glatten Zweige, zu erschüttern; denn der muskelkräftige Greifschwanz, mit dem er sich rüttlings an seine Standebene knüpft, verhindert jedes Vorsinken des Körpers."
Es ist denkbar, daß die eigenthümliche Gestalt, das ernsthafte Aussehen, das langsame Herbei- schreiten, das plötzliche Losschießen der Zunge auf die Beute die Beachtung der Griechen auf sich zog und sie veranlaßte, dem Chamäleon seinen hübschen Namen: "kleiner Löwe" zu geben; mehr als dieses Alles aber erregte im Alterthume und bis in die neueste Zeit der Farbenwechsel die Aufmerksam- keit der Forscher und Laien. Früher nahm man an, das Thier könne seine Färbung beliebig wechseln, beispielsweise die seiner Umgebung annehmen und sich dadurch vor seinen Feinden verbergen, nannte deshalb auch einen Menschen, welcher seine Meinung je nach den Umständen, jedoch stets zu seinen Gunsten verändert, ein Chamäleon, und erhob letzteres zu einem Sinnbilde der knechtischen Gefällig- keit der Schmeichler und Höflinge; sein bloser Name gab Tertullian Stoff zu einer erusthaften Betrachtung über den falschen Schein und die Unverschämtheit der Betrüger und Großsprecher. Die gelehrtesten und ungelehrtesten, scharffinnigsten und abgeschmacktesten Ansichten und Deutungen über den Farbenwechsel wurden laut, und bis in die neueste Zeit währte die Meinungsverschiedenheit über die nicht genügend erklärte Erscheinung, bis endlich Brücke durch eingehende Forschungen die Frage löste.
Der Farbenwechsel hat seine Ursache im Vorhandensein zweier Lagen verschiedenartiger Farbstoffe (Pigmente), von denen die eine unter den Obertheilen der eigentlichen Haut abgelagert ist, sich abwärts aber auch in das Bindegewebe erstreckt und hier zwischen die Gewebtheile eindringt, die andere sich in der ganzen Haut und zwar in verzweigten Zellen befindet, welche unter oder auch in der Hautmasse jener Lage liegen. Jener Farbstoff ist der Hauptsache nach weiß, nach außen zu jedoch gewöhnlich mehr oder minder lebhaft gelb, dieser bräunlichschwarz. Beide Lagen nun erzeugen den Farbenwechsel, je nachdem sie neben oder hinter einander treten, bezüglich einander durchdringen. Kommt der lichte Farbstoff allein zur Geltung, so steht die Haut weiß oder gelb aus, wird er von dem schwarzen durchdrungen, braun oder schwarz; die dazwischen liegenden Farben bilden sich, je nachdem diese Durchdringung mehr oder minder vollständig wird.
Alle Chamäleons gehören der alten Welt oder, richtiger, der Osthälfte der Erde an und haben in Amerika weder Verwandte, noch Vertreter im eigentlichen Sinne des Wortes. Das Chamäleon ohne weitere Nebenbezeichnung (Chamaeleo vulgaris) kennzeichnet sich durch den nur zur Hälfte gezähnelten Rückenkamm, den vom Kinne bis zum After verlaufenden Bauchkamm, den dreiseitigen, stumpf pyramidenförmigen Helm auf dem Hinterkopfe, welcher durch die stark vortretende, rückwärts gekrümmte Scheitelleiste gebildet wird, und die gleichartigen kleinen Schuppen des Rumpfes, welche nur auf dem Kopfe sich vergrößern. Ueber seine Färbung wird später noch Einiges zu sagen sein; eine allgemein gültige Beschreibung derselben läßt sich nicht geben. Die Länge beträgt 10 bis 12 Zoll, wovon etwas mehr als die Hälfte auf den Schwanz kommt. Sein Verbreitungskreis erstreckt sich von Südspanien an über einen großen Theil Afrikas und Asiens; es lebt in Andalusien, in allen Ländern Nordafrikas von Marokko an bis Egypten und, nach Tennent, auch auf Ceylon. Groh- mann behauptet, es auf Sicilien gefunden zu haben; da jedoch später dort Niemand weiter es gesehen, darf auf diese Angabe kein Gewicht gelegt werden.
Unter den übrigen Arten verdient noch das Fratzenchamäleon(Chamaeleo-Furcifer- bifurcus) erwähnt zu werden, weil es sich durch die absonderliche Bildung seines Kopfes besonders auszeichnet. Der Helm ist platt und halbzirkelig, die Schnauze vorn in zwei lange, starke, gerade Fortsätze vorgezogen. Ein Bauchkamm fehlt; die vordere Hälfte des Rückenkammes wird durch starke Kegelschuppen gebildet. Das Vaterland erstreckt sich über das Festland von Jndien, die Molukken, Neuholland und Burbon.
Die Chamäleons sind vollendete Baumthiere, welche nur ausnahmsweise zum Boden herab- kommen. Man sieht sie, gewöhnlich in kleinen Gesellschaften von drei bis sechs Stücken, auf einem
Die Schuppenechſen. Chamäleons.
glatten Zweige, zu erſchüttern; denn der muskelkräftige Greifſchwanz, mit dem er ſich rüttlings an ſeine Standebene knüpft, verhindert jedes Vorſinken des Körpers.“
Es iſt denkbar, daß die eigenthümliche Geſtalt, das ernſthafte Ausſehen, das langſame Herbei- ſchreiten, das plötzliche Losſchießen der Zunge auf die Beute die Beachtung der Griechen auf ſich zog und ſie veranlaßte, dem Chamäleon ſeinen hübſchen Namen: „kleiner Löwe“ zu geben; mehr als dieſes Alles aber erregte im Alterthume und bis in die neueſte Zeit der Farbenwechſel die Aufmerkſam- keit der Forſcher und Laien. Früher nahm man an, das Thier könne ſeine Färbung beliebig wechſeln, beiſpielsweiſe die ſeiner Umgebung annehmen und ſich dadurch vor ſeinen Feinden verbergen, nannte deshalb auch einen Menſchen, welcher ſeine Meinung je nach den Umſtänden, jedoch ſtets zu ſeinen Gunſten verändert, ein Chamäleon, und erhob letzteres zu einem Sinnbilde der knechtiſchen Gefällig- keit der Schmeichler und Höflinge; ſein bloſer Name gab Tertullian Stoff zu einer eruſthaften Betrachtung über den falſchen Schein und die Unverſchämtheit der Betrüger und Großſprecher. Die gelehrteſten und ungelehrteſten, ſcharffinnigſten und abgeſchmackteſten Anſichten und Deutungen über den Farbenwechſel wurden laut, und bis in die neueſte Zeit währte die Meinungsverſchiedenheit über die nicht genügend erklärte Erſcheinung, bis endlich Brücke durch eingehende Forſchungen die Frage löſte.
Der Farbenwechſel hat ſeine Urſache im Vorhandenſein zweier Lagen verſchiedenartiger Farbſtoffe (Pigmente), von denen die eine unter den Obertheilen der eigentlichen Haut abgelagert iſt, ſich abwärts aber auch in das Bindegewebe erſtreckt und hier zwiſchen die Gewebtheile eindringt, die andere ſich in der ganzen Haut und zwar in verzweigten Zellen befindet, welche unter oder auch in der Hautmaſſe jener Lage liegen. Jener Farbſtoff iſt der Hauptſache nach weiß, nach außen zu jedoch gewöhnlich mehr oder minder lebhaft gelb, dieſer bräunlichſchwarz. Beide Lagen nun erzeugen den Farbenwechſel, je nachdem ſie neben oder hinter einander treten, bezüglich einander durchdringen. Kommt der lichte Farbſtoff allein zur Geltung, ſo ſteht die Haut weiß oder gelb aus, wird er von dem ſchwarzen durchdrungen, braun oder ſchwarz; die dazwiſchen liegenden Farben bilden ſich, je nachdem dieſe Durchdringung mehr oder minder vollſtändig wird.
Alle Chamäleons gehören der alten Welt oder, richtiger, der Oſthälfte der Erde an und haben in Amerika weder Verwandte, noch Vertreter im eigentlichen Sinne des Wortes. Das Chamäleon ohne weitere Nebenbezeichnung (Chamaeleo vulgaris) kennzeichnet ſich durch den nur zur Hälfte gezähnelten Rückenkamm, den vom Kinne bis zum After verlaufenden Bauchkamm, den dreiſeitigen, ſtumpf pyramidenförmigen Helm auf dem Hinterkopfe, welcher durch die ſtark vortretende, rückwärts gekrümmte Scheitelleiſte gebildet wird, und die gleichartigen kleinen Schuppen des Rumpfes, welche nur auf dem Kopfe ſich vergrößern. Ueber ſeine Färbung wird ſpäter noch Einiges zu ſagen ſein; eine allgemein gültige Beſchreibung derſelben läßt ſich nicht geben. Die Länge beträgt 10 bis 12 Zoll, wovon etwas mehr als die Hälfte auf den Schwanz kommt. Sein Verbreitungskreis erſtreckt ſich von Südſpanien an über einen großen Theil Afrikas und Aſiens; es lebt in Andaluſien, in allen Ländern Nordafrikas von Marokko an bis Egypten und, nach Tennent, auch auf Ceylon. Groh- mann behauptet, es auf Sicilien gefunden zu haben; da jedoch ſpäter dort Niemand weiter es geſehen, darf auf dieſe Angabe kein Gewicht gelegt werden.
Unter den übrigen Arten verdient noch das Fratzenchamäleon(Chamaeleo-Furcifer- bifurcus) erwähnt zu werden, weil es ſich durch die abſonderliche Bildung ſeines Kopfes beſonders auszeichnet. Der Helm iſt platt und halbzirkelig, die Schnauze vorn in zwei lange, ſtarke, gerade Fortſätze vorgezogen. Ein Bauchkamm fehlt; die vordere Hälfte des Rückenkammes wird durch ſtarke Kegelſchuppen gebildet. Das Vaterland erſtreckt ſich über das Feſtland von Jndien, die Molukken, Neuholland und Burbon.
Die Chamäleons ſind vollendete Baumthiere, welche nur ausnahmsweiſe zum Boden herab- kommen. Man ſieht ſie, gewöhnlich in kleinen Geſellſchaften von drei bis ſechs Stücken, auf einem
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Die Schuppenechſen. Chamäleons.
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ſeine Standebene knüpft, verhindert jedes Vorſinken des Körpers.“
Es iſt denkbar, daß die eigenthümliche Geſtalt, das ernſthafte Ausſehen, das langſame Herbei-
ſchreiten, das plötzliche Losſchießen der Zunge auf die Beute die Beachtung der Griechen auf ſich zog
und ſie veranlaßte, dem Chamäleon ſeinen hübſchen Namen: „kleiner Löwe“ zu geben; mehr als
dieſes Alles aber erregte im Alterthume und bis in die neueſte Zeit der Farbenwechſel die Aufmerkſam-
keit der Forſcher und Laien. Früher nahm man an, das Thier könne ſeine Färbung beliebig wechſeln,
beiſpielsweiſe die ſeiner Umgebung annehmen und ſich dadurch vor ſeinen Feinden verbergen, nannte
deshalb auch einen Menſchen, welcher ſeine Meinung je nach den Umſtänden, jedoch ſtets zu ſeinen
Gunſten verändert, ein Chamäleon, und erhob letzteres zu einem Sinnbilde der knechtiſchen Gefällig-
keit der Schmeichler und Höflinge; ſein bloſer Name gab Tertullian Stoff zu einer eruſthaften
Betrachtung über den falſchen Schein und die Unverſchämtheit der Betrüger und Großſprecher. Die
gelehrteſten und ungelehrteſten, ſcharffinnigſten und abgeſchmackteſten Anſichten und Deutungen über
den Farbenwechſel wurden laut, und bis in die neueſte Zeit währte die Meinungsverſchiedenheit über
die nicht genügend erklärte Erſcheinung, bis endlich Brücke durch eingehende Forſchungen die
Frage löſte.
Der Farbenwechſel hat ſeine Urſache im Vorhandenſein zweier Lagen verſchiedenartiger Farbſtoffe
(Pigmente), von denen die eine unter den Obertheilen der eigentlichen Haut abgelagert iſt, ſich
abwärts aber auch in das Bindegewebe erſtreckt und hier zwiſchen die Gewebtheile eindringt, die
andere ſich in der ganzen Haut und zwar in verzweigten Zellen befindet, welche unter oder auch in
der Hautmaſſe jener Lage liegen. Jener Farbſtoff iſt der Hauptſache nach weiß, nach außen zu jedoch
gewöhnlich mehr oder minder lebhaft gelb, dieſer bräunlichſchwarz. Beide Lagen nun erzeugen den
Farbenwechſel, je nachdem ſie neben oder hinter einander treten, bezüglich einander durchdringen.
Kommt der lichte Farbſtoff allein zur Geltung, ſo ſteht die Haut weiß oder gelb aus, wird er von
dem ſchwarzen durchdrungen, braun oder ſchwarz; die dazwiſchen liegenden Farben bilden ſich, je
nachdem dieſe Durchdringung mehr oder minder vollſtändig wird.
Alle Chamäleons gehören der alten Welt oder, richtiger, der Oſthälfte der Erde an und haben
in Amerika weder Verwandte, noch Vertreter im eigentlichen Sinne des Wortes. Das Chamäleon
ohne weitere Nebenbezeichnung (Chamaeleo vulgaris) kennzeichnet ſich durch den nur zur Hälfte
gezähnelten Rückenkamm, den vom Kinne bis zum After verlaufenden Bauchkamm, den dreiſeitigen,
ſtumpf pyramidenförmigen Helm auf dem Hinterkopfe, welcher durch die ſtark vortretende, rückwärts
gekrümmte Scheitelleiſte gebildet wird, und die gleichartigen kleinen Schuppen des Rumpfes, welche
nur auf dem Kopfe ſich vergrößern. Ueber ſeine Färbung wird ſpäter noch Einiges zu ſagen ſein;
eine allgemein gültige Beſchreibung derſelben läßt ſich nicht geben. Die Länge beträgt 10 bis 12 Zoll,
wovon etwas mehr als die Hälfte auf den Schwanz kommt. Sein Verbreitungskreis erſtreckt ſich
von Südſpanien an über einen großen Theil Afrikas und Aſiens; es lebt in Andaluſien, in allen
Ländern Nordafrikas von Marokko an bis Egypten und, nach Tennent, auch auf Ceylon. Groh-
mann behauptet, es auf Sicilien gefunden zu haben; da jedoch ſpäter dort Niemand weiter es
geſehen, darf auf dieſe Angabe kein Gewicht gelegt werden.
Unter den übrigen Arten verdient noch das Fratzenchamäleon (Chamaeleo-Furcifer-
bifurcus) erwähnt zu werden, weil es ſich durch die abſonderliche Bildung ſeines Kopfes beſonders
auszeichnet. Der Helm iſt platt und halbzirkelig, die Schnauze vorn in zwei lange, ſtarke, gerade
Fortſätze vorgezogen. Ein Bauchkamm fehlt; die vordere Hälfte des Rückenkammes wird durch ſtarke
Kegelſchuppen gebildet. Das Vaterland erſtreckt ſich über das Feſtland von Jndien, die Molukken,
Neuholland und Burbon.
Die Chamäleons ſind vollendete Baumthiere, welche nur ausnahmsweiſe zum Boden herab-
kommen. Man ſieht ſie, gewöhnlich in kleinen Geſellſchaften von drei bis ſechs Stücken, auf einem
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/134>, abgerufen am 22.12.2024.
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