eine Maus gereicht worden war, zeigte sich die Schlange augenblicklich erregt und machte sich darüber her, das Opfer zu tödten. Sie biß es nicht, erstickte es auch nicht durch Umschlingen, sondern drückte es so fest gegen die Wand des Behälters, daß es bald verendete. Hierauf packte sie das Opfer und quetschte und drückte es so lange, bis es mundgerecht geworden war und verschluckt werden konnte. Dem Pfleger gegenüber zeigte sich auch diese Korallenotter sanft und gutmüthig; sie biß nie, benahm sich überhaupt durchaus nicht wie eine Giftschlange.
Jn unseren Museen gewinnt man kein richtiges Bild von der Pracht dieser Thiere. Zieht man ihnen die Haut ab, so erblassen die schönen rothen Ringe sehr bald, und steckt man sie in Weingeist, so verschwinden dieselben mehr oder weniger, zuweilen gänzlich. Die Farbestoffe scheinen durch den Weingeist aufgelöst und ausgezogen zu werden; denn dieser nimmt von ihnen eine blaßröthliche Färbung an.
Mit dem Namen Bungarum oder Bungar bezeichnen die Jndier eine große und äußerst gefährliche Giftschlange ihrer Heimat. Der Name ist in Bungarus verwälscht und von der Wissen- schaft angenommen worden, und so verstehen wir gegenwärtig unter dieser Bezeichnung einige Schlangen, denen folgende Merkmale gemeinsam sind: Der Kopf ist breiter als der Hals, klein, eiförmig und stumpfschnauzig, der Körper rund oder stumpf dreieckig, bis zum Schwanze fast gleich dick, dieser selbst verhältnißmäßig kurz. Zehn große Kopfschilder decken den Kopf, große, sechseckige Schildschuppen bekleiden die erhabene Rückenfirste, einreihige Schilder den unteren Theil des Schwanzes. Die Mundöffnung ist kurz oder doch nur mittellang, die untere Kinnlade etwas kürzer als die obere, und die Bezahnung in ihr schwächer als in dieser. Derbe Zähne stehen hinter den Gift- haken, welche an der ausgebogenen Seite eine deutliche Rinne und an ihrer Wurzel eine Vertiefung zeigen, im Verhältniß zur Größe des Thieres aber sehr klein sind und nur wenig aus ihrer Scheide hervorragen.
Die Pamah oder Bungarum-Pamah der Jndier(Bungarus annularis), die größte Art der Familie, erreicht eine Länge von 5 bis 61/2 Fuß und ist auf schwarzem oder dunkelblauen Grunde gelblich geringelt; der Kopf sieht schwärzlichblau aus, ein Streifen, welcher in der Mitte der Hinter- hauptsschilder beginnt und zu beiden Seiten schief nach hinten und unten läuft, ein Halsband bildend, hellgelb; der übrige Leib zeigt in fast gleichen Abständen ziemlich gleichbreite, schwarzblaue und gelbe Bänder.
Eine zweite Art, von den Jndiern Paragudu oder Pakta-Pula(Bungarus coeru- leus) genannt, ist bedeutend kleiner, nur 21/2 Fuß lang und auf dunkelblauem oder schwarzem, in gewissem Lichte glänzenden Grunde mit krummen, gegen einanderstehenden weißen Punktlinien gezeichnet.
Die Pamah verbreitet sich über Ostindien, Hinterasien und die benachbarten Jnseln: man hat sie in Ostindien, Siam, China und auf Java gesammelt; die Paragudu scheint mehr auf das Festland beschränkt zu sein und ist namentlich in Bengalen und an der Küste von Malabar beobachtet worden. Beide Arten wählen sich, laut Cantor, trockene Gegenden zu ihrem Aufenthalte und stellen hier kleinen Säugern, Kriechthieren und Lurchen, insbesondere anderen Schlangen und Fröschen nach. Cantor hält sie trotz ihres runden Augensternes für nächtliche Thiere, weil sie sich bei Tage häufig in ihren Schlupfwinkeln verbergen, die Sonne meiden, den Schatten aufsuchen und sich unsicher, zuweilen auch in heftiger Weise ohne Veranlassung bewegen; es scheint mir jedoch zweifelhaft, daß die Folgerung richtig ist und ein Nachtleben angenommen werden muß. Wie fast alle übrigen Giftschlangen sind auch sie jähzornige Geschöpfe, welche, gereizt, in die größte Wuth gerathen, ungereizt aber, bei Ankunft eines Menschen, gewöhnlich die Flucht ergreifen. Wenn man nach ihnen schlägt, oder sie sonst angreift, bekunden sie einen heftigen Zorn, suchen ihren Schlupfwinkel zu verlassen und bewegen sich dann mit großer Schnelligkeit und Gewandtheit. Vor dem Angriffe legen sie, wie die Ottern, den
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Mädchenſchlange. Pamah. Paragudu.
eine Maus gereicht worden war, zeigte ſich die Schlange augenblicklich erregt und machte ſich darüber her, das Opfer zu tödten. Sie biß es nicht, erſtickte es auch nicht durch Umſchlingen, ſondern drückte es ſo feſt gegen die Wand des Behälters, daß es bald verendete. Hierauf packte ſie das Opfer und quetſchte und drückte es ſo lange, bis es mundgerecht geworden war und verſchluckt werden konnte. Dem Pfleger gegenüber zeigte ſich auch dieſe Korallenotter ſanft und gutmüthig; ſie biß nie, benahm ſich überhaupt durchaus nicht wie eine Giftſchlange.
Jn unſeren Muſeen gewinnt man kein richtiges Bild von der Pracht dieſer Thiere. Zieht man ihnen die Haut ab, ſo erblaſſen die ſchönen rothen Ringe ſehr bald, und ſteckt man ſie in Weingeiſt, ſo verſchwinden dieſelben mehr oder weniger, zuweilen gänzlich. Die Farbeſtoffe ſcheinen durch den Weingeiſt aufgelöſt und ausgezogen zu werden; denn dieſer nimmt von ihnen eine blaßröthliche Färbung an.
Mit dem Namen Bungarum oder Bungar bezeichnen die Jndier eine große und äußerſt gefährliche Giftſchlange ihrer Heimat. Der Name iſt in Bungarus verwälſcht und von der Wiſſen- ſchaft angenommen worden, und ſo verſtehen wir gegenwärtig unter dieſer Bezeichnung einige Schlangen, denen folgende Merkmale gemeinſam ſind: Der Kopf iſt breiter als der Hals, klein, eiförmig und ſtumpfſchnauzig, der Körper rund oder ſtumpf dreieckig, bis zum Schwanze faſt gleich dick, dieſer ſelbſt verhältnißmäßig kurz. Zehn große Kopfſchilder decken den Kopf, große, ſechseckige Schildſchuppen bekleiden die erhabene Rückenfirſte, einreihige Schilder den unteren Theil des Schwanzes. Die Mundöffnung iſt kurz oder doch nur mittellang, die untere Kinnlade etwas kürzer als die obere, und die Bezahnung in ihr ſchwächer als in dieſer. Derbe Zähne ſtehen hinter den Gift- haken, welche an der ausgebogenen Seite eine deutliche Rinne und an ihrer Wurzel eine Vertiefung zeigen, im Verhältniß zur Größe des Thieres aber ſehr klein ſind und nur wenig aus ihrer Scheide hervorragen.
Die Pamah oder Bungarum-Pamah der Jndier(Bungarus annularis), die größte Art der Familie, erreicht eine Länge von 5 bis 6½ Fuß und iſt auf ſchwarzem oder dunkelblauen Grunde gelblich geringelt; der Kopf ſieht ſchwärzlichblau aus, ein Streifen, welcher in der Mitte der Hinter- hauptsſchilder beginnt und zu beiden Seiten ſchief nach hinten und unten läuft, ein Halsband bildend, hellgelb; der übrige Leib zeigt in faſt gleichen Abſtänden ziemlich gleichbreite, ſchwarzblaue und gelbe Bänder.
Eine zweite Art, von den Jndiern Paragudu oder Pakta-Pula(Bungarus coeru- leus) genannt, iſt bedeutend kleiner, nur 2½ Fuß lang und auf dunkelblauem oder ſchwarzem, in gewiſſem Lichte glänzenden Grunde mit krummen, gegen einanderſtehenden weißen Punktlinien gezeichnet.
Die Pamah verbreitet ſich über Oſtindien, Hinteraſien und die benachbarten Jnſeln: man hat ſie in Oſtindien, Siam, China und auf Java geſammelt; die Paragudu ſcheint mehr auf das Feſtland beſchränkt zu ſein und iſt namentlich in Bengalen und an der Küſte von Malabar beobachtet worden. Beide Arten wählen ſich, laut Cantor, trockene Gegenden zu ihrem Aufenthalte und ſtellen hier kleinen Säugern, Kriechthieren und Lurchen, insbeſondere anderen Schlangen und Fröſchen nach. Cantor hält ſie trotz ihres runden Augenſternes für nächtliche Thiere, weil ſie ſich bei Tage häufig in ihren Schlupfwinkeln verbergen, die Sonne meiden, den Schatten aufſuchen und ſich unſicher, zuweilen auch in heftiger Weiſe ohne Veranlaſſung bewegen; es ſcheint mir jedoch zweifelhaft, daß die Folgerung richtig iſt und ein Nachtleben angenommen werden muß. Wie faſt alle übrigen Giftſchlangen ſind auch ſie jähzornige Geſchöpfe, welche, gereizt, in die größte Wuth gerathen, ungereizt aber, bei Ankunft eines Menſchen, gewöhnlich die Flucht ergreifen. Wenn man nach ihnen ſchlägt, oder ſie ſonſt angreift, bekunden ſie einen heftigen Zorn, ſuchen ihren Schlupfwinkel zu verlaſſen und bewegen ſich dann mit großer Schnelligkeit und Gewandtheit. Vor dem Angriffe legen ſie, wie die Ottern, den
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Mädchenſchlange. Pamah. Paragudu.
eine Maus gereicht worden war, zeigte ſich die Schlange augenblicklich erregt und machte ſich darüber
her, das Opfer zu tödten. Sie biß es nicht, erſtickte es auch nicht durch Umſchlingen, ſondern drückte
es ſo feſt gegen die Wand des Behälters, daß es bald verendete. Hierauf packte ſie das Opfer und
quetſchte und drückte es ſo lange, bis es mundgerecht geworden war und verſchluckt werden konnte.
Dem Pfleger gegenüber zeigte ſich auch dieſe Korallenotter ſanft und gutmüthig; ſie biß nie, benahm
ſich überhaupt durchaus nicht wie eine Giftſchlange.
Jn unſeren Muſeen gewinnt man kein richtiges Bild von der Pracht dieſer Thiere. Zieht man
ihnen die Haut ab, ſo erblaſſen die ſchönen rothen Ringe ſehr bald, und ſteckt man ſie in Weingeiſt,
ſo verſchwinden dieſelben mehr oder weniger, zuweilen gänzlich. Die Farbeſtoffe ſcheinen durch den
Weingeiſt aufgelöſt und ausgezogen zu werden; denn dieſer nimmt von ihnen eine blaßröthliche
Färbung an.
Mit dem Namen Bungarum oder Bungar bezeichnen die Jndier eine große und äußerſt
gefährliche Giftſchlange ihrer Heimat. Der Name iſt in Bungarus verwälſcht und von der Wiſſen-
ſchaft angenommen worden, und ſo verſtehen wir gegenwärtig unter dieſer Bezeichnung einige
Schlangen, denen folgende Merkmale gemeinſam ſind: Der Kopf iſt breiter als der Hals, klein,
eiförmig und ſtumpfſchnauzig, der Körper rund oder ſtumpf dreieckig, bis zum Schwanze faſt gleich
dick, dieſer ſelbſt verhältnißmäßig kurz. Zehn große Kopfſchilder decken den Kopf, große, ſechseckige
Schildſchuppen bekleiden die erhabene Rückenfirſte, einreihige Schilder den unteren Theil des
Schwanzes. Die Mundöffnung iſt kurz oder doch nur mittellang, die untere Kinnlade etwas kürzer
als die obere, und die Bezahnung in ihr ſchwächer als in dieſer. Derbe Zähne ſtehen hinter den Gift-
haken, welche an der ausgebogenen Seite eine deutliche Rinne und an ihrer Wurzel eine Vertiefung
zeigen, im Verhältniß zur Größe des Thieres aber ſehr klein ſind und nur wenig aus ihrer
Scheide hervorragen.
Die Pamah oder Bungarum-Pamah der Jndier (Bungarus annularis), die größte Art
der Familie, erreicht eine Länge von 5 bis 6½ Fuß und iſt auf ſchwarzem oder dunkelblauen Grunde
gelblich geringelt; der Kopf ſieht ſchwärzlichblau aus, ein Streifen, welcher in der Mitte der Hinter-
hauptsſchilder beginnt und zu beiden Seiten ſchief nach hinten und unten läuft, ein Halsband bildend,
hellgelb; der übrige Leib zeigt in faſt gleichen Abſtänden ziemlich gleichbreite, ſchwarzblaue und
gelbe Bänder.
Eine zweite Art, von den Jndiern Paragudu oder Pakta-Pula (Bungarus coeru-
leus) genannt, iſt bedeutend kleiner, nur 2½ Fuß lang und auf dunkelblauem oder ſchwarzem, in
gewiſſem Lichte glänzenden Grunde mit krummen, gegen einanderſtehenden weißen Punktlinien gezeichnet.
Die Pamah verbreitet ſich über Oſtindien, Hinteraſien und die benachbarten Jnſeln: man hat
ſie in Oſtindien, Siam, China und auf Java geſammelt; die Paragudu ſcheint mehr auf das Feſtland
beſchränkt zu ſein und iſt namentlich in Bengalen und an der Küſte von Malabar beobachtet worden.
Beide Arten wählen ſich, laut Cantor, trockene Gegenden zu ihrem Aufenthalte und ſtellen hier kleinen
Säugern, Kriechthieren und Lurchen, insbeſondere anderen Schlangen und Fröſchen nach. Cantor
hält ſie trotz ihres runden Augenſternes für nächtliche Thiere, weil ſie ſich bei Tage häufig in ihren
Schlupfwinkeln verbergen, die Sonne meiden, den Schatten aufſuchen und ſich unſicher, zuweilen
auch in heftiger Weiſe ohne Veranlaſſung bewegen; es ſcheint mir jedoch zweifelhaft, daß die Folgerung
richtig iſt und ein Nachtleben angenommen werden muß. Wie faſt alle übrigen Giftſchlangen ſind
auch ſie jähzornige Geſchöpfe, welche, gereizt, in die größte Wuth gerathen, ungereizt aber, bei
Ankunft eines Menſchen, gewöhnlich die Flucht ergreifen. Wenn man nach ihnen ſchlägt, oder ſie
ſonſt angreift, bekunden ſie einen heftigen Zorn, ſuchen ihren Schlupfwinkel zu verlaſſen und bewegen
ſich dann mit großer Schnelligkeit und Gewandtheit. Vor dem Angriffe legen ſie, wie die Ottern, den
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/281>, abgerufen am 22.12.2024.
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