Nachdem meine Gefangenen ordentlich fressen gelernt hatten, wurden sie in einen großen, eigens für Spechte hergerichteten Käfig gebracht. Jn diesem befanden sich bereits Gold- und Buntspechte, und ich war ihrethalber nicht ganz ohne Sorgen. Die Schwarzspechte zeigten sich jedoch höchst ver- träglich. Sie suchten keine Freundschaft mit ihren Verwandten anzuknüpfen, mißhandelten oder belästigten sie aber auch nicht, sondern betrachteten sie höchstens gleichgiltig. Jeder der Vögel ging seinen eigenen Weg und schien sich um den andern nicht zu kümmern. Der einzige Uebergriff, welchen die Schwarzspechte sich erlaubten, bestand darin, daß sie den Schlafkasten, welchen die Goldspechte bis dahin unbestritten inne gehabt hatten, in ihren Besitz nahmen und fortan behaupteten. Der Eingang zu diesem Kasten war für sie zu eng; Dies aber machte ihnen durchaus keinen Kummer; denn sie arbeiteten sich binnen wenigen Tagen die Höhlung so zurecht, daß sie eben für sie passend war. Gegen Abend schlüpften sie regelmäßig in das Jnnere, wie vorher der Goldspecht es gethan, und jeder von ihnen hing sich an einer der senkrechten Wände des Kastens zum Schlafen auf. Jch hatte früher beobachtet, daß die Spechte niemals in anderer Stellung schlafen und deshalb die Wände des Kastens mit Borke benageln lassen; somit waren sie ihnen ganz bequem, und sie schienen Dies auch dankbar anzuerkennen; denn während sie im übrigen alles Holzwerk zerstörten, die an die Außenwände des Käfigs angenagelte Borke rücksichtslos abschälten, fortwährend an den ihnen zur Unterhaltung gegebenen Weidenstämmen hämmerten und selbst das Balkenwerk des Käfigs bearbeiteten, sodaß es geschützt werden mußte, ließen sie das Jnnere ihres Schlafraums unversehrt.
Jm Anfange ihrer Gefangenschaft waren unsere Schwarzspechte ganz still; gegen den Herbst hin aber vernahm man sehr oft ihre wohlklingende, weit schallende Stimme.
Leider entsprach der Käfig doch noch nicht allen Anforderungen. Er lag nicht geschützt genug, und so waren die Vögel dem Zuge zu sehr ausgesetzt. Sie erkälteten sich, bekamen Krämpfe, fielen vom Stamm herab zum Boden, lagen minutenlang starr und regungslos unten und verschieden endlich unter derartigen Anfällen. Der zuletzt Verendende war sieben Monate in der Gefangenschaft gewesen.
Die größten aller Spechte (Campephilus), welche wir Riesenspechte nennen wollen, bewohnen Amerika. Sie haben einen sehr kräftigen Leib und Kopf, aber einen langen und dünnen Hals. Der starke Schnabel ist lang und gerade, dem unseres Schwarzspechtes im wesentlichen ähnlich. Die Füße sind sehr kräftig, die kurzen Läufe unbefiedert; die äußere Hinterzehe des rück- wärts stehenden Paares ist die längste. Flügel und Schwanz sind lang; in jenen ist die dritte und vierte Schwinge die längste. Das Gefieder ist schwarz, weiß gezeichnet; die Hinterkopffedern sind zu einer Holle verlängert, bei den Männchen sehr ausgebildet und größtentheils roth.
Zwei Arten dieser Sippe sind es, welche der Erwähnung verdienen: der Kaiserspecht und der Elfenbeinschnabel. Ersterer (Campephilus imperialis) ist schwarz, ein Schulterstreifen jeder- seits und die Spitzenhälfte der Hinterschwingen, sowie die Unterflügeldeckfedern sind reinweiß, die letzteren am Vorderrande schwarz gefleckt; der Hinterhauptschopf ist beim Männchen scharlachroth, beim Weibchen schwarz. Die Länge dieses Riesenvogels beträgt über 25 Zoll, der Fittig mißt 12, der Schwanz 9 Zoll.
Der Elfenbeinschnabel(Campephilus principalis) ist dem Kaiserspecht sehr ähnlich gefärbt und gezeichnet, aber bedeutend kleiner. Auch er ist schwarz; der seitliche Halsstreifen beginnt aber schon hinter dem Auge, und im Flügel sind nicht blos die Hinterschwingen, sondern auch die Mittelschwingen reinweiß und die Unterflügeldeckfedern licht schwarz gebändert. Das Auge ist leb- haft gelb, der Schnabel elfenbeinweiß, der Fuß graublau. Die Länge beträgt 21, die Breite 30, die Fittiglänge 101/2, die Schwanzlänge 71/4 Zoll.
Die Späher. Klettervögel. Spechte.
Nachdem meine Gefangenen ordentlich freſſen gelernt hatten, wurden ſie in einen großen, eigens für Spechte hergerichteten Käfig gebracht. Jn dieſem befanden ſich bereits Gold- und Buntſpechte, und ich war ihrethalber nicht ganz ohne Sorgen. Die Schwarzſpechte zeigten ſich jedoch höchſt ver- träglich. Sie ſuchten keine Freundſchaft mit ihren Verwandten anzuknüpfen, mißhandelten oder beläſtigten ſie aber auch nicht, ſondern betrachteten ſie höchſtens gleichgiltig. Jeder der Vögel ging ſeinen eigenen Weg und ſchien ſich um den andern nicht zu kümmern. Der einzige Uebergriff, welchen die Schwarzſpechte ſich erlaubten, beſtand darin, daß ſie den Schlafkaſten, welchen die Goldſpechte bis dahin unbeſtritten inne gehabt hatten, in ihren Beſitz nahmen und fortan behaupteten. Der Eingang zu dieſem Kaſten war für ſie zu eng; Dies aber machte ihnen durchaus keinen Kummer; denn ſie arbeiteten ſich binnen wenigen Tagen die Höhlung ſo zurecht, daß ſie eben für ſie paſſend war. Gegen Abend ſchlüpften ſie regelmäßig in das Jnnere, wie vorher der Goldſpecht es gethan, und jeder von ihnen hing ſich an einer der ſenkrechten Wände des Kaſtens zum Schlafen auf. Jch hatte früher beobachtet, daß die Spechte niemals in anderer Stellung ſchlafen und deshalb die Wände des Kaſtens mit Borke benageln laſſen; ſomit waren ſie ihnen ganz bequem, und ſie ſchienen Dies auch dankbar anzuerkennen; denn während ſie im übrigen alles Holzwerk zerſtörten, die an die Außenwände des Käfigs angenagelte Borke rückſichtslos abſchälten, fortwährend an den ihnen zur Unterhaltung gegebenen Weidenſtämmen hämmerten und ſelbſt das Balkenwerk des Käfigs bearbeiteten, ſodaß es geſchützt werden mußte, ließen ſie das Jnnere ihres Schlafraums unverſehrt.
Jm Anfange ihrer Gefangenſchaft waren unſere Schwarzſpechte ganz ſtill; gegen den Herbſt hin aber vernahm man ſehr oft ihre wohlklingende, weit ſchallende Stimme.
Leider entſprach der Käfig doch noch nicht allen Anforderungen. Er lag nicht geſchützt genug, und ſo waren die Vögel dem Zuge zu ſehr ausgeſetzt. Sie erkälteten ſich, bekamen Krämpfe, fielen vom Stamm herab zum Boden, lagen minutenlang ſtarr und regungslos unten und verſchieden endlich unter derartigen Anfällen. Der zuletzt Verendende war ſieben Monate in der Gefangenſchaft geweſen.
Die größten aller Spechte (Campephilus), welche wir Rieſenſpechte nennen wollen, bewohnen Amerika. Sie haben einen ſehr kräftigen Leib und Kopf, aber einen langen und dünnen Hals. Der ſtarke Schnabel iſt lang und gerade, dem unſeres Schwarzſpechtes im weſentlichen ähnlich. Die Füße ſind ſehr kräftig, die kurzen Läufe unbefiedert; die äußere Hinterzehe des rück- wärts ſtehenden Paares iſt die längſte. Flügel und Schwanz ſind lang; in jenen iſt die dritte und vierte Schwinge die längſte. Das Gefieder iſt ſchwarz, weiß gezeichnet; die Hinterkopffedern ſind zu einer Holle verlängert, bei den Männchen ſehr ausgebildet und größtentheils roth.
Zwei Arten dieſer Sippe ſind es, welche der Erwähnung verdienen: der Kaiſerſpecht und der Elfenbeinſchnabel. Erſterer (Campephilus imperialis) iſt ſchwarz, ein Schulterſtreifen jeder- ſeits und die Spitzenhälfte der Hinterſchwingen, ſowie die Unterflügeldeckfedern ſind reinweiß, die letzteren am Vorderrande ſchwarz gefleckt; der Hinterhauptſchopf iſt beim Männchen ſcharlachroth, beim Weibchen ſchwarz. Die Länge dieſes Rieſenvogels beträgt über 25 Zoll, der Fittig mißt 12, der Schwanz 9 Zoll.
Der Elfenbeinſchnabel(Campephilus principalis) iſt dem Kaiſerſpecht ſehr ähnlich gefärbt und gezeichnet, aber bedeutend kleiner. Auch er iſt ſchwarz; der ſeitliche Halsſtreifen beginnt aber ſchon hinter dem Auge, und im Flügel ſind nicht blos die Hinterſchwingen, ſondern auch die Mittelſchwingen reinweiß und die Unterflügeldeckfedern licht ſchwarz gebändert. Das Auge iſt leb- haft gelb, der Schnabel elfenbeinweiß, der Fuß graublau. Die Länge beträgt 21, die Breite 30, die Fittiglänge 10½, die Schwanzlänge 7¼ Zoll.
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Die Späher. Klettervögel. Spechte.
Nachdem meine Gefangenen ordentlich freſſen gelernt hatten, wurden ſie in einen großen, eigens
für Spechte hergerichteten Käfig gebracht. Jn dieſem befanden ſich bereits Gold- und Buntſpechte,
und ich war ihrethalber nicht ganz ohne Sorgen. Die Schwarzſpechte zeigten ſich jedoch höchſt ver-
träglich. Sie ſuchten keine Freundſchaft mit ihren Verwandten anzuknüpfen, mißhandelten oder
beläſtigten ſie aber auch nicht, ſondern betrachteten ſie höchſtens gleichgiltig. Jeder der Vögel ging
ſeinen eigenen Weg und ſchien ſich um den andern nicht zu kümmern. Der einzige Uebergriff, welchen
die Schwarzſpechte ſich erlaubten, beſtand darin, daß ſie den Schlafkaſten, welchen die Goldſpechte bis
dahin unbeſtritten inne gehabt hatten, in ihren Beſitz nahmen und fortan behaupteten. Der Eingang
zu dieſem Kaſten war für ſie zu eng; Dies aber machte ihnen durchaus keinen Kummer; denn ſie
arbeiteten ſich binnen wenigen Tagen die Höhlung ſo zurecht, daß ſie eben für ſie paſſend war. Gegen
Abend ſchlüpften ſie regelmäßig in das Jnnere, wie vorher der Goldſpecht es gethan, und jeder von
ihnen hing ſich an einer der ſenkrechten Wände des Kaſtens zum Schlafen auf. Jch hatte früher
beobachtet, daß die Spechte niemals in anderer Stellung ſchlafen und deshalb die Wände des Kaſtens
mit Borke benageln laſſen; ſomit waren ſie ihnen ganz bequem, und ſie ſchienen Dies auch dankbar
anzuerkennen; denn während ſie im übrigen alles Holzwerk zerſtörten, die an die Außenwände des
Käfigs angenagelte Borke rückſichtslos abſchälten, fortwährend an den ihnen zur Unterhaltung
gegebenen Weidenſtämmen hämmerten und ſelbſt das Balkenwerk des Käfigs bearbeiteten, ſodaß es
geſchützt werden mußte, ließen ſie das Jnnere ihres Schlafraums unverſehrt.
Jm Anfange ihrer Gefangenſchaft waren unſere Schwarzſpechte ganz ſtill; gegen den Herbſt hin
aber vernahm man ſehr oft ihre wohlklingende, weit ſchallende Stimme.
Leider entſprach der Käfig doch noch nicht allen Anforderungen. Er lag nicht geſchützt genug,
und ſo waren die Vögel dem Zuge zu ſehr ausgeſetzt. Sie erkälteten ſich, bekamen Krämpfe, fielen
vom Stamm herab zum Boden, lagen minutenlang ſtarr und regungslos unten und verſchieden
endlich unter derartigen Anfällen. Der zuletzt Verendende war ſieben Monate in der Gefangenſchaft
geweſen.
Die größten aller Spechte (Campephilus), welche wir Rieſenſpechte nennen wollen,
bewohnen Amerika. Sie haben einen ſehr kräftigen Leib und Kopf, aber einen langen und
dünnen Hals. Der ſtarke Schnabel iſt lang und gerade, dem unſeres Schwarzſpechtes im weſentlichen
ähnlich. Die Füße ſind ſehr kräftig, die kurzen Läufe unbefiedert; die äußere Hinterzehe des rück-
wärts ſtehenden Paares iſt die längſte. Flügel und Schwanz ſind lang; in jenen iſt die dritte und
vierte Schwinge die längſte. Das Gefieder iſt ſchwarz, weiß gezeichnet; die Hinterkopffedern ſind zu
einer Holle verlängert, bei den Männchen ſehr ausgebildet und größtentheils roth.
Zwei Arten dieſer Sippe ſind es, welche der Erwähnung verdienen: der Kaiſerſpecht und
der Elfenbeinſchnabel. Erſterer (Campephilus imperialis) iſt ſchwarz, ein Schulterſtreifen jeder-
ſeits und die Spitzenhälfte der Hinterſchwingen, ſowie die Unterflügeldeckfedern ſind reinweiß, die
letzteren am Vorderrande ſchwarz gefleckt; der Hinterhauptſchopf iſt beim Männchen ſcharlachroth,
beim Weibchen ſchwarz. Die Länge dieſes Rieſenvogels beträgt über 25 Zoll, der Fittig mißt 12,
der Schwanz 9 Zoll.
Der Elfenbeinſchnabel (Campephilus principalis) iſt dem Kaiſerſpecht ſehr ähnlich
gefärbt und gezeichnet, aber bedeutend kleiner. Auch er iſt ſchwarz; der ſeitliche Halsſtreifen beginnt
aber ſchon hinter dem Auge, und im Flügel ſind nicht blos die Hinterſchwingen, ſondern auch die
Mittelſchwingen reinweiß und die Unterflügeldeckfedern licht ſchwarz gebändert. Das Auge iſt leb-
haft gelb, der Schnabel elfenbeinweiß, der Fuß graublau. Die Länge beträgt 21, die Breite 30, die
Fittiglänge 10½, die Schwanzlänge 7¼ Zoll.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/78>, abgerufen am 25.11.2024.
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