Redseligkeit, doch oft verkehrtes Schwatzen (!), hohe Appetitlosigkeit, durch ein unangenehmes Gefühl im Leibe verursacht, Durst auf Bier, von Zeit zu Zeit der obige Halsschmerz. Endlich schläfrig zu Bette gegangen, kann ich nicht einschlafen, sondern werde recht munter, kann nicht schlafen, weil keine Lage mir recht ist, alle einen Druck auf den Nacken und Hals zu machen scheinen. Trifft mich Etwas auf den Kehlkopf, so ist Dies nicht nur sehr empfindlich, sondern es will mich fast ersticken, auch vermehrt es den Halsschmerz hinten. Handteller, Fußsohle und Bauch sind den ganzen Abend sehr heiß. Nach spätem Einschlafen sehr frühes Erwachen. Nächsten Morgen ein geringer, schmieriger, wie lehmiger Stuhlgang, den zweiten Morgen breiiger Durchfall, den zweiten Nachmittag im Schlaf ganz ungewöhnlich heitere, humoristische Träume."
Beim ersten Versuche, welchen der unübertreffliche Arzt mit seinem Wundermittel anstellte, bewirkte dasselbe: wenig Lust am Tabakrauchen, Heftigkeit und Zorn, ohne sich jedoch zu ärgern, Mißtrauen und Argdenklichkeit, Schauer über den Rücken weg, Grübeln in der Nasenspitze, Wässern und Drücken in den Augenwinkeln, vor Mitternacht sehr große Munterkeit, um Mitternacht plötzlich Durchfall, besonders auffallende und anhaltende Gleichgiltigkeit und Vergeßlichkeit, größere Neigung zum Weintrinken, beim Drücken auf die Herzgrube Schmerzen, Jucken zwischen den Fingern, Unruhe, die ins Freie treibt, Schnupfen und Durchfall, welche vielleicht beweisen, daß die Gabe zu stark war. Bei den übrigen Versuchen stellen sich alle denkbaren und undenklichen Zu- und Umstände ein, selbst wenn ein Gran Lachesis mit zehntausend Gran Wasser verdünnt wurde.
Die ganze Geschichte muß, denke ich, jeden Ungläubigen überzeugen, daß -- Herr Sanitätsrath Lutze im Abfassen von Krankenberichten noch Manches lernen kann.
Dreieckköpfe (Trigonocephalus) nennt man Giftschlangen, welche in ihrem Leibesbau den Klapperschlangen ähneln, sich aber durch das Fehlen der Rassel und die Beschilderung des Kopfes unter- scheiden. Auf dem Vorderkopfe tritt besonders hervor ein großes Mittelschild, umgeben von sechs anderen, etwa gleich großen, welche wiederum vorn an zwei Schnauzenschilder, nach hinten zu an eine ziemliche Anzahl kleinerer Schildchen stoßen. Die Schuppen sind stets gekielt, bei einzelnen Arten in der Mitte höckerig erhaben. Die dieser Sippe angehörigen Arten finden sich in der alten und neuen Welt.
Jn Sümpfen und Brüchen, an Flüssen und Seen Nordamerikas lebt die Mokassinschlange (Trigonocephalus piscivorus), ein Thier von höchstens 5 Fuß Länge und vielfach wechselnder Färbung. Diese soll in der Regel ein schönes, glänzendes Braungrün sein, die Zeichnung aus dunkleren Binden bestehen; die Mokassinschlangen aber, welche ich lebend vor mir hatte, sahen gleichmäßig dunkelerdbraun aus, und von den dunkleren Binden konnte man wenig oder Nichts bemerken.
Nach Holbrook verbreitet sich diese Schlange vom Pedie, einem Flüßchen im nördlichen Karolina, an, nach Süden hin über ganz Nordamerika und nach Westen hin bis zum Felsengebirge, findet sich aber nur in der Nähe vom Wasser oder in diesem selbst. Die Ufer, Jnseln und Jnselchen der Seen, Brüche, Sümpfe, Teiche, Flüsse und Bäche gewähren ihr Aufenthalt; auf trockenem, dürren Lande begegnet man ihr nie. Während des Sommers sieht man sie oft in großer Anzahl auf den über das Wasser hängenden Zweigen liegen, beim Näherkommen aber sich so eilig als möglich von oben herab in das Wasser stürzen und ebenso zierlich als eilfertig davon schwimmen. Catesby glaubt, daß sie sich hier auf den Anstand nach Beute legen; es ist jedoch wahrscheinlicher, daß sie die Aeste auffuchen, um sich zu sonnen, weil sie auch in baumlosen Sümpfen oder in den Reisfeldern während der Mittagsstunden auf erhöhte, trockene Stellen kriechen, um hier den Sonnenstrahlen sich hinzu- geben. Jhre Nahrung besteht vorzugsweise aus Fischen und Lurchen; sie verschonen aber auch Säugethiere und Vögel nicht, überhaupt kein einziges Wirbelthier, welches sie bezwingen können.
Die Schlangen. Grubenottern. Dreieckköpfe.
Redſeligkeit, doch oft verkehrtes Schwatzen (!), hohe Appetitloſigkeit, durch ein unangenehmes Gefühl im Leibe verurſacht, Durſt auf Bier, von Zeit zu Zeit der obige Halsſchmerz. Endlich ſchläfrig zu Bette gegangen, kann ich nicht einſchlafen, ſondern werde recht munter, kann nicht ſchlafen, weil keine Lage mir recht iſt, alle einen Druck auf den Nacken und Hals zu machen ſcheinen. Trifft mich Etwas auf den Kehlkopf, ſo iſt Dies nicht nur ſehr empfindlich, ſondern es will mich faſt erſticken, auch vermehrt es den Halsſchmerz hinten. Handteller, Fußſohle und Bauch ſind den ganzen Abend ſehr heiß. Nach ſpätem Einſchlafen ſehr frühes Erwachen. Nächſten Morgen ein geringer, ſchmieriger, wie lehmiger Stuhlgang, den zweiten Morgen breiiger Durchfall, den zweiten Nachmittag im Schlaf ganz ungewöhnlich heitere, humoriſtiſche Träume.“
Beim erſten Verſuche, welchen der unübertreffliche Arzt mit ſeinem Wundermittel anſtellte, bewirkte daſſelbe: wenig Luſt am Tabakrauchen, Heftigkeit und Zorn, ohne ſich jedoch zu ärgern, Mißtrauen und Argdenklichkeit, Schauer über den Rücken weg, Grübeln in der Naſenſpitze, Wäſſern und Drücken in den Augenwinkeln, vor Mitternacht ſehr große Munterkeit, um Mitternacht plötzlich Durchfall, beſonders auffallende und anhaltende Gleichgiltigkeit und Vergeßlichkeit, größere Neigung zum Weintrinken, beim Drücken auf die Herzgrube Schmerzen, Jucken zwiſchen den Fingern, Unruhe, die ins Freie treibt, Schnupfen und Durchfall, welche vielleicht beweiſen, daß die Gabe zu ſtark war. Bei den übrigen Verſuchen ſtellen ſich alle denkbaren und undenklichen Zu- und Umſtände ein, ſelbſt wenn ein Gran Lachesis mit zehntauſend Gran Waſſer verdünnt wurde.
Die ganze Geſchichte muß, denke ich, jeden Ungläubigen überzeugen, daß — Herr Sanitätsrath Lutze im Abfaſſen von Krankenberichten noch Manches lernen kann.
Dreieckköpfe (Trigonocephalus) nennt man Giftſchlangen, welche in ihrem Leibesbau den Klapperſchlangen ähneln, ſich aber durch das Fehlen der Raſſel und die Beſchilderung des Kopfes unter- ſcheiden. Auf dem Vorderkopfe tritt beſonders hervor ein großes Mittelſchild, umgeben von ſechs anderen, etwa gleich großen, welche wiederum vorn an zwei Schnauzenſchilder, nach hinten zu an eine ziemliche Anzahl kleinerer Schildchen ſtoßen. Die Schuppen ſind ſtets gekielt, bei einzelnen Arten in der Mitte höckerig erhaben. Die dieſer Sippe angehörigen Arten finden ſich in der alten und neuen Welt.
Jn Sümpfen und Brüchen, an Flüſſen und Seen Nordamerikas lebt die Mokaſſinſchlange (Trigonocephalus piscivorus), ein Thier von höchſtens 5 Fuß Länge und vielfach wechſelnder Färbung. Dieſe ſoll in der Regel ein ſchönes, glänzendes Braungrün ſein, die Zeichnung aus dunkleren Binden beſtehen; die Mokaſſinſchlangen aber, welche ich lebend vor mir hatte, ſahen gleichmäßig dunkelerdbraun aus, und von den dunkleren Binden konnte man wenig oder Nichts bemerken.
Nach Holbrook verbreitet ſich dieſe Schlange vom Pedie, einem Flüßchen im nördlichen Karolina, an, nach Süden hin über ganz Nordamerika und nach Weſten hin bis zum Felſengebirge, findet ſich aber nur in der Nähe vom Waſſer oder in dieſem ſelbſt. Die Ufer, Jnſeln und Jnſelchen der Seen, Brüche, Sümpfe, Teiche, Flüſſe und Bäche gewähren ihr Aufenthalt; auf trockenem, dürren Lande begegnet man ihr nie. Während des Sommers ſieht man ſie oft in großer Anzahl auf den über das Waſſer hängenden Zweigen liegen, beim Näherkommen aber ſich ſo eilig als möglich von oben herab in das Waſſer ſtürzen und ebenſo zierlich als eilfertig davon ſchwimmen. Catesby glaubt, daß ſie ſich hier auf den Anſtand nach Beute legen; es iſt jedoch wahrſcheinlicher, daß ſie die Aeſte auffuchen, um ſich zu ſonnen, weil ſie auch in baumloſen Sümpfen oder in den Reisfeldern während der Mittagsſtunden auf erhöhte, trockene Stellen kriechen, um hier den Sonnenſtrahlen ſich hinzu- geben. Jhre Nahrung beſteht vorzugsweiſe aus Fiſchen und Lurchen; ſie verſchonen aber auch Säugethiere und Vögel nicht, überhaupt kein einziges Wirbelthier, welches ſie bezwingen können.
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Die Schlangen. Grubenottern. Dreieckköpfe.
Redſeligkeit, doch oft verkehrtes Schwatzen (!), hohe Appetitloſigkeit, durch ein unangenehmes
Gefühl im Leibe verurſacht, Durſt auf Bier, von Zeit zu Zeit der obige Halsſchmerz. Endlich
ſchläfrig zu Bette gegangen, kann ich nicht einſchlafen, ſondern werde recht munter, kann nicht ſchlafen,
weil keine Lage mir recht iſt, alle einen Druck auf den Nacken und Hals zu machen ſcheinen. Trifft
mich Etwas auf den Kehlkopf, ſo iſt Dies nicht nur ſehr empfindlich, ſondern es will mich faſt
erſticken, auch vermehrt es den Halsſchmerz hinten. Handteller, Fußſohle und Bauch ſind den ganzen
Abend ſehr heiß. Nach ſpätem Einſchlafen ſehr frühes Erwachen. Nächſten Morgen ein geringer,
ſchmieriger, wie lehmiger Stuhlgang, den zweiten Morgen breiiger Durchfall, den zweiten Nachmittag
im Schlaf ganz ungewöhnlich heitere, humoriſtiſche Träume.“
Beim erſten Verſuche, welchen der unübertreffliche Arzt mit ſeinem Wundermittel anſtellte,
bewirkte daſſelbe: wenig Luſt am Tabakrauchen, Heftigkeit und Zorn, ohne ſich jedoch zu ärgern,
Mißtrauen und Argdenklichkeit, Schauer über den Rücken weg, Grübeln in der Naſenſpitze, Wäſſern
und Drücken in den Augenwinkeln, vor Mitternacht ſehr große Munterkeit, um Mitternacht plötzlich
Durchfall, beſonders auffallende und anhaltende Gleichgiltigkeit und Vergeßlichkeit, größere Neigung
zum Weintrinken, beim Drücken auf die Herzgrube Schmerzen, Jucken zwiſchen den Fingern, Unruhe,
die ins Freie treibt, Schnupfen und Durchfall, welche vielleicht beweiſen, daß die Gabe zu ſtark war.
Bei den übrigen Verſuchen ſtellen ſich alle denkbaren und undenklichen Zu- und Umſtände ein,
ſelbſt wenn ein Gran Lachesis mit zehntauſend Gran Waſſer verdünnt wurde.
Die ganze Geſchichte muß, denke ich, jeden Ungläubigen überzeugen, daß — Herr Sanitätsrath
Lutze im Abfaſſen von Krankenberichten noch Manches lernen kann.
Dreieckköpfe (Trigonocephalus) nennt man Giftſchlangen, welche in ihrem Leibesbau den
Klapperſchlangen ähneln, ſich aber durch das Fehlen der Raſſel und die Beſchilderung des Kopfes unter-
ſcheiden. Auf dem Vorderkopfe tritt beſonders hervor ein großes Mittelſchild, umgeben von ſechs
anderen, etwa gleich großen, welche wiederum vorn an zwei Schnauzenſchilder, nach hinten zu an eine
ziemliche Anzahl kleinerer Schildchen ſtoßen. Die Schuppen ſind ſtets gekielt, bei einzelnen Arten
in der Mitte höckerig erhaben. Die dieſer Sippe angehörigen Arten finden ſich in der alten und
neuen Welt.
Jn Sümpfen und Brüchen, an Flüſſen und Seen Nordamerikas lebt die Mokaſſinſchlange
(Trigonocephalus piscivorus), ein Thier von höchſtens 5 Fuß Länge und vielfach wechſelnder Färbung.
Dieſe ſoll in der Regel ein ſchönes, glänzendes Braungrün ſein, die Zeichnung aus dunkleren
Binden beſtehen; die Mokaſſinſchlangen aber, welche ich lebend vor mir hatte, ſahen gleichmäßig
dunkelerdbraun aus, und von den dunkleren Binden konnte man wenig oder Nichts bemerken.
Nach Holbrook verbreitet ſich dieſe Schlange vom Pedie, einem Flüßchen im nördlichen
Karolina, an, nach Süden hin über ganz Nordamerika und nach Weſten hin bis zum Felſengebirge,
findet ſich aber nur in der Nähe vom Waſſer oder in dieſem ſelbſt. Die Ufer, Jnſeln und Jnſelchen
der Seen, Brüche, Sümpfe, Teiche, Flüſſe und Bäche gewähren ihr Aufenthalt; auf trockenem,
dürren Lande begegnet man ihr nie. Während des Sommers ſieht man ſie oft in großer Anzahl
auf den über das Waſſer hängenden Zweigen liegen, beim Näherkommen aber ſich ſo eilig als möglich
von oben herab in das Waſſer ſtürzen und ebenſo zierlich als eilfertig davon ſchwimmen. Catesby
glaubt, daß ſie ſich hier auf den Anſtand nach Beute legen; es iſt jedoch wahrſcheinlicher, daß ſie die Aeſte
auffuchen, um ſich zu ſonnen, weil ſie auch in baumloſen Sümpfen oder in den Reisfeldern während
der Mittagsſtunden auf erhöhte, trockene Stellen kriechen, um hier den Sonnenſtrahlen ſich hinzu-
geben. Jhre Nahrung beſteht vorzugsweiſe aus Fiſchen und Lurchen; ſie verſchonen aber auch
Säugethiere und Vögel nicht, überhaupt kein einziges Wirbelthier, welches ſie bezwingen können.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/364>, abgerufen am 22.12.2024.
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