förmigen Schwanz und ein weiches, sammtiges Gefieder, welches nur am Kopfe oder auf dem Flügel lichtere Stellen zeigt, von anderen unterscheiden.
Von den drei Arten dieser Gruppe, welche in Deutschland beobachtet worden sind, kommt die Sammtente oder Turpane (Oidemia fusca) am häufigsten in Deutschland vor. Das Männchen ist kohlschwarz, ein Flecken unter dem Auge und der Spiegel weiß, der Schnabel hochgelbroth, am Rande und an der Wurzel schwarz, der Fuß blaßfleischroth, auf den Gelenken schwarz gebändert, das Auge perlweiß. Das Weibchen ist bis auf einen runden, weißen Flecken am Ohre und den weißen Spiegel, einen gilblichen Zügelstreifen und die grauweiße Brustmitte dunkelbraun. Sein Auge ist braun, der Schnabel schwarz, der Fuß grüngelb. Die Länge beträgt 24, die Breite 40, die Fittiglänge 12, die Schwanzlänge 31/2 Zoll.
Alle Trauerenten sind im Norden der Erde heimisch und brüten nicht oder wenigstens nur aus- nahmsweise diesseits des Polarkreises. Die Sammtente bewohnt vom nördlichen Skandinavien an nach Osten hin alle entsprechenden Länder bis Amerika, scheint jedoch auf Jsland und in Grönland nicht vorzukommen. Jn Rußland und Sibirien ist sie gemein. Gelegentlich ihres Zuges erscheint sie an unseren Küsten, streift auch wohl weiter nach Süden hinab und kommt sogar, obschon selten, in Spanien und Griechenland vor. Jm Binnenlande zeigt sie sich selten, gewöhnlich auch erst spät im Jahre, um die Mitte des November oder Anfangs Dezember, verweilt hier auch, solange die offenen Gewässer ihr Dies gestatten, und kehrt baldmöglichst, früher als die übrigen Enten wieder nach dem Norden zurück. Da, wo der Golfstkom ihr das Meer offen erhält, sieht man sie während des ganzen Winters in den stilleren Fjorden und Buchten sich aufhalten, hier meistens zu größeren Schwärmen geschart, während sie sonst nur kleinere Gesellschaften bildet. Wo sie sich auch aufhalten mag: freies, offenes Wasser ist es, welches sie besucht, allem übrigen wenigstens entschieden bevorzugt. Die Nähe des Schilfes oder Rohres, auch die des Ufers vermeidet sie soviel als möglich; selbst um zu brüten wählt sie sich größere Wasserflächen aus.
Die Sammtente geht und fliegt schwerfällig, taucht aber meisterhaft. Die Stimme ist ein tiefes, rauhes "Krah, krah", welches zuweilen abgekürzt und wiederholt ausgestoßen wird. Naumann sagt, daß sie weniger scheu sei als die verwandten Arten, während ich nach meinen Erfahrungen versichern darf daß sie wenigstens in Norwegen die vorsichtigste aller Tauchenten genannt werden muß. Jch traf sie zuerst paarweise auf dem Dovrefjeld an und zwar während der Paarungszeit, bemühte mich aber vergeblich, eine zu erlegen, wozu freilich die Gewohnheit, möglichst die Mitte eines Gewässers aufzusuchen, das Jhrige beitrug. Später fand ich mehrere Familien in Lappland auf; aber auch diese waren ungemein vorsichtig. Alle, welche ich beobachtete, lebten nur für sich, ohne sich um andere Enten oder andere Vögel überhaupt zu kümmern.
Weichthiere, insbesondere Muscheln, bilden die Hauptnahrung der Sammtente und ihrer Ver- wandten überhaupt. Auf ihren Brutteichen mag sie auch Kerbthiere und Würmer und gelegentlich vielleicht noch kleine Fische fangen. Jene Thiere bleiben aber die bevorzugten, und deshalb fliegt sie, wenn sie brütet, stets auf das Meer hinaus, um hier zu fischen. Daß sie Pflanzenstoffe nicht gänzlich verschmäht, ist durch Beobachtungen festgestellt worden.
Schon auf den Gebirgsseen des südlichen Norwegens nistet die Sammtente ziemlich regelmäßig; weiter oben im Norden vermißt man sie kaum auf irgend einem der größeren Gewässer dieser Art, vorausgesetzt, daß es unweit des Meeres liegt. Um die Mitte des Juni findet man ihr kunstloses Nest ziemlich verborgen im Gebüsche oder im hohen Grase, im Binsicht etc. Es wird aus groben Stengeln, Halmen und Blättern lose zusammengeschichtet und später mit den Dunen des Weibchens ausgekleidet. Die acht bis zehn Eier, welche das Gelege bilden, sind länglicheirund, glatt und glänzend, frisch von zartrothgelbweißer Färbung. Die Jungen verweilen im Brutteiche, bis sie vollständig fliegen gelernt haben, kehren anfänglich auch oft noch zu diesem zurück, nachdem sie bereits das Meer bezogen, machen sich später auf diesem heimisch und verlassen da, wo der Winter sie zwingt, die Brutgegend gegen Ende Oktobers gänzlich.
Eiderente. Sammteute.
förmigen Schwanz und ein weiches, ſammtiges Gefieder, welches nur am Kopfe oder auf dem Flügel lichtere Stellen zeigt, von anderen unterſcheiden.
Von den drei Arten dieſer Gruppe, welche in Deutſchland beobachtet worden ſind, kommt die Sammtente oder Turpane (Oidemia fusca) am häufigſten in Deutſchland vor. Das Männchen iſt kohlſchwarz, ein Flecken unter dem Auge und der Spiegel weiß, der Schnabel hochgelbroth, am Rande und an der Wurzel ſchwarz, der Fuß blaßfleiſchroth, auf den Gelenken ſchwarz gebändert, das Auge perlweiß. Das Weibchen iſt bis auf einen runden, weißen Flecken am Ohre und den weißen Spiegel, einen gilblichen Zügelſtreifen und die grauweiße Bruſtmitte dunkelbraun. Sein Auge iſt braun, der Schnabel ſchwarz, der Fuß grüngelb. Die Länge beträgt 24, die Breite 40, die Fittiglänge 12, die Schwanzlänge 3½ Zoll.
Alle Trauerenten ſind im Norden der Erde heimiſch und brüten nicht oder wenigſtens nur aus- nahmsweiſe dieſſeits des Polarkreiſes. Die Sammtente bewohnt vom nördlichen Skandinavien an nach Oſten hin alle entſprechenden Länder bis Amerika, ſcheint jedoch auf Jsland und in Grönland nicht vorzukommen. Jn Rußland und Sibirien iſt ſie gemein. Gelegentlich ihres Zuges erſcheint ſie an unſeren Küſten, ſtreift auch wohl weiter nach Süden hinab und kommt ſogar, obſchon ſelten, in Spanien und Griechenland vor. Jm Binnenlande zeigt ſie ſich ſelten, gewöhnlich auch erſt ſpät im Jahre, um die Mitte des November oder Anfangs Dezember, verweilt hier auch, ſolange die offenen Gewäſſer ihr Dies geſtatten, und kehrt baldmöglichſt, früher als die übrigen Enten wieder nach dem Norden zurück. Da, wo der Golfſtkom ihr das Meer offen erhält, ſieht man ſie während des ganzen Winters in den ſtilleren Fjorden und Buchten ſich aufhalten, hier meiſtens zu größeren Schwärmen geſchart, während ſie ſonſt nur kleinere Geſellſchaften bildet. Wo ſie ſich auch aufhalten mag: freies, offenes Waſſer iſt es, welches ſie beſucht, allem übrigen wenigſtens entſchieden bevorzugt. Die Nähe des Schilfes oder Rohres, auch die des Ufers vermeidet ſie ſoviel als möglich; ſelbſt um zu brüten wählt ſie ſich größere Waſſerflächen aus.
Die Sammtente geht und fliegt ſchwerfällig, taucht aber meiſterhaft. Die Stimme iſt ein tiefes, rauhes „Krah, krah“, welches zuweilen abgekürzt und wiederholt ausgeſtoßen wird. Naumann ſagt, daß ſie weniger ſcheu ſei als die verwandten Arten, während ich nach meinen Erfahrungen verſichern darf daß ſie wenigſtens in Norwegen die vorſichtigſte aller Tauchenten genannt werden muß. Jch traf ſie zuerſt paarweiſe auf dem Dovrefjeld an und zwar während der Paarungszeit, bemühte mich aber vergeblich, eine zu erlegen, wozu freilich die Gewohnheit, möglichſt die Mitte eines Gewäſſers aufzuſuchen, das Jhrige beitrug. Später fand ich mehrere Familien in Lappland auf; aber auch dieſe waren ungemein vorſichtig. Alle, welche ich beobachtete, lebten nur für ſich, ohne ſich um andere Enten oder andere Vögel überhaupt zu kümmern.
Weichthiere, insbeſondere Muſcheln, bilden die Hauptnahrung der Sammtente und ihrer Ver- wandten überhaupt. Auf ihren Brutteichen mag ſie auch Kerbthiere und Würmer und gelegentlich vielleicht noch kleine Fiſche fangen. Jene Thiere bleiben aber die bevorzugten, und deshalb fliegt ſie, wenn ſie brütet, ſtets auf das Meer hinaus, um hier zu fiſchen. Daß ſie Pflanzenſtoffe nicht gänzlich verſchmäht, iſt durch Beobachtungen feſtgeſtellt worden.
Schon auf den Gebirgsſeen des ſüdlichen Norwegens niſtet die Sammtente ziemlich regelmäßig; weiter oben im Norden vermißt man ſie kaum auf irgend einem der größeren Gewäſſer dieſer Art, vorausgeſetzt, daß es unweit des Meeres liegt. Um die Mitte des Juni findet man ihr kunſtloſes Neſt ziemlich verborgen im Gebüſche oder im hohen Graſe, im Binſicht ꝛc. Es wird aus groben Stengeln, Halmen und Blättern loſe zuſammengeſchichtet und ſpäter mit den Dunen des Weibchens ausgekleidet. Die acht bis zehn Eier, welche das Gelege bilden, ſind länglicheirund, glatt und glänzend, friſch von zartrothgelbweißer Färbung. Die Jungen verweilen im Brutteiche, bis ſie vollſtändig fliegen gelernt haben, kehren anfänglich auch oft noch zu dieſem zurück, nachdem ſie bereits das Meer bezogen, machen ſich ſpäter auf dieſem heimiſch und verlaſſen da, wo der Winter ſie zwingt, die Brutgegend gegen Ende Oktobers gänzlich.
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[841/0891]
Eiderente. Sammteute.
förmigen Schwanz und ein weiches, ſammtiges Gefieder, welches nur am Kopfe oder auf dem Flügel
lichtere Stellen zeigt, von anderen unterſcheiden.
Von den drei Arten dieſer Gruppe, welche in Deutſchland beobachtet worden ſind, kommt die
Sammtente oder Turpane (Oidemia fusca) am häufigſten in Deutſchland vor. Das Männchen iſt
kohlſchwarz, ein Flecken unter dem Auge und der Spiegel weiß, der Schnabel hochgelbroth, am Rande
und an der Wurzel ſchwarz, der Fuß blaßfleiſchroth, auf den Gelenken ſchwarz gebändert, das Auge
perlweiß. Das Weibchen iſt bis auf einen runden, weißen Flecken am Ohre und den weißen Spiegel,
einen gilblichen Zügelſtreifen und die grauweiße Bruſtmitte dunkelbraun. Sein Auge iſt braun, der
Schnabel ſchwarz, der Fuß grüngelb. Die Länge beträgt 24, die Breite 40, die Fittiglänge 12, die
Schwanzlänge 3½ Zoll.
Alle Trauerenten ſind im Norden der Erde heimiſch und brüten nicht oder wenigſtens nur aus-
nahmsweiſe dieſſeits des Polarkreiſes. Die Sammtente bewohnt vom nördlichen Skandinavien an
nach Oſten hin alle entſprechenden Länder bis Amerika, ſcheint jedoch auf Jsland und in Grönland
nicht vorzukommen. Jn Rußland und Sibirien iſt ſie gemein. Gelegentlich ihres Zuges erſcheint
ſie an unſeren Küſten, ſtreift auch wohl weiter nach Süden hinab und kommt ſogar, obſchon ſelten,
in Spanien und Griechenland vor. Jm Binnenlande zeigt ſie ſich ſelten, gewöhnlich auch erſt ſpät
im Jahre, um die Mitte des November oder Anfangs Dezember, verweilt hier auch, ſolange die
offenen Gewäſſer ihr Dies geſtatten, und kehrt baldmöglichſt, früher als die übrigen Enten wieder
nach dem Norden zurück. Da, wo der Golfſtkom ihr das Meer offen erhält, ſieht man ſie während
des ganzen Winters in den ſtilleren Fjorden und Buchten ſich aufhalten, hier meiſtens zu größeren
Schwärmen geſchart, während ſie ſonſt nur kleinere Geſellſchaften bildet. Wo ſie ſich auch aufhalten
mag: freies, offenes Waſſer iſt es, welches ſie beſucht, allem übrigen wenigſtens entſchieden bevorzugt.
Die Nähe des Schilfes oder Rohres, auch die des Ufers vermeidet ſie ſoviel als möglich; ſelbſt um zu
brüten wählt ſie ſich größere Waſſerflächen aus.
Die Sammtente geht und fliegt ſchwerfällig, taucht aber meiſterhaft. Die Stimme iſt ein tiefes,
rauhes „Krah, krah“, welches zuweilen abgekürzt und wiederholt ausgeſtoßen wird. Naumann ſagt,
daß ſie weniger ſcheu ſei als die verwandten Arten, während ich nach meinen Erfahrungen verſichern
darf daß ſie wenigſtens in Norwegen die vorſichtigſte aller Tauchenten genannt werden muß. Jch
traf ſie zuerſt paarweiſe auf dem Dovrefjeld an und zwar während der Paarungszeit, bemühte mich
aber vergeblich, eine zu erlegen, wozu freilich die Gewohnheit, möglichſt die Mitte eines Gewäſſers
aufzuſuchen, das Jhrige beitrug. Später fand ich mehrere Familien in Lappland auf; aber auch dieſe
waren ungemein vorſichtig. Alle, welche ich beobachtete, lebten nur für ſich, ohne ſich um andere
Enten oder andere Vögel überhaupt zu kümmern.
Weichthiere, insbeſondere Muſcheln, bilden die Hauptnahrung der Sammtente und ihrer Ver-
wandten überhaupt. Auf ihren Brutteichen mag ſie auch Kerbthiere und Würmer und gelegentlich
vielleicht noch kleine Fiſche fangen. Jene Thiere bleiben aber die bevorzugten, und deshalb fliegt ſie,
wenn ſie brütet, ſtets auf das Meer hinaus, um hier zu fiſchen. Daß ſie Pflanzenſtoffe nicht
gänzlich verſchmäht, iſt durch Beobachtungen feſtgeſtellt worden.
Schon auf den Gebirgsſeen des ſüdlichen Norwegens niſtet die Sammtente ziemlich regelmäßig;
weiter oben im Norden vermißt man ſie kaum auf irgend einem der größeren Gewäſſer dieſer Art,
vorausgeſetzt, daß es unweit des Meeres liegt. Um die Mitte des Juni findet man ihr kunſtloſes
Neſt ziemlich verborgen im Gebüſche oder im hohen Graſe, im Binſicht ꝛc. Es wird aus groben
Stengeln, Halmen und Blättern loſe zuſammengeſchichtet und ſpäter mit den Dunen des Weibchens
ausgekleidet. Die acht bis zehn Eier, welche das Gelege bilden, ſind länglicheirund, glatt und
glänzend, friſch von zartrothgelbweißer Färbung. Die Jungen verweilen im Brutteiche, bis ſie
vollſtändig fliegen gelernt haben, kehren anfänglich auch oft noch zu dieſem zurück, nachdem ſie bereits
das Meer bezogen, machen ſich ſpäter auf dieſem heimiſch und verlaſſen da, wo der Winter ſie zwingt,
die Brutgegend gegen Ende Oktobers gänzlich.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 841. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/891>, abgerufen am 22.11.2024.
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