Art starb sechsundvierzig Minuten nach dem Bisse. Eine Baumschlange wurde drei Minuten, nach- dem sie gebissen worden war, unruhig, kroch von einer Ecke ihres Käfigs in die andere, hatte aber schon kurze Zeit darauf den Hintertheil ihres Leibes nicht mehr in ihrer Gewalt, sperrte in der sechzehnten Minute nach ihrer Vergistung krampfhaft das Maul auf und verendete innerhalb einer halben Stunde.
Ein großer Kropffisch(Tetraodon potoca), welcher von einer 4 Fuß langen Wasserschlange gebissen worden war, schwamm während der ersten drei Minuten nach dem Bisse munter in einer mit Seewasser gefüllten Wanne umher, bewegte nach Ablauf dieser Zeit heftig den Schwanz, vermochte nicht mehr eine bestimmte Richtung einzuhalten und starb zehn Minuten, nachdem er verwundet worden war.
Aus allen diesen Versuchen geht zur Genüge hervor, daß die Seeschlangen in ihrem Elemente sich ebenso furchtbar machen als die verwandten Giftschlangen auf dem Lande. Jhre Nahrung besteht in Fischen und Krebsthieren; ersteren stellen die Erwachsenen, letzteren die Jungen nach. Gewöhnlich betreiben sie ihre Jagd in den oberen Wasserschichten, bei stürmischem Wetter aber in größeren Tiefen. An den Gefangenen hat man beobachtet, daß das Auge einer bedeutenden Aus- dehnung und Zusammenziehung fähig ist, also in sehr verschiedenen Tiefen seine Dienste thun kann. Volles, d. h. nicht durch Wasser gebrochenes Tageslicht wirkt so heftig auf das Auge ein, daß sich der Stern bis zu einem Pünktchen zusammenzieht, und die Thiere, wie aus ihren ungeschickten Bewegungen hervorgeht, förmlich geblendet sind.
Ueber die Fortpflanzung der Seeschlangen ist man längere Zeit in Zweifel gewesen, neuer- dings aber belehrt worden. Die im Vorstehenden vielfach erwähnten Wasserschlangen(Hydro- phis schistosus und Hydrophis striatus) paaren sich, nach Cantor's Beobachtungen, im Februar und März, umschlingen sich während der Begattung und treiben vereinigt längere Zeit auf den Wellen umher, durch wechselseitige Bewegungen sich forthelfend. Ueber die Dauer der Trächtig- keit konnte sich Cantor nicht vergewissern, glaubt aber, daß dieselbe etwa sieben Monate beanspruchen mag. Die Jungen sprengen die Eischale bei ihrer Geburt und sühren von nun an das Leben ihrer Eltern.
Als Feinde der Seeschlangen hat man die ostindischen Seeadler und die Haifische kennen gelernt. Jn dem Magen der letzteren fand Peron regelmäßig Ueberreste unserer Kriechthiere, welche höchst wahrscheinlich während ihres Schlafes gefangen und ohne Furcht vor den Giftzähnen in dem weiten Schlunde begraben worden waren.
Die letzte Zunft der Ordnung macht uns bekannt mit den gefährlichsten aller Schlangen, den Röhrenzähnern(Solenoglypha). Leichter als die bisher geschilderten Giftschlangen lassen sie sich erkennen; ihr verhältnißmäßig kurzer, sehr dicker Leib, der niedere, abgeflachte, dreieckige oder herz- förmige Kopf, welcher auf dem dünnen Halse wie auf einem Stiele sitzt, der kurze und dünne, gleichsam stummelhafte, von dem Hinterleibe plötzlich abgesetzte Schwanz, das senkrecht geschlitzte, unter vorragenden Schildern gelegene Auge und die gleichmäßige Beschuppung, welche auch auf dem Kopfe nur ausnahmsweise zu größeren Schildern sich umgestaltet -- dies Alles sind Merkmale, durch welche sie sich schon äußerlich von den übrigen Schlangen, einschließlich der Furchenzähner, unter- scheiden. Jhr wesentliches Kennzeichen aber beruht in der außerordentlichen Entwickelung der Giftwerkzeuge. Der Oberkiefer ist bis zu einem kleinen, kurzen und breiten Knöchelchen verkümmert und trägt blos kegelförmige, scharfspitzige, stark gekrümmte Giftzähne, in deren Vordertheile eine bis gegen die Spitze hin geschlossene Röhre verläuft. Jm übrigen besteht das Gebiß aus derben und undurchbohrten Hakenzähnen, welche vorn im Unterkiefer und hinten am Gaumen stehen. Mit jenen Gifthaken, welche bei allen Arten der Zunft dieselbe Bildung zeigen, stehen außerordentlich große,
Ruderſchlange.
Art ſtarb ſechsundvierzig Minuten nach dem Biſſe. Eine Baumſchlange wurde drei Minuten, nach- dem ſie gebiſſen worden war, unruhig, kroch von einer Ecke ihres Käfigs in die andere, hatte aber ſchon kurze Zeit darauf den Hintertheil ihres Leibes nicht mehr in ihrer Gewalt, ſperrte in der ſechzehnten Minute nach ihrer Vergiſtung krampfhaft das Maul auf und verendete innerhalb einer halben Stunde.
Ein großer Kropffiſch(Tetraodon potoca), welcher von einer 4 Fuß langen Waſſerſchlange gebiſſen worden war, ſchwamm während der erſten drei Minuten nach dem Biſſe munter in einer mit Seewaſſer gefüllten Wanne umher, bewegte nach Ablauf dieſer Zeit heftig den Schwanz, vermochte nicht mehr eine beſtimmte Richtung einzuhalten und ſtarb zehn Minuten, nachdem er verwundet worden war.
Aus allen dieſen Verſuchen geht zur Genüge hervor, daß die Seeſchlangen in ihrem Elemente ſich ebenſo furchtbar machen als die verwandten Giftſchlangen auf dem Lande. Jhre Nahrung beſteht in Fiſchen und Krebsthieren; erſteren ſtellen die Erwachſenen, letzteren die Jungen nach. Gewöhnlich betreiben ſie ihre Jagd in den oberen Waſſerſchichten, bei ſtürmiſchem Wetter aber in größeren Tiefen. An den Gefangenen hat man beobachtet, daß das Auge einer bedeutenden Aus- dehnung und Zuſammenziehung fähig iſt, alſo in ſehr verſchiedenen Tiefen ſeine Dienſte thun kann. Volles, d. h. nicht durch Waſſer gebrochenes Tageslicht wirkt ſo heftig auf das Auge ein, daß ſich der Stern bis zu einem Pünktchen zuſammenzieht, und die Thiere, wie aus ihren ungeſchickten Bewegungen hervorgeht, förmlich geblendet ſind.
Ueber die Fortpflanzung der Seeſchlangen iſt man längere Zeit in Zweifel geweſen, neuer- dings aber belehrt worden. Die im Vorſtehenden vielfach erwähnten Waſſerſchlangen(Hydro- phis schistosus und Hydrophis striatus) paaren ſich, nach Cantor’s Beobachtungen, im Februar und März, umſchlingen ſich während der Begattung und treiben vereinigt längere Zeit auf den Wellen umher, durch wechſelſeitige Bewegungen ſich forthelfend. Ueber die Dauer der Trächtig- keit konnte ſich Cantor nicht vergewiſſern, glaubt aber, daß dieſelbe etwa ſieben Monate beanſpruchen mag. Die Jungen ſprengen die Eiſchale bei ihrer Geburt und ſühren von nun an das Leben ihrer Eltern.
Als Feinde der Seeſchlangen hat man die oſtindiſchen Seeadler und die Haifiſche kennen gelernt. Jn dem Magen der letzteren fand Peron regelmäßig Ueberreſte unſerer Kriechthiere, welche höchſt wahrſcheinlich während ihres Schlafes gefangen und ohne Furcht vor den Giftzähnen in dem weiten Schlunde begraben worden waren.
Die letzte Zunft der Ordnung macht uns bekannt mit den gefährlichſten aller Schlangen, den Röhrenzähnern(Solenoglypha). Leichter als die bisher geſchilderten Giftſchlangen laſſen ſie ſich erkennen; ihr verhältnißmäßig kurzer, ſehr dicker Leib, der niedere, abgeflachte, dreieckige oder herz- förmige Kopf, welcher auf dem dünnen Halſe wie auf einem Stiele ſitzt, der kurze und dünne, gleichſam ſtummelhafte, von dem Hinterleibe plötzlich abgeſetzte Schwanz, das ſenkrecht geſchlitzte, unter vorragenden Schildern gelegene Auge und die gleichmäßige Beſchuppung, welche auch auf dem Kopfe nur ausnahmsweiſe zu größeren Schildern ſich umgeſtaltet — dies Alles ſind Merkmale, durch welche ſie ſich ſchon äußerlich von den übrigen Schlangen, einſchließlich der Furchenzähner, unter- ſcheiden. Jhr weſentliches Kennzeichen aber beruht in der außerordentlichen Entwickelung der Giftwerkzeuge. Der Oberkiefer iſt bis zu einem kleinen, kurzen und breiten Knöchelchen verkümmert und trägt blos kegelförmige, ſcharfſpitzige, ſtark gekrümmte Giftzähne, in deren Vordertheile eine bis gegen die Spitze hin geſchloſſene Röhre verläuft. Jm übrigen beſteht das Gebiß aus derben und undurchbohrten Hakenzähnen, welche vorn im Unterkiefer und hinten am Gaumen ſtehen. Mit jenen Gifthaken, welche bei allen Arten der Zunft dieſelbe Bildung zeigen, ſtehen außerordentlich große,
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Ruderſchlange.
Art ſtarb ſechsundvierzig Minuten nach dem Biſſe. Eine Baumſchlange wurde drei Minuten, nach-
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ſchon kurze Zeit darauf den Hintertheil ihres Leibes nicht mehr in ihrer Gewalt, ſperrte in der
ſechzehnten Minute nach ihrer Vergiſtung krampfhaft das Maul auf und verendete innerhalb einer
halben Stunde.
Ein großer Kropffiſch (Tetraodon potoca), welcher von einer 4 Fuß langen Waſſerſchlange
gebiſſen worden war, ſchwamm während der erſten drei Minuten nach dem Biſſe munter in einer mit
Seewaſſer gefüllten Wanne umher, bewegte nach Ablauf dieſer Zeit heftig den Schwanz, vermochte
nicht mehr eine beſtimmte Richtung einzuhalten und ſtarb zehn Minuten, nachdem er verwundet
worden war.
Aus allen dieſen Verſuchen geht zur Genüge hervor, daß die Seeſchlangen in ihrem Elemente
ſich ebenſo furchtbar machen als die verwandten Giftſchlangen auf dem Lande. Jhre Nahrung
beſteht in Fiſchen und Krebsthieren; erſteren ſtellen die Erwachſenen, letzteren die Jungen nach.
Gewöhnlich betreiben ſie ihre Jagd in den oberen Waſſerſchichten, bei ſtürmiſchem Wetter aber in
größeren Tiefen. An den Gefangenen hat man beobachtet, daß das Auge einer bedeutenden Aus-
dehnung und Zuſammenziehung fähig iſt, alſo in ſehr verſchiedenen Tiefen ſeine Dienſte thun kann.
Volles, d. h. nicht durch Waſſer gebrochenes Tageslicht wirkt ſo heftig auf das Auge ein, daß ſich der
Stern bis zu einem Pünktchen zuſammenzieht, und die Thiere, wie aus ihren ungeſchickten Bewegungen
hervorgeht, förmlich geblendet ſind.
Ueber die Fortpflanzung der Seeſchlangen iſt man längere Zeit in Zweifel geweſen, neuer-
dings aber belehrt worden. Die im Vorſtehenden vielfach erwähnten Waſſerſchlangen (Hydro-
phis schistosus und Hydrophis striatus) paaren ſich, nach Cantor’s Beobachtungen, im Februar
und März, umſchlingen ſich während der Begattung und treiben vereinigt längere Zeit auf den
Wellen umher, durch wechſelſeitige Bewegungen ſich forthelfend. Ueber die Dauer der Trächtig-
keit konnte ſich Cantor nicht vergewiſſern, glaubt aber, daß dieſelbe etwa ſieben Monate beanſpruchen
mag. Die Jungen ſprengen die Eiſchale bei ihrer Geburt und ſühren von nun an das Leben
ihrer Eltern.
Als Feinde der Seeſchlangen hat man die oſtindiſchen Seeadler und die Haifiſche kennen gelernt.
Jn dem Magen der letzteren fand Peron regelmäßig Ueberreſte unſerer Kriechthiere, welche höchſt
wahrſcheinlich während ihres Schlafes gefangen und ohne Furcht vor den Giftzähnen in dem weiten
Schlunde begraben worden waren.
Die letzte Zunft der Ordnung macht uns bekannt mit den gefährlichſten aller Schlangen, den
Röhrenzähnern (Solenoglypha). Leichter als die bisher geſchilderten Giftſchlangen laſſen ſie ſich
erkennen; ihr verhältnißmäßig kurzer, ſehr dicker Leib, der niedere, abgeflachte, dreieckige oder herz-
förmige Kopf, welcher auf dem dünnen Halſe wie auf einem Stiele ſitzt, der kurze und dünne,
gleichſam ſtummelhafte, von dem Hinterleibe plötzlich abgeſetzte Schwanz, das ſenkrecht geſchlitzte,
unter vorragenden Schildern gelegene Auge und die gleichmäßige Beſchuppung, welche auch auf dem
Kopfe nur ausnahmsweiſe zu größeren Schildern ſich umgeſtaltet — dies Alles ſind Merkmale, durch
welche ſie ſich ſchon äußerlich von den übrigen Schlangen, einſchließlich der Furchenzähner, unter-
ſcheiden. Jhr weſentliches Kennzeichen aber beruht in der außerordentlichen Entwickelung der
Giftwerkzeuge. Der Oberkiefer iſt bis zu einem kleinen, kurzen und breiten Knöchelchen verkümmert
und trägt blos kegelförmige, ſcharfſpitzige, ſtark gekrümmte Giftzähne, in deren Vordertheile eine bis
gegen die Spitze hin geſchloſſene Röhre verläuft. Jm übrigen beſteht das Gebiß aus derben und
undurchbohrten Hakenzähnen, welche vorn im Unterkiefer und hinten am Gaumen ſtehen. Mit jenen
Gifthaken, welche bei allen Arten der Zunft dieſelbe Bildung zeigen, ſtehen außerordentlich große,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/311>, abgerufen am 22.12.2024.
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