Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.Die Schuppenechsen. Eidechsen. Halsbandeidechsen. behenden Thiere ist keineswegs leicht. Am besten gelingt es, unsere beiden hinfälligen Artenunversehrt zu erhalten, wenn man sich mit einem feinen, langstieligen Hamen ausrüstet. Vor diesem Fangwerkzeuge fliehen sie nicht so leicht, als wenn man sich mit der Hand ihnen nähert, werden auch seltener verletzt, falls man sie von dem Hamen aus in einen leichten Sack aus dünnem Leder laufen läßt und in diesem nach Hause trägt. Der Käfig, welchen man ihnen anweist, muß theilweise mit Mos ausgelegt sein und Versteckplätze enthalten, vor allen Dingen aber der Sonne ausgesetzt werden können, weil deren Wärme ihnen ebenso nöthig zu sein scheint als reichliche Nahrung. Solange sie lebhaft und munter bleiben, befinden sie sich wohl; wenn sie aber anfangen, halbe Tage lang unbeweglich mit geschlossenen Augenlidern auf einer und derselben Stelle zu liegen, fehlt ihnen gewiß Etwas, entweder genügende Nahrung oder Wärme, und wenn man ihnen dann nicht bald eine entsprechende Behandlung angedeihen läßt, gehen sie meist schnell zu Grunde. Wer sich viel mit ihnen abgibt, gewinnt schon nach wenigen Tagen, wenn auch nicht ihre Zuneigung, so doch ihr Vertrauen. Anfangs flüchten sie beim Erscheinen des Pflegers ängstlich nach dem verborgensten Winkel; später schauen sie vonhieraus neugierig mit dem Köpfchen hervor; endlich lassen sie sich gar nicht mehr vertreiben, dulden, daß man sie anrührt und streichelt, und nehmen die ihnen vorgehaltene Nahrung geschickt und zierlich aus den Fingern weg. Wahrhaft ergötzlich ist es, wenn man mehreren von ihnen nur einen einzigen, längeren Wurm reicht; sie suchen sich dann gegenseitig um die Beute zu bestehlen, packen sie von mehreren Seiten zugleich und zerren sie hin und her, bis sie reißt, oder die eine der anderen sie aus dem Munde zieht. Glückselig behauptet, daß sie sich sogar auf Neckereien einlassen. "Mein großes Männchen", sagt er, "ist ungeachtet seiner Zahmheit sehr leicht zu erzürnen, wenn man mit den Fingerspitzen auf seinen Scheitel klopft; es flüchtet nicht, sondern stellt sich muthig zur Wehre, haut auf eine possierliche Art mit dem Hinterfuße auf die Hand und sucht zu beißen, geht auch wohl nach solcher Aufregung längere Zeit in seinem Käfige umher und greift seine Mitgefangenen an." Letzteren gegenüber zeigen sich die harmlos genannten Eidechsen keineswegs immer freundlich, sondern oft sehr bissig, zänkisch und kampflustig. Gegenwärtig begnügen wir uns mit Anerkennung des Nutzens, welchen uns die Eidechsen durch Jm Süden Europas tritt zu den genannten eine der prachtvollsten und stattlichsten Arten der Die Schuppenechſen. Eidechſen. Halsbandeidechſen. behenden Thiere iſt keineswegs leicht. Am beſten gelingt es, unſere beiden hinfälligen Artenunverſehrt zu erhalten, wenn man ſich mit einem feinen, langſtieligen Hamen ausrüſtet. Vor dieſem Fangwerkzeuge fliehen ſie nicht ſo leicht, als wenn man ſich mit der Hand ihnen nähert, werden auch ſeltener verletzt, falls man ſie von dem Hamen aus in einen leichten Sack aus dünnem Leder laufen läßt und in dieſem nach Hauſe trägt. Der Käfig, welchen man ihnen anweiſt, muß theilweiſe mit Mos ausgelegt ſein und Verſteckplätze enthalten, vor allen Dingen aber der Sonne ausgeſetzt werden können, weil deren Wärme ihnen ebenſo nöthig zu ſein ſcheint als reichliche Nahrung. Solange ſie lebhaft und munter bleiben, befinden ſie ſich wohl; wenn ſie aber anfangen, halbe Tage lang unbeweglich mit geſchloſſenen Augenlidern auf einer und derſelben Stelle zu liegen, fehlt ihnen gewiß Etwas, entweder genügende Nahrung oder Wärme, und wenn man ihnen dann nicht bald eine entſprechende Behandlung angedeihen läßt, gehen ſie meiſt ſchnell zu Grunde. Wer ſich viel mit ihnen abgibt, gewinnt ſchon nach wenigen Tagen, wenn auch nicht ihre Zuneigung, ſo doch ihr Vertrauen. Anfangs flüchten ſie beim Erſcheinen des Pflegers ängſtlich nach dem verborgenſten Winkel; ſpäter ſchauen ſie vonhieraus neugierig mit dem Köpfchen hervor; endlich laſſen ſie ſich gar nicht mehr vertreiben, dulden, daß man ſie anrührt und ſtreichelt, und nehmen die ihnen vorgehaltene Nahrung geſchickt und zierlich aus den Fingern weg. Wahrhaft ergötzlich iſt es, wenn man mehreren von ihnen nur einen einzigen, längeren Wurm reicht; ſie ſuchen ſich dann gegenſeitig um die Beute zu beſtehlen, packen ſie von mehreren Seiten zugleich und zerren ſie hin und her, bis ſie reißt, oder die eine der anderen ſie aus dem Munde zieht. Glückſelig behauptet, daß ſie ſich ſogar auf Neckereien einlaſſen. „Mein großes Männchen“, ſagt er, „iſt ungeachtet ſeiner Zahmheit ſehr leicht zu erzürnen, wenn man mit den Fingerſpitzen auf ſeinen Scheitel klopft; es flüchtet nicht, ſondern ſtellt ſich muthig zur Wehre, haut auf eine poſſierliche Art mit dem Hinterfuße auf die Hand und ſucht zu beißen, geht auch wohl nach ſolcher Aufregung längere Zeit in ſeinem Käfige umher und greift ſeine Mitgefangenen an.“ Letzteren gegenüber zeigen ſich die harmlos genannten Eidechſen keineswegs immer freundlich, ſondern oft ſehr biſſig, zänkiſch und kampfluſtig. 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Die Schuppenechſen. Eidechſen. Halsbandeidechſen.
behenden Thiere iſt keineswegs leicht. Am beſten gelingt es, unſere beiden hinfälligen Arten
unverſehrt zu erhalten, wenn man ſich mit einem feinen, langſtieligen Hamen ausrüſtet. Vor dieſem
Fangwerkzeuge fliehen ſie nicht ſo leicht, als wenn man ſich mit der Hand ihnen nähert, werden auch
ſeltener verletzt, falls man ſie von dem Hamen aus in einen leichten Sack aus dünnem Leder laufen
läßt und in dieſem nach Hauſe trägt. Der Käfig, welchen man ihnen anweiſt, muß theilweiſe mit Mos
ausgelegt ſein und Verſteckplätze enthalten, vor allen Dingen aber der Sonne ausgeſetzt werden können,
weil deren Wärme ihnen ebenſo nöthig zu ſein ſcheint als reichliche Nahrung. Solange ſie lebhaft
und munter bleiben, befinden ſie ſich wohl; wenn ſie aber anfangen, halbe Tage lang unbeweglich
mit geſchloſſenen Augenlidern auf einer und derſelben Stelle zu liegen, fehlt ihnen gewiß Etwas,
entweder genügende Nahrung oder Wärme, und wenn man ihnen dann nicht bald eine entſprechende
Behandlung angedeihen läßt, gehen ſie meiſt ſchnell zu Grunde. Wer ſich viel mit ihnen abgibt,
gewinnt ſchon nach wenigen Tagen, wenn auch nicht ihre Zuneigung, ſo doch ihr Vertrauen. Anfangs
flüchten ſie beim Erſcheinen des Pflegers ängſtlich nach dem verborgenſten Winkel; ſpäter ſchauen ſie
vonhieraus neugierig mit dem Köpfchen hervor; endlich laſſen ſie ſich gar nicht mehr vertreiben,
dulden, daß man ſie anrührt und ſtreichelt, und nehmen die ihnen vorgehaltene Nahrung geſchickt und
zierlich aus den Fingern weg. Wahrhaft ergötzlich iſt es, wenn man mehreren von ihnen nur einen
einzigen, längeren Wurm reicht; ſie ſuchen ſich dann gegenſeitig um die Beute zu beſtehlen, packen ſie
von mehreren Seiten zugleich und zerren ſie hin und her, bis ſie reißt, oder die eine der anderen ſie aus
dem Munde zieht. Glückſelig behauptet, daß ſie ſich ſogar auf Neckereien einlaſſen. „Mein großes
Männchen“, ſagt er, „iſt ungeachtet ſeiner Zahmheit ſehr leicht zu erzürnen, wenn man mit den
Fingerſpitzen auf ſeinen Scheitel klopft; es flüchtet nicht, ſondern ſtellt ſich muthig zur Wehre, haut
auf eine poſſierliche Art mit dem Hinterfuße auf die Hand und ſucht zu beißen, geht auch wohl nach
ſolcher Aufregung längere Zeit in ſeinem Käfige umher und greift ſeine Mitgefangenen an.“ Letzteren
gegenüber zeigen ſich die harmlos genannten Eidechſen keineswegs immer freundlich, ſondern oft ſehr
biſſig, zänkiſch und kampfluſtig.
Gegenwärtig begnügen wir uns mit Anerkennung des Nutzens, welchen uns die Eidechſen durch
Wegfangen von allerlei ſchädlichem Kleingethier gewähren; in früheren Zeiten wußte man noch
anderweitige Vortheile aus ihnen zu ziehen. „Der grünen Egochs gall“, ſagt der alte Geßner, „ſo
der ſtam des boums damit beſchmiert wirdt, ſöllend die öpffel an dem boum nit faulen noch wurmäſſig
werden. Bey den Africaneren kompt ſölch fleiſch der thieren auch in die ſpeyß: ſol inſonderheit gut
ſein denen ſo das hufft wee habend. Dieſer thieren fleiſch zerſchnitten, rouw, oder geſotten, in der
ſpeyß dem Habich oder Falcken gegäben, oder damit gewäſchen, verenderet jm in kurtzem ſeine
fäderen. Diſe thier one den kopff vnd füß in weyn geſotten, dauon getruncken alle morgen ein
bächer voll, ſol den abſterbenden leyb wider bringen, oder die lungenſüchtigen, den Etticken heilen.
Diſer thieren fleiſch, blut, äſchen oder ſy in ein gleſins geſchirr, ſampt etlichen eyſinen oder ſilbernen
oder guldinen ringen beſchloſſen auff 9. tag, demnach ſy laſſen louffen, diſe ring getragen, ſöllend
ein ſonderbare artzney ſein trieffenden, roten vnd präſthaften ougen. Diſer grünen Heidachſen, oder
vnſerer gemeinen, auch der grünen 7. ſol man in einem pfundt gemeins öls werffen, alſo zubedeckt
laſſen erſtercken, drey gantzer Tag wol ſonnen, damit daß rot vnd flieſſend angeſicht beſchmiert, macht
es lauter vnd rein. Etlich ſiedend diſe thier in dem öl, verhinderet auch das außgeraufft haar, daß
es nit weyter wachßt: ſöllichs thut auch die gall von den thieren, mit weyſſem weyn an der Sonnen
zu einem dicken brey gebracht.“
Jm Süden Europas tritt zu den genannten eine der prachtvollſten und ſtattlichſten Arten der
Familie, die Perleidechſe (Lacerta ocellata). Sie erreicht nicht ſelten eine Länge von 2 Fuß und
gehört unzweifelhaft zu den ſchönſten Mitgliedern der ganzen Ordnung. Der mit breiten Schildern
bedeckte Oberkopf iſt bräunlich, die Kopfſeite grün, der Rücken auf dunkelem Grunde ſo dicht mit
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