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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Perleidechse.
grünen, verschlungenen Linien bezeichnet, daß die lichte Färbung manchmal zur vorherrschenden wird,
jede Seite außerdem mit ungefähr fünfundzwanzig blauen, schwarz eingefaßten Flecken gezeichnet,
der Unterleib gleichmäßig hellgelblichgrün, alle übrigen mehr oder minder lebhaft grün oder grün-
grau. Jüngere Thiere unterscheiden sich von den älteren durch die minder lebhafte Färbung und die
zahlreicheren Flecken.

Die Perleidechse bewohnt die drei südlichen Halbinseln Europas und verbreitet sich außerdem über
Südfrankreich, wahrscheinlich ebenso weit, als der Oelbaum reicht. Jn Jtalien und Griechenland,
auch in Dalmatien und der Türkei kommt sie fast überall häufig vor, jenseits der Scheidegebirge
aber nicht mehr. Gewöhnlich sieht man sie in der Nähe eines hohen Baumes sich umhertreiben, nicht
selten in einiger Höhe über dem Boden und selbst kletternd im Gezweige. Bei Ankunft eines
Menschen flüchtet sie rasch der von ihr bewohnten Höhlung zu, verschwindet in derselben, dreht sich
um, und erscheint nun mit dem Kopfe vor dem Ausgange, um zu sehen, was weiter vorgeht. So-
lange sie flüchten kann, entflicht sie immer, nicht jedoch vor Hunden oder Katzen; denn ihnen stellt sie

[Abbildung] Die Perleidechse (Lacerta ocellata). 1/2 der nat. Größe.
sich muthig zur Wehre, springt ihnen entgegen und beißt sich an der Schnauze oder am Vorderhalse
der Vierfüßler fest, diese hierdurch regelmäßig vertreibend. Wird sie zufällig von der Höhle abge-
schnitten, so erklettert sie einen der nächsten Bäume, eilt auf schiefen Aesten empor und erwartet
spähend und lauschend, ob sie verfolgt wird. Geschicht das Letztere, so springt sie, oft in mächtigen
Sätzen, von oben zum Boden herab und eilt nunmehr einer Höhlung zu. Wenn sie sich unter einem
Steine verborgen hat und man diesen aufhebt, pflegt sie sich fest auf den Boden zu drücken und läßt
sich dann leicht ergreifen. Faßt man sie ungeschickt, so beißt sie um sich, manchmal recht heftig,
bedient sich auch ihrer scharfen Krallen zur Vertheidigung.

Jhre Nahrung ist mehr oder weniger die unserer deutschen Arten, entsprechend ihrer Stärke
aber stellt sie gewöhnlich größeren Thieren nach als diese, insbesondere Mäusen, jungen Schlangen,

Brehm, Thierleben. V. 8

Perleidechſe.
grünen, verſchlungenen Linien bezeichnet, daß die lichte Färbung manchmal zur vorherrſchenden wird,
jede Seite außerdem mit ungefähr fünfundzwanzig blauen, ſchwarz eingefaßten Flecken gezeichnet,
der Unterleib gleichmäßig hellgelblichgrün, alle übrigen mehr oder minder lebhaft grün oder grün-
grau. Jüngere Thiere unterſcheiden ſich von den älteren durch die minder lebhafte Färbung und die
zahlreicheren Flecken.

Die Perleidechſe bewohnt die drei ſüdlichen Halbinſeln Europas und verbreitet ſich außerdem über
Südfrankreich, wahrſcheinlich ebenſo weit, als der Oelbaum reicht. Jn Jtalien und Griechenland,
auch in Dalmatien und der Türkei kommt ſie faſt überall häufig vor, jenſeits der Scheidegebirge
aber nicht mehr. Gewöhnlich ſieht man ſie in der Nähe eines hohen Baumes ſich umhertreiben, nicht
ſelten in einiger Höhe über dem Boden und ſelbſt kletternd im Gezweige. Bei Ankunft eines
Menſchen flüchtet ſie raſch der von ihr bewohnten Höhlung zu, verſchwindet in derſelben, dreht ſich
um, und erſcheint nun mit dem Kopfe vor dem Ausgange, um zu ſehen, was weiter vorgeht. So-
lange ſie flüchten kann, entflicht ſie immer, nicht jedoch vor Hunden oder Katzen; denn ihnen ſtellt ſie

[Abbildung] Die Perleidechſe (Lacerta ocellata). ½ der nat. Größe.
ſich muthig zur Wehre, ſpringt ihnen entgegen und beißt ſich an der Schnauze oder am Vorderhalſe
der Vierfüßler feſt, dieſe hierdurch regelmäßig vertreibend. Wird ſie zufällig von der Höhle abge-
ſchnitten, ſo erklettert ſie einen der nächſten Bäume, eilt auf ſchiefen Aeſten empor und erwartet
ſpähend und lauſchend, ob ſie verfolgt wird. Geſchicht das Letztere, ſo ſpringt ſie, oft in mächtigen
Sätzen, von oben zum Boden herab und eilt nunmehr einer Höhlung zu. Wenn ſie ſich unter einem
Steine verborgen hat und man dieſen aufhebt, pflegt ſie ſich feſt auf den Boden zu drücken und läßt
ſich dann leicht ergreifen. Faßt man ſie ungeſchickt, ſo beißt ſie um ſich, manchmal recht heftig,
bedient ſich auch ihrer ſcharfen Krallen zur Vertheidigung.

Jhre Nahrung iſt mehr oder weniger die unſerer deutſchen Arten, entſprechend ihrer Stärke
aber ſtellt ſie gewöhnlich größeren Thieren nach als dieſe, insbeſondere Mäuſen, jungen Schlangen,

Brehm, Thierleben. V. 8
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[113/0129] Perleidechſe. grünen, verſchlungenen Linien bezeichnet, daß die lichte Färbung manchmal zur vorherrſchenden wird, jede Seite außerdem mit ungefähr fünfundzwanzig blauen, ſchwarz eingefaßten Flecken gezeichnet, der Unterleib gleichmäßig hellgelblichgrün, alle übrigen mehr oder minder lebhaft grün oder grün- grau. Jüngere Thiere unterſcheiden ſich von den älteren durch die minder lebhafte Färbung und die zahlreicheren Flecken. Die Perleidechſe bewohnt die drei ſüdlichen Halbinſeln Europas und verbreitet ſich außerdem über Südfrankreich, wahrſcheinlich ebenſo weit, als der Oelbaum reicht. Jn Jtalien und Griechenland, auch in Dalmatien und der Türkei kommt ſie faſt überall häufig vor, jenſeits der Scheidegebirge aber nicht mehr. Gewöhnlich ſieht man ſie in der Nähe eines hohen Baumes ſich umhertreiben, nicht ſelten in einiger Höhe über dem Boden und ſelbſt kletternd im Gezweige. Bei Ankunft eines Menſchen flüchtet ſie raſch der von ihr bewohnten Höhlung zu, verſchwindet in derſelben, dreht ſich um, und erſcheint nun mit dem Kopfe vor dem Ausgange, um zu ſehen, was weiter vorgeht. So- lange ſie flüchten kann, entflicht ſie immer, nicht jedoch vor Hunden oder Katzen; denn ihnen ſtellt ſie [Abbildung Die Perleidechſe (Lacerta ocellata). ½ der nat. Größe.] ſich muthig zur Wehre, ſpringt ihnen entgegen und beißt ſich an der Schnauze oder am Vorderhalſe der Vierfüßler feſt, dieſe hierdurch regelmäßig vertreibend. Wird ſie zufällig von der Höhle abge- ſchnitten, ſo erklettert ſie einen der nächſten Bäume, eilt auf ſchiefen Aeſten empor und erwartet ſpähend und lauſchend, ob ſie verfolgt wird. Geſchicht das Letztere, ſo ſpringt ſie, oft in mächtigen Sätzen, von oben zum Boden herab und eilt nunmehr einer Höhlung zu. Wenn ſie ſich unter einem Steine verborgen hat und man dieſen aufhebt, pflegt ſie ſich feſt auf den Boden zu drücken und läßt ſich dann leicht ergreifen. Faßt man ſie ungeſchickt, ſo beißt ſie um ſich, manchmal recht heftig, bedient ſich auch ihrer ſcharfen Krallen zur Vertheidigung. Jhre Nahrung iſt mehr oder weniger die unſerer deutſchen Arten, entſprechend ihrer Stärke aber ſtellt ſie gewöhnlich größeren Thieren nach als dieſe, insbeſondere Mäuſen, jungen Schlangen, Brehm, Thierleben. V. 8

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/129>, abgerufen am 22.12.2024.