzt ſo ſcheu macht, daß man Mühe hat, ſich ihm zu nähern. Beſteht ein ſolcher Verein nur aus Strandläufern ſelbſt, ſo übernimmt nicht ſelten der Zwergbrachvogel die Führung, und dann iſt er ebenfalls viel ſcheuer, als ſonſt. Am leichteſten kann man ihn beobachten, wenn man ſich ſtellt, als ob man gar nicht auf ihn achte, ſondern ſeines Weges weiter gehen wollte; dann iſt man im Stande, bis auf wenige Schritte an den Trupp heranzukommen und deſſen Treiben mit Muße zu belauſchen. Alle Mitglieder des Häufchens ſcheinen nur von einem Geiſte beſeelt zu ſein; ſie halten ſich ſtets geſchloſſen zuſammen, rennen immer in derſelben Richtung, ſcheinbar auch gleichzeitig, freſſen dabei beſtändig, erheben ſich auf das warnende, etwas ſchwirrende Pfeifen des Wache haltenden
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[623/0663]
Sanderling. Zwergbrachvogel.
braun, der Oberkopf auf ſchwärzlichem Grunde roſtgrau gewellt, weil die Federkanten dieſe Färbung
zeigen, der Hinterhals roſtgrau oder roſtroth, ſchwarz in die Länge geſtrichelt, der übrige Oberkörper,
mit Ausnahme des weißgefleckten Steißes, auf tiefſchwarzem Grunde hellroſtfarben gefleckt und
lichtaſchgrau oder roſtgelb gekantet; die Schwanzfedern ſind aſchgrau, nach der Mitte zu dunkler,
ihre Schäfte und Kanten weiß. Der Augenſtern iſt braun, der Schnabel ſchwarz, der Fuß
ſchwarzbraun. Jm Herbſtkleide ſind Kopf und Nacken ſchwarzgrau mit weißlichen und dunkelen
Federkanten, Rücken und Oberflügel tiefſchwarzgrau mit ſchwärzlichen Schäften, die Untertheile
weißgrau überlaufen oder grau gefleckt, die Federn auch dunkeler geſchäftet; ein Zügelſtreifen, welcher
bis zum Auge reicht, iſt bräunlich, ein anderer, welcher ſich über das Auge zieht, weißlich. Jm
Jugendkleide ſind die Federn des Oberkopfes graubraun, roſtgrau gerändert, die des Hinterhalſes
hellgrau, dunkler gewölkt, die des Rückens und der Schulter ſchwärzlich, roſtgelb geſäumt, die des
Steißes und Unterkörpers weiß, die der Gurgel und des Kropfes endlich roſtgrau. Die Geſchlechter
unterſcheiden ſich wenig oder nicht.
Auch dieſer Strandläufer wird im ganzen Norden der Erde gefunden, wandert aber weit nach
Süden hinab und kommt allwinterlich regelmäßig und ſehr häufig in ganz Nordafrika, längs der
Küſte des rothen und indiſchen Meeres, ſowie auch längs der des atlantiſchen und ſtillen Meeres
vor, ſoll ſogar am Vorgebirge der guten Hoffnung erlegt worden ſein. Jch fand ihn in ſeinem
ſchönſten Kleide noch tief im Jnnern Afrikas am weißen, wie am blauen Nile; andere Beobachter
trafen ihn in Weſtafrika an. An den holländiſchen und franzöſiſchen Küſten ſoll er beſonders
häufig ſein. Er erſcheint vom Süden her um die Mitte Aprils und kehrt einzeln bereits Ende
Julis, regelmäßig aber erſt vom Auguſt an wieder zurück; der Durchzug währt jedoch bis zu
Anfang Oktobers. Selten wandert er allein, vielmehr gewöhnlich in Flügen, welche von ihm und
verſchiedenen Verwandten gebildet werden. Zur Reiſe bricht er mit der Abenddämmerung auf und
fliegt, wenn die Witterung es einigermaßen geſtattet, bis zum Morgen ſeines Weges dahin.
Auch er iſt vorzugsweiſe Seevogel, hält ſich aber doch auch gern auf flachen, ſchlammigen
Ufern ſtehender Gewäſſer auf. Gewiſſe Stellen werden zu Lieblingsplätzen; ſie gibt er ungern
auf und zu ihnen kehrt er baldmöglichſt zurück. Mit Ausnahme der Mittagsſtunden, welche er
theilweiſe ſchlafend verbringt, ſieht man ihn den ganzen Tag in Bewegung. Trippelnd oder
rennend läuft er längs des Ufers dahin, jeden Augenblick faſt ein kleines Thier aufnehmend, dabei
anhaltend und dann weiter rennend. Geſtört erhebt er ſich mit ſchnellem, gewandten Fluge in die
Höhe, ſchießt eine Strecke weit eilig dahin, und kehrt, einen großen Bogen beſchreibend, in die Nähe
des Ortes zurück, von welchem er aufflog. Wenn er ſich in Geſellſchaft anderer Strandläufer
befindet, thut er dieſen Alles nach, läuft und fliegt mit ihnen, führt ſelbſt die verſchiedenen
Schwenkungen im Fluge aus, welche das leitende Mitglied des Trupps einhält. Eine Uferſchnepfe
oder ein großer Waſſerläufer wird gewöhnlich der Ehre gewürdigt, einem Zuge dieſer Strandläufer
vorzuſtehen und ſcheint ſich ſeinerſeits auch ganz gut unter dem kleinen Volke zu gefallen. Aus
meinen Beobachtungen glaube ich ſchließen zu dürfen, daß ein derartiges Verhältniß wochenlang beſteht,
vielleicht erſt auf dem Rückzuge gelockert wird. Dieſe Verbindung erſchwert zuweilen die Beob-
achtung des ſonſt höchſt zutraulichen Zwergbrachvogels im höchſten Grade. Man bemerkt ſehr
bald, daß eine der vorſichtigen Uferſchnepfen ihre Aengſtlichkeit auf das kleine Geſindel überträgt und
dieſes zuletzt ſo ſcheu macht, daß man Mühe hat, ſich ihm zu nähern. Beſteht ein ſolcher Verein nur
aus Strandläufern ſelbſt, ſo übernimmt nicht ſelten der Zwergbrachvogel die Führung, und dann iſt
er ebenfalls viel ſcheuer, als ſonſt. Am leichteſten kann man ihn beobachten, wenn man ſich ſtellt,
als ob man gar nicht auf ihn achte, ſondern ſeines Weges weiter gehen wollte; dann iſt man im
Stande, bis auf wenige Schritte an den Trupp heranzukommen und deſſen Treiben mit Muße zu
belauſchen. Alle Mitglieder des Häufchens ſcheinen nur von einem Geiſte beſeelt zu ſein; ſie halten
ſich ſtets geſchloſſen zuſammen, rennen immer in derſelben Richtung, ſcheinbar auch gleichzeitig, freſſen
dabei beſtändig, erheben ſich auf das warnende, etwas ſchwirrende Pfeifen des Wache haltenden
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 623. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/663>, abgerufen am 22.11.2024.
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