bekundet aber immer eine gewisse Vorliebe für Fleisch und zeigt sich darin dem Jbis ähnlich. Bei einiger Pflege hält er sich sehr gut, zumal in einem größeren Käfige oder umschlossenen Gehege im Freien, gewöhnt sich sehr schnell an seinen Pfleger oder an andere Thiere, mit denen man ihn zusammen- sperrt und bekundet also auch dadurch seine hohe geistige Begabung.
Die Jagd wird allerorten mit einer gewissen Leidenschaft betrieben, weil die Klugheit des Vogels den Menschen herausfordert. Leicht ist sie nicht und der Zufall der beste Gehilfe des Jägers. Der Fang verspricht am Neste sicheren Erfolg und gelingt auch oft am Wasserschnepfenherde. Hier hält der eifrige Vogelsteller den Brachvogel für Das, was der Auerhahn oder Hirsch dem Jäger ist, für das Höchste seiner Wünsche. Die außerordentliche Vorsicht und Klugheit dieser langbeinigen, fern- sichtigen Gesellen beansprucht alle Aufmerksamkeit des Fängers. Er darf sich in seinem Hüttchen nicht rühren, muß sein Locken genau verstehen, es nie zur Unzeit thun oder fortsetzen u. s. w. Wenn die kommende Gesellschaft nicht gleich zwischen die Garne, sondern neben denselben einfällt, muß die Geduld des Voglers eine harte Probe bestehen und er solange warten, bis die Vögel zu Fuße an- kommen, wartet aber oft genug vergebens, da sie, je länger sie sich in der Nähe des Herdes umher- treiben, mehr und mehr Verdacht schöpfen und sich dann oft entfernen, anstatt zu nähern. "Aber es ist auch keine kleine Freude, fünf, sechs oder noch mehr solcher köstlicher Vögel auf einem Zuge unter dem Garne zappeln zu sehen."
Das Wildpret des Brachvogels und seiner Verwandten wird mit Recht sehr geschätzt, steht aber dem der wirklichen Schnepfen weit nach und verdient seinen Ruhm auch nur im Spätsommer, nicht aber im Herbste oder im Frühlinge. Diejenigen Brachvögel, welche man im Winter in Afrika erlegt, eignen sich nur zur Suppe.
Die Reihervögel (Herodiae) bilden die dritte Zunft der Ordnung. Sie gehören zu den großen Sumpfvögeln und kennzeichnen sich durch mehr oder weniger kräftigen, meist aber langen, gestreckten, seitlich verschmächtigten Leib, langen Hals, kleinen Kopf mit langem, starken, dicken und hohen, ausnahmsweise auch löffelförmig verbreiterten Schnabel, dessen Oberfläche größtentheils mit einem harten Hornüberzuge bekleidet ist, hohe und lange, weit über die Ferse hinauf nackte Beine mit vier Zehen, welche beim Gehen sämmtlich den Boden berühren, vorn gewöhnlich durch kurze Spann- häute verbunden, regelmäßig mit kräftigen Krallen bewehrt sind, mäßig lange, abgerundete Schwingen, entwickelte Afterflügel, einen kurzen, schmalfederigen Schwanz und ein weiches, im ganzen klein- federiges Gefieder, welches stets die Zügel und oft auch das Gesicht oder den Hals unbekleidet läßt. Sie leben in Sümpfen und seichten Gewässern, seltener auf trockenem Boden, fressen Wirbel-, Weich-, Krebs- und Kerbthiere, nisten an erhabenen Orten, meist auf Bäumen, legen hellfarbige, weiße oder bläulichgrüne, nicht- oder doch nur blaß gefleckte Eier und erziehen eine mäßige Anzahl von Jungen, welche Nesthocker sind.
Als Bindeglieder zwischen den Schnepfen- und Reihervögeln betrachten wir die Jbisse (Ibides), verhältnißmäßig kleine, aber kräftig gebaute Vögel mit langem Halse, kleinem Kopfe, schlankem, nicht besonders starken, aber langen, sichelförmig abwärts gekrümmten, von der Wurzel nach der Spitze zu allmählich verdünnten, fast walzigrunden Schnabel, dessen Oberkiefer eine bis zur äußersten Spitze gehende Längsfurche trägt, und dessen Mundkanten stumpf, aber nicht wulstig sind, hohen, schlanken Beinen, mit ziemlich langen Zehen, deren drei vordere durch eine kleine Spannhaut vereinigt werden und welche schmale, flachgebogene, an der Spitze scharfe, unten ausgehöhlte Krallen tragen, deren mittlere eine kammartige Zahnung zeigt, großen, breiten, zugerundeten Flügeln, unter denen die zweite Schwinge die längste zu sein pflegt und deren Afterflügel sich durch seine Kürze oder durch Zer- schlissenheit seiner Federn auszeichnet, kurzen, breit abgerundeten oder etwas ausgeschnittenen, aus
Die Läufer. Stelzvögel. Jbiſſe.
bekundet aber immer eine gewiſſe Vorliebe für Fleiſch und zeigt ſich darin dem Jbis ähnlich. Bei einiger Pflege hält er ſich ſehr gut, zumal in einem größeren Käfige oder umſchloſſenen Gehege im Freien, gewöhnt ſich ſehr ſchnell an ſeinen Pfleger oder an andere Thiere, mit denen man ihn zuſammen- ſperrt und bekundet alſo auch dadurch ſeine hohe geiſtige Begabung.
Die Jagd wird allerorten mit einer gewiſſen Leidenſchaft betrieben, weil die Klugheit des Vogels den Menſchen herausfordert. Leicht iſt ſie nicht und der Zufall der beſte Gehilfe des Jägers. Der Fang verſpricht am Neſte ſicheren Erfolg und gelingt auch oft am Waſſerſchnepfenherde. Hier hält der eifrige Vogelſteller den Brachvogel für Das, was der Auerhahn oder Hirſch dem Jäger iſt, für das Höchſte ſeiner Wünſche. Die außerordentliche Vorſicht und Klugheit dieſer langbeinigen, fern- ſichtigen Geſellen beanſprucht alle Aufmerkſamkeit des Fängers. Er darf ſich in ſeinem Hüttchen nicht rühren, muß ſein Locken genau verſtehen, es nie zur Unzeit thun oder fortſetzen u. ſ. w. Wenn die kommende Geſellſchaft nicht gleich zwiſchen die Garne, ſondern neben denſelben einfällt, muß die Geduld des Voglers eine harte Probe beſtehen und er ſolange warten, bis die Vögel zu Fuße an- kommen, wartet aber oft genug vergebens, da ſie, je länger ſie ſich in der Nähe des Herdes umher- treiben, mehr und mehr Verdacht ſchöpfen und ſich dann oft entfernen, anſtatt zu nähern. „Aber es iſt auch keine kleine Freude, fünf, ſechs oder noch mehr ſolcher köſtlicher Vögel auf einem Zuge unter dem Garne zappeln zu ſehen.“
Das Wildpret des Brachvogels und ſeiner Verwandten wird mit Recht ſehr geſchätzt, ſteht aber dem der wirklichen Schnepfen weit nach und verdient ſeinen Ruhm auch nur im Spätſommer, nicht aber im Herbſte oder im Frühlinge. Diejenigen Brachvögel, welche man im Winter in Afrika erlegt, eignen ſich nur zur Suppe.
Die Reihervögel (Herodiae) bilden die dritte Zunft der Ordnung. Sie gehören zu den großen Sumpfvögeln und kennzeichnen ſich durch mehr oder weniger kräftigen, meiſt aber langen, geſtreckten, ſeitlich verſchmächtigten Leib, langen Hals, kleinen Kopf mit langem, ſtarken, dicken und hohen, ausnahmsweiſe auch löffelförmig verbreiterten Schnabel, deſſen Oberfläche größtentheils mit einem harten Hornüberzuge bekleidet iſt, hohe und lange, weit über die Ferſe hinauf nackte Beine mit vier Zehen, welche beim Gehen ſämmtlich den Boden berühren, vorn gewöhnlich durch kurze Spann- häute verbunden, regelmäßig mit kräftigen Krallen bewehrt ſind, mäßig lange, abgerundete Schwingen, entwickelte Afterflügel, einen kurzen, ſchmalfederigen Schwanz und ein weiches, im ganzen klein- federiges Gefieder, welches ſtets die Zügel und oft auch das Geſicht oder den Hals unbekleidet läßt. Sie leben in Sümpfen und ſeichten Gewäſſern, ſeltener auf trockenem Boden, freſſen Wirbel-, Weich-, Krebs- und Kerbthiere, niſten an erhabenen Orten, meiſt auf Bäumen, legen hellfarbige, weiße oder bläulichgrüne, nicht- oder doch nur blaß gefleckte Eier und erziehen eine mäßige Anzahl von Jungen, welche Neſthocker ſind.
Als Bindeglieder zwiſchen den Schnepfen- und Reihervögeln betrachten wir die Jbiſſe (Ibides), verhältnißmäßig kleine, aber kräftig gebaute Vögel mit langem Halſe, kleinem Kopfe, ſchlankem, nicht beſonders ſtarken, aber langen, ſichelförmig abwärts gekrümmten, von der Wurzel nach der Spitze zu allmählich verdünnten, faſt walzigrunden Schnabel, deſſen Oberkiefer eine bis zur äußerſten Spitze gehende Längsfurche trägt, und deſſen Mundkanten ſtumpf, aber nicht wulſtig ſind, hohen, ſchlanken Beinen, mit ziemlich langen Zehen, deren drei vordere durch eine kleine Spannhaut vereinigt werden und welche ſchmale, flachgebogene, an der Spitze ſcharfe, unten ausgehöhlte Krallen tragen, deren mittlere eine kammartige Zahnung zeigt, großen, breiten, zugerundeten Flügeln, unter denen die zweite Schwinge die längſte zu ſein pflegt und deren Afterflügel ſich durch ſeine Kürze oder durch Zer- ſchliſſenheit ſeiner Federn auszeichnet, kurzen, breit abgerundeten oder etwas ausgeſchnittenen, aus
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Die Läufer. Stelzvögel. Jbiſſe.
bekundet aber immer eine gewiſſe Vorliebe für Fleiſch und zeigt ſich darin dem Jbis ähnlich. Bei
einiger Pflege hält er ſich ſehr gut, zumal in einem größeren Käfige oder umſchloſſenen Gehege im
Freien, gewöhnt ſich ſehr ſchnell an ſeinen Pfleger oder an andere Thiere, mit denen man ihn zuſammen-
ſperrt und bekundet alſo auch dadurch ſeine hohe geiſtige Begabung.
Die Jagd wird allerorten mit einer gewiſſen Leidenſchaft betrieben, weil die Klugheit des Vogels
den Menſchen herausfordert. Leicht iſt ſie nicht und der Zufall der beſte Gehilfe des Jägers. Der
Fang verſpricht am Neſte ſicheren Erfolg und gelingt auch oft am Waſſerſchnepfenherde. Hier hält
der eifrige Vogelſteller den Brachvogel für Das, was der Auerhahn oder Hirſch dem Jäger iſt, für
das Höchſte ſeiner Wünſche. Die außerordentliche Vorſicht und Klugheit dieſer langbeinigen, fern-
ſichtigen Geſellen beanſprucht alle Aufmerkſamkeit des Fängers. Er darf ſich in ſeinem Hüttchen
nicht rühren, muß ſein Locken genau verſtehen, es nie zur Unzeit thun oder fortſetzen u. ſ. w. Wenn
die kommende Geſellſchaft nicht gleich zwiſchen die Garne, ſondern neben denſelben einfällt, muß die
Geduld des Voglers eine harte Probe beſtehen und er ſolange warten, bis die Vögel zu Fuße an-
kommen, wartet aber oft genug vergebens, da ſie, je länger ſie ſich in der Nähe des Herdes umher-
treiben, mehr und mehr Verdacht ſchöpfen und ſich dann oft entfernen, anſtatt zu nähern. „Aber es
iſt auch keine kleine Freude, fünf, ſechs oder noch mehr ſolcher köſtlicher Vögel auf einem Zuge unter
dem Garne zappeln zu ſehen.“
Das Wildpret des Brachvogels und ſeiner Verwandten wird mit Recht ſehr geſchätzt, ſteht aber
dem der wirklichen Schnepfen weit nach und verdient ſeinen Ruhm auch nur im Spätſommer, nicht
aber im Herbſte oder im Frühlinge. Diejenigen Brachvögel, welche man im Winter in Afrika erlegt,
eignen ſich nur zur Suppe.
Die Reihervögel (Herodiae) bilden die dritte Zunft der Ordnung. Sie gehören zu den
großen Sumpfvögeln und kennzeichnen ſich durch mehr oder weniger kräftigen, meiſt aber langen,
geſtreckten, ſeitlich verſchmächtigten Leib, langen Hals, kleinen Kopf mit langem, ſtarken, dicken und
hohen, ausnahmsweiſe auch löffelförmig verbreiterten Schnabel, deſſen Oberfläche größtentheils mit
einem harten Hornüberzuge bekleidet iſt, hohe und lange, weit über die Ferſe hinauf nackte Beine mit
vier Zehen, welche beim Gehen ſämmtlich den Boden berühren, vorn gewöhnlich durch kurze Spann-
häute verbunden, regelmäßig mit kräftigen Krallen bewehrt ſind, mäßig lange, abgerundete Schwingen,
entwickelte Afterflügel, einen kurzen, ſchmalfederigen Schwanz und ein weiches, im ganzen klein-
federiges Gefieder, welches ſtets die Zügel und oft auch das Geſicht oder den Hals unbekleidet läßt.
Sie leben in Sümpfen und ſeichten Gewäſſern, ſeltener auf trockenem Boden, freſſen Wirbel-,
Weich-, Krebs- und Kerbthiere, niſten an erhabenen Orten, meiſt auf Bäumen, legen hellfarbige, weiße
oder bläulichgrüne, nicht- oder doch nur blaß gefleckte Eier und erziehen eine mäßige Anzahl von
Jungen, welche Neſthocker ſind.
Als Bindeglieder zwiſchen den Schnepfen- und Reihervögeln betrachten wir die Jbiſſe (Ibides),
verhältnißmäßig kleine, aber kräftig gebaute Vögel mit langem Halſe, kleinem Kopfe, ſchlankem, nicht
beſonders ſtarken, aber langen, ſichelförmig abwärts gekrümmten, von der Wurzel nach der Spitze zu
allmählich verdünnten, faſt walzigrunden Schnabel, deſſen Oberkiefer eine bis zur äußerſten Spitze
gehende Längsfurche trägt, und deſſen Mundkanten ſtumpf, aber nicht wulſtig ſind, hohen, ſchlanken
Beinen, mit ziemlich langen Zehen, deren drei vordere durch eine kleine Spannhaut vereinigt werden
und welche ſchmale, flachgebogene, an der Spitze ſcharfe, unten ausgehöhlte Krallen tragen, deren
mittlere eine kammartige Zahnung zeigt, großen, breiten, zugerundeten Flügeln, unter denen die zweite
Schwinge die längſte zu ſein pflegt und deren Afterflügel ſich durch ſeine Kürze oder durch Zer-
ſchliſſenheit ſeiner Federn auszeichnet, kurzen, breit abgerundeten oder etwas ausgeſchnittenen, aus
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 652. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/692>, abgerufen am 22.11.2024.
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