Zahnbau mit dem der sogenannten Trugnattern, einer als giftig verdächtigen Schlangengruppe, Uebereinstimmung zeigt, und die eingewurzelte Ansicht der Eingebornen, daß diese Echse giftig sei, zu bestätigen scheint. Bis jetzt ist es indeß noch Niemand gelungen, bei der Zergliederung der in allen Sammlungen seltenen Echse Giftdrüsen zu entdecken, und diese, welche nach Deppe's Bericht in Mejiko ebenso gefürchtet wird wie die Klapperschlange, wird deshalb von uns für vollkommen unschuldig gehalten. Durch gedachten Forscher erfahren wir, daß sie in den heißesten Gegenden von Mejiko lebt, daselbst unter dem Namen Alcaran, zu deutsch Skorpion, überall bekannt ist, langsam läuft, nach Art ihrer Verwandten manchmal die Zunge hervorschnellt und, wenn man sie reizt, wie viele andere Glieder ihrer Ordnung auch, von ihren Zähnen Gebrauch macht und zubeißt, schmerz- hafte Wunden hervorbringt, keineswegs aber vergiftet. Deppe versichert, sie lebend in der Hand getragen zu haben, ohne von ihr beschädigt worden zu sein.
Die Krustenechse hat in ihrer Gestalt einige Aehnlichkeit mit den Waraus, ist aber plumper gebaut und durch den dicken, runden Schwanz hinlänglich unterschieden. Der platte, vorn zuge- stumpfte Kopf trägt auf dem Scheitel erhabene, rundliche Schuppen; der Leib und die übrigen Theile sind mit perlähnlichen Schüppchen bedeckt, das ganze Fell fühlt sich deshalb rauh und körnig an. Die kegelförmigen, geraden, spitzen Zähne, welche im unteren Kinnladenrande befestigt sind, haben am Jnnenrande der Vorderseite eine deutliche Furche. Ein lichtes Erdbraun ist die Grundfärbung; einzelne Schuppen sehen gelb aus; den Schwanz ringeln mehrere dunkle Binden; die Unterseite zeigt auf hornbraunem Grunde gelbliche Flecken. Ausgewachsene Stücke erreichen bis 2 Fuß an Länge.
Eine seit uralter Zeit bekannte und berühmte Schuppenechse, das Chamäleon, vertritt mit seinen Verwandten eine eigene Familie und gleichzeitig die zweite Zunft der Ordnung, welcher man den Namen Wurmzüngler(Vermilingues) gegeben hat. Alle Chamäleons(Chamaeleontes), welche man als verschiedenartig ansieht, ähneln sich, unterscheiden sich aber durch wesentliche und allgemein auffallende Merkmale von sämmtlichen Ordnungsverwandten; denn sie haben, streng genommen, in ihrer Gestalt mit keiner anderen Echse Aehnlichkeit. Zu ihrer Schilderung will ich die von Wagler gegebene Beschreibung zu Grunde legen.
"Der Rumpf", meint dieser ausgezeichnete Kenner der Kriechthiere und Lurche, "hat in seiner allgemeinen Gestalt Aehnlichkeit mit dem des Schweines oder Ameisenbären, indem er hoch, seitlich stark zusammengedrückt und schmal ist, auch eine schneidigbogige Rückenfirste hat, und gleich wie auf dieser Stelle bei genannten Säugethieren verlängerte Haare stehen, so bedecken hier jene, vielleicht zu demselben Zwecke, Hautkörner, welche größer, kräftiger, mit einem Worte entwickelter sind als die übrigen des Körpers und auf der Rückenfirste einen sehr bestimmten Saum bilden. Der Kopf ist pyramidenförmig erhaben, am Schnauzentheile oft merkwürdig vorgezogen, überhaupt kantig und eckig, der Hals kaum zu unter- scheiden. Die Beine zeigen eine nicht minder eigenthümliche Bildung. Sie sind mager, rundlich und alle fast von gleicher Länge; die Zehen, fünf an jedem Fuße, werden je zwei und drei bis zum Grunde ihrer verletzten Glieder von der allgemeinen Körperhaut umhüllt und bilden so zwei sich gegenüberstehende Stücke oder Bündel, mithin eine Art von Zange, welche, da ihre innere Seite mit einer körnigen Haut überzogen ist, mit Sicherheit und Festigkeit einen Zweig umspannt. Die überall gleich kräftige Befestigung des ganzen Körpers auf seinem Standorte wird vorzüglich auch dadurch erzweckt, daß die Zehen nicht auf der Jnnen- oder Außenseite des Körpers allein, sondern wechsel- ständig in ihrer größeren Anzahl mit einander verbunden sind, indem an den Vorderfüßen die drei inneren, an den Hinterfüßen die drei äußeren, an diesen die zwei inneren, an jenen die zwei äußeren im Zusammenhange mit einander stehen. Hieraus ergibt sich, daß die Füße dieser Echsen hinsichtlich ihrer Bildung einzig in ihrer Art sind. Der Schwanz ist rundlich, kräftig, verjüngt sich gegen sein
Die Schuppenechſen. Chamäleous.
Zahnbau mit dem der ſogenannten Trugnattern, einer als giftig verdächtigen Schlangengruppe, Uebereinſtimmung zeigt, und die eingewurzelte Anſicht der Eingebornen, daß dieſe Echſe giftig ſei, zu beſtätigen ſcheint. Bis jetzt iſt es indeß noch Niemand gelungen, bei der Zergliederung der in allen Sammlungen ſeltenen Echſe Giftdrüſen zu entdecken, und dieſe, welche nach Deppe’s Bericht in Mejiko ebenſo gefürchtet wird wie die Klapperſchlange, wird deshalb von uns für vollkommen unſchuldig gehalten. Durch gedachten Forſcher erfahren wir, daß ſie in den heißeſten Gegenden von Mejiko lebt, daſelbſt unter dem Namen Alcaran, zu deutſch Skorpion, überall bekannt iſt, langſam läuft, nach Art ihrer Verwandten manchmal die Zunge hervorſchnellt und, wenn man ſie reizt, wie viele andere Glieder ihrer Ordnung auch, von ihren Zähnen Gebrauch macht und zubeißt, ſchmerz- hafte Wunden hervorbringt, keineswegs aber vergiftet. Deppe verſichert, ſie lebend in der Hand getragen zu haben, ohne von ihr beſchädigt worden zu ſein.
Die Kruſtenechſe hat in ihrer Geſtalt einige Aehnlichkeit mit den Waraus, iſt aber plumper gebaut und durch den dicken, runden Schwanz hinlänglich unterſchieden. Der platte, vorn zuge- ſtumpfte Kopf trägt auf dem Scheitel erhabene, rundliche Schuppen; der Leib und die übrigen Theile ſind mit perlähnlichen Schüppchen bedeckt, das ganze Fell fühlt ſich deshalb rauh und körnig an. Die kegelförmigen, geraden, ſpitzen Zähne, welche im unteren Kinnladenrande befeſtigt ſind, haben am Jnnenrande der Vorderſeite eine deutliche Furche. Ein lichtes Erdbraun iſt die Grundfärbung; einzelne Schuppen ſehen gelb aus; den Schwanz ringeln mehrere dunkle Binden; die Unterſeite zeigt auf hornbraunem Grunde gelbliche Flecken. Ausgewachſene Stücke erreichen bis 2 Fuß an Länge.
Eine ſeit uralter Zeit bekannte und berühmte Schuppenechſe, das Chamäleon, vertritt mit ſeinen Verwandten eine eigene Familie und gleichzeitig die zweite Zunft der Ordnung, welcher man den Namen Wurmzüngler(Vermilingues) gegeben hat. Alle Chamäleons(Chamaeleontes), welche man als verſchiedenartig anſieht, ähneln ſich, unterſcheiden ſich aber durch weſentliche und allgemein auffallende Merkmale von ſämmtlichen Ordnungsverwandten; denn ſie haben, ſtreng genommen, in ihrer Geſtalt mit keiner anderen Echſe Aehnlichkeit. Zu ihrer Schilderung will ich die von Wagler gegebene Beſchreibung zu Grunde legen.
„Der Rumpf“, meint dieſer ausgezeichnete Kenner der Kriechthiere und Lurche, „hat in ſeiner allgemeinen Geſtalt Aehnlichkeit mit dem des Schweines oder Ameiſenbären, indem er hoch, ſeitlich ſtark zuſammengedrückt und ſchmal iſt, auch eine ſchneidigbogige Rückenfirſte hat, und gleich wie auf dieſer Stelle bei genannten Säugethieren verlängerte Haare ſtehen, ſo bedecken hier jene, vielleicht zu demſelben Zwecke, Hautkörner, welche größer, kräftiger, mit einem Worte entwickelter ſind als die übrigen des Körpers und auf der Rückenfirſte einen ſehr beſtimmten Saum bilden. Der Kopf iſt pyramidenförmig erhaben, am Schnauzentheile oft merkwürdig vorgezogen, überhaupt kantig und eckig, der Hals kaum zu unter- ſcheiden. Die Beine zeigen eine nicht minder eigenthümliche Bildung. Sie ſind mager, rundlich und alle faſt von gleicher Länge; die Zehen, fünf an jedem Fuße, werden je zwei und drei bis zum Grunde ihrer verletzten Glieder von der allgemeinen Körperhaut umhüllt und bilden ſo zwei ſich gegenüberſtehende Stücke oder Bündel, mithin eine Art von Zange, welche, da ihre innere Seite mit einer körnigen Haut überzogen iſt, mit Sicherheit und Feſtigkeit einen Zweig umſpannt. Die überall gleich kräftige Befeſtigung des ganzen Körpers auf ſeinem Standorte wird vorzüglich auch dadurch erzweckt, daß die Zehen nicht auf der Jnnen- oder Außenſeite des Körpers allein, ſondern wechſel- ſtändig in ihrer größeren Anzahl mit einander verbunden ſind, indem an den Vorderfüßen die drei inneren, an den Hinterfüßen die drei äußeren, an dieſen die zwei inneren, an jenen die zwei äußeren im Zuſammenhange mit einander ſtehen. Hieraus ergibt ſich, daß die Füße dieſer Echſen hinſichtlich ihrer Bildung einzig in ihrer Art ſind. Der Schwanz iſt rundlich, kräftig, verjüngt ſich gegen ſein
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0132"n="116"/><fwplace="top"type="header">Die Schuppenechſen. Chamäleous.</fw><lb/>
Zahnbau mit dem der ſogenannten Trugnattern, einer als giftig verdächtigen Schlangengruppe,<lb/>
Uebereinſtimmung zeigt, und die eingewurzelte Anſicht der Eingebornen, daß dieſe Echſe giftig ſei,<lb/>
zu beſtätigen ſcheint. Bis jetzt iſt es indeß noch Niemand gelungen, bei der Zergliederung der in<lb/>
allen Sammlungen ſeltenen Echſe Giftdrüſen zu entdecken, und dieſe, welche nach <hirendition="#g">Deppe’s</hi> Bericht<lb/>
in Mejiko ebenſo gefürchtet wird wie die Klapperſchlange, wird deshalb von uns für vollkommen<lb/>
unſchuldig gehalten. Durch gedachten Forſcher erfahren wir, daß ſie in den heißeſten Gegenden von<lb/>
Mejiko lebt, daſelbſt unter dem Namen <hirendition="#g">Alcaran,</hi> zu deutſch Skorpion, überall bekannt iſt, langſam<lb/>
läuft, nach Art ihrer Verwandten manchmal die Zunge hervorſchnellt und, wenn man ſie reizt, wie<lb/>
viele andere Glieder ihrer Ordnung auch, von ihren Zähnen Gebrauch macht und zubeißt, ſchmerz-<lb/>
hafte Wunden hervorbringt, keineswegs aber vergiftet. <hirendition="#g">Deppe</hi> verſichert, ſie lebend in der Hand<lb/>
getragen zu haben, ohne von ihr beſchädigt worden zu ſein.</p><lb/><p>Die Kruſtenechſe hat in ihrer Geſtalt einige Aehnlichkeit mit den Waraus, iſt aber plumper<lb/>
gebaut und durch den dicken, runden Schwanz hinlänglich unterſchieden. Der platte, vorn zuge-<lb/>ſtumpfte Kopf trägt auf dem Scheitel erhabene, rundliche Schuppen; der Leib und die übrigen Theile<lb/>ſind mit perlähnlichen Schüppchen bedeckt, das ganze Fell fühlt ſich deshalb rauh und körnig an. Die<lb/>
kegelförmigen, geraden, ſpitzen Zähne, welche im unteren Kinnladenrande befeſtigt ſind, haben am<lb/>
Jnnenrande der Vorderſeite eine deutliche Furche. Ein lichtes Erdbraun iſt die Grundfärbung;<lb/>
einzelne Schuppen ſehen gelb aus; den Schwanz ringeln mehrere dunkle Binden; die Unterſeite zeigt<lb/>
auf hornbraunem Grunde gelbliche Flecken. Ausgewachſene Stücke erreichen bis 2 Fuß an Länge.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Eine ſeit uralter Zeit bekannte und berühmte Schuppenechſe, das <hirendition="#g">Chamäleon,</hi> vertritt mit<lb/>ſeinen Verwandten eine eigene Familie und gleichzeitig die zweite Zunft der Ordnung, welcher man<lb/>
den Namen <hirendition="#g">Wurmzüngler</hi><hirendition="#aq">(Vermilingues)</hi> gegeben hat. Alle <hirendition="#g">Chamäleons</hi><hirendition="#aq">(Chamaeleontes),</hi><lb/>
welche man als verſchiedenartig anſieht, ähneln ſich, unterſcheiden ſich aber durch weſentliche und<lb/>
allgemein auffallende Merkmale von ſämmtlichen Ordnungsverwandten; denn ſie haben, ſtreng<lb/>
genommen, in ihrer Geſtalt mit keiner anderen Echſe Aehnlichkeit. Zu ihrer Schilderung will ich die<lb/>
von <hirendition="#g">Wagler</hi> gegebene Beſchreibung zu Grunde legen.</p><lb/><p>„Der Rumpf“, meint dieſer ausgezeichnete Kenner der Kriechthiere und Lurche, „hat in ſeiner<lb/>
allgemeinen Geſtalt Aehnlichkeit mit dem des Schweines oder Ameiſenbären, indem er hoch, ſeitlich ſtark<lb/>
zuſammengedrückt und ſchmal iſt, auch eine ſchneidigbogige Rückenfirſte hat, und gleich wie auf dieſer Stelle<lb/>
bei genannten Säugethieren verlängerte Haare ſtehen, ſo bedecken hier jene, vielleicht zu demſelben Zwecke,<lb/>
Hautkörner, welche größer, kräftiger, mit einem Worte entwickelter ſind als die übrigen des Körpers<lb/>
und auf der Rückenfirſte einen ſehr beſtimmten Saum bilden. Der Kopf iſt pyramidenförmig erhaben,<lb/>
am Schnauzentheile oft merkwürdig vorgezogen, überhaupt kantig und eckig, der Hals kaum zu unter-<lb/>ſcheiden. Die Beine zeigen eine nicht minder eigenthümliche Bildung. Sie ſind mager, rundlich<lb/>
und alle faſt von gleicher Länge; die Zehen, fünf an jedem Fuße, werden je zwei und drei bis zum<lb/>
Grunde ihrer verletzten Glieder von der allgemeinen Körperhaut umhüllt und bilden ſo zwei ſich<lb/>
gegenüberſtehende Stücke oder Bündel, mithin eine Art von Zange, welche, da ihre innere Seite mit<lb/>
einer körnigen Haut überzogen iſt, mit Sicherheit und Feſtigkeit einen Zweig umſpannt. Die überall<lb/>
gleich kräftige Befeſtigung des ganzen Körpers auf ſeinem Standorte wird vorzüglich auch dadurch<lb/>
erzweckt, daß die Zehen nicht auf der Jnnen- oder Außenſeite des Körpers allein, ſondern wechſel-<lb/>ſtändig in ihrer größeren Anzahl mit einander verbunden ſind, indem an den Vorderfüßen die drei<lb/>
inneren, an den Hinterfüßen die drei äußeren, an dieſen die zwei inneren, an jenen die zwei äußeren<lb/>
im Zuſammenhange mit einander ſtehen. Hieraus ergibt ſich, daß die Füße dieſer Echſen hinſichtlich<lb/>
ihrer Bildung einzig in ihrer Art ſind. Der Schwanz iſt rundlich, kräftig, verjüngt ſich gegen ſein<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[116/0132]
Die Schuppenechſen. Chamäleous.
Zahnbau mit dem der ſogenannten Trugnattern, einer als giftig verdächtigen Schlangengruppe,
Uebereinſtimmung zeigt, und die eingewurzelte Anſicht der Eingebornen, daß dieſe Echſe giftig ſei,
zu beſtätigen ſcheint. Bis jetzt iſt es indeß noch Niemand gelungen, bei der Zergliederung der in
allen Sammlungen ſeltenen Echſe Giftdrüſen zu entdecken, und dieſe, welche nach Deppe’s Bericht
in Mejiko ebenſo gefürchtet wird wie die Klapperſchlange, wird deshalb von uns für vollkommen
unſchuldig gehalten. Durch gedachten Forſcher erfahren wir, daß ſie in den heißeſten Gegenden von
Mejiko lebt, daſelbſt unter dem Namen Alcaran, zu deutſch Skorpion, überall bekannt iſt, langſam
läuft, nach Art ihrer Verwandten manchmal die Zunge hervorſchnellt und, wenn man ſie reizt, wie
viele andere Glieder ihrer Ordnung auch, von ihren Zähnen Gebrauch macht und zubeißt, ſchmerz-
hafte Wunden hervorbringt, keineswegs aber vergiftet. Deppe verſichert, ſie lebend in der Hand
getragen zu haben, ohne von ihr beſchädigt worden zu ſein.
Die Kruſtenechſe hat in ihrer Geſtalt einige Aehnlichkeit mit den Waraus, iſt aber plumper
gebaut und durch den dicken, runden Schwanz hinlänglich unterſchieden. Der platte, vorn zuge-
ſtumpfte Kopf trägt auf dem Scheitel erhabene, rundliche Schuppen; der Leib und die übrigen Theile
ſind mit perlähnlichen Schüppchen bedeckt, das ganze Fell fühlt ſich deshalb rauh und körnig an. Die
kegelförmigen, geraden, ſpitzen Zähne, welche im unteren Kinnladenrande befeſtigt ſind, haben am
Jnnenrande der Vorderſeite eine deutliche Furche. Ein lichtes Erdbraun iſt die Grundfärbung;
einzelne Schuppen ſehen gelb aus; den Schwanz ringeln mehrere dunkle Binden; die Unterſeite zeigt
auf hornbraunem Grunde gelbliche Flecken. Ausgewachſene Stücke erreichen bis 2 Fuß an Länge.
Eine ſeit uralter Zeit bekannte und berühmte Schuppenechſe, das Chamäleon, vertritt mit
ſeinen Verwandten eine eigene Familie und gleichzeitig die zweite Zunft der Ordnung, welcher man
den Namen Wurmzüngler (Vermilingues) gegeben hat. Alle Chamäleons (Chamaeleontes),
welche man als verſchiedenartig anſieht, ähneln ſich, unterſcheiden ſich aber durch weſentliche und
allgemein auffallende Merkmale von ſämmtlichen Ordnungsverwandten; denn ſie haben, ſtreng
genommen, in ihrer Geſtalt mit keiner anderen Echſe Aehnlichkeit. Zu ihrer Schilderung will ich die
von Wagler gegebene Beſchreibung zu Grunde legen.
„Der Rumpf“, meint dieſer ausgezeichnete Kenner der Kriechthiere und Lurche, „hat in ſeiner
allgemeinen Geſtalt Aehnlichkeit mit dem des Schweines oder Ameiſenbären, indem er hoch, ſeitlich ſtark
zuſammengedrückt und ſchmal iſt, auch eine ſchneidigbogige Rückenfirſte hat, und gleich wie auf dieſer Stelle
bei genannten Säugethieren verlängerte Haare ſtehen, ſo bedecken hier jene, vielleicht zu demſelben Zwecke,
Hautkörner, welche größer, kräftiger, mit einem Worte entwickelter ſind als die übrigen des Körpers
und auf der Rückenfirſte einen ſehr beſtimmten Saum bilden. Der Kopf iſt pyramidenförmig erhaben,
am Schnauzentheile oft merkwürdig vorgezogen, überhaupt kantig und eckig, der Hals kaum zu unter-
ſcheiden. Die Beine zeigen eine nicht minder eigenthümliche Bildung. Sie ſind mager, rundlich
und alle faſt von gleicher Länge; die Zehen, fünf an jedem Fuße, werden je zwei und drei bis zum
Grunde ihrer verletzten Glieder von der allgemeinen Körperhaut umhüllt und bilden ſo zwei ſich
gegenüberſtehende Stücke oder Bündel, mithin eine Art von Zange, welche, da ihre innere Seite mit
einer körnigen Haut überzogen iſt, mit Sicherheit und Feſtigkeit einen Zweig umſpannt. Die überall
gleich kräftige Befeſtigung des ganzen Körpers auf ſeinem Standorte wird vorzüglich auch dadurch
erzweckt, daß die Zehen nicht auf der Jnnen- oder Außenſeite des Körpers allein, ſondern wechſel-
ſtändig in ihrer größeren Anzahl mit einander verbunden ſind, indem an den Vorderfüßen die drei
inneren, an den Hinterfüßen die drei äußeren, an dieſen die zwei inneren, an jenen die zwei äußeren
im Zuſammenhange mit einander ſtehen. Hieraus ergibt ſich, daß die Füße dieſer Echſen hinſichtlich
ihrer Bildung einzig in ihrer Art ſind. Der Schwanz iſt rundlich, kräftig, verjüngt ſich gegen ſein
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/132>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.