die beiden hinteren sich eindrängt. Vorn in der Nasengegend bilden sechs rundliche einen Halbkreis und zwischen diesem und den großen Augenbrauenschildern liegen acht andere, ebenfalls rundlich gestaltete Schildchen. Hinter den Scheitelschildern beginnen bereits die Schuppen, deren Gestalt sich im wesentlichen gleich bleibt. Die Eiform herrscht vor, verlängert und verschmälert sich jedoch auf dem Rücken und verbreitert sich an den Seiten und auf dem Schwanze. Alle Schuppen tragen einen mehr oder minder deutlichen Längskiel, welcher auf der an die Bauchschilder stoßenden Reihe jedoch nur noch angedeutet ist; die Unterseite wird bekleidet von breiten Querschildern, welche am Schwanze sich paarig stellen. Anzahl und Gestalt der Kopfschilder sind einem vielfachen Wechsel unterworfen; die Anzahl der Bauchschilder schwankt in so weiten Grenzen, daß ihre Zählung als unnöthige Mühe erachtet werden muß.
Wenige Schlangen dürfte es geben, welche in ihrer Färbung so abweichen, wie die Kreuzotter: alle Schlangenkundige stimmen darin überein, daß man nicht zwei dieser Thiere findet, welche sich vollständig gleichen. Jedoch läßt sich immerhin eine Regel aufftellen, dahin lautend, daß die Grund- färbung des Männchens in weißlichen Farbentönen, die des Weibchens in graubraunen, sowie schwarzen schattirt, bei ersterem also weiße, silbergraue, lichtaschgraue, meergrüne, lichtgelbe, licht- braune, bei letzterem braungraue, rothbraune oder ölgrüne, schwarzbraune und ähnliche Töne vorherrschen. So verschieden aber auch die Grundfärbung sein mag: das dunkle Längszackenband hebt sich merklich ab und wird nur bei sehr tief gefärbten Weibchen wenig oder nicht bemerkt. "Dieses entschiedene Wahrzeichen", sagt Linck, "stellt sich als eine Schnur aufgereihter Vierecke dar, welche in ziemlich regellosem Wechsel bald als schiefgestellte, verschobene Parallelogramme, bald als winkel- recht querliegende Rauten, auf dem Schwanze stets als letztere erscheinen. Jm ersteren Falle wird die Verbindung durch eine breite Linie von der Spitze des einen zur Basis des zweiten Parallelo- grammes hergestellt; im letzteren heftet sich Raute an Raute mittels des stumpfen Längswinkels. Eine scharfe Scheidung gedachter Formen findet übrigens niemals, wohl eher ein Uebergewicht verzogener, leichtfertig hingeworfener Mittelformen statt. Die Farbe, in welcher die Zeichnung auf- getragen ist, lichtet sich vom tiefsten Schwarz auf bis zu Braungrau; immer jedoch hebt sie sich in dunkleren Tinten von der sie umgebenden Grundfarbe ab." Neben diesem Zickzackbande hat man noch die Kopfzeichnung, welcher die Kreuzotter den Namen dankt, zu beachten. Zwei Längsstreifen, von regellosen Flecken und Strichen umgeben, zieren die Mitte des Scheitels und nähern sich hier zuweilen bis zur Berührung, beginnen auf dem Augenschilde, laufen vonhieraus auf die Mitte des Scheitels zu, werden manchmal durch einen gleichfarbigen Flecken verbunden und entfernen sich wieder von einander, nach hinten hin ein deutliches Dreieck bildend, dessen Winkel nach vorn sich richtet, und gleichsam zwischen sich das erstere verschobene Viereck der Rückenzeichnung aufnehmend.
Wie verschiedenartig die Grundfärbung der Kreuzottern ist, lehrt folgende ohne Wahl gebildete Zusammenstellung von zehn Stücken, welche Linck einmal vor sich hatte. Beim ersten Männchen war die Grundfarbe silberblau, die Zeichnung kohlschwarz, beim zweiten jene grünweiß, diese ruß- schwarz, beim dritten die erstere weißgolden, die letztere glänzendblauschwarz, beim vierten braunweiß, bezüglich rothschwarz; das erste Weibchen zeigte auf graubraunem Grunde ein schwarzgraues Zacken- band, das zweite auf hellbraunem mit Grün gemischten ein schmuziggraues, das dritte auf graubraunem mit Oelgrau gemischten ein schwarzgraues, das vierte auf schmuzigbraunem ein dunkelbraunes, das fünfte auf dunkelschmuziggrünem ein mattschwarzes Zickzackband; beim sechsten waren Grund und Zeichnung fast ungeschieden dunkelschwarz. Die Schilder der Unterseite sehen gewöhnlich blauschwarz aus und sind an den Seiten weiß besprengt; aber auch hier bemerkt man mancherlei Abweichungen.
Das große, runde, feurige Auge erhält durch das vorspringende Brauenschild, unter welchem es liegt, etwas Tückisches oder Trotziges und trägt wirklich dazu bei, die Kreuzotter zu kennzeichnen, zumal, wenn man nicht vergißt, daß bei keiner deutschen Schlange weiter der Stern eine schiefe, von vorn und oben nach unten und hinten gerichtete Längsspalte ist. Bei hellem Sonnenlichte zieht sich diese Spalte zu einem kaum merklichen Ritz zusammen, während sie sich im Dunkel außerordentlich
Brehm, Thierleben. V. 19
Kreuzotter.
die beiden hinteren ſich eindrängt. Vorn in der Naſengegend bilden ſechs rundliche einen Halbkreis und zwiſchen dieſem und den großen Augenbrauenſchildern liegen acht andere, ebenfalls rundlich geſtaltete Schildchen. Hinter den Scheitelſchildern beginnen bereits die Schuppen, deren Geſtalt ſich im weſentlichen gleich bleibt. Die Eiform herrſcht vor, verlängert und verſchmälert ſich jedoch auf dem Rücken und verbreitert ſich an den Seiten und auf dem Schwanze. Alle Schuppen tragen einen mehr oder minder deutlichen Längskiel, welcher auf der an die Bauchſchilder ſtoßenden Reihe jedoch nur noch angedeutet iſt; die Unterſeite wird bekleidet von breiten Querſchildern, welche am Schwanze ſich paarig ſtellen. Anzahl und Geſtalt der Kopfſchilder ſind einem vielfachen Wechſel unterworfen; die Anzahl der Bauchſchilder ſchwankt in ſo weiten Grenzen, daß ihre Zählung als unnöthige Mühe erachtet werden muß.
Wenige Schlangen dürfte es geben, welche in ihrer Färbung ſo abweichen, wie die Kreuzotter: alle Schlangenkundige ſtimmen darin überein, daß man nicht zwei dieſer Thiere findet, welche ſich vollſtändig gleichen. Jedoch läßt ſich immerhin eine Regel aufftellen, dahin lautend, daß die Grund- färbung des Männchens in weißlichen Farbentönen, die des Weibchens in graubraunen, ſowie ſchwarzen ſchattirt, bei erſterem alſo weiße, ſilbergraue, lichtaſchgraue, meergrüne, lichtgelbe, licht- braune, bei letzterem braungraue, rothbraune oder ölgrüne, ſchwarzbraune und ähnliche Töne vorherrſchen. So verſchieden aber auch die Grundfärbung ſein mag: das dunkle Längszackenband hebt ſich merklich ab und wird nur bei ſehr tief gefärbten Weibchen wenig oder nicht bemerkt. „Dieſes entſchiedene Wahrzeichen“, ſagt Linck, „ſtellt ſich als eine Schnur aufgereihter Vierecke dar, welche in ziemlich regelloſem Wechſel bald als ſchiefgeſtellte, verſchobene Parallelogramme, bald als winkel- recht querliegende Rauten, auf dem Schwanze ſtets als letztere erſcheinen. Jm erſteren Falle wird die Verbindung durch eine breite Linie von der Spitze des einen zur Baſis des zweiten Parallelo- grammes hergeſtellt; im letzteren heftet ſich Raute an Raute mittels des ſtumpfen Längswinkels. Eine ſcharfe Scheidung gedachter Formen findet übrigens niemals, wohl eher ein Uebergewicht verzogener, leichtfertig hingeworfener Mittelformen ſtatt. Die Farbe, in welcher die Zeichnung auf- getragen iſt, lichtet ſich vom tiefſten Schwarz auf bis zu Braungrau; immer jedoch hebt ſie ſich in dunkleren Tinten von der ſie umgebenden Grundfarbe ab.“ Neben dieſem Zickzackbande hat man noch die Kopfzeichnung, welcher die Kreuzotter den Namen dankt, zu beachten. Zwei Längsſtreifen, von regelloſen Flecken und Strichen umgeben, zieren die Mitte des Scheitels und nähern ſich hier zuweilen bis zur Berührung, beginnen auf dem Augenſchilde, laufen vonhieraus auf die Mitte des Scheitels zu, werden manchmal durch einen gleichfarbigen Flecken verbunden und entfernen ſich wieder von einander, nach hinten hin ein deutliches Dreieck bildend, deſſen Winkel nach vorn ſich richtet, und gleichſam zwiſchen ſich das erſtere verſchobene Viereck der Rückenzeichnung aufnehmend.
Wie verſchiedenartig die Grundfärbung der Kreuzottern iſt, lehrt folgende ohne Wahl gebildete Zuſammenſtellung von zehn Stücken, welche Linck einmal vor ſich hatte. Beim erſten Männchen war die Grundfarbe ſilberblau, die Zeichnung kohlſchwarz, beim zweiten jene grünweiß, dieſe ruß- ſchwarz, beim dritten die erſtere weißgolden, die letztere glänzendblauſchwarz, beim vierten braunweiß, bezüglich rothſchwarz; das erſte Weibchen zeigte auf graubraunem Grunde ein ſchwarzgraues Zacken- band, das zweite auf hellbraunem mit Grün gemiſchten ein ſchmuziggraues, das dritte auf graubraunem mit Oelgrau gemiſchten ein ſchwarzgraues, das vierte auf ſchmuzigbraunem ein dunkelbraunes, das fünfte auf dunkelſchmuziggrünem ein mattſchwarzes Zickzackband; beim ſechsten waren Grund und Zeichnung faſt ungeſchieden dunkelſchwarz. Die Schilder der Unterſeite ſehen gewöhnlich blauſchwarz aus und ſind an den Seiten weiß beſprengt; aber auch hier bemerkt man mancherlei Abweichungen.
Das große, runde, feurige Auge erhält durch das vorſpringende Brauenſchild, unter welchem es liegt, etwas Tückiſches oder Trotziges und trägt wirklich dazu bei, die Kreuzotter zu kennzeichnen, zumal, wenn man nicht vergißt, daß bei keiner deutſchen Schlange weiter der Stern eine ſchiefe, von vorn und oben nach unten und hinten gerichtete Längsſpalte iſt. Bei hellem Sonnenlichte zieht ſich dieſe Spalte zu einem kaum merklichen Ritz zuſammen, während ſie ſich im Dunkel außerordentlich
Brehm, Thierleben. V. 19
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[289/0315]
Kreuzotter.
die beiden hinteren ſich eindrängt. Vorn in der Naſengegend bilden ſechs rundliche einen Halbkreis
und zwiſchen dieſem und den großen Augenbrauenſchildern liegen acht andere, ebenfalls rundlich
geſtaltete Schildchen. Hinter den Scheitelſchildern beginnen bereits die Schuppen, deren Geſtalt ſich
im weſentlichen gleich bleibt. Die Eiform herrſcht vor, verlängert und verſchmälert ſich jedoch auf
dem Rücken und verbreitert ſich an den Seiten und auf dem Schwanze. Alle Schuppen tragen einen
mehr oder minder deutlichen Längskiel, welcher auf der an die Bauchſchilder ſtoßenden Reihe jedoch
nur noch angedeutet iſt; die Unterſeite wird bekleidet von breiten Querſchildern, welche am Schwanze
ſich paarig ſtellen. Anzahl und Geſtalt der Kopfſchilder ſind einem vielfachen Wechſel unterworfen;
die Anzahl der Bauchſchilder ſchwankt in ſo weiten Grenzen, daß ihre Zählung als unnöthige Mühe
erachtet werden muß.
Wenige Schlangen dürfte es geben, welche in ihrer Färbung ſo abweichen, wie die Kreuzotter:
alle Schlangenkundige ſtimmen darin überein, daß man nicht zwei dieſer Thiere findet, welche ſich
vollſtändig gleichen. Jedoch läßt ſich immerhin eine Regel aufftellen, dahin lautend, daß die Grund-
färbung des Männchens in weißlichen Farbentönen, die des Weibchens in graubraunen, ſowie
ſchwarzen ſchattirt, bei erſterem alſo weiße, ſilbergraue, lichtaſchgraue, meergrüne, lichtgelbe, licht-
braune, bei letzterem braungraue, rothbraune oder ölgrüne, ſchwarzbraune und ähnliche Töne
vorherrſchen. So verſchieden aber auch die Grundfärbung ſein mag: das dunkle Längszackenband
hebt ſich merklich ab und wird nur bei ſehr tief gefärbten Weibchen wenig oder nicht bemerkt. „Dieſes
entſchiedene Wahrzeichen“, ſagt Linck, „ſtellt ſich als eine Schnur aufgereihter Vierecke dar, welche
in ziemlich regelloſem Wechſel bald als ſchiefgeſtellte, verſchobene Parallelogramme, bald als winkel-
recht querliegende Rauten, auf dem Schwanze ſtets als letztere erſcheinen. Jm erſteren Falle wird
die Verbindung durch eine breite Linie von der Spitze des einen zur Baſis des zweiten Parallelo-
grammes hergeſtellt; im letzteren heftet ſich Raute an Raute mittels des ſtumpfen Längswinkels.
Eine ſcharfe Scheidung gedachter Formen findet übrigens niemals, wohl eher ein Uebergewicht
verzogener, leichtfertig hingeworfener Mittelformen ſtatt. Die Farbe, in welcher die Zeichnung auf-
getragen iſt, lichtet ſich vom tiefſten Schwarz auf bis zu Braungrau; immer jedoch hebt ſie ſich in
dunkleren Tinten von der ſie umgebenden Grundfarbe ab.“ Neben dieſem Zickzackbande hat man
noch die Kopfzeichnung, welcher die Kreuzotter den Namen dankt, zu beachten. Zwei Längsſtreifen,
von regelloſen Flecken und Strichen umgeben, zieren die Mitte des Scheitels und nähern ſich hier
zuweilen bis zur Berührung, beginnen auf dem Augenſchilde, laufen vonhieraus auf die Mitte des
Scheitels zu, werden manchmal durch einen gleichfarbigen Flecken verbunden und entfernen ſich wieder
von einander, nach hinten hin ein deutliches Dreieck bildend, deſſen Winkel nach vorn ſich richtet, und
gleichſam zwiſchen ſich das erſtere verſchobene Viereck der Rückenzeichnung aufnehmend.
Wie verſchiedenartig die Grundfärbung der Kreuzottern iſt, lehrt folgende ohne Wahl gebildete
Zuſammenſtellung von zehn Stücken, welche Linck einmal vor ſich hatte. Beim erſten Männchen
war die Grundfarbe ſilberblau, die Zeichnung kohlſchwarz, beim zweiten jene grünweiß, dieſe ruß-
ſchwarz, beim dritten die erſtere weißgolden, die letztere glänzendblauſchwarz, beim vierten braunweiß,
bezüglich rothſchwarz; das erſte Weibchen zeigte auf graubraunem Grunde ein ſchwarzgraues Zacken-
band, das zweite auf hellbraunem mit Grün gemiſchten ein ſchmuziggraues, das dritte auf graubraunem
mit Oelgrau gemiſchten ein ſchwarzgraues, das vierte auf ſchmuzigbraunem ein dunkelbraunes, das
fünfte auf dunkelſchmuziggrünem ein mattſchwarzes Zickzackband; beim ſechsten waren Grund und
Zeichnung faſt ungeſchieden dunkelſchwarz. Die Schilder der Unterſeite ſehen gewöhnlich blauſchwarz
aus und ſind an den Seiten weiß beſprengt; aber auch hier bemerkt man mancherlei Abweichungen.
Das große, runde, feurige Auge erhält durch das vorſpringende Brauenſchild, unter welchem
es liegt, etwas Tückiſches oder Trotziges und trägt wirklich dazu bei, die Kreuzotter zu kennzeichnen,
zumal, wenn man nicht vergißt, daß bei keiner deutſchen Schlange weiter der Stern eine ſchiefe, von
vorn und oben nach unten und hinten gerichtete Längsſpalte iſt. Bei hellem Sonnenlichte zieht ſich
dieſe Spalte zu einem kaum merklichen Ritz zuſammen, während ſie ſich im Dunkel außerordentlich
Brehm, Thierleben. V. 19
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/315>, abgerufen am 22.12.2024.
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