Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite

Aderfrosch. Taschenfrosch.
Bändern, Streifen, Flecken und Punkten gezeichnet. Bei einzelnen Stücken, insbesondere bei
Männchen weicht die Zeichnung des Rückens insofern ab, als die einzelnen Felder, welche von den
[Abbildung] Der Taschenfrosch (Gastrotheca marsuplata). Natütl. Größe.
gelben Linien umschlossen werden, kleiner und unregelmäßiger sind. Auch die Färbung scheint
manchfachem Wechsel unterworfen zu sein.



Wollten wir auf die Verschiedenheit der Gestalt, insbesondere auf die Abweichungen, welche die
Bildung der Zehen und Schwimmhäute zeigt, ausführlicher eingehen, so würde ich eine ziemliche
Anzahl von Laubfröschen beschreiben müssen, über deren Leben wir nicht das Geringste wissen. So
sind bei den Schenkelfröschen (Eucnemis), welche Süd- und Ostafrika bewohnen, die vier Zehen
der Vorderfüße am Grunde durch kurze Bindehäute vereinigt, die fünf hinteren dagegen durch volle
Schwimmhäute verbunden, bei den Schwimmklebern (Rhacophora), südasiatischen Mitgliedern
der Familie, alle vier Füße mit Schwimmhäuten versehen, welche die sämmtlicher übrigen Frosch-
lurche an Größe übertreffen, bei den Waldfröschen (Hylodes), deren Vaterland Amerika ist,
dagegen alle Zehen vollkommen frei, bei den Hyadenkönig (Phillomedusa bicolor) endlich Vorder-
und Hinterfüße mit Wendezehen versehen, also offenbar am Vollkommensten entwickelt. Es unter-
liegt keinem Zweifel, daß sich die Lebensweise, der verschiedenen Bildung der Zehen entsprechend,
mehr oder weniger unterscheiden wird; aber, wie bemerkt, noch sind wir hierüber nicht unterrichtet
und dürfen die betreffenden Arten deshalb wohl mit Stillschweigen übergehen.

Aderfroſch. Taſchenfroſch.
Bändern, Streifen, Flecken und Punkten gezeichnet. Bei einzelnen Stücken, insbeſondere bei
Männchen weicht die Zeichnung des Rückens inſofern ab, als die einzelnen Felder, welche von den
[Abbildung] Der Taſchenfroſch (Gastrotheca marsuplata). Natütl. Größe.
gelben Linien umſchloſſen werden, kleiner und unregelmäßiger ſind. Auch die Färbung ſcheint
manchfachem Wechſel unterworfen zu ſein.



Wollten wir auf die Verſchiedenheit der Geſtalt, insbeſondere auf die Abweichungen, welche die
Bildung der Zehen und Schwimmhäute zeigt, ausführlicher eingehen, ſo würde ich eine ziemliche
Anzahl von Laubfröſchen beſchreiben müſſen, über deren Leben wir nicht das Geringſte wiſſen. So
ſind bei den Schenkelfröſchen (Eucnemis), welche Süd- und Oſtafrika bewohnen, die vier Zehen
der Vorderfüße am Grunde durch kurze Bindehäute vereinigt, die fünf hinteren dagegen durch volle
Schwimmhäute verbunden, bei den Schwimmklebern (Rhacophora), ſüdaſiatiſchen Mitgliedern
der Familie, alle vier Füße mit Schwimmhäuten verſehen, welche die ſämmtlicher übrigen Froſch-
lurche an Größe übertreffen, bei den Waldfröſchen (Hylodes), deren Vaterland Amerika iſt,
dagegen alle Zehen vollkommen frei, bei den Hyadenkönig (Phillomedusa bicolor) endlich Vorder-
und Hinterfüße mit Wendezehen verſehen, alſo offenbar am Vollkommenſten entwickelt. Es unter-
liegt keinem Zweifel, daß ſich die Lebensweiſe, der verſchiedenen Bildung der Zehen entſprechend,
mehr oder weniger unterſcheiden wird; aber, wie bemerkt, noch ſind wir hierüber nicht unterrichtet
und dürfen die betreffenden Arten deshalb wohl mit Stillſchweigen übergehen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0401" n="375"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Aderfro&#x017F;ch. Ta&#x017F;chenfro&#x017F;ch.</hi></fw><lb/>
Bändern, Streifen, Flecken und Punkten gezeichnet. Bei einzelnen Stücken, insbe&#x017F;ondere bei<lb/>
Männchen weicht die Zeichnung des Rückens in&#x017F;ofern ab, als die einzelnen Felder, welche von den<lb/><figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Der Ta&#x017F;chenfro&#x017F;ch</hi><hi rendition="#aq">(Gastrotheca marsuplata).</hi> Natütl. Größe.</hi></head></figure><lb/>
gelben Linien um&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en werden, kleiner und unregelmäßiger &#x017F;ind. Auch die Färbung &#x017F;cheint<lb/>
manchfachem Wech&#x017F;el unterworfen zu &#x017F;ein.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Wollten wir auf die Ver&#x017F;chiedenheit der Ge&#x017F;talt, insbe&#x017F;ondere auf die Abweichungen, welche die<lb/>
Bildung der Zehen und Schwimmhäute zeigt, ausführlicher eingehen, &#x017F;o würde ich eine ziemliche<lb/>
Anzahl von Laubfrö&#x017F;chen be&#x017F;chreiben mü&#x017F;&#x017F;en, über deren Leben wir nicht das Gering&#x017F;te wi&#x017F;&#x017F;en. So<lb/>
&#x017F;ind bei den <hi rendition="#g">Schenkelfrö&#x017F;chen</hi> <hi rendition="#aq">(Eucnemis),</hi> welche Süd- und O&#x017F;tafrika bewohnen, die vier Zehen<lb/>
der Vorderfüße am Grunde durch kurze Bindehäute vereinigt, die fünf hinteren dagegen durch volle<lb/>
Schwimmhäute verbunden, bei den <hi rendition="#g">Schwimmklebern</hi> <hi rendition="#aq">(Rhacophora),</hi> &#x017F;üda&#x017F;iati&#x017F;chen Mitgliedern<lb/>
der Familie, alle vier Füße mit Schwimmhäuten ver&#x017F;ehen, welche die &#x017F;ämmtlicher übrigen Fro&#x017F;ch-<lb/>
lurche an Größe übertreffen, bei den <hi rendition="#g">Waldfrö&#x017F;chen</hi> <hi rendition="#aq">(Hylodes),</hi> deren Vaterland Amerika i&#x017F;t,<lb/>
dagegen alle Zehen vollkommen frei, bei den <hi rendition="#g">Hyadenkönig</hi> <hi rendition="#aq">(Phillomedusa bicolor)</hi> endlich Vorder-<lb/>
und Hinterfüße mit Wendezehen ver&#x017F;ehen, al&#x017F;o offenbar am Vollkommen&#x017F;ten entwickelt. Es unter-<lb/>
liegt keinem Zweifel, daß &#x017F;ich die Lebenswei&#x017F;e, der ver&#x017F;chiedenen Bildung der Zehen ent&#x017F;prechend,<lb/>
mehr oder weniger unter&#x017F;cheiden wird; aber, wie bemerkt, noch &#x017F;ind wir hierüber nicht unterrichtet<lb/>
und dürfen die betreffenden Arten deshalb wohl mit Still&#x017F;chweigen übergehen.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[375/0401] Aderfroſch. Taſchenfroſch. Bändern, Streifen, Flecken und Punkten gezeichnet. Bei einzelnen Stücken, insbeſondere bei Männchen weicht die Zeichnung des Rückens inſofern ab, als die einzelnen Felder, welche von den [Abbildung Der Taſchenfroſch (Gastrotheca marsuplata). Natütl. Größe.] gelben Linien umſchloſſen werden, kleiner und unregelmäßiger ſind. Auch die Färbung ſcheint manchfachem Wechſel unterworfen zu ſein. Wollten wir auf die Verſchiedenheit der Geſtalt, insbeſondere auf die Abweichungen, welche die Bildung der Zehen und Schwimmhäute zeigt, ausführlicher eingehen, ſo würde ich eine ziemliche Anzahl von Laubfröſchen beſchreiben müſſen, über deren Leben wir nicht das Geringſte wiſſen. So ſind bei den Schenkelfröſchen (Eucnemis), welche Süd- und Oſtafrika bewohnen, die vier Zehen der Vorderfüße am Grunde durch kurze Bindehäute vereinigt, die fünf hinteren dagegen durch volle Schwimmhäute verbunden, bei den Schwimmklebern (Rhacophora), ſüdaſiatiſchen Mitgliedern der Familie, alle vier Füße mit Schwimmhäuten verſehen, welche die ſämmtlicher übrigen Froſch- lurche an Größe übertreffen, bei den Waldfröſchen (Hylodes), deren Vaterland Amerika iſt, dagegen alle Zehen vollkommen frei, bei den Hyadenkönig (Phillomedusa bicolor) endlich Vorder- und Hinterfüße mit Wendezehen verſehen, alſo offenbar am Vollkommenſten entwickelt. Es unter- liegt keinem Zweifel, daß ſich die Lebensweiſe, der verſchiedenen Bildung der Zehen entſprechend, mehr oder weniger unterſcheiden wird; aber, wie bemerkt, noch ſind wir hierüber nicht unterrichtet und dürfen die betreffenden Arten deshalb wohl mit Stillſchweigen übergehen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/401
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/401>, abgerufen am 22.12.2024.