mit, daß die Behauptung der Alten, der Geko fresse sein eigenes Fell auf aus Neid gegen die Menschen, weil diese Haut ein treffliches Heilmittel gegen die fallende Sucht sei, auf thatsächlicher Beobachtung beruht. Mein Gefangener hat Dies vor einigen Tagen wirklich gethan. Die Häutung begann auf dem Rücken und erstreckte sich von da nach Kopf und Hals, denjenigen Stellen, an welchen die Haut am längsten haften blieb. Sobald der Geko sich vollständig von dem alten, abgetragenen Ueberrocke befreit fühlte, erschnappte er denselben und würgte ihn nach und nach auscheinend nicht ohne Anstrengung hinunter."
"Soviel über dieses, ungeachtet seines unschönen Aeußeren anmuthige und wirklich liebens- würdige Geschöpf."
Die Kurzzüngler(Brevilingues), welche die vierte Zunft der Ordnung bilden, dürfen ange- sehen werden als Verbindungsglieder zwischen den Eidechsen und den Schlangen. Es gibt innerhalb dieser Gruppe noch einzelne, welche wenig von der urbildlichen Gestalt der Echsen abweichen, aber auch andere, welche täuschende Aehnlichkeit mit den Schlangen haben. Zwischen diesen beiden Aeußersten ordnen wir mehrere Mittelglieder ein, je nachdem sich der Rumpf mehr oder weniger gestreckt hat, und die Gliedmaßen mehr oder minder verkümmert sind. Mit der schlangenartigen Rundung und Verlängerung des Leibes steht die größere Entfernung der Gliedmaßen im Einklange; diese aber zeigen nur bei wenigen die vollkommene Entwickelung wie bei wirklichen Echsen, bei vielen insofern eine Verkümmerung, als am vorderen Fußpaare allein oder an diesen und den hinteren blos drei Zehen ausgebildet erscheinen, die Vorderfüße gänzlich fehlen, die hinteren als kurze, anscheinend zehenlose Stummel vorhanden sind, ja, alle Füße fehlen und die betreffenden Thiere deshalb äußerlich den Schlangen gleichen. Jmmer aber finden wir bei ihnen Merkmale auf, welche ihre Vereinigung mit Schlangen verwehren. Der Schädel, auch der der schlangenähnlichsten Arten ähnelt dem der Echsen, ebensowohl wegen der Kieferngelenke als hinsichtlich der angewachsenen Zähne. Es sind ein Brustbein und ein Becken vorhanden; die Augenlider verkümmern nur ausnahmsweise; die Zunge ist kurz, an der Wurzel dick, vorn verdünnt, mehr oder minder tief ausgeschnitten, zuweilen auch kaum ausgetieft, immer aber scheidelos; das Herz liegt weit oben; beide Lungen sind entwickelt etc. Alle diese Merkmale verbinden unsere Thiere mit den Echsen und lassen sie als von den Schlangen sehr verschiedene Geschöpfe erscheinen.
Seitenfaltler(Ptychopleurae) heißen diejenigen Arten, an deren Leibesseite regelmäßig eine mit kleinen Schuppen bekleidete Falte verläuft, welche gleich hinter den Vordergliedern beginnt und Rücken- und Bauchseite von einander sondert. Die Leibesgestalt ist entweder die der Eidechsen oder eine mehr verlängerte, welche der sehr lange Schwanz und das Verkümmern der Gliedmaßen schlangen- ähnlich erscheinen läßt. Augenlider sind stets vorhanden; das Paukenfell liegt vertieft und wird nur ausnahmsweise von einer Haut überzogen. Den Rücken bekleiden große, schilderartige, wirtelsörmig gestellte Schuppen.
Die Familie wird in allen Erdtheilen vertreten, am reichhaltigsten in Afrika und Amerika, ist jedoch nicht eben zahlreich an Arten. Alle Seitenfaltler leben nach Art der Eidechsen, obgleich das Wesen derjenigen, welche den Schlangen ähneln, an das Treiben von diesen erinnert. Jhre Bewegungen sind auch bei denen, welche verkümmerte Gliedmaßen haben, unverhältnißmäßig rasch, die der Schlangen ähnlich gestalteten schlängelnd, vielleicht etwas langsamer als die der behenden Natter, aber höchst anmuthig, wie denn überhaupt diese Thiere einen angenehmen Eindruck machen. Sämmtliche Arten halten sich nur auf flachem Boden auf und sind höchstens im Stande, schiefe Ebenen zu ersteigen, nicht aber im eigentlichen Sinne des Wortes zu klettern. Jhre Nahrung entnehmen sie dem Thier- reiche: die schwächeren Arten begnügen sich mit Kerbthieren, Spinnen, Asseln, Nacktschnecken, Würmern und dergleichen, die größeren stellen neben solcher Beute auch Wirbelthieren nach, ins-
Die Schuppenechſen. Seitenfaltler.
mit, daß die Behauptung der Alten, der Geko freſſe ſein eigenes Fell auf aus Neid gegen die Menſchen, weil dieſe Haut ein treffliches Heilmittel gegen die fallende Sucht ſei, auf thatſächlicher Beobachtung beruht. Mein Gefangener hat Dies vor einigen Tagen wirklich gethan. Die Häutung begann auf dem Rücken und erſtreckte ſich von da nach Kopf und Hals, denjenigen Stellen, an welchen die Haut am längſten haften blieb. Sobald der Geko ſich vollſtändig von dem alten, abgetragenen Ueberrocke befreit fühlte, erſchnappte er denſelben und würgte ihn nach und nach auſcheinend nicht ohne Anſtrengung hinunter.“
„Soviel über dieſes, ungeachtet ſeines unſchönen Aeußeren anmuthige und wirklich liebens- würdige Geſchöpf.“
Die Kurzzüngler(Brevilingues), welche die vierte Zunft der Ordnung bilden, dürfen ange- ſehen werden als Verbindungsglieder zwiſchen den Eidechſen und den Schlangen. Es gibt innerhalb dieſer Gruppe noch einzelne, welche wenig von der urbildlichen Geſtalt der Echſen abweichen, aber auch andere, welche täuſchende Aehnlichkeit mit den Schlangen haben. Zwiſchen dieſen beiden Aeußerſten ordnen wir mehrere Mittelglieder ein, je nachdem ſich der Rumpf mehr oder weniger geſtreckt hat, und die Gliedmaßen mehr oder minder verkümmert ſind. Mit der ſchlangenartigen Rundung und Verlängerung des Leibes ſteht die größere Entfernung der Gliedmaßen im Einklange; dieſe aber zeigen nur bei wenigen die vollkommene Entwickelung wie bei wirklichen Echſen, bei vielen inſofern eine Verkümmerung, als am vorderen Fußpaare allein oder an dieſen und den hinteren blos drei Zehen ausgebildet erſcheinen, die Vorderfüße gänzlich fehlen, die hinteren als kurze, anſcheinend zehenloſe Stummel vorhanden ſind, ja, alle Füße fehlen und die betreffenden Thiere deshalb äußerlich den Schlangen gleichen. Jmmer aber finden wir bei ihnen Merkmale auf, welche ihre Vereinigung mit Schlangen verwehren. Der Schädel, auch der der ſchlangenähnlichſten Arten ähnelt dem der Echſen, ebenſowohl wegen der Kieferngelenke als hinſichtlich der angewachſenen Zähne. Es ſind ein Bruſtbein und ein Becken vorhanden; die Augenlider verkümmern nur ausnahmsweiſe; die Zunge iſt kurz, an der Wurzel dick, vorn verdünnt, mehr oder minder tief ausgeſchnitten, zuweilen auch kaum ausgetieft, immer aber ſcheidelos; das Herz liegt weit oben; beide Lungen ſind entwickelt ꝛc. Alle dieſe Merkmale verbinden unſere Thiere mit den Echſen und laſſen ſie als von den Schlangen ſehr verſchiedene Geſchöpfe erſcheinen.
Seitenfaltler(Ptychopleurae) heißen diejenigen Arten, an deren Leibesſeite regelmäßig eine mit kleinen Schuppen bekleidete Falte verläuft, welche gleich hinter den Vordergliedern beginnt und Rücken- und Bauchſeite von einander ſondert. Die Leibesgeſtalt iſt entweder die der Eidechſen oder eine mehr verlängerte, welche der ſehr lange Schwanz und das Verkümmern der Gliedmaßen ſchlangen- ähnlich erſcheinen läßt. Augenlider ſind ſtets vorhanden; das Paukenfell liegt vertieft und wird nur ausnahmsweiſe von einer Haut überzogen. Den Rücken bekleiden große, ſchilderartige, wirtelſörmig geſtellte Schuppen.
Die Familie wird in allen Erdtheilen vertreten, am reichhaltigſten in Afrika und Amerika, iſt jedoch nicht eben zahlreich an Arten. Alle Seitenfaltler leben nach Art der Eidechſen, obgleich das Weſen derjenigen, welche den Schlangen ähneln, an das Treiben von dieſen erinnert. Jhre Bewegungen ſind auch bei denen, welche verkümmerte Gliedmaßen haben, unverhältnißmäßig raſch, die der Schlangen ähnlich geſtalteten ſchlängelnd, vielleicht etwas langſamer als die der behenden Natter, aber höchſt anmuthig, wie denn überhaupt dieſe Thiere einen angenehmen Eindruck machen. Sämmtliche Arten halten ſich nur auf flachem Boden auf und ſind höchſtens im Stande, ſchiefe Ebenen zu erſteigen, nicht aber im eigentlichen Sinne des Wortes zu klettern. Jhre Nahrung entnehmen ſie dem Thier- reiche: die ſchwächeren Arten begnügen ſich mit Kerbthieren, Spinnen, Aſſeln, Nacktſchnecken, Würmern und dergleichen, die größeren ſtellen neben ſolcher Beute auch Wirbelthieren nach, ins-
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Die Schuppenechſen. Seitenfaltler.
mit, daß die Behauptung der Alten, der Geko freſſe ſein eigenes Fell auf aus Neid gegen die Menſchen,
weil dieſe Haut ein treffliches Heilmittel gegen die fallende Sucht ſei, auf thatſächlicher Beobachtung
beruht. Mein Gefangener hat Dies vor einigen Tagen wirklich gethan. Die Häutung begann auf
dem Rücken und erſtreckte ſich von da nach Kopf und Hals, denjenigen Stellen, an welchen die Haut
am längſten haften blieb. Sobald der Geko ſich vollſtändig von dem alten, abgetragenen Ueberrocke
befreit fühlte, erſchnappte er denſelben und würgte ihn nach und nach auſcheinend nicht ohne
Anſtrengung hinunter.“
„Soviel über dieſes, ungeachtet ſeines unſchönen Aeußeren anmuthige und wirklich liebens-
würdige Geſchöpf.“
Die Kurzzüngler (Brevilingues), welche die vierte Zunft der Ordnung bilden, dürfen ange-
ſehen werden als Verbindungsglieder zwiſchen den Eidechſen und den Schlangen. Es gibt innerhalb
dieſer Gruppe noch einzelne, welche wenig von der urbildlichen Geſtalt der Echſen abweichen, aber
auch andere, welche täuſchende Aehnlichkeit mit den Schlangen haben. Zwiſchen dieſen beiden
Aeußerſten ordnen wir mehrere Mittelglieder ein, je nachdem ſich der Rumpf mehr oder weniger
geſtreckt hat, und die Gliedmaßen mehr oder minder verkümmert ſind. Mit der ſchlangenartigen
Rundung und Verlängerung des Leibes ſteht die größere Entfernung der Gliedmaßen im Einklange;
dieſe aber zeigen nur bei wenigen die vollkommene Entwickelung wie bei wirklichen Echſen, bei vielen
inſofern eine Verkümmerung, als am vorderen Fußpaare allein oder an dieſen und den hinteren blos
drei Zehen ausgebildet erſcheinen, die Vorderfüße gänzlich fehlen, die hinteren als kurze, anſcheinend
zehenloſe Stummel vorhanden ſind, ja, alle Füße fehlen und die betreffenden Thiere deshalb äußerlich
den Schlangen gleichen. Jmmer aber finden wir bei ihnen Merkmale auf, welche ihre Vereinigung
mit Schlangen verwehren. Der Schädel, auch der der ſchlangenähnlichſten Arten ähnelt dem der
Echſen, ebenſowohl wegen der Kieferngelenke als hinſichtlich der angewachſenen Zähne. Es ſind ein
Bruſtbein und ein Becken vorhanden; die Augenlider verkümmern nur ausnahmsweiſe; die Zunge
iſt kurz, an der Wurzel dick, vorn verdünnt, mehr oder minder tief ausgeſchnitten, zuweilen auch kaum
ausgetieft, immer aber ſcheidelos; das Herz liegt weit oben; beide Lungen ſind entwickelt ꝛc. Alle
dieſe Merkmale verbinden unſere Thiere mit den Echſen und laſſen ſie als von den Schlangen ſehr
verſchiedene Geſchöpfe erſcheinen.
Seitenfaltler (Ptychopleurae) heißen diejenigen Arten, an deren Leibesſeite regelmäßig eine
mit kleinen Schuppen bekleidete Falte verläuft, welche gleich hinter den Vordergliedern beginnt und
Rücken- und Bauchſeite von einander ſondert. Die Leibesgeſtalt iſt entweder die der Eidechſen oder
eine mehr verlängerte, welche der ſehr lange Schwanz und das Verkümmern der Gliedmaßen ſchlangen-
ähnlich erſcheinen läßt. Augenlider ſind ſtets vorhanden; das Paukenfell liegt vertieft und wird nur
ausnahmsweiſe von einer Haut überzogen. Den Rücken bekleiden große, ſchilderartige, wirtelſörmig
geſtellte Schuppen.
Die Familie wird in allen Erdtheilen vertreten, am reichhaltigſten in Afrika und Amerika, iſt
jedoch nicht eben zahlreich an Arten. Alle Seitenfaltler leben nach Art der Eidechſen, obgleich das Weſen
derjenigen, welche den Schlangen ähneln, an das Treiben von dieſen erinnert. Jhre Bewegungen ſind
auch bei denen, welche verkümmerte Gliedmaßen haben, unverhältnißmäßig raſch, die der Schlangen
ähnlich geſtalteten ſchlängelnd, vielleicht etwas langſamer als die der behenden Natter, aber höchſt
anmuthig, wie denn überhaupt dieſe Thiere einen angenehmen Eindruck machen. Sämmtliche Arten
halten ſich nur auf flachem Boden auf und ſind höchſtens im Stande, ſchiefe Ebenen zu erſteigen,
nicht aber im eigentlichen Sinne des Wortes zu klettern. Jhre Nahrung entnehmen ſie dem Thier-
reiche: die ſchwächeren Arten begnügen ſich mit Kerbthieren, Spinnen, Aſſeln, Nacktſchnecken,
Würmern und dergleichen, die größeren ſtellen neben ſolcher Beute auch Wirbelthieren nach, ins-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/174>, abgerufen am 22.12.2024.
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