lang und erscheint nun auf den Sandbänken im Strome, trinkt, putzt sich das Gefieder und vergnügt sich in der angegebenen Weise. Zuweilen wird in den Nachmittagsstunden ein kurzer Ausflug gemacht; in der Regel jedoch genügt die Morgenmahlzeit für den ganzen Tag. Gegen Abend theilen sich die Herden in kleinere Trupps, und diese fliegen nun den gemeinschaftlichen Schlafplätzen zu. Am blauen Flusse belehrten mich die Pfauenkraniche, daß sie nur im Walde übernachten. Einige vorüberziehende zeigten mir die Richtung des Weges, und nachdem ich einige Minuten weit gegangen war, vernahm ich auch die Trompetentöne der schreienden Schlafgesellschaft. Es ging sehr laut zu auf dem Versammlungsorte; aber die Töne klangen so schwach zu mir herüber, daß ich bald einsah, derselbe müsse noch in weiter Ferne sein. Jn der That hatte ich noch eine gute Viertelstunde zu gehen, bevor ich den Schlafplatz erreichte. Zu meiner nicht geringen Ueberraschung fand ich dreißig bis vierzig Pfauenkraniche auf den Bäumen eines kleinen, rings von der Steppe umgebenen Wäldchens sitzen, keinen einzigen auf der Erde. Diese Wahrnehmung, welche ich später wiederholt machte, bestimmten mich zu glauben, daß die Pfauenkraniche auch auf Bäumen und nicht auf dem Boden nisten. Ueber die Fortpflanzung selbst habe ich leider keine Beobachtungen sammeln können.
Schon seit längerer Zeit wird der schöne und auffallende Vogel von den Westafrikanern gezähmt und demgemäß auch oft nach Europa gebracht. Mein Bruder sah ihn in Lissabon als halbes Haus- thier frei umherlaufen in den Spaziergängen und Straßen der Stadt, wie es schien, ohne alle Aufsicht. Vorübergehende warfen ihm Brot und dergleichen zu, und er hatte sich auch an die mildthätigen Gaben derselben so gewöhnt, daß er dieselben förmlich beanspruchte. Mit Hühnern oder Stelzvögeln vertragen sich die Gefangenen vortrefflich, mit ihrem Gebieter befreunden sie sich sehr bald und bewillkommnen ihn bei Gelegenheit durch ihre lustigen Tänze. Jn den Thiergärten ziehen sie die Besucher lebhaft an, weil sie in der Regel auch zu tanzen beginnen, wenn sie Musik vernehmen.
Alle Gefangenen, welche zu uns gelangen, werden jung aufgezogen, obgleich es vielleicht nicht allzuschwer sein dürfte, auch Alte auf den gewöhnlichen Schlafplätzen zu berücken. Die Jagd ist ziemlich schwierig, weil der Pfauenkranich selbst im Urwalde, wo die übrigen Vögel einen Freund- schaftsbund mit dem Menschen geschlossen haben, seine ihm angeborene Scheu nicht ablegt. Er weicht dem Reiter oder einem gegen ihn heransegelnden Schiffe vorsichtig aus, sicht überhaupt in allem Ungewohnten Gefahr. Wir mußten uns entschließen, Erdhütten zu bauen, um uns der Pfauen- kraniche zu bemächtigen; diese Hütten aber erwiesen sich ihnen gegenüber immer nur wenige Tage als brauchbar, weil alle Gesellschaften, aus deren Mitte ein oder zwei Stück gefallen waren, fortan die betreffende Jnsel mit den Hütten sehr sorgsam mieden. Ergiebig war der Anstand unter den Schlaf- plätzen; aber das Anstehen in Afrika hat Schattenseiten, an welche man, ohne sie kennen gelernt zu haben, nicht denkt. Ganz abgesehen davon, daß es nicht überall gerathen ist, der Löwen und Leoparden halber nachts im Walde umherzustreichen, stellt dieser selbst dem Jäger Hindernisse in den Weg, welche im Dunkel geradezu unüberwindlich werden. Jeder Busch nämlich streckt hunderte von Dornen aus, hält mit diesen den nächtlichen Wanderer fest, zerreißt ihm die Kleider und zerfleischt ihm die Glieder, sodaß das Vergnügen einer nächtlichen Jagd auch dem eifrigsten Naturforscher schließlich gänzlich verleidet wird.
Feldstörche (Arvicolae) nennt Burmeister einige große Sumpfvögel mit kurzem oder mäßig langen, nicht sehr kräftigen Schnabel, dessen Spitze von einer Hornkuppe überkleidet ist, während die Wurzel nur einen häutigen Ueberzug besitzt, hohen, aber kleinzehigen Füßen, deren hintere Zehe beim Gehen den Boden nicht berührt, mittellangen oder kurzen Flügeln, verschieden langem Schwanze und einem ziemlich dichten Gefieder, welches einen Zügelstreifen oder eine nackte Stelle um das Auge freiläßt. Diese Vögel leben nicht in Sümpfen, sondern auf trockenen Feldern und nähren sich theils von
Pfauenkranich.
lang und erſcheint nun auf den Sandbänken im Strome, trinkt, putzt ſich das Gefieder und vergnügt ſich in der angegebenen Weiſe. Zuweilen wird in den Nachmittagsſtunden ein kurzer Ausflug gemacht; in der Regel jedoch genügt die Morgenmahlzeit für den ganzen Tag. Gegen Abend theilen ſich die Herden in kleinere Trupps, und dieſe fliegen nun den gemeinſchaftlichen Schlafplätzen zu. Am blauen Fluſſe belehrten mich die Pfauenkraniche, daß ſie nur im Walde übernachten. Einige vorüberziehende zeigten mir die Richtung des Weges, und nachdem ich einige Minuten weit gegangen war, vernahm ich auch die Trompetentöne der ſchreienden Schlafgeſellſchaft. Es ging ſehr laut zu auf dem Verſammlungsorte; aber die Töne klangen ſo ſchwach zu mir herüber, daß ich bald einſah, derſelbe müſſe noch in weiter Ferne ſein. Jn der That hatte ich noch eine gute Viertelſtunde zu gehen, bevor ich den Schlafplatz erreichte. Zu meiner nicht geringen Ueberraſchung fand ich dreißig bis vierzig Pfauenkraniche auf den Bäumen eines kleinen, rings von der Steppe umgebenen Wäldchens ſitzen, keinen einzigen auf der Erde. Dieſe Wahrnehmung, welche ich ſpäter wiederholt machte, beſtimmten mich zu glauben, daß die Pfauenkraniche auch auf Bäumen und nicht auf dem Boden niſten. Ueber die Fortpflanzung ſelbſt habe ich leider keine Beobachtungen ſammeln können.
Schon ſeit längerer Zeit wird der ſchöne und auffallende Vogel von den Weſtafrikanern gezähmt und demgemäß auch oft nach Europa gebracht. Mein Bruder ſah ihn in Liſſabon als halbes Haus- thier frei umherlaufen in den Spaziergängen und Straßen der Stadt, wie es ſchien, ohne alle Aufſicht. Vorübergehende warfen ihm Brot und dergleichen zu, und er hatte ſich auch an die mildthätigen Gaben derſelben ſo gewöhnt, daß er dieſelben förmlich beanſpruchte. Mit Hühnern oder Stelzvögeln vertragen ſich die Gefangenen vortrefflich, mit ihrem Gebieter befreunden ſie ſich ſehr bald und bewillkommnen ihn bei Gelegenheit durch ihre luſtigen Tänze. Jn den Thiergärten ziehen ſie die Beſucher lebhaft an, weil ſie in der Regel auch zu tanzen beginnen, wenn ſie Muſik vernehmen.
Alle Gefangenen, welche zu uns gelangen, werden jung aufgezogen, obgleich es vielleicht nicht allzuſchwer ſein dürfte, auch Alte auf den gewöhnlichen Schlafplätzen zu berücken. Die Jagd iſt ziemlich ſchwierig, weil der Pfauenkranich ſelbſt im Urwalde, wo die übrigen Vögel einen Freund- ſchaftsbund mit dem Menſchen geſchloſſen haben, ſeine ihm angeborene Scheu nicht ablegt. Er weicht dem Reiter oder einem gegen ihn heranſegelnden Schiffe vorſichtig aus, ſicht überhaupt in allem Ungewohnten Gefahr. Wir mußten uns entſchließen, Erdhütten zu bauen, um uns der Pfauen- kraniche zu bemächtigen; dieſe Hütten aber erwieſen ſich ihnen gegenüber immer nur wenige Tage als brauchbar, weil alle Geſellſchaften, aus deren Mitte ein oder zwei Stück gefallen waren, fortan die betreffende Jnſel mit den Hütten ſehr ſorgſam mieden. Ergiebig war der Anſtand unter den Schlaf- plätzen; aber das Anſtehen in Afrika hat Schattenſeiten, an welche man, ohne ſie kennen gelernt zu haben, nicht denkt. Ganz abgeſehen davon, daß es nicht überall gerathen iſt, der Löwen und Leoparden halber nachts im Walde umherzuſtreichen, ſtellt dieſer ſelbſt dem Jäger Hinderniſſe in den Weg, welche im Dunkel geradezu unüberwindlich werden. Jeder Buſch nämlich ſtreckt hunderte von Dornen aus, hält mit dieſen den nächtlichen Wanderer feſt, zerreißt ihm die Kleider und zerfleiſcht ihm die Glieder, ſodaß das Vergnügen einer nächtlichen Jagd auch dem eifrigſten Naturforſcher ſchließlich gänzlich verleidet wird.
Feldſtörche (Arvicolae) nennt Burmeiſter einige große Sumpfvögel mit kurzem oder mäßig langen, nicht ſehr kräftigen Schnabel, deſſen Spitze von einer Hornkuppe überkleidet iſt, während die Wurzel nur einen häutigen Ueberzug beſitzt, hohen, aber kleinzehigen Füßen, deren hintere Zehe beim Gehen den Boden nicht berührt, mittellangen oder kurzen Flügeln, verſchieden langem Schwanze und einem ziemlich dichten Gefieder, welches einen Zügelſtreifen oder eine nackte Stelle um das Auge freiläßt. Dieſe Vögel leben nicht in Sümpfen, ſondern auf trockenen Feldern und nähren ſich theils von
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[731/0777]
Pfauenkranich.
lang und erſcheint nun auf den Sandbänken im Strome, trinkt, putzt ſich das Gefieder und vergnügt
ſich in der angegebenen Weiſe. Zuweilen wird in den Nachmittagsſtunden ein kurzer Ausflug
gemacht; in der Regel jedoch genügt die Morgenmahlzeit für den ganzen Tag. Gegen Abend theilen
ſich die Herden in kleinere Trupps, und dieſe fliegen nun den gemeinſchaftlichen Schlafplätzen zu.
Am blauen Fluſſe belehrten mich die Pfauenkraniche, daß ſie nur im Walde übernachten. Einige
vorüberziehende zeigten mir die Richtung des Weges, und nachdem ich einige Minuten weit gegangen
war, vernahm ich auch die Trompetentöne der ſchreienden Schlafgeſellſchaft. Es ging ſehr laut zu
auf dem Verſammlungsorte; aber die Töne klangen ſo ſchwach zu mir herüber, daß ich bald einſah,
derſelbe müſſe noch in weiter Ferne ſein. Jn der That hatte ich noch eine gute Viertelſtunde zu gehen,
bevor ich den Schlafplatz erreichte. Zu meiner nicht geringen Ueberraſchung fand ich dreißig bis
vierzig Pfauenkraniche auf den Bäumen eines kleinen, rings von der Steppe umgebenen Wäldchens
ſitzen, keinen einzigen auf der Erde. Dieſe Wahrnehmung, welche ich ſpäter wiederholt machte,
beſtimmten mich zu glauben, daß die Pfauenkraniche auch auf Bäumen und nicht auf dem Boden
niſten. Ueber die Fortpflanzung ſelbſt habe ich leider keine Beobachtungen ſammeln können.
Schon ſeit längerer Zeit wird der ſchöne und auffallende Vogel von den Weſtafrikanern gezähmt
und demgemäß auch oft nach Europa gebracht. Mein Bruder ſah ihn in Liſſabon als halbes Haus-
thier frei umherlaufen in den Spaziergängen und Straßen der Stadt, wie es ſchien, ohne alle Aufſicht.
Vorübergehende warfen ihm Brot und dergleichen zu, und er hatte ſich auch an die mildthätigen
Gaben derſelben ſo gewöhnt, daß er dieſelben förmlich beanſpruchte. Mit Hühnern oder Stelzvögeln
vertragen ſich die Gefangenen vortrefflich, mit ihrem Gebieter befreunden ſie ſich ſehr bald und
bewillkommnen ihn bei Gelegenheit durch ihre luſtigen Tänze. Jn den Thiergärten ziehen ſie die
Beſucher lebhaft an, weil ſie in der Regel auch zu tanzen beginnen, wenn ſie Muſik vernehmen.
Alle Gefangenen, welche zu uns gelangen, werden jung aufgezogen, obgleich es vielleicht nicht
allzuſchwer ſein dürfte, auch Alte auf den gewöhnlichen Schlafplätzen zu berücken. Die Jagd iſt
ziemlich ſchwierig, weil der Pfauenkranich ſelbſt im Urwalde, wo die übrigen Vögel einen Freund-
ſchaftsbund mit dem Menſchen geſchloſſen haben, ſeine ihm angeborene Scheu nicht ablegt. Er weicht
dem Reiter oder einem gegen ihn heranſegelnden Schiffe vorſichtig aus, ſicht überhaupt in allem
Ungewohnten Gefahr. Wir mußten uns entſchließen, Erdhütten zu bauen, um uns der Pfauen-
kraniche zu bemächtigen; dieſe Hütten aber erwieſen ſich ihnen gegenüber immer nur wenige Tage als
brauchbar, weil alle Geſellſchaften, aus deren Mitte ein oder zwei Stück gefallen waren, fortan die
betreffende Jnſel mit den Hütten ſehr ſorgſam mieden. Ergiebig war der Anſtand unter den Schlaf-
plätzen; aber das Anſtehen in Afrika hat Schattenſeiten, an welche man, ohne ſie kennen gelernt zu
haben, nicht denkt. Ganz abgeſehen davon, daß es nicht überall gerathen iſt, der Löwen und
Leoparden halber nachts im Walde umherzuſtreichen, ſtellt dieſer ſelbſt dem Jäger Hinderniſſe in den
Weg, welche im Dunkel geradezu unüberwindlich werden. Jeder Buſch nämlich ſtreckt hunderte von
Dornen aus, hält mit dieſen den nächtlichen Wanderer feſt, zerreißt ihm die Kleider und zerfleiſcht
ihm die Glieder, ſodaß das Vergnügen einer nächtlichen Jagd auch dem eifrigſten Naturforſcher
ſchließlich gänzlich verleidet wird.
Feldſtörche (Arvicolae) nennt Burmeiſter einige große Sumpfvögel mit kurzem oder mäßig
langen, nicht ſehr kräftigen Schnabel, deſſen Spitze von einer Hornkuppe überkleidet iſt, während die
Wurzel nur einen häutigen Ueberzug beſitzt, hohen, aber kleinzehigen Füßen, deren hintere Zehe beim
Gehen den Boden nicht berührt, mittellangen oder kurzen Flügeln, verſchieden langem Schwanze und
einem ziemlich dichten Gefieder, welches einen Zügelſtreifen oder eine nackte Stelle um das Auge freiläßt.
Dieſe Vögel leben nicht in Sümpfen, ſondern auf trockenen Feldern und nähren ſich theils von
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 731. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/777>, abgerufen am 22.11.2024.
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