Berichterstattern erwähnt. Man soll sich den Thieren pfeisend genähert und sie dadurch so erfrent haben, daß sie den Kopf hervorstreckten und sich mit einer Gerte streicheln ließen, bis man ihnen die an letztere befestigte Schlinge an den Hals geworfen hatte. Mit dieser wurden sie gewaltsam vom Baume herabgezerrt, geberdeten sich anfänglich allerdings wie unsinnig, versuchten sich zu befreien, sperrten den Rachen auf, fauchten und zischten, wurden aber doch leicht bewältigt, durch Zusammen- schnüren der Schnauze unschädlich gemacht und in dieser hilflosen Lage auf den Markt gebracht. Wieviel Wahres an diesen Geschichten ist, wage ich nicht zu entscheiden; möglich erscheint es mir, daß die albernen Geschöpfe da, wo sie noch nicht oft gejagt wurden, im Vertrauen auf ihre Wehrhaftigkeit den Fänger nah an sich herankommen lassen. Hier und da wendet man zur Jagd abgerichtete Hunde an. So berichtet Liebmann, daß man an der Westküste Mittelamerikas den Leguanen auflauert, wenn sie abends von den Bäumen herabkommen, und sie durch Hunde stellen läßt. Den Gefangenen stößt man, um sie am Beißen zu verhindern, einen zähen Halm durch die Haut der Unterkinnlade und durch ein Nasenloch, bindet ihnen so das Maul zu, zieht ihnen alsdann die Sehnen der langen Mittelzehen heraus, benutzt sie, um ihnen beide Fußpaare auf dem Rücken zusammenzuschnüren und bringt am folgenden Morgen die so gequälten Opfer auf den Markt. Hier werden sie gern gekauft, von Liebhabern in Maisteig eingebacken und als Leckerbissen verzehrt, auch als werthvolle Geschenke an Freunde gesendet.
Jn ihren Eingeweiden findet man zuweilen Bezoare von der Gestalt eines halben Eies, welche früher, hier und da vielleicht auch heutigentages noch, als kräftige Arzneimittel angesehen werden.
Gefangene Leguane benehmen sich anfänglich wild und zeigen sich ungemein tückisch, beißen nach ihrem Herrn und bedrohen jedes sich ihnen nähernde Thier, tödten wohl auch schwächere Hausthiere, welche in ihren Bereich kommen oder ihre Mitgefangenen. Allgemach mildert sich ihre Wuth, und nach Verlauf mehrerer Wochen werden sie so zahm, daß sie sich behandeln lassen. Jn ihrem Vater- lande hält man sie zuweilen frei in den Gärten oder in den Häusern, wo sie sich durch Wegfangen von schädlichen Kerbthieren nützlich machen sollen; in Europa sieht man sie hier und da in den Thier- gärten oder in Sammlungen von Liebhabern. Diejenigen, welche ich beobachten konnte, haben mich nicht angezogen. Sie waren zwar so zahm, daß sie die ihnen vorgehaltene Nahrung, Salatblätter, Kraut, Blumen, Blüthen und dergleichen ihrem Pfleger aus der Hand nahmen, thaten übrigens jedoch Nichts, was geeignet gewesen wäre, die Aufmerksamkeit zu erregen, saßen stundenlang langweilig auf einer und derselben Stelle und bekundeten die größte Gleichgültigkeit gegen ihre Umgebung. Ziemlich hohe und gleichmäßige Wärme ist zu ihrem Wohlbefinden unumgängliche Bedingung: schon bei geringer Abnahme der Wärme werden sie traurig, und wirkliche Kälte macht sie krank.
Die Galopagosinseln bilden eine eigene Welt für sich. Der größte Theil seiner Pflanzen und Thiere wird an keinem anderen Orte gefunden. Unter letzteren spielen die Kriechthiere eine bedeutende Rolle; sie vertreten gewissermaßen die auf der Jnsel fast fehlenden Säugethiere, insbesondere die pflanzenfressenden. Nur wenige Arten sind dort heimisch; jede einzelne Art aber tritt ungemein zahlreich auf.
Besonders beachtungswerth sind vier Schuppenechsen und unter ihnen wiederum zwei höchst merk- würdige Thiere, Leguane, welche die Sippe der Höckerköpfe(Amblyrhynchus) bilden und sich kennzeichnen durch kräftigen, seitlich verschmächtigten Leib, starke, etwas plumpe, kurze Füße, deren mittlere Zehen durch derbe Häute verbunden und, wie alle übrigen, mit stark gekrümmten Nägeln bewehrt sind, einen mehr als leibeslangen, gegen das Ende hin zusammengedrückten Schwanz und den kurzen, stumpfen oder rundlichen Kopf, an welchem sich die Eigenthümlichkeit der Bekleidung augenfällig zeigt. Letztere besteht nämlich aus scharfen, rauhen und höckerigen Schuppen, welche fast
Leguan.
Berichterſtattern erwähnt. Man ſoll ſich den Thieren pfeiſend genähert und ſie dadurch ſo erfrent haben, daß ſie den Kopf hervorſtreckten und ſich mit einer Gerte ſtreicheln ließen, bis man ihnen die an letztere befeſtigte Schlinge an den Hals geworfen hatte. Mit dieſer wurden ſie gewaltſam vom Baume herabgezerrt, geberdeten ſich anfänglich allerdings wie unſinnig, verſuchten ſich zu befreien, ſperrten den Rachen auf, fauchten und ziſchten, wurden aber doch leicht bewältigt, durch Zuſammen- ſchnüren der Schnauze unſchädlich gemacht und in dieſer hilfloſen Lage auf den Markt gebracht. Wieviel Wahres an dieſen Geſchichten iſt, wage ich nicht zu entſcheiden; möglich erſcheint es mir, daß die albernen Geſchöpfe da, wo ſie noch nicht oft gejagt wurden, im Vertrauen auf ihre Wehrhaftigkeit den Fänger nah an ſich herankommen laſſen. Hier und da wendet man zur Jagd abgerichtete Hunde an. So berichtet Liebmann, daß man an der Weſtküſte Mittelamerikas den Leguanen auflauert, wenn ſie abends von den Bäumen herabkommen, und ſie durch Hunde ſtellen läßt. Den Gefangenen ſtößt man, um ſie am Beißen zu verhindern, einen zähen Halm durch die Haut der Unterkinnlade und durch ein Naſenloch, bindet ihnen ſo das Maul zu, zieht ihnen alsdann die Sehnen der langen Mittelzehen heraus, benutzt ſie, um ihnen beide Fußpaare auf dem Rücken zuſammenzuſchnüren und bringt am folgenden Morgen die ſo gequälten Opfer auf den Markt. Hier werden ſie gern gekauft, von Liebhabern in Maisteig eingebacken und als Leckerbiſſen verzehrt, auch als werthvolle Geſchenke an Freunde geſendet.
Jn ihren Eingeweiden findet man zuweilen Bezoare von der Geſtalt eines halben Eies, welche früher, hier und da vielleicht auch heutigentages noch, als kräftige Arzneimittel angeſehen werden.
Gefangene Leguane benehmen ſich anfänglich wild und zeigen ſich ungemein tückiſch, beißen nach ihrem Herrn und bedrohen jedes ſich ihnen nähernde Thier, tödten wohl auch ſchwächere Hausthiere, welche in ihren Bereich kommen oder ihre Mitgefangenen. Allgemach mildert ſich ihre Wuth, und nach Verlauf mehrerer Wochen werden ſie ſo zahm, daß ſie ſich behandeln laſſen. Jn ihrem Vater- lande hält man ſie zuweilen frei in den Gärten oder in den Häuſern, wo ſie ſich durch Wegfangen von ſchädlichen Kerbthieren nützlich machen ſollen; in Europa ſieht man ſie hier und da in den Thier- gärten oder in Sammlungen von Liebhabern. Diejenigen, welche ich beobachten konnte, haben mich nicht angezogen. Sie waren zwar ſo zahm, daß ſie die ihnen vorgehaltene Nahrung, Salatblätter, Kraut, Blumen, Blüthen und dergleichen ihrem Pfleger aus der Hand nahmen, thaten übrigens jedoch Nichts, was geeignet geweſen wäre, die Aufmerkſamkeit zu erregen, ſaßen ſtundenlang langweilig auf einer und derſelben Stelle und bekundeten die größte Gleichgültigkeit gegen ihre Umgebung. Ziemlich hohe und gleichmäßige Wärme iſt zu ihrem Wohlbefinden unumgängliche Bedingung: ſchon bei geringer Abnahme der Wärme werden ſie traurig, und wirkliche Kälte macht ſie krank.
Die Galopagosinſeln bilden eine eigene Welt für ſich. Der größte Theil ſeiner Pflanzen und Thiere wird an keinem anderen Orte gefunden. Unter letzteren ſpielen die Kriechthiere eine bedeutende Rolle; ſie vertreten gewiſſermaßen die auf der Jnſel faſt fehlenden Säugethiere, insbeſondere die pflanzenfreſſenden. Nur wenige Arten ſind dort heimiſch; jede einzelne Art aber tritt ungemein zahlreich auf.
Beſonders beachtungswerth ſind vier Schuppenechſen und unter ihnen wiederum zwei höchſt merk- würdige Thiere, Leguane, welche die Sippe der Höckerköpfe(Amblyrhynchus) bilden und ſich kennzeichnen durch kräftigen, ſeitlich verſchmächtigten Leib, ſtarke, etwas plumpe, kurze Füße, deren mittlere Zehen durch derbe Häute verbunden und, wie alle übrigen, mit ſtark gekrümmten Nägeln bewehrt ſind, einen mehr als leibeslangen, gegen das Ende hin zuſammengedrückten Schwanz und den kurzen, ſtumpfen oder rundlichen Kopf, an welchem ſich die Eigenthümlichkeit der Bekleidung augenfällig zeigt. Letztere beſteht nämlich aus ſcharfen, rauhen und höckerigen Schuppen, welche faſt
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[133/0151]
Leguan.
Berichterſtattern erwähnt. Man ſoll ſich den Thieren pfeiſend genähert und ſie dadurch ſo erfrent
haben, daß ſie den Kopf hervorſtreckten und ſich mit einer Gerte ſtreicheln ließen, bis man ihnen die
an letztere befeſtigte Schlinge an den Hals geworfen hatte. Mit dieſer wurden ſie gewaltſam vom
Baume herabgezerrt, geberdeten ſich anfänglich allerdings wie unſinnig, verſuchten ſich zu befreien,
ſperrten den Rachen auf, fauchten und ziſchten, wurden aber doch leicht bewältigt, durch Zuſammen-
ſchnüren der Schnauze unſchädlich gemacht und in dieſer hilfloſen Lage auf den Markt gebracht.
Wieviel Wahres an dieſen Geſchichten iſt, wage ich nicht zu entſcheiden; möglich erſcheint es mir, daß
die albernen Geſchöpfe da, wo ſie noch nicht oft gejagt wurden, im Vertrauen auf ihre Wehrhaftigkeit
den Fänger nah an ſich herankommen laſſen. Hier und da wendet man zur Jagd abgerichtete Hunde
an. So berichtet Liebmann, daß man an der Weſtküſte Mittelamerikas den Leguanen auflauert,
wenn ſie abends von den Bäumen herabkommen, und ſie durch Hunde ſtellen läßt. Den Gefangenen
ſtößt man, um ſie am Beißen zu verhindern, einen zähen Halm durch die Haut der Unterkinnlade
und durch ein Naſenloch, bindet ihnen ſo das Maul zu, zieht ihnen alsdann die Sehnen der langen
Mittelzehen heraus, benutzt ſie, um ihnen beide Fußpaare auf dem Rücken zuſammenzuſchnüren und
bringt am folgenden Morgen die ſo gequälten Opfer auf den Markt. Hier werden ſie gern gekauft,
von Liebhabern in Maisteig eingebacken und als Leckerbiſſen verzehrt, auch als werthvolle Geſchenke
an Freunde geſendet.
Jn ihren Eingeweiden findet man zuweilen Bezoare von der Geſtalt eines halben Eies, welche
früher, hier und da vielleicht auch heutigentages noch, als kräftige Arzneimittel angeſehen werden.
Gefangene Leguane benehmen ſich anfänglich wild und zeigen ſich ungemein tückiſch, beißen nach
ihrem Herrn und bedrohen jedes ſich ihnen nähernde Thier, tödten wohl auch ſchwächere Hausthiere,
welche in ihren Bereich kommen oder ihre Mitgefangenen. Allgemach mildert ſich ihre Wuth, und
nach Verlauf mehrerer Wochen werden ſie ſo zahm, daß ſie ſich behandeln laſſen. Jn ihrem Vater-
lande hält man ſie zuweilen frei in den Gärten oder in den Häuſern, wo ſie ſich durch Wegfangen
von ſchädlichen Kerbthieren nützlich machen ſollen; in Europa ſieht man ſie hier und da in den Thier-
gärten oder in Sammlungen von Liebhabern. Diejenigen, welche ich beobachten konnte, haben mich
nicht angezogen. Sie waren zwar ſo zahm, daß ſie die ihnen vorgehaltene Nahrung, Salatblätter,
Kraut, Blumen, Blüthen und dergleichen ihrem Pfleger aus der Hand nahmen, thaten übrigens jedoch
Nichts, was geeignet geweſen wäre, die Aufmerkſamkeit zu erregen, ſaßen ſtundenlang langweilig auf
einer und derſelben Stelle und bekundeten die größte Gleichgültigkeit gegen ihre Umgebung. Ziemlich
hohe und gleichmäßige Wärme iſt zu ihrem Wohlbefinden unumgängliche Bedingung: ſchon bei
geringer Abnahme der Wärme werden ſie traurig, und wirkliche Kälte macht ſie krank.
Die Galopagosinſeln bilden eine eigene Welt für ſich. Der größte Theil ſeiner Pflanzen und
Thiere wird an keinem anderen Orte gefunden. Unter letzteren ſpielen die Kriechthiere eine bedeutende
Rolle; ſie vertreten gewiſſermaßen die auf der Jnſel faſt fehlenden Säugethiere, insbeſondere die
pflanzenfreſſenden. Nur wenige Arten ſind dort heimiſch; jede einzelne Art aber tritt ungemein
zahlreich auf.
Beſonders beachtungswerth ſind vier Schuppenechſen und unter ihnen wiederum zwei höchſt merk-
würdige Thiere, Leguane, welche die Sippe der Höckerköpfe (Amblyrhynchus) bilden und ſich
kennzeichnen durch kräftigen, ſeitlich verſchmächtigten Leib, ſtarke, etwas plumpe, kurze Füße, deren
mittlere Zehen durch derbe Häute verbunden und, wie alle übrigen, mit ſtark gekrümmten Nägeln
bewehrt ſind, einen mehr als leibeslangen, gegen das Ende hin zuſammengedrückten Schwanz und
den kurzen, ſtumpfen oder rundlichen Kopf, an welchem ſich die Eigenthümlichkeit der Bekleidung
augenfällig zeigt. Letztere beſteht nämlich aus ſcharfen, rauhen und höckerigen Schuppen, welche faſt
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/151>, abgerufen am 16.07.2024.
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