feinde Südamerikas mit demselben Eifer nach wie anderen kleineren Mitgliedern der Ord- nung auch.
Jn unseren Thierbuden oder in den Thiergärten zu London, Amsterdam und Berlin, den einzigen, welche Schlangen halten, sieht man lebende Anakondas ebenso oft als Abgottschlangen. Jhre Behandlung ist dieselbe, und was von dem Gefangenleben der einen gesagt werden kann, gilt auch für die andere.
Unter dem Namen Windeschlange(Xiphosoma) hat Wagler zwei in diese Abtheilung gehörige Arten der Familie von den übrigen getrennt. Wie bei dem Königsschlinger sind Kopf und Leib mit glatten Schuppen bekleidet, welche sich an der Schnauze in gleichmäßige Schilder umwandeln und noch besonders dadurch auszeichnen, daß die Lippenschilder eine tiefe Grube haben. Der Leib ist stark zusammengedrückt, der Bauch kurz und schmal, der Schwanz wie bei den vorigen greiffähig. Schomburgk fügt als bezeichnend noch hinzu, daß die Fangzähne im unteren Kiefer mehr als im oberen entwickelt sind und bei der einen Art an große Giftschlangen erinnern.
Der Hundskopfschlinger(Xiphosoma caninum) erreicht eine Länge von 10 bis 12 Fuß, wird aber selten in dieser Größe gesunden. Die Färbung der Oberseite ist ein schönes Blattgrün, welches längs der Mittellinie dunkelt und seitlich durch lebhaft abstechende, reinweiße Doppelflecken oder Halbbinden gezeichnet wird; die Unterseite sieht gelbgrün aus.
Zur Zeit ist es noch nicht mit genügender Sicherheit festgestellt, wie weit der Verbreitungskreis dieser Art reicht. Am häufigsten scheint sie im Gebiete des Amazonenstromes vorzukommen und von- hieraus sich nach Norden hin bis Guyana, nach Süden hin bis Nordbrasilien zu verbreiten.
Eine Gefangene, welche im Thiergarten zu London gehalten wurde, ruhte gewöhnlich geknäuelt auf erhöheten Aesten, mit dem Greifschwanze an einem schwächeren Zweige sich befestigend, und schien dadurch zu beweisen, daß sie im Freien wahrscheinlich nach Art ihrer nächsten Verwandten leben wird. Letztere (Xiphosoma hortulanum) fand Schomburgk in allen Fällen zusammengerollt auf den Zweigen der Gebüsche, ihrem Lieblingsaufenthalte, liegen. Die Nahrung besteht wahrscheinlich, wie bei dieser, aus Vögeln; doch darf man annehmen, daß die Hundskopfschlange zuweilen auch Fischen nachstellt; wenigstens hat man beobachtet, daß sie ganz vorzüglich schwimmt, und zwar nicht blos in süßen Gewässern, sondern auch im Meere. Spix begegnete einer, welche über den Negro setzte, und der Lieutenant des Schiffes Freminville versicherte Dumeril, eine andere auf der Rhede von Rio de Janeiro schwimmend gesehen zu haben. Aelteren Verichterstattern zu Folge soll sie sich oft in die Wohnungen, besonders in die Hütten der Neger schleichen, um hier Nahrung zu suchen, dem Menschen jedoch niemals gefährlich werden. Jndessen beißt sie heftig, wenn sie gereizt wird und versetzt mit ihren langen Zähnen schmerzhafte und schwer heilende Wunden. Letzteres erfuhr Spix an jener, welche er im Rio Negro schwimmen sah. Begierig, sich ihrer zu bemächtigen, ließ er ihr nachrudern, und einer seiner indischen Begleiter betäubte sie glücklich durch einen Schlag auf den Kopf. Unser Forscher ergriff sie, hatte sie aber kaum erfaßt, als sie sich mit solcher Kraft um seinen Arm wand, daß er nicht im Stande war, denselben zu bewegen. Glücklicherweise hatte er den Kopf mit der Hand gefaßt und ein Stück Holz in der Nähe, welches er ihr in den Rachen stieß und in welches sie mit Heftigkeit einbiß. Keiner der begleitenden Jndianer wagte sich herzu, aus Furcht, daß die Schlange den weißen Mann verlassen und sich auf sie stürzen werde, und erst, als sie sahen, daß ihnen das Thier Nichts mehr anhaben könne, halfen sie jenem, sich aus ihren Schlingen zu befreien. Sie wurde gebändigt und in Weingeist getödtet. Als man sie in Europa aus dem Gefäße nahm, hielt sie dasselbe Stück Holz, in welchem sie sich festgebissen hatte, noch im Maule, und bei der Untersuchung zeigte sich, daß die Zähne von beiden Seiten es durchdrungen hatten.
Anakonda. Hundskopfſchlinger.
feinde Südamerikas mit demſelben Eifer nach wie anderen kleineren Mitgliedern der Ord- nung auch.
Jn unſeren Thierbuden oder in den Thiergärten zu London, Amſterdam und Berlin, den einzigen, welche Schlangen halten, ſieht man lebende Anakondas ebenſo oft als Abgottſchlangen. Jhre Behandlung iſt dieſelbe, und was von dem Gefangenleben der einen geſagt werden kann, gilt auch für die andere.
Unter dem Namen Windeſchlange(Xiphosoma) hat Wagler zwei in dieſe Abtheilung gehörige Arten der Familie von den übrigen getrennt. Wie bei dem Königsſchlinger ſind Kopf und Leib mit glatten Schuppen bekleidet, welche ſich an der Schnauze in gleichmäßige Schilder umwandeln und noch beſonders dadurch auszeichnen, daß die Lippenſchilder eine tiefe Grube haben. Der Leib iſt ſtark zuſammengedrückt, der Bauch kurz und ſchmal, der Schwanz wie bei den vorigen greiffähig. Schomburgk fügt als bezeichnend noch hinzu, daß die Fangzähne im unteren Kiefer mehr als im oberen entwickelt ſind und bei der einen Art an große Giftſchlangen erinnern.
Der Hundskopfſchlinger(Xiphosoma caninum) erreicht eine Länge von 10 bis 12 Fuß, wird aber ſelten in dieſer Größe geſunden. Die Färbung der Oberſeite iſt ein ſchönes Blattgrün, welches längs der Mittellinie dunkelt und ſeitlich durch lebhaft abſtechende, reinweiße Doppelflecken oder Halbbinden gezeichnet wird; die Unterſeite ſieht gelbgrün aus.
Zur Zeit iſt es noch nicht mit genügender Sicherheit feſtgeſtellt, wie weit der Verbreitungskreis dieſer Art reicht. Am häufigſten ſcheint ſie im Gebiete des Amazonenſtromes vorzukommen und von- hieraus ſich nach Norden hin bis Guyana, nach Süden hin bis Nordbraſilien zu verbreiten.
Eine Gefangene, welche im Thiergarten zu London gehalten wurde, ruhte gewöhnlich geknäuelt auf erhöheten Aeſten, mit dem Greifſchwanze an einem ſchwächeren Zweige ſich befeſtigend, und ſchien dadurch zu beweiſen, daß ſie im Freien wahrſcheinlich nach Art ihrer nächſten Verwandten leben wird. Letztere (Xiphosoma hortulanum) fand Schomburgk in allen Fällen zuſammengerollt auf den Zweigen der Gebüſche, ihrem Lieblingsaufenthalte, liegen. Die Nahrung beſteht wahrſcheinlich, wie bei dieſer, aus Vögeln; doch darf man annehmen, daß die Hundskopfſchlange zuweilen auch Fiſchen nachſtellt; wenigſtens hat man beobachtet, daß ſie ganz vorzüglich ſchwimmt, und zwar nicht blos in ſüßen Gewäſſern, ſondern auch im Meere. Spix begegnete einer, welche über den Negro ſetzte, und der Lieutenant des Schiffes Fréminville verſicherte Dumeril, eine andere auf der Rhede von Rio de Janeiro ſchwimmend geſehen zu haben. Aelteren Verichterſtattern zu Folge ſoll ſie ſich oft in die Wohnungen, beſonders in die Hütten der Neger ſchleichen, um hier Nahrung zu ſuchen, dem Menſchen jedoch niemals gefährlich werden. Jndeſſen beißt ſie heftig, wenn ſie gereizt wird und verſetzt mit ihren langen Zähnen ſchmerzhafte und ſchwer heilende Wunden. Letzteres erfuhr Spix an jener, welche er im Rio Negro ſchwimmen ſah. Begierig, ſich ihrer zu bemächtigen, ließ er ihr nachrudern, und einer ſeiner indiſchen Begleiter betäubte ſie glücklich durch einen Schlag auf den Kopf. Unſer Forſcher ergriff ſie, hatte ſie aber kaum erfaßt, als ſie ſich mit ſolcher Kraft um ſeinen Arm wand, daß er nicht im Stande war, denſelben zu bewegen. Glücklicherweiſe hatte er den Kopf mit der Hand gefaßt und ein Stück Holz in der Nähe, welches er ihr in den Rachen ſtieß und in welches ſie mit Heftigkeit einbiß. Keiner der begleitenden Jndianer wagte ſich herzu, aus Furcht, daß die Schlange den weißen Mann verlaſſen und ſich auf ſie ſtürzen werde, und erſt, als ſie ſahen, daß ihnen das Thier Nichts mehr anhaben könne, halfen ſie jenem, ſich aus ihren Schlingen zu befreien. Sie wurde gebändigt und in Weingeiſt getödtet. Als man ſie in Europa aus dem Gefäße nahm, hielt ſie daſſelbe Stück Holz, in welchem ſie ſich feſtgebiſſen hatte, noch im Maule, und bei der Unterſuchung zeigte ſich, daß die Zähne von beiden Seiten es durchdrungen hatten.
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Anakonda. Hundskopfſchlinger.
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Jn unſeren Thierbuden oder in den Thiergärten zu London, Amſterdam und Berlin, den
einzigen, welche Schlangen halten, ſieht man lebende Anakondas ebenſo oft als Abgottſchlangen.
Jhre Behandlung iſt dieſelbe, und was von dem Gefangenleben der einen geſagt werden kann, gilt
auch für die andere.
Unter dem Namen Windeſchlange (Xiphosoma) hat Wagler zwei in dieſe Abtheilung
gehörige Arten der Familie von den übrigen getrennt. Wie bei dem Königsſchlinger ſind Kopf und
Leib mit glatten Schuppen bekleidet, welche ſich an der Schnauze in gleichmäßige Schilder umwandeln
und noch beſonders dadurch auszeichnen, daß die Lippenſchilder eine tiefe Grube haben. Der Leib iſt
ſtark zuſammengedrückt, der Bauch kurz und ſchmal, der Schwanz wie bei den vorigen greiffähig.
Schomburgk fügt als bezeichnend noch hinzu, daß die Fangzähne im unteren Kiefer mehr als im
oberen entwickelt ſind und bei der einen Art an große Giftſchlangen erinnern.
Der Hundskopfſchlinger (Xiphosoma caninum) erreicht eine Länge von 10 bis 12 Fuß,
wird aber ſelten in dieſer Größe geſunden. Die Färbung der Oberſeite iſt ein ſchönes Blattgrün,
welches längs der Mittellinie dunkelt und ſeitlich durch lebhaft abſtechende, reinweiße Doppelflecken
oder Halbbinden gezeichnet wird; die Unterſeite ſieht gelbgrün aus.
Zur Zeit iſt es noch nicht mit genügender Sicherheit feſtgeſtellt, wie weit der Verbreitungskreis
dieſer Art reicht. Am häufigſten ſcheint ſie im Gebiete des Amazonenſtromes vorzukommen und von-
hieraus ſich nach Norden hin bis Guyana, nach Süden hin bis Nordbraſilien zu verbreiten.
Eine Gefangene, welche im Thiergarten zu London gehalten wurde, ruhte gewöhnlich geknäuelt
auf erhöheten Aeſten, mit dem Greifſchwanze an einem ſchwächeren Zweige ſich befeſtigend, und ſchien
dadurch zu beweiſen, daß ſie im Freien wahrſcheinlich nach Art ihrer nächſten Verwandten leben wird.
Letztere (Xiphosoma hortulanum) fand Schomburgk in allen Fällen zuſammengerollt auf den
Zweigen der Gebüſche, ihrem Lieblingsaufenthalte, liegen. Die Nahrung beſteht wahrſcheinlich, wie
bei dieſer, aus Vögeln; doch darf man annehmen, daß die Hundskopfſchlange zuweilen auch Fiſchen
nachſtellt; wenigſtens hat man beobachtet, daß ſie ganz vorzüglich ſchwimmt, und zwar nicht blos in
ſüßen Gewäſſern, ſondern auch im Meere. Spix begegnete einer, welche über den Negro ſetzte, und
der Lieutenant des Schiffes Fréminville verſicherte Dumeril, eine andere auf der Rhede von
Rio de Janeiro ſchwimmend geſehen zu haben. Aelteren Verichterſtattern zu Folge ſoll ſie ſich oft in
die Wohnungen, beſonders in die Hütten der Neger ſchleichen, um hier Nahrung zu ſuchen, dem
Menſchen jedoch niemals gefährlich werden. Jndeſſen beißt ſie heftig, wenn ſie gereizt wird und
verſetzt mit ihren langen Zähnen ſchmerzhafte und ſchwer heilende Wunden. Letzteres erfuhr Spix
an jener, welche er im Rio Negro ſchwimmen ſah. Begierig, ſich ihrer zu bemächtigen, ließ er ihr
nachrudern, und einer ſeiner indiſchen Begleiter betäubte ſie glücklich durch einen Schlag auf den
Kopf. Unſer Forſcher ergriff ſie, hatte ſie aber kaum erfaßt, als ſie ſich mit ſolcher Kraft um ſeinen
Arm wand, daß er nicht im Stande war, denſelben zu bewegen. Glücklicherweiſe hatte er den Kopf
mit der Hand gefaßt und ein Stück Holz in der Nähe, welches er ihr in den Rachen ſtieß und in
welches ſie mit Heftigkeit einbiß. Keiner der begleitenden Jndianer wagte ſich herzu, aus Furcht,
daß die Schlange den weißen Mann verlaſſen und ſich auf ſie ſtürzen werde, und erſt, als ſie ſahen,
daß ihnen das Thier Nichts mehr anhaben könne, halfen ſie jenem, ſich aus ihren Schlingen zu
befreien. Sie wurde gebändigt und in Weingeiſt getödtet. Als man ſie in Europa aus dem Gefäße
nahm, hielt ſie daſſelbe Stück Holz, in welchem ſie ſich feſtgebiſſen hatte, noch im Maule, und bei
der Unterſuchung zeigte ſich, daß die Zähne von beiden Seiten es durchdrungen hatten.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/227>, abgerufen am 22.12.2024.
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