in Folge ihres unschönen Aeußeren und ihrer nächtlichen Lebensweise unter so bösem Leumund leiden müssen.
Fitzinger vereinigt die Haftzeher in einer eigenen Ordnung, und eine solche Ausicht hat in der That Manches für sich; denn unsere Schuppenechsen haben mit den übrigen wenig gemein. Wagler freilich meint, daß sie nicht blos in ihrer allgemeinen Körpergestalt, sondern auch in der Bildung ihrer Augen, Nasenlöcher, Ohren u. s. w. den Krokodilen täuschend ähnlich seien und kleine Krokodile genannt werden könnten, welche auf dem trockenen Lande leben und Seitenzähne haben: zum Heraus- finden einer derartigen Verwandtschaft gehört jedoch eine sehr rege Einbildungskraft. Eher noch dürfte behauptet werden, daß jene an die Molche erinnern, obgleich die Unterschiede, welche zwischen beiden stehen, schwerlich verkannt werden mögen. Die Haftzeher sind kleine, plump gebaute, platt gedrückte und düsterfarbige Schuppenechsen. Jhr Kopf hat eine längliche, unter der Stirn etwas vertiefte, erweiterte, runde, abgeflachte, hechtartige Schnauze und etwas höchst Auffallendes wegen der großen Nachtaugen, deren Stern sich im Lichte bis auf eine linienförmige, senkrechte Spalte zusammenzieht und deren Lider zwischen dem Augapfel und den Augenhöhlenrändern eingerollt sind, wodurch der Blick etwas Stieres erhält; das Ohr erscheint als eine senkrechte Ritze; der Rachen ist tief gespalten. Der Hals ist sehr kurz und dick, der Rumpf gedrungen, rundlich, aber von oben nach unten platt gedrückt, bisweilen seitlich befranst, der Schwanz mittellang, sehr dick, an der Wurzel rundlich oder ebenfalls plattgedrückt, zuweilen auch mit einer seitlichen Haut besetzt; die Veine zeichnen sich aus durch ihre Kürze, die Zehen durch eine ganz absonderliche Bildung, welche als das Hauptmerkmal angesehen werden muß. Bei allen Arten dieser Abtheilung sind sie verhältnißmäßig kurz, in der Länge auch wenig verschieden, unter sich durch eine mehr oder minder weit ausgedehnte Bindehaut vereinigt und auf der Unterseite mit Blattkissen bedeckt, Verbreiterungen, welche quer- liegende, häutige Blättchen verschiedener Größe, Gestalt und Stellung zeigen und die Thiere befähigen, an sehr glatten Flächen, gleichviel in welcher Stellung, umherzulaufen. Bei einzelnen erweitert sich die ganze Unterfläche der Zehen; bei anderen nimmt die Blattscheibe nur einen Theil derselben ein; bei diesen ist sie in der Mitte getheilt, bei jenen ungetheilt; bei manchen tragen nur die Endglieder der Zehen erweiterte Scheiben; bei manchen wiederum werden die Blattscheiben durch runde Warzen ersetzt; bei anderen endlich sind die Zehen ebenso gestaltet, aber noch eingeknickt u. s. w.: kurz, die Gestalt der Zehen ist höchst manchfaltig und gibt dem ordnenden Thierkundigen ein Mittel an die Hand, einzelne Sippen oder, wie Andere wollen, Familien zu bestimmen und abzugrenzen. Bei den meisten Arten sind scharfe, spitzige, bewegliche, gewöhnlich auch zurückziehbare Krallen vorhanden; diese können aber auch an einzelnen, zuweilen an allen Zehen fehlen. Die äußere Bekleidung besteht aus sehr kleinen, mit einander fest verbundenen Schuppen, zwischen denen sich größere einfügen. Das Gebiß zeichnet sich aus durch die große Anzahl, nicht aber durch Manchfaltigkeit der Zähne, da diese fast sämmtlich die gleiche Gestalt und Größe haben und nur die hinteren sich allmählich gegen die vorderen verkürzen. Jhre Krone ist einspitzig und etwas zusammengedrückt, ihr Stamm walzenförmig. Eckzähne fehlen, Gaumenzähne ebenfalls.
Die Verschiedenheiten, welche sich in der Gestalt der Haftzeher bemerklich machen, haben nur für den Fachmann Wichtigkeit; es wird also genügen, wenn wir uns hier auf einige der bekannteren Arten beschränken.
Bei der Sippe der Breitzeher(Platydactylus) erstreckt sich das Blattkissen über die ganze Unterfläche der Zehen, deren erster, zweiter und fünfter Finger keine Nägel tragen.
Hierher gehört der Mauergeko(Platydactylus fascicularis), ein kleines Thierchen von nur 5 Zoll Länge, wovon der Schwanz die Hälfte wegnimmt, und brauner Färbung der Oberseite,
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Manergeko.
in Folge ihres unſchönen Aeußeren und ihrer nächtlichen Lebensweiſe unter ſo böſem Leumund leiden müſſen.
Fitzinger vereinigt die Haftzeher in einer eigenen Ordnung, und eine ſolche Auſicht hat in der That Manches für ſich; denn unſere Schuppenechſen haben mit den übrigen wenig gemein. Wagler freilich meint, daß ſie nicht blos in ihrer allgemeinen Körpergeſtalt, ſondern auch in der Bildung ihrer Augen, Naſenlöcher, Ohren u. ſ. w. den Krokodilen täuſchend ähnlich ſeien und kleine Krokodile genannt werden könnten, welche auf dem trockenen Lande leben und Seitenzähne haben: zum Heraus- finden einer derartigen Verwandtſchaft gehört jedoch eine ſehr rege Einbildungskraft. Eher noch dürfte behauptet werden, daß jene an die Molche erinnern, obgleich die Unterſchiede, welche zwiſchen beiden ſtehen, ſchwerlich verkannt werden mögen. Die Haftzeher ſind kleine, plump gebaute, platt gedrückte und düſterfarbige Schuppenechſen. Jhr Kopf hat eine längliche, unter der Stirn etwas vertiefte, erweiterte, runde, abgeflachte, hechtartige Schnauze und etwas höchſt Auffallendes wegen der großen Nachtaugen, deren Stern ſich im Lichte bis auf eine linienförmige, ſenkrechte Spalte zuſammenzieht und deren Lider zwiſchen dem Augapfel und den Augenhöhlenrändern eingerollt ſind, wodurch der Blick etwas Stieres erhält; das Ohr erſcheint als eine ſenkrechte Ritze; der Rachen iſt tief geſpalten. Der Hals iſt ſehr kurz und dick, der Rumpf gedrungen, rundlich, aber von oben nach unten platt gedrückt, bisweilen ſeitlich befranſt, der Schwanz mittellang, ſehr dick, an der Wurzel rundlich oder ebenfalls plattgedrückt, zuweilen auch mit einer ſeitlichen Haut beſetzt; die Veine zeichnen ſich aus durch ihre Kürze, die Zehen durch eine ganz abſonderliche Bildung, welche als das Hauptmerkmal angeſehen werden muß. Bei allen Arten dieſer Abtheilung ſind ſie verhältnißmäßig kurz, in der Länge auch wenig verſchieden, unter ſich durch eine mehr oder minder weit ausgedehnte Bindehaut vereinigt und auf der Unterſeite mit Blattkiſſen bedeckt, Verbreiterungen, welche quer- liegende, häutige Blättchen verſchiedener Größe, Geſtalt und Stellung zeigen und die Thiere befähigen, an ſehr glatten Flächen, gleichviel in welcher Stellung, umherzulaufen. Bei einzelnen erweitert ſich die ganze Unterfläche der Zehen; bei anderen nimmt die Blattſcheibe nur einen Theil derſelben ein; bei dieſen iſt ſie in der Mitte getheilt, bei jenen ungetheilt; bei manchen tragen nur die Endglieder der Zehen erweiterte Scheiben; bei manchen wiederum werden die Blattſcheiben durch runde Warzen erſetzt; bei anderen endlich ſind die Zehen ebenſo geſtaltet, aber noch eingeknickt u. ſ. w.: kurz, die Geſtalt der Zehen iſt höchſt manchfaltig und gibt dem ordnenden Thierkundigen ein Mittel an die Hand, einzelne Sippen oder, wie Andere wollen, Familien zu beſtimmen und abzugrenzen. Bei den meiſten Arten ſind ſcharfe, ſpitzige, bewegliche, gewöhnlich auch zurückziehbare Krallen vorhanden; dieſe können aber auch an einzelnen, zuweilen an allen Zehen fehlen. Die äußere Bekleidung beſteht aus ſehr kleinen, mit einander feſt verbundenen Schuppen, zwiſchen denen ſich größere einfügen. Das Gebiß zeichnet ſich aus durch die große Anzahl, nicht aber durch Manchfaltigkeit der Zähne, da dieſe faſt ſämmtlich die gleiche Geſtalt und Größe haben und nur die hinteren ſich allmählich gegen die vorderen verkürzen. Jhre Krone iſt einſpitzig und etwas zuſammengedrückt, ihr Stamm walzenförmig. Eckzähne fehlen, Gaumenzähne ebenfalls.
Die Verſchiedenheiten, welche ſich in der Geſtalt der Haftzeher bemerklich machen, haben nur für den Fachmann Wichtigkeit; es wird alſo genügen, wenn wir uns hier auf einige der bekannteren Arten beſchränken.
Bei der Sippe der Breitzeher(Platydactylus) erſtreckt ſich das Blattkiſſen über die ganze Unterfläche der Zehen, deren erſter, zweiter und fünfter Finger keine Nägel tragen.
Hierher gehört der Mauergeko(Platydactylus fascicularis), ein kleines Thierchen von nur 5 Zoll Länge, wovon der Schwanz die Hälfte wegnimmt, und brauner Färbung der Oberſeite,
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Manergeko.
in Folge ihres unſchönen Aeußeren und ihrer nächtlichen Lebensweiſe unter ſo böſem Leumund
leiden müſſen.
Fitzinger vereinigt die Haftzeher in einer eigenen Ordnung, und eine ſolche Auſicht hat in der
That Manches für ſich; denn unſere Schuppenechſen haben mit den übrigen wenig gemein. Wagler
freilich meint, daß ſie nicht blos in ihrer allgemeinen Körpergeſtalt, ſondern auch in der Bildung
ihrer Augen, Naſenlöcher, Ohren u. ſ. w. den Krokodilen täuſchend ähnlich ſeien und kleine Krokodile
genannt werden könnten, welche auf dem trockenen Lande leben und Seitenzähne haben: zum Heraus-
finden einer derartigen Verwandtſchaft gehört jedoch eine ſehr rege Einbildungskraft. Eher noch
dürfte behauptet werden, daß jene an die Molche erinnern, obgleich die Unterſchiede, welche zwiſchen
beiden ſtehen, ſchwerlich verkannt werden mögen. Die Haftzeher ſind kleine, plump gebaute, platt
gedrückte und düſterfarbige Schuppenechſen. Jhr Kopf hat eine längliche, unter der Stirn etwas
vertiefte, erweiterte, runde, abgeflachte, hechtartige Schnauze und etwas höchſt Auffallendes wegen
der großen Nachtaugen, deren Stern ſich im Lichte bis auf eine linienförmige, ſenkrechte Spalte
zuſammenzieht und deren Lider zwiſchen dem Augapfel und den Augenhöhlenrändern eingerollt ſind,
wodurch der Blick etwas Stieres erhält; das Ohr erſcheint als eine ſenkrechte Ritze; der Rachen iſt
tief geſpalten. Der Hals iſt ſehr kurz und dick, der Rumpf gedrungen, rundlich, aber von oben nach
unten platt gedrückt, bisweilen ſeitlich befranſt, der Schwanz mittellang, ſehr dick, an der Wurzel
rundlich oder ebenfalls plattgedrückt, zuweilen auch mit einer ſeitlichen Haut beſetzt; die Veine
zeichnen ſich aus durch ihre Kürze, die Zehen durch eine ganz abſonderliche Bildung, welche als das
Hauptmerkmal angeſehen werden muß. Bei allen Arten dieſer Abtheilung ſind ſie verhältnißmäßig
kurz, in der Länge auch wenig verſchieden, unter ſich durch eine mehr oder minder weit ausgedehnte
Bindehaut vereinigt und auf der Unterſeite mit Blattkiſſen bedeckt, Verbreiterungen, welche quer-
liegende, häutige Blättchen verſchiedener Größe, Geſtalt und Stellung zeigen und die Thiere befähigen,
an ſehr glatten Flächen, gleichviel in welcher Stellung, umherzulaufen. Bei einzelnen erweitert ſich die
ganze Unterfläche der Zehen; bei anderen nimmt die Blattſcheibe nur einen Theil derſelben ein; bei
dieſen iſt ſie in der Mitte getheilt, bei jenen ungetheilt; bei manchen tragen nur die Endglieder der Zehen
erweiterte Scheiben; bei manchen wiederum werden die Blattſcheiben durch runde Warzen erſetzt; bei
anderen endlich ſind die Zehen ebenſo geſtaltet, aber noch eingeknickt u. ſ. w.: kurz, die Geſtalt der Zehen
iſt höchſt manchfaltig und gibt dem ordnenden Thierkundigen ein Mittel an die Hand, einzelne Sippen
oder, wie Andere wollen, Familien zu beſtimmen und abzugrenzen. Bei den meiſten Arten ſind
ſcharfe, ſpitzige, bewegliche, gewöhnlich auch zurückziehbare Krallen vorhanden; dieſe können aber
auch an einzelnen, zuweilen an allen Zehen fehlen. Die äußere Bekleidung beſteht aus ſehr kleinen,
mit einander feſt verbundenen Schuppen, zwiſchen denen ſich größere einfügen. Das Gebiß zeichnet
ſich aus durch die große Anzahl, nicht aber durch Manchfaltigkeit der Zähne, da dieſe faſt ſämmtlich
die gleiche Geſtalt und Größe haben und nur die hinteren ſich allmählich gegen die vorderen verkürzen.
Jhre Krone iſt einſpitzig und etwas zuſammengedrückt, ihr Stamm walzenförmig. Eckzähne fehlen,
Gaumenzähne ebenfalls.
Die Verſchiedenheiten, welche ſich in der Geſtalt der Haftzeher bemerklich machen, haben nur
für den Fachmann Wichtigkeit; es wird alſo genügen, wenn wir uns hier auf einige der bekannteren
Arten beſchränken.
Bei der Sippe der Breitzeher (Platydactylus) erſtreckt ſich das Blattkiſſen über die ganze
Unterfläche der Zehen, deren erſter, zweiter und fünfter Finger keine Nägel tragen.
Hierher gehört der Mauergeko (Platydactylus fascicularis), ein kleines Thierchen von nur
5 Zoll Länge, wovon der Schwanz die Hälfte wegnimmt, und brauner Färbung der Oberſeite,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/167>, abgerufen am 22.12.2024.
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