spazierte aber durch alle Zimmer des Hauses und wenn sie einen Fingerhut, eine Schere, oder sonst etwas Glänzendes fand, so trug sie es fort und versteckte es im Grase oder bisweilen auch unter der Erde. Auch fing sie geschickt Mäuse und verschluckte sie ganz.
An schönen Maiabenden vernimmt man von Wiesen oder Feldern her einen sonderbar schnarrenden Laut, welcher klingt, als ob man mit einem Hölzchen über die Zähne eines Kammes streicht. Dieser Laut ertönt mit wenig Unterbrechungen bis tief in die Nacht hinein und vom frühesten Morgen an bis nach Aufgang der Sonne, selten von einer Stelle, vielmehr bald von hier-, bald von dorther, obschon innerhalb eines gewissen Gebietes. Der Vogel, welcher das Knarren hervorbringt, ist allen Landbewohnern wohlbekaunt und deshalb ziemlich reich an Namen. Er, der Wiesenknarrer, heißt auch Wiesenschnarcher, Wiesenschnärper oder Knarrer, Schnarker, Schnerper, Schnarrichen, Schnarper, Schnarf, Schnärz, Schrecke, Schryk, Arpschnarr, Grössel, Kreßler, Grasrutscher, Grasrätscher, Heckenschär, Feldwächter, Wachtelkönig etc., (wissenschaftlich Crex pratensis). Es kennzeichnen ihn der hohe, seitlich stark zusammengedrückte Leib, der mittellange Hals und ziemlich große Kopf, der kurze, starke, hochrückige, zusammengedrückte Schnabel, der mittellange, fast bis auf die Ferse befiederte Fuß, die muldenförmigen Flügel, in denen die zweite Schwinge die längste, der kurze, schwache, im Deckgefieder fast verborgene Schwanz und das glatte, jedoch nicht besonders dichte Gefieder. Die Färbung desselben ist oben auf schwarzbraunem Grunde ölgrau gefleckt, weil die einzelnen Federn breite Säume tragen, unten an Kehle und Vorderhals aschgrau, seitlich braungrau, mit braunrothen Quer- flecken, auf den Flügeln braunroth, durch kleine, gelblichweiße Flecken geziert. Das Auge ist licht- braun, der Schnabel röthlichbraungrau, der Fuß bleigrau. Die Länge beträgt 11, die Breite 18, die Fittiglänge 51/2, die Schwanzlänge 2 Zoll. Beim Weibchen ist die Färbung minder lebhaft.
Der Wiesenknarrer verbreitet sich über ganz Nordeuropa und einen großen Theil Mittelasiens. Südeuropa berührt er regelmäßig auf dem Zuge, scheint jedoch daselbst nur ausnahmsweise zu brüten; in Spanien wenigstens haben wir ihn während des Sommers nicht gefunden, und auch in Griechen- land ist er, laut von der Mühle und Lindermayer, keineswegs häufig, kommt selbst während seines Zuges nur einzeln in diesem Lande vor. Zu meiner nicht geringen Ueberraschung traf ich ihn einmal in den Urwaldungen Mittelafriaks zwischen dem 13. und 11. Grade nördlicher Breite.
Das Volk glaubt, daß er die Wachteln beherrsche oder führe; auch die griechischen Jäger versichern mit Bestimmtheit, daß jedem Wachtelfluge ein Wachtelkönig vorstehe. Wie der Vogel zu dieser Ehre gekommen ist, bleibt fraglich, da er in seinem Wesen durchaus Nichts mit den Wachteln gemein hat, ja nicht einmal genau zu derselben Zeit, wie diese wandert. Er erscheint bei uns im Mai und beginnt seine Rückwanderung Ende August, nachdem er die Mauser vollendet hat, kommt jedoch einzeln noch Mitte Oktobers vor. Seinen Weg legt er des Nachts zurück; wahr- scheinlich aber -- bestimmte Beobachtungen hierüber fehlen -- durchmißt er einen guten Theil desselben laufend.
Hinsichtlich seines Aufenthaltes richtet sich der Wiesenknarrer nach den Umständen. Er bewohnt fruchtbare Gegenden, insbesondere Ebenen, ohne jedoch auch das Hügelland zu meiden, und bezieht am liebsten Wiesen, welche von Getreidefeldern umgeben werden oder in deren Nähe liegen. Jn manchen Jahren zeigt er sich häufig in einer Gegend, in anderen hört man kaum ein Pärchen; die Oertlichkeit hat dann nicht die ihm zusagende Beschaffenheit. Der Wiesenknarrer liebt nämlich keineswegs sehr feuchte, aber auch ebensowenig sehr trockene Lagen und scheint oft lange suchen zu müssen, ehe er die rechte Oertlichkeit findet. Wenn seine Wiesen gemäht werden, begibt er sich in das Getreide und
Die Läufer. Stelzvögel. Rallen.
ſpazierte aber durch alle Zimmer des Hauſes und wenn ſie einen Fingerhut, eine Schere, oder ſonſt etwas Glänzendes fand, ſo trug ſie es fort und verſteckte es im Graſe oder bisweilen auch unter der Erde. Auch fing ſie geſchickt Mäuſe und verſchluckte ſie ganz.
An ſchönen Maiabenden vernimmt man von Wieſen oder Feldern her einen ſonderbar ſchnarrenden Laut, welcher klingt, als ob man mit einem Hölzchen über die Zähne eines Kammes ſtreicht. Dieſer Laut ertönt mit wenig Unterbrechungen bis tief in die Nacht hinein und vom früheſten Morgen an bis nach Aufgang der Sonne, ſelten von einer Stelle, vielmehr bald von hier-, bald von dorther, obſchon innerhalb eines gewiſſen Gebietes. Der Vogel, welcher das Knarren hervorbringt, iſt allen Landbewohnern wohlbekaunt und deshalb ziemlich reich an Namen. Er, der Wieſenknarrer, heißt auch Wieſenſchnarcher, Wieſenſchnärper oder Knarrer, Schnarker, Schnerper, Schnarrichen, Schnarper, Schnarf, Schnärz, Schrecke, Schryk, Arpſchnarr, Gröſſel, Kreßler, Grasrutſcher, Grasrätſcher, Heckenſchär, Feldwächter, Wachtelkönig ꝛc., (wiſſenſchaftlich Crex pratensis). Es kennzeichnen ihn der hohe, ſeitlich ſtark zuſammengedrückte Leib, der mittellange Hals und ziemlich große Kopf, der kurze, ſtarke, hochrückige, zuſammengedrückte Schnabel, der mittellange, faſt bis auf die Ferſe befiederte Fuß, die muldenförmigen Flügel, in denen die zweite Schwinge die längſte, der kurze, ſchwache, im Deckgefieder faſt verborgene Schwanz und das glatte, jedoch nicht beſonders dichte Gefieder. Die Färbung deſſelben iſt oben auf ſchwarzbraunem Grunde ölgrau gefleckt, weil die einzelnen Federn breite Säume tragen, unten an Kehle und Vorderhals aſchgrau, ſeitlich braungrau, mit braunrothen Quer- flecken, auf den Flügeln braunroth, durch kleine, gelblichweiße Flecken geziert. Das Auge iſt licht- braun, der Schnabel röthlichbraungrau, der Fuß bleigrau. Die Länge beträgt 11, die Breite 18, die Fittiglänge 5½, die Schwanzlänge 2 Zoll. Beim Weibchen iſt die Färbung minder lebhaft.
Der Wieſenknarrer verbreitet ſich über ganz Nordeuropa und einen großen Theil Mittelaſiens. Südeuropa berührt er regelmäßig auf dem Zuge, ſcheint jedoch daſelbſt nur ausnahmsweiſe zu brüten; in Spanien wenigſtens haben wir ihn während des Sommers nicht gefunden, und auch in Griechen- land iſt er, laut von der Mühle und Lindermayer, keineswegs häufig, kommt ſelbſt während ſeines Zuges nur einzeln in dieſem Lande vor. Zu meiner nicht geringen Ueberraſchung traf ich ihn einmal in den Urwaldungen Mittelafriaks zwiſchen dem 13. und 11. Grade nördlicher Breite.
Das Volk glaubt, daß er die Wachteln beherrſche oder führe; auch die griechiſchen Jäger verſichern mit Beſtimmtheit, daß jedem Wachtelfluge ein Wachtelkönig vorſtehe. Wie der Vogel zu dieſer Ehre gekommen iſt, bleibt fraglich, da er in ſeinem Weſen durchaus Nichts mit den Wachteln gemein hat, ja nicht einmal genau zu derſelben Zeit, wie dieſe wandert. Er erſcheint bei uns im Mai und beginnt ſeine Rückwanderung Ende Auguſt, nachdem er die Mauſer vollendet hat, kommt jedoch einzeln noch Mitte Oktobers vor. Seinen Weg legt er des Nachts zurück; wahr- ſcheinlich aber — beſtimmte Beobachtungen hierüber fehlen — durchmißt er einen guten Theil deſſelben laufend.
Hinſichtlich ſeines Aufenthaltes richtet ſich der Wieſenknarrer nach den Umſtänden. Er bewohnt fruchtbare Gegenden, insbeſondere Ebenen, ohne jedoch auch das Hügelland zu meiden, und bezieht am liebſten Wieſen, welche von Getreidefeldern umgeben werden oder in deren Nähe liegen. Jn manchen Jahren zeigt er ſich häufig in einer Gegend, in anderen hört man kaum ein Pärchen; die Oertlichkeit hat dann nicht die ihm zuſagende Beſchaffenheit. Der Wieſenknarrer liebt nämlich keineswegs ſehr feuchte, aber auch ebenſowenig ſehr trockene Lagen und ſcheint oft lange ſuchen zu müſſen, ehe er die rechte Oertlichkeit findet. Wenn ſeine Wieſen gemäht werden, begibt er ſich in das Getreide und
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Die Läufer. Stelzvögel. Rallen.
ſpazierte aber durch alle Zimmer des Hauſes und wenn ſie einen Fingerhut, eine Schere, oder ſonſt
etwas Glänzendes fand, ſo trug ſie es fort und verſteckte es im Graſe oder bisweilen auch unter der
Erde. Auch fing ſie geſchickt Mäuſe und verſchluckte ſie ganz.
An ſchönen Maiabenden vernimmt man von Wieſen oder Feldern her einen ſonderbar
ſchnarrenden Laut, welcher klingt, als ob man mit einem Hölzchen über die Zähne eines Kammes
ſtreicht. Dieſer Laut ertönt mit wenig Unterbrechungen bis tief in die Nacht hinein und vom
früheſten Morgen an bis nach Aufgang der Sonne, ſelten von einer Stelle, vielmehr bald von hier-,
bald von dorther, obſchon innerhalb eines gewiſſen Gebietes. Der Vogel, welcher das Knarren
hervorbringt, iſt allen Landbewohnern wohlbekaunt und deshalb ziemlich reich an Namen. Er,
der Wieſenknarrer, heißt auch Wieſenſchnarcher, Wieſenſchnärper oder Knarrer,
Schnarker, Schnerper, Schnarrichen, Schnarper, Schnarf, Schnärz, Schrecke,
Schryk, Arpſchnarr, Gröſſel, Kreßler, Grasrutſcher, Grasrätſcher, Heckenſchär,
Feldwächter, Wachtelkönig ꝛc., (wiſſenſchaftlich Crex pratensis). Es kennzeichnen ihn der hohe,
ſeitlich ſtark zuſammengedrückte Leib, der mittellange Hals und ziemlich große Kopf, der kurze, ſtarke,
hochrückige, zuſammengedrückte Schnabel, der mittellange, faſt bis auf die Ferſe befiederte Fuß, die
muldenförmigen Flügel, in denen die zweite Schwinge die längſte, der kurze, ſchwache, im Deckgefieder
faſt verborgene Schwanz und das glatte, jedoch nicht beſonders dichte Gefieder. Die Färbung
deſſelben iſt oben auf ſchwarzbraunem Grunde ölgrau gefleckt, weil die einzelnen Federn breite
Säume tragen, unten an Kehle und Vorderhals aſchgrau, ſeitlich braungrau, mit braunrothen Quer-
flecken, auf den Flügeln braunroth, durch kleine, gelblichweiße Flecken geziert. Das Auge iſt licht-
braun, der Schnabel röthlichbraungrau, der Fuß bleigrau. Die Länge beträgt 11, die Breite 18,
die Fittiglänge 5½, die Schwanzlänge 2 Zoll. Beim Weibchen iſt die Färbung minder lebhaft.
Der Wieſenknarrer verbreitet ſich über ganz Nordeuropa und einen großen Theil Mittelaſiens.
Südeuropa berührt er regelmäßig auf dem Zuge, ſcheint jedoch daſelbſt nur ausnahmsweiſe zu brüten;
in Spanien wenigſtens haben wir ihn während des Sommers nicht gefunden, und auch in Griechen-
land iſt er, laut von der Mühle und Lindermayer, keineswegs häufig, kommt ſelbſt während
ſeines Zuges nur einzeln in dieſem Lande vor. Zu meiner nicht geringen Ueberraſchung traf ich ihn
einmal in den Urwaldungen Mittelafriaks zwiſchen dem 13. und 11. Grade nördlicher Breite.
Das Volk glaubt, daß er die Wachteln beherrſche oder führe; auch die griechiſchen Jäger
verſichern mit Beſtimmtheit, daß jedem Wachtelfluge ein Wachtelkönig vorſtehe. Wie der Vogel
zu dieſer Ehre gekommen iſt, bleibt fraglich, da er in ſeinem Weſen durchaus Nichts mit den Wachteln
gemein hat, ja nicht einmal genau zu derſelben Zeit, wie dieſe wandert. Er erſcheint bei uns
im Mai und beginnt ſeine Rückwanderung Ende Auguſt, nachdem er die Mauſer vollendet
hat, kommt jedoch einzeln noch Mitte Oktobers vor. Seinen Weg legt er des Nachts zurück; wahr-
ſcheinlich aber — beſtimmte Beobachtungen hierüber fehlen — durchmißt er einen guten Theil
deſſelben laufend.
Hinſichtlich ſeines Aufenthaltes richtet ſich der Wieſenknarrer nach den Umſtänden. Er bewohnt
fruchtbare Gegenden, insbeſondere Ebenen, ohne jedoch auch das Hügelland zu meiden, und bezieht am
liebſten Wieſen, welche von Getreidefeldern umgeben werden oder in deren Nähe liegen. Jn manchen
Jahren zeigt er ſich häufig in einer Gegend, in anderen hört man kaum ein Pärchen; die Oertlichkeit
hat dann nicht die ihm zuſagende Beſchaffenheit. Der Wieſenknarrer liebt nämlich keineswegs ſehr
feuchte, aber auch ebenſowenig ſehr trockene Lagen und ſcheint oft lange ſuchen zu müſſen, ehe er die
rechte Oertlichkeit findet. Wenn ſeine Wieſen gemäht werden, begibt er ſich in das Getreide und
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 748. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/794>, abgerufen am 22.11.2024.
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