federn in der Jugend ölbraun, im Alter blei- oder silbergrau, Unterhals und Oberbrust stahlblau, erzfarben schillernd. Das Auge ist rothbraun, der nackte Augenring fleischfarben, der Schnabel grünlichweiß, der Fuß gelblich fleischfarben. Die Länge beträgt 20, die Fittiglänge 11, die Schwanz- länge 1 Zoll.
Südamerika nördlich des Amazonenstromes ist die Heimat des Agami; jenseits des gewaltigen Stromes wird er durch einen Verwandten vertreten. Der eine wie der andere lebt nur im Walde, hier aber häufig und in zahlreichen Scharen, laut Schomburgk, in solchen von ein- bis zwei- hundert Stücken zusammen. Diese Herden schreiten, solange sie nicht gestört werden, langsam und
[Abbildung]
Der Agami (Psophia cropitans).
würdevoll einher und belustigen sich durch lustige und lächerliche Sprünge, können aber sehr schnell laufen und sind auch auf diese Bewegung angewiesen. "Jhre Flugkraft", sagt Schomburgk, "ist so schwach, daß, wenn die Herden einen irgend bedeutenden Fluß überfliegen, gewöhnlich mehrere das jenseitige Ufer gar nicht erreichen können und in den Strom fallen, sich dann aber durch Schwimmen retten." Diese Angabe erklärt die scharfe Begrenzung der beiden Arten: der Ama- zonenstrem bildet für sie ein unüberwindliches Hinderniß. Vor dem Jäger flieht eine solche Herde ängstlich dahin, aber freilich niemals weit in einem Zuge; denn die schwerfälligen Vögel setzen sich bald wieder auf den Boden nieder oder flattern zu niedrigen Aesten der Bäume empor und lassen sich von hier leicht herabschießen. Erschreckt, geben sie ihre sonderbare Stimme zum Besten. Zuerst
Die Läufer. Stelzvögel. Feldſtörche.
federn in der Jugend ölbraun, im Alter blei- oder ſilbergrau, Unterhals und Oberbruſt ſtahlblau, erzfarben ſchillernd. Das Auge iſt rothbraun, der nackte Augenring fleiſchfarben, der Schnabel grünlichweiß, der Fuß gelblich fleiſchfarben. Die Länge beträgt 20, die Fittiglänge 11, die Schwanz- länge 1 Zoll.
Südamerika nördlich des Amazonenſtromes iſt die Heimat des Agami; jenſeits des gewaltigen Stromes wird er durch einen Verwandten vertreten. Der eine wie der andere lebt nur im Walde, hier aber häufig und in zahlreichen Scharen, laut Schomburgk, in ſolchen von ein- bis zwei- hundert Stücken zuſammen. Dieſe Herden ſchreiten, ſolange ſie nicht geſtört werden, langſam und
[Abbildung]
Der Agami (Psophia cropitans).
würdevoll einher und beluſtigen ſich durch luſtige und lächerliche Sprünge, können aber ſehr ſchnell laufen und ſind auch auf dieſe Bewegung angewieſen. „Jhre Flugkraft“, ſagt Schomburgk, „iſt ſo ſchwach, daß, wenn die Herden einen irgend bedeutenden Fluß überfliegen, gewöhnlich mehrere das jenſeitige Ufer gar nicht erreichen können und in den Strom fallen, ſich dann aber durch Schwimmen retten.“ Dieſe Angabe erklärt die ſcharfe Begrenzung der beiden Arten: der Ama- zonenſtrem bildet für ſie ein unüberwindliches Hinderniß. Vor dem Jäger flieht eine ſolche Herde ängſtlich dahin, aber freilich niemals weit in einem Zuge; denn die ſchwerfälligen Vögel ſetzen ſich bald wieder auf den Boden nieder oder flattern zu niedrigen Aeſten der Bäume empor und laſſen ſich von hier leicht herabſchießen. Erſchreckt, geben ſie ihre ſonderbare Stimme zum Beſten. Zuerſt
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0782"n="736"/><fwplace="top"type="header">Die Läufer. Stelzvögel. Feldſtörche.</fw><lb/>
federn in der Jugend ölbraun, im Alter blei- oder ſilbergrau, Unterhals und Oberbruſt ſtahlblau,<lb/>
erzfarben ſchillernd. Das Auge iſt rothbraun, der nackte Augenring fleiſchfarben, der Schnabel<lb/>
grünlichweiß, der Fuß gelblich fleiſchfarben. Die Länge beträgt 20, die Fittiglänge 11, die Schwanz-<lb/>
länge 1 Zoll.</p><lb/><p>Südamerika nördlich des Amazonenſtromes iſt die Heimat des Agami; jenſeits des gewaltigen<lb/>
Stromes wird er durch einen Verwandten vertreten. Der eine wie der andere lebt nur im Walde,<lb/>
hier aber häufig und in zahlreichen Scharen, laut <hirendition="#g">Schomburgk</hi>, in ſolchen von ein- bis zwei-<lb/>
hundert Stücken zuſammen. Dieſe Herden ſchreiten, ſolange ſie nicht geſtört werden, langſam und<lb/><figure><head><hirendition="#c"><hirendition="#g">Der Agami</hi> (<hirendition="#aq">Psophia cropitans</hi>).</hi></head></figure><lb/>
würdevoll einher und beluſtigen ſich durch luſtige und lächerliche Sprünge, können aber ſehr ſchnell<lb/>
laufen und ſind auch auf dieſe Bewegung angewieſen. „Jhre Flugkraft“, ſagt <hirendition="#g">Schomburgk</hi>,<lb/>„iſt ſo ſchwach, daß, wenn die Herden einen irgend bedeutenden Fluß überfliegen, gewöhnlich mehrere<lb/>
das jenſeitige Ufer gar nicht erreichen können und in den Strom fallen, ſich dann aber durch<lb/>
Schwimmen retten.“ Dieſe Angabe erklärt die ſcharfe Begrenzung der beiden Arten: der Ama-<lb/>
zonenſtrem bildet für ſie ein unüberwindliches Hinderniß. Vor dem Jäger flieht eine ſolche Herde<lb/>
ängſtlich dahin, aber freilich niemals weit in einem Zuge; denn die ſchwerfälligen Vögel ſetzen ſich<lb/>
bald wieder auf den Boden nieder oder flattern zu niedrigen Aeſten der Bäume empor und laſſen ſich<lb/>
von hier leicht herabſchießen. Erſchreckt, geben ſie ihre ſonderbare Stimme zum Beſten. Zuerſt<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[736/0782]
Die Läufer. Stelzvögel. Feldſtörche.
federn in der Jugend ölbraun, im Alter blei- oder ſilbergrau, Unterhals und Oberbruſt ſtahlblau,
erzfarben ſchillernd. Das Auge iſt rothbraun, der nackte Augenring fleiſchfarben, der Schnabel
grünlichweiß, der Fuß gelblich fleiſchfarben. Die Länge beträgt 20, die Fittiglänge 11, die Schwanz-
länge 1 Zoll.
Südamerika nördlich des Amazonenſtromes iſt die Heimat des Agami; jenſeits des gewaltigen
Stromes wird er durch einen Verwandten vertreten. Der eine wie der andere lebt nur im Walde,
hier aber häufig und in zahlreichen Scharen, laut Schomburgk, in ſolchen von ein- bis zwei-
hundert Stücken zuſammen. Dieſe Herden ſchreiten, ſolange ſie nicht geſtört werden, langſam und
[Abbildung Der Agami (Psophia cropitans).]
würdevoll einher und beluſtigen ſich durch luſtige und lächerliche Sprünge, können aber ſehr ſchnell
laufen und ſind auch auf dieſe Bewegung angewieſen. „Jhre Flugkraft“, ſagt Schomburgk,
„iſt ſo ſchwach, daß, wenn die Herden einen irgend bedeutenden Fluß überfliegen, gewöhnlich mehrere
das jenſeitige Ufer gar nicht erreichen können und in den Strom fallen, ſich dann aber durch
Schwimmen retten.“ Dieſe Angabe erklärt die ſcharfe Begrenzung der beiden Arten: der Ama-
zonenſtrem bildet für ſie ein unüberwindliches Hinderniß. Vor dem Jäger flieht eine ſolche Herde
ängſtlich dahin, aber freilich niemals weit in einem Zuge; denn die ſchwerfälligen Vögel ſetzen ſich
bald wieder auf den Boden nieder oder flattern zu niedrigen Aeſten der Bäume empor und laſſen ſich
von hier leicht herabſchießen. Erſchreckt, geben ſie ihre ſonderbare Stimme zum Beſten. Zuerſt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 736. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/782>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.