zusammengesetzte Schwanz kurz, breit, am Ende zugerundet oder zugespitzt, das Kleingefieder sehr dicht und glatt, die Bedunung reichlich, die Färbung nach Geschlecht, Jahr und Alter sehr verschieden, beim Männchen mehr oder weniger prächtig, beim Weibchen einfach und unscheinbar.
Nach den Untersuchungen von Nitzsch und Wagner sind die Enten als die Urbilder der Ordnung zu betrachten. Der Schädel ist gewölbt, das senkrecht stehende Hinterhauptsloch ansehnlich; das Thränenbein hat einen frei absteigenden Fortsatz; der große Schläfendorn verbindet sich selten mit jenem; die Gaumenbeine sind schmal, die Flügelbeine breit. Die Wirbelsäule besteht aus funf- zehn bis sechszehn Hals-, neun Rücken-, sieben bis acht Schwanzwirbeln. Das Brustbein ist groß, lang, fast gleich breit mit einfachen, tiefen Buchten, sein Kamm mäßig groß, das Schulterblatt lang, dünn, die Gabel sehr gekrümmt und ziemlich gespreizt, das luftführende Oberarmbein länger als Schulterblatt und Unterarm, die Hand schmächtig und lang, das Becken groß und weit, im Hinter- theile flach gewölbt, der Oberschenkelknochen länger als der Lauf u. s. w. Hinsichtlich der Luft und des Luftfüllungsvermögens herrscht große Verschiedenheit. Die Zunge ist so groß, daß sie die ganze Mundhöhle ausfüllt, ziemlich gleich breit, oben und unten mit weicher Haut bekleidet, an den Seiten- rändern mit einer doppelten Reihe kurzer Wimpern und einzelnen Reihen harter Zähne besetzt, der Zungenkern eine einfache, länglichflache, hinten und vorn verschmälerte Knochenplatte, der Zungen- beinkörper mit einem unbeweglichen, an der Spitze knorpeligen Griffel versehen, der Schlund ziemlich gleich weit, der eingeschnürte Vormagen ansehnlich groß und mit vielen einfachen Schleimbälgen besetzt, der eigentliche Magen einer der stärksten Muskelmagen, welche bei Vögeln vorkommen, der Darmschlauch mäßig lang, die Milz klein, die Leber groß, am hinteren Rande oft eingeschnitten, die Bauchspeicheldrüse mehr lappig, die Niere groß und lang, der Vorstock stets einfach, das Begattungs- werkzeug der Männchen dadurch ausgezeichnet, daß eine wirkliche Ruthe vorhanden. Die Luftröhre, deren Bau vielfach verschieden sein kann, windet sich nicht im Brustbeine wie bei den Schwänen, besitzt aber am unteren Ende vor der Theilung größere oder kleinere knöcherne Blasen von sehr verschiedener Form, welche jedoch nur dem Männchen zukommen.
Auch die Enten insbesondere verbreiten sich über die ganze Erde, treten jedoch in dem heißen und gemäßigten Gürtel zahlreicher an Arten auf als im kalten, welcher dagegen außerordentliche Massen von einer und derselben Art beherbergt. Sie bewohnen das Meer und die süßen Gewässer bis hoch in das Gebirge hinauf, wandern, falls der Winter sie dazu zwingt, nach wärmeren Gegenden und sammeln sich während ihres Zuges in ungeheueren Scharen, welche sich auch mit anderen Schwimmvögeln vereinigen und unter Umständen eine Wasserfläche auf Viertelmeilen hin buchstäblich bedecken. Mehrere Arten durchstreifen gelegentlich ihrer Wanderungen ebenso ausgedehnte Strecken wie die Schwalben oder andere flugbegabte Vögel; die übrigen gehen nur soweit nach Süden hin, als sie unbedingt thun müssen. Jhre Reise treten sie in der Regel mit Sonnenuntergang an, fliegen einige Stunden, fallen gegen Mitternacht oder schon früher auf freiem Wasser ein, verweilen hier einige Stunden und erheben sich gegen Morgen wiederum zu neuem Fluge. Jn der Luft sondern sich auch diejenigen, welche gern in Gemeinschaft mit anderen lebten, zu einzelnen Flügen, welche entweder in einer langen Reihe hinter einander oder in der Keilordnung fliegen.
Eigentliche Tagvögel kann man die Enten nicht nennen, aber ebensowenig sie als Nachtvögel bezeichnen. Jhnen ist jede Zeit recht, doch zeigen sie sich in der Dämmerung noch am thätigsten, wenigstens zum Umherschwärmen am meisten geneigt. Jn dunkelen Nächten und in den Mittags- stunden schlafen sie, Kopf und Schnabel unter den Schulterfedern verborgen, entweder auf einem Beine stehend oder auf der Brust liegend oder auf dem Wasser schwimmend. Jhre Bewegungsfähig- keit ist sehr verschieden. Einige Arten gehen fast ebensogut wie die Gänse, andere watscheln schwerfällig dahin; alle bekunden ihre Meisterschaft in Schwimmen, tauchen aber nur ausnahmsweise und niemals mit besonderer Fertigkeit; sie fliegen gut, mit rasch auf einander folgenden Schlägen, unter pfeifendem, rauschendem oder klingendem Getöne, erheben sich ebenso leicht vom Wasser wie vom festen Lande und streichen entweder niedrig über dem Boden oder der Wasserfläche fort oder steigen
Die Schwimmer. Zahnſchnäbler. Enten.
zuſammengeſetzte Schwanz kurz, breit, am Ende zugerundet oder zugeſpitzt, das Kleingefieder ſehr dicht und glatt, die Bedunung reichlich, die Färbung nach Geſchlecht, Jahr und Alter ſehr verſchieden, beim Männchen mehr oder weniger prächtig, beim Weibchen einfach und unſcheinbar.
Nach den Unterſuchungen von Nitzſch und Wagner ſind die Enten als die Urbilder der Ordnung zu betrachten. Der Schädel iſt gewölbt, das ſenkrecht ſtehende Hinterhauptsloch anſehnlich; das Thränenbein hat einen frei abſteigenden Fortſatz; der große Schläfendorn verbindet ſich ſelten mit jenem; die Gaumenbeine ſind ſchmal, die Flügelbeine breit. Die Wirbelſäule beſteht aus funf- zehn bis ſechszehn Hals-, neun Rücken-, ſieben bis acht Schwanzwirbeln. Das Bruſtbein iſt groß, lang, faſt gleich breit mit einfachen, tiefen Buchten, ſein Kamm mäßig groß, das Schulterblatt lang, dünn, die Gabel ſehr gekrümmt und ziemlich geſpreizt, das luftführende Oberarmbein länger als Schulterblatt und Unterarm, die Hand ſchmächtig und lang, das Becken groß und weit, im Hinter- theile flach gewölbt, der Oberſchenkelknochen länger als der Lauf u. ſ. w. Hinſichtlich der Luft und des Luftfüllungsvermögens herrſcht große Verſchiedenheit. Die Zunge iſt ſo groß, daß ſie die ganze Mundhöhle ausfüllt, ziemlich gleich breit, oben und unten mit weicher Haut bekleidet, an den Seiten- rändern mit einer doppelten Reihe kurzer Wimpern und einzelnen Reihen harter Zähne beſetzt, der Zungenkern eine einfache, länglichflache, hinten und vorn verſchmälerte Knochenplatte, der Zungen- beinkörper mit einem unbeweglichen, an der Spitze knorpeligen Griffel verſehen, der Schlund ziemlich gleich weit, der eingeſchnürte Vormagen anſehnlich groß und mit vielen einfachen Schleimbälgen beſetzt, der eigentliche Magen einer der ſtärkſten Muskelmagen, welche bei Vögeln vorkommen, der Darmſchlauch mäßig lang, die Milz klein, die Leber groß, am hinteren Rande oft eingeſchnitten, die Bauchſpeicheldrüſe mehr lappig, die Niere groß und lang, der Vorſtock ſtets einfach, das Begattungs- werkzeug der Männchen dadurch ausgezeichnet, daß eine wirkliche Ruthe vorhanden. Die Luftröhre, deren Bau vielfach verſchieden ſein kann, windet ſich nicht im Bruſtbeine wie bei den Schwänen, beſitzt aber am unteren Ende vor der Theilung größere oder kleinere knöcherne Blaſen von ſehr verſchiedener Form, welche jedoch nur dem Männchen zukommen.
Auch die Enten insbeſondere verbreiten ſich über die ganze Erde, treten jedoch in dem heißen und gemäßigten Gürtel zahlreicher an Arten auf als im kalten, welcher dagegen außerordentliche Maſſen von einer und derſelben Art beherbergt. Sie bewohnen das Meer und die ſüßen Gewäſſer bis hoch in das Gebirge hinauf, wandern, falls der Winter ſie dazu zwingt, nach wärmeren Gegenden und ſammeln ſich während ihres Zuges in ungeheueren Scharen, welche ſich auch mit anderen Schwimmvögeln vereinigen und unter Umſtänden eine Waſſerfläche auf Viertelmeilen hin buchſtäblich bedecken. Mehrere Arten durchſtreifen gelegentlich ihrer Wanderungen ebenſo ausgedehnte Strecken wie die Schwalben oder andere flugbegabte Vögel; die übrigen gehen nur ſoweit nach Süden hin, als ſie unbedingt thun müſſen. Jhre Reiſe treten ſie in der Regel mit Sonnenuntergang an, fliegen einige Stunden, fallen gegen Mitternacht oder ſchon früher auf freiem Waſſer ein, verweilen hier einige Stunden und erheben ſich gegen Morgen wiederum zu neuem Fluge. Jn der Luft ſondern ſich auch diejenigen, welche gern in Gemeinſchaft mit anderen lebten, zu einzelnen Flügen, welche entweder in einer langen Reihe hinter einander oder in der Keilordnung fliegen.
Eigentliche Tagvögel kann man die Enten nicht nennen, aber ebenſowenig ſie als Nachtvögel bezeichnen. Jhnen iſt jede Zeit recht, doch zeigen ſie ſich in der Dämmerung noch am thätigſten, wenigſtens zum Umherſchwärmen am meiſten geneigt. Jn dunkelen Nächten und in den Mittags- ſtunden ſchlafen ſie, Kopf und Schnabel unter den Schulterfedern verborgen, entweder auf einem Beine ſtehend oder auf der Bruſt liegend oder auf dem Waſſer ſchwimmend. Jhre Bewegungsfähig- keit iſt ſehr verſchieden. Einige Arten gehen faſt ebenſogut wie die Gänſe, andere watſcheln ſchwerfällig dahin; alle bekunden ihre Meiſterſchaft in Schwimmen, tauchen aber nur ausnahmsweiſe und niemals mit beſonderer Fertigkeit; ſie fliegen gut, mit raſch auf einander folgenden Schlägen, unter pfeifendem, rauſchendem oder klingendem Getöne, erheben ſich ebenſo leicht vom Waſſer wie vom feſten Lande und ſtreichen entweder niedrig über dem Boden oder der Waſſerfläche fort oder ſteigen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0860"n="810"/><fwplace="top"type="header">Die Schwimmer. Zahnſchnäbler. Enten.</fw><lb/>
zuſammengeſetzte Schwanz kurz, breit, am Ende zugerundet oder zugeſpitzt, das Kleingefieder ſehr<lb/>
dicht und glatt, die Bedunung reichlich, die Färbung nach Geſchlecht, Jahr und Alter ſehr verſchieden,<lb/>
beim Männchen mehr oder weniger prächtig, beim Weibchen einfach und unſcheinbar.</p><lb/><p>Nach den Unterſuchungen von <hirendition="#g">Nitzſch</hi> und <hirendition="#g">Wagner</hi>ſind die Enten als die Urbilder der<lb/>
Ordnung zu betrachten. Der Schädel iſt gewölbt, das ſenkrecht ſtehende Hinterhauptsloch anſehnlich;<lb/>
das Thränenbein hat einen frei abſteigenden Fortſatz; der große Schläfendorn verbindet ſich ſelten<lb/>
mit jenem; die Gaumenbeine ſind ſchmal, die Flügelbeine breit. Die Wirbelſäule beſteht aus funf-<lb/>
zehn bis ſechszehn Hals-, neun Rücken-, ſieben bis acht Schwanzwirbeln. Das Bruſtbein iſt groß,<lb/>
lang, faſt gleich breit mit einfachen, tiefen Buchten, ſein Kamm mäßig groß, das Schulterblatt lang,<lb/>
dünn, die Gabel ſehr gekrümmt und ziemlich geſpreizt, das luftführende Oberarmbein länger als<lb/>
Schulterblatt und Unterarm, die Hand ſchmächtig und lang, das Becken groß und weit, im Hinter-<lb/>
theile flach gewölbt, der Oberſchenkelknochen länger als der Lauf u. ſ. w. Hinſichtlich der Luft und<lb/>
des Luftfüllungsvermögens herrſcht große Verſchiedenheit. Die Zunge iſt ſo groß, daß ſie die ganze<lb/>
Mundhöhle ausfüllt, ziemlich gleich breit, oben und unten mit weicher Haut bekleidet, an den Seiten-<lb/>
rändern mit einer doppelten Reihe kurzer Wimpern und einzelnen Reihen harter Zähne beſetzt, der<lb/>
Zungenkern eine einfache, länglichflache, hinten und vorn verſchmälerte Knochenplatte, der Zungen-<lb/>
beinkörper mit einem unbeweglichen, an der Spitze knorpeligen Griffel verſehen, der Schlund ziemlich<lb/>
gleich weit, der eingeſchnürte Vormagen anſehnlich groß und mit vielen einfachen Schleimbälgen<lb/>
beſetzt, der eigentliche Magen einer der ſtärkſten Muskelmagen, welche bei Vögeln vorkommen, der<lb/>
Darmſchlauch mäßig lang, die Milz klein, die Leber groß, am hinteren Rande oft eingeſchnitten, die<lb/>
Bauchſpeicheldrüſe mehr lappig, die Niere groß und lang, der Vorſtock ſtets einfach, das Begattungs-<lb/>
werkzeug der Männchen dadurch ausgezeichnet, daß eine wirkliche Ruthe vorhanden. Die Luftröhre,<lb/>
deren Bau vielfach verſchieden ſein kann, windet ſich nicht im Bruſtbeine wie bei den Schwänen, beſitzt<lb/>
aber am unteren Ende vor der Theilung größere oder kleinere knöcherne Blaſen von ſehr verſchiedener<lb/>
Form, welche jedoch nur dem Männchen zukommen.</p><lb/><p>Auch die Enten insbeſondere verbreiten ſich über die ganze Erde, treten jedoch in dem heißen<lb/>
und gemäßigten Gürtel zahlreicher an Arten auf als im kalten, welcher dagegen außerordentliche<lb/>
Maſſen von einer und derſelben Art beherbergt. Sie bewohnen das Meer und die ſüßen Gewäſſer bis<lb/>
hoch in das Gebirge hinauf, wandern, falls der Winter ſie dazu zwingt, nach wärmeren Gegenden<lb/>
und ſammeln ſich während ihres Zuges in ungeheueren Scharen, welche ſich auch mit anderen<lb/>
Schwimmvögeln vereinigen und unter Umſtänden eine Waſſerfläche auf Viertelmeilen hin buchſtäblich<lb/>
bedecken. Mehrere Arten durchſtreifen gelegentlich ihrer Wanderungen ebenſo ausgedehnte Strecken<lb/>
wie die Schwalben oder andere flugbegabte Vögel; die übrigen gehen nur ſoweit nach Süden hin,<lb/>
als ſie unbedingt thun müſſen. Jhre Reiſe treten ſie in der Regel mit Sonnenuntergang an, fliegen<lb/>
einige Stunden, fallen gegen Mitternacht oder ſchon früher auf freiem Waſſer ein, verweilen hier<lb/>
einige Stunden und erheben ſich gegen Morgen wiederum zu neuem Fluge. Jn der Luft ſondern<lb/>ſich auch diejenigen, welche gern in Gemeinſchaft mit anderen lebten, zu einzelnen Flügen, welche<lb/>
entweder in einer langen Reihe hinter einander oder in der Keilordnung fliegen.</p><lb/><p>Eigentliche Tagvögel kann man die Enten nicht nennen, aber ebenſowenig ſie als Nachtvögel<lb/>
bezeichnen. Jhnen iſt jede Zeit recht, doch zeigen ſie ſich in der Dämmerung noch am thätigſten,<lb/>
wenigſtens zum Umherſchwärmen am meiſten geneigt. Jn dunkelen Nächten und in den Mittags-<lb/>ſtunden ſchlafen ſie, Kopf und Schnabel unter den Schulterfedern verborgen, entweder auf einem<lb/>
Beine ſtehend oder auf der Bruſt liegend oder auf dem Waſſer ſchwimmend. Jhre Bewegungsfähig-<lb/>
keit iſt ſehr verſchieden. Einige Arten gehen faſt ebenſogut wie die Gänſe, andere watſcheln<lb/>ſchwerfällig dahin; alle bekunden ihre Meiſterſchaft in Schwimmen, tauchen aber nur ausnahmsweiſe<lb/>
und niemals mit beſonderer Fertigkeit; ſie fliegen gut, mit raſch auf einander folgenden Schlägen,<lb/>
unter pfeifendem, rauſchendem oder klingendem Getöne, erheben ſich ebenſo leicht vom Waſſer wie vom<lb/>
feſten Lande und ſtreichen entweder niedrig über dem Boden oder der Waſſerfläche fort oder ſteigen<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[810/0860]
Die Schwimmer. Zahnſchnäbler. Enten.
zuſammengeſetzte Schwanz kurz, breit, am Ende zugerundet oder zugeſpitzt, das Kleingefieder ſehr
dicht und glatt, die Bedunung reichlich, die Färbung nach Geſchlecht, Jahr und Alter ſehr verſchieden,
beim Männchen mehr oder weniger prächtig, beim Weibchen einfach und unſcheinbar.
Nach den Unterſuchungen von Nitzſch und Wagner ſind die Enten als die Urbilder der
Ordnung zu betrachten. Der Schädel iſt gewölbt, das ſenkrecht ſtehende Hinterhauptsloch anſehnlich;
das Thränenbein hat einen frei abſteigenden Fortſatz; der große Schläfendorn verbindet ſich ſelten
mit jenem; die Gaumenbeine ſind ſchmal, die Flügelbeine breit. Die Wirbelſäule beſteht aus funf-
zehn bis ſechszehn Hals-, neun Rücken-, ſieben bis acht Schwanzwirbeln. Das Bruſtbein iſt groß,
lang, faſt gleich breit mit einfachen, tiefen Buchten, ſein Kamm mäßig groß, das Schulterblatt lang,
dünn, die Gabel ſehr gekrümmt und ziemlich geſpreizt, das luftführende Oberarmbein länger als
Schulterblatt und Unterarm, die Hand ſchmächtig und lang, das Becken groß und weit, im Hinter-
theile flach gewölbt, der Oberſchenkelknochen länger als der Lauf u. ſ. w. Hinſichtlich der Luft und
des Luftfüllungsvermögens herrſcht große Verſchiedenheit. Die Zunge iſt ſo groß, daß ſie die ganze
Mundhöhle ausfüllt, ziemlich gleich breit, oben und unten mit weicher Haut bekleidet, an den Seiten-
rändern mit einer doppelten Reihe kurzer Wimpern und einzelnen Reihen harter Zähne beſetzt, der
Zungenkern eine einfache, länglichflache, hinten und vorn verſchmälerte Knochenplatte, der Zungen-
beinkörper mit einem unbeweglichen, an der Spitze knorpeligen Griffel verſehen, der Schlund ziemlich
gleich weit, der eingeſchnürte Vormagen anſehnlich groß und mit vielen einfachen Schleimbälgen
beſetzt, der eigentliche Magen einer der ſtärkſten Muskelmagen, welche bei Vögeln vorkommen, der
Darmſchlauch mäßig lang, die Milz klein, die Leber groß, am hinteren Rande oft eingeſchnitten, die
Bauchſpeicheldrüſe mehr lappig, die Niere groß und lang, der Vorſtock ſtets einfach, das Begattungs-
werkzeug der Männchen dadurch ausgezeichnet, daß eine wirkliche Ruthe vorhanden. Die Luftröhre,
deren Bau vielfach verſchieden ſein kann, windet ſich nicht im Bruſtbeine wie bei den Schwänen, beſitzt
aber am unteren Ende vor der Theilung größere oder kleinere knöcherne Blaſen von ſehr verſchiedener
Form, welche jedoch nur dem Männchen zukommen.
Auch die Enten insbeſondere verbreiten ſich über die ganze Erde, treten jedoch in dem heißen
und gemäßigten Gürtel zahlreicher an Arten auf als im kalten, welcher dagegen außerordentliche
Maſſen von einer und derſelben Art beherbergt. Sie bewohnen das Meer und die ſüßen Gewäſſer bis
hoch in das Gebirge hinauf, wandern, falls der Winter ſie dazu zwingt, nach wärmeren Gegenden
und ſammeln ſich während ihres Zuges in ungeheueren Scharen, welche ſich auch mit anderen
Schwimmvögeln vereinigen und unter Umſtänden eine Waſſerfläche auf Viertelmeilen hin buchſtäblich
bedecken. Mehrere Arten durchſtreifen gelegentlich ihrer Wanderungen ebenſo ausgedehnte Strecken
wie die Schwalben oder andere flugbegabte Vögel; die übrigen gehen nur ſoweit nach Süden hin,
als ſie unbedingt thun müſſen. Jhre Reiſe treten ſie in der Regel mit Sonnenuntergang an, fliegen
einige Stunden, fallen gegen Mitternacht oder ſchon früher auf freiem Waſſer ein, verweilen hier
einige Stunden und erheben ſich gegen Morgen wiederum zu neuem Fluge. Jn der Luft ſondern
ſich auch diejenigen, welche gern in Gemeinſchaft mit anderen lebten, zu einzelnen Flügen, welche
entweder in einer langen Reihe hinter einander oder in der Keilordnung fliegen.
Eigentliche Tagvögel kann man die Enten nicht nennen, aber ebenſowenig ſie als Nachtvögel
bezeichnen. Jhnen iſt jede Zeit recht, doch zeigen ſie ſich in der Dämmerung noch am thätigſten,
wenigſtens zum Umherſchwärmen am meiſten geneigt. Jn dunkelen Nächten und in den Mittags-
ſtunden ſchlafen ſie, Kopf und Schnabel unter den Schulterfedern verborgen, entweder auf einem
Beine ſtehend oder auf der Bruſt liegend oder auf dem Waſſer ſchwimmend. Jhre Bewegungsfähig-
keit iſt ſehr verſchieden. Einige Arten gehen faſt ebenſogut wie die Gänſe, andere watſcheln
ſchwerfällig dahin; alle bekunden ihre Meiſterſchaft in Schwimmen, tauchen aber nur ausnahmsweiſe
und niemals mit beſonderer Fertigkeit; ſie fliegen gut, mit raſch auf einander folgenden Schlägen,
unter pfeifendem, rauſchendem oder klingendem Getöne, erheben ſich ebenſo leicht vom Waſſer wie vom
feſten Lande und ſtreichen entweder niedrig über dem Boden oder der Waſſerfläche fort oder ſteigen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 810. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/860>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.