der ganzen Gesellschaft, vernehmen, und alle anderen hören schweigend zu, doch nur, um im nächsten Augenblicke mit derselben Strophe oder dem dumpfen "Quarr" einzufallen und in altgewohnter Weise weiter zu quaken. Mit der Kühle der Dämmerung beginnt der allgemeine Gesang; beharrlicher als jedes andere Lied der Nacht wird er fortgesetzt, und erst gegen Morgen hin wird es stiller in den Teichen, obschon immer noch einer oder der andere, gleichsam in seliger Erinnerung der vorher bekundeten Meisterschaft, noch ein halb unterdrücktes "Quarr" zum Besten geben muß.
Jch will nicht in Abrede stellen, daß es schwachnervigen Leuten, welche in der Nähe eines frosch- bevölkerten Teiches wohnen, schließlich unangenehm werden kann, in jeder lauwarmen Sommernacht immer und immer nur das eine Musikstück zu hören; aber ich vermag es nicht, solchen Unwillen zu theilen, weil ich zu Denen gehöre, welche heiter gestimmt werden, wenn sie die begeisterten Sänger vernehmen und meine, daß wenigstens Jeder, welcher auf dem Lande seine Jugendzeit verlebt hat, mir beistimmen muß.
Unser Teichfrosch(Rana esculenta), Vertreter der Sippe der Wasserfrösche, wird etwas über 3 Zoll lang, seine 4 Zoll langen Hinterbeine selbstverständlich abgerechnet. Auf dem ansprechend grünem Grunde der Oberseite stehen schwarze Flecken und verlaufen drei gelbe Längsstreifen, einer über das Rückgrat, einer an jeder Seite des Leibes; zwei schwarze Streifen zeichnen den Kopf; die Unterseite sieht weiß oder gelblich aus. Nach der Laichzeit erscheint die Färbung am frischesten, später bald blässer, bald dunkler, mehr oder weniger ins Braune spielend; auch herrscht bald diese, bald jene Zeichnung vor, da die Längsstreifen mehr oder weniger ausgedrückt sein können, die Fleckung deutlicher hervortritt etc. Die großen Augen haben einen lebhaft goldenen Ring und sehen klug und munter ins Weite.
Nicht blos unser Europa ist die Heimat des Teichfrosches, sondern auch Nordwestafrika und ein guter Theil Asiens, wahrscheinlich ganz Mittelasien bis nach Japan hin. Jn Südasien und in Mittelafrika wird er durch verwandte Arten ersetzt; nach Norden hin begrenzt der Polarkreis so ziemlich sein Verbreitungsgebiet; denn nur ausnahmsweise noch findet er sich jenseits desselben. Wo er vorkommt, tritt er in ansehnlicher Menge auf, gleichsam, als ob er die Geselligkeit liebe, in Wahrheit wohl, weil er sich so außerordentlich stark vermehrt, daß derjenige Teich, an welchem sich ein Pärchen ansiedelte, bald von Nachkommenschaft wimmelt. Obwohl im Ganzen sehr anspruchs- los, stellt er doch gewisse Anforderungen an das Gewässer, welches ihn beherbergen soll. Er fehlt wenigen, findet sich aber in zahlreicher Menge nur in solchen, deren Ufer mit hohem Grase oder Binsicht bestanden und deren Mitte mit Wasserpflanzen, namentlich schwimmenden bedeckt ist. Schwachsalzige Gewässer werden von ihm noch besiedelt, eigentliche Salzseen aber meidet er ebenso entschieden wie das Meer. Kleine, umbuschte Teiche, auf deren Spiegel Wasserlilien sich breiten, Graben, welche wenigstens den größten Theil des Jahres hindurch Wasser halten, sind seine Lieblings- sitze, nächst ihnen Sümpfe, Brüche und Moräste, im Süden ganz besonders auch die Reisfelder, welche monatelang unter Wasser gehalten werden müssen und wie jene Teiche beständig von ihm genehmer Beute wimmeln. An solchen Gewässern macht er sich sehr bemerklich, und nicht allein dem Gehör, sondern auch dem Gesicht. Als großer Freund der Wärme sucht er jeden Sonnenstrahl aus- zunützen, kommt deshalb übertages regelmäßig zur Oberfläche empor, hier, mit dem Kopfe über dem Wasser, die gewaltigen Schwimmfüße weit gespreizt, auf einer und derselben Stelle sich erhaltend oder, was ihm bequemer, auf dem breiten Blatte einer Wasserpflanze, einem treibenden Holzstücke, einem überragenden Steine oder Felsblocke am Uferrande oder auf einem ähnlichen Plätzchen sitzend und der behaglichen Wärme mit Lust sich hingebend. Ungestört verweilt er in solcher Lage halbe Tage, ohne sich zu rühren, gestört, oder durch eine sich ihm bietende Beute verlockt, springt er mit einem gewaltigen, vier bis sechs Fuß weiten Satze ins Wasser, schwimmt mit kräftigen Ruderstößen zwischen dessen Oberfläche und dem Grunde dahin, ersterenfalls in sanft geneigter Linie abwärts und huscht endlich in den Schlamm, um hier sich zu verbergen. Doch niemals verweilt er in der ihm
Die Froſchlurche. Glattfröſche. Waſſerfröſche.
der ganzen Geſellſchaft, vernehmen, und alle anderen hören ſchweigend zu, doch nur, um im nächſten Augenblicke mit derſelben Strophe oder dem dumpfen „Quarr“ einzufallen und in altgewohnter Weiſe weiter zu quaken. Mit der Kühle der Dämmerung beginnt der allgemeine Geſang; beharrlicher als jedes andere Lied der Nacht wird er fortgeſetzt, und erſt gegen Morgen hin wird es ſtiller in den Teichen, obſchon immer noch einer oder der andere, gleichſam in ſeliger Erinnerung der vorher bekundeten Meiſterſchaft, noch ein halb unterdrücktes „Quarr“ zum Beſten geben muß.
Jch will nicht in Abrede ſtellen, daß es ſchwachnervigen Leuten, welche in der Nähe eines froſch- bevölkerten Teiches wohnen, ſchließlich unangenehm werden kann, in jeder lauwarmen Sommernacht immer und immer nur das eine Muſikſtück zu hören; aber ich vermag es nicht, ſolchen Unwillen zu theilen, weil ich zu Denen gehöre, welche heiter geſtimmt werden, wenn ſie die begeiſterten Sänger vernehmen und meine, daß wenigſtens Jeder, welcher auf dem Lande ſeine Jugendzeit verlebt hat, mir beiſtimmen muß.
Unſer Teichfroſch(Rana esculenta), Vertreter der Sippe der Waſſerfröſche, wird etwas über 3 Zoll lang, ſeine 4 Zoll langen Hinterbeine ſelbſtverſtändlich abgerechnet. Auf dem anſprechend grünem Grunde der Oberſeite ſtehen ſchwarze Flecken und verlaufen drei gelbe Längsſtreifen, einer über das Rückgrat, einer an jeder Seite des Leibes; zwei ſchwarze Streifen zeichnen den Kopf; die Unterſeite ſieht weiß oder gelblich aus. Nach der Laichzeit erſcheint die Färbung am friſcheſten, ſpäter bald bläſſer, bald dunkler, mehr oder weniger ins Braune ſpielend; auch herrſcht bald dieſe, bald jene Zeichnung vor, da die Längsſtreifen mehr oder weniger ausgedrückt ſein können, die Fleckung deutlicher hervortritt ꝛc. Die großen Augen haben einen lebhaft goldenen Ring und ſehen klug und munter ins Weite.
Nicht blos unſer Europa iſt die Heimat des Teichfroſches, ſondern auch Nordweſtafrika und ein guter Theil Aſiens, wahrſcheinlich ganz Mittelaſien bis nach Japan hin. Jn Südaſien und in Mittelafrika wird er durch verwandte Arten erſetzt; nach Norden hin begrenzt der Polarkreis ſo ziemlich ſein Verbreitungsgebiet; denn nur ausnahmsweiſe noch findet er ſich jenſeits deſſelben. Wo er vorkommt, tritt er in anſehnlicher Menge auf, gleichſam, als ob er die Geſelligkeit liebe, in Wahrheit wohl, weil er ſich ſo außerordentlich ſtark vermehrt, daß derjenige Teich, an welchem ſich ein Pärchen anſiedelte, bald von Nachkommenſchaft wimmelt. Obwohl im Ganzen ſehr anſpruchs- los, ſtellt er doch gewiſſe Anforderungen an das Gewäſſer, welches ihn beherbergen ſoll. Er fehlt wenigen, findet ſich aber in zahlreicher Menge nur in ſolchen, deren Ufer mit hohem Graſe oder Binſicht beſtanden und deren Mitte mit Waſſerpflanzen, namentlich ſchwimmenden bedeckt iſt. Schwachſalzige Gewäſſer werden von ihm noch beſiedelt, eigentliche Salzſeen aber meidet er ebenſo entſchieden wie das Meer. Kleine, umbuſchte Teiche, auf deren Spiegel Waſſerlilien ſich breiten, Graben, welche wenigſtens den größten Theil des Jahres hindurch Waſſer halten, ſind ſeine Lieblings- ſitze, nächſt ihnen Sümpfe, Brüche und Moräſte, im Süden ganz beſonders auch die Reisfelder, welche monatelang unter Waſſer gehalten werden müſſen und wie jene Teiche beſtändig von ihm genehmer Beute wimmeln. An ſolchen Gewäſſern macht er ſich ſehr bemerklich, und nicht allein dem Gehör, ſondern auch dem Geſicht. Als großer Freund der Wärme ſucht er jeden Sonnenſtrahl aus- zunützen, kommt deshalb übertages regelmäßig zur Oberfläche empor, hier, mit dem Kopfe über dem Waſſer, die gewaltigen Schwimmfüße weit geſpreizt, auf einer und derſelben Stelle ſich erhaltend oder, was ihm bequemer, auf dem breiten Blatte einer Waſſerpflanze, einem treibenden Holzſtücke, einem überragenden Steine oder Felsblocke am Uferrande oder auf einem ähnlichen Plätzchen ſitzend und der behaglichen Wärme mit Luſt ſich hingebend. Ungeſtört verweilt er in ſolcher Lage halbe Tage, ohne ſich zu rühren, geſtört, oder durch eine ſich ihm bietende Beute verlockt, ſpringt er mit einem gewaltigen, vier bis ſechs Fuß weiten Satze ins Waſſer, ſchwimmt mit kräftigen Ruderſtößen zwiſchen deſſen Oberfläche und dem Grunde dahin, erſterenfalls in ſanft geneigter Linie abwärts und huſcht endlich in den Schlamm, um hier ſich zu verbergen. Doch niemals verweilt er in der ihm
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0406"n="380"/><fwplace="top"type="header">Die Froſchlurche. Glattfröſche. Waſſerfröſche.</fw><lb/>
der ganzen Geſellſchaft, vernehmen, und alle anderen hören ſchweigend zu, doch nur, um im nächſten<lb/>
Augenblicke mit derſelben Strophe oder dem dumpfen „Quarr“ einzufallen und in altgewohnter Weiſe<lb/>
weiter zu quaken. Mit der Kühle der Dämmerung beginnt der allgemeine Geſang; beharrlicher als<lb/>
jedes andere Lied der Nacht wird er fortgeſetzt, und erſt gegen Morgen hin wird es ſtiller in den<lb/>
Teichen, obſchon immer noch einer oder der andere, gleichſam in ſeliger Erinnerung der vorher<lb/>
bekundeten Meiſterſchaft, noch ein halb unterdrücktes „Quarr“ zum Beſten geben muß.</p><lb/><p>Jch will nicht in Abrede ſtellen, daß es ſchwachnervigen Leuten, welche in der Nähe eines froſch-<lb/>
bevölkerten Teiches wohnen, ſchließlich unangenehm werden kann, in jeder lauwarmen Sommernacht<lb/>
immer und immer nur das eine Muſikſtück zu hören; aber ich vermag es nicht, ſolchen Unwillen zu<lb/>
theilen, weil ich zu Denen gehöre, welche heiter geſtimmt werden, wenn ſie die begeiſterten Sänger<lb/>
vernehmen und meine, daß wenigſtens Jeder, welcher auf dem Lande ſeine Jugendzeit verlebt hat,<lb/>
mir beiſtimmen muß.</p><lb/><p>Unſer <hirendition="#g">Teichfroſch</hi><hirendition="#aq">(Rana esculenta),</hi> Vertreter der Sippe der <hirendition="#g">Waſſerfröſche,</hi> wird etwas<lb/>
über 3 Zoll lang, ſeine 4 Zoll langen Hinterbeine ſelbſtverſtändlich abgerechnet. Auf dem anſprechend<lb/>
grünem Grunde der Oberſeite ſtehen ſchwarze Flecken und verlaufen drei gelbe Längsſtreifen, einer<lb/>
über das Rückgrat, einer an jeder Seite des Leibes; zwei ſchwarze Streifen zeichnen den Kopf; die<lb/>
Unterſeite ſieht weiß oder gelblich aus. Nach der Laichzeit erſcheint die Färbung am friſcheſten,<lb/>ſpäter bald bläſſer, bald dunkler, mehr oder weniger ins Braune ſpielend; auch herrſcht bald dieſe,<lb/>
bald jene Zeichnung vor, da die Längsſtreifen mehr oder weniger ausgedrückt ſein können, die<lb/>
Fleckung deutlicher hervortritt ꝛc. Die großen Augen haben einen lebhaft goldenen Ring und ſehen<lb/>
klug und munter ins Weite.</p><lb/><p>Nicht blos unſer Europa iſt die Heimat des Teichfroſches, ſondern auch Nordweſtafrika und ein<lb/>
guter Theil Aſiens, wahrſcheinlich ganz Mittelaſien bis nach Japan hin. Jn Südaſien und in<lb/>
Mittelafrika wird er durch verwandte Arten erſetzt; nach Norden hin begrenzt der Polarkreis ſo<lb/>
ziemlich ſein Verbreitungsgebiet; denn nur ausnahmsweiſe noch findet er ſich jenſeits deſſelben.<lb/>
Wo er vorkommt, tritt er in anſehnlicher Menge auf, gleichſam, als ob er die Geſelligkeit liebe, in<lb/>
Wahrheit wohl, weil er ſich ſo außerordentlich ſtark vermehrt, daß derjenige Teich, an welchem ſich<lb/>
ein Pärchen anſiedelte, bald von Nachkommenſchaft wimmelt. Obwohl im Ganzen ſehr anſpruchs-<lb/>
los, ſtellt er doch gewiſſe Anforderungen an das Gewäſſer, welches ihn beherbergen ſoll. Er fehlt<lb/>
wenigen, findet ſich aber in zahlreicher Menge nur in ſolchen, deren Ufer mit hohem Graſe oder<lb/>
Binſicht beſtanden und deren Mitte mit Waſſerpflanzen, namentlich ſchwimmenden bedeckt iſt.<lb/>
Schwachſalzige Gewäſſer werden von ihm noch beſiedelt, eigentliche Salzſeen aber meidet er ebenſo<lb/>
entſchieden wie das Meer. Kleine, umbuſchte Teiche, auf deren Spiegel Waſſerlilien ſich breiten,<lb/>
Graben, welche wenigſtens den größten Theil des Jahres hindurch Waſſer halten, ſind ſeine Lieblings-<lb/>ſitze, nächſt ihnen Sümpfe, Brüche und Moräſte, im Süden ganz beſonders auch die Reisfelder,<lb/>
welche monatelang unter Waſſer gehalten werden müſſen und wie jene Teiche beſtändig von ihm<lb/>
genehmer Beute wimmeln. An ſolchen Gewäſſern macht er ſich ſehr bemerklich, und nicht allein dem<lb/>
Gehör, ſondern auch dem Geſicht. Als großer Freund der Wärme ſucht er jeden Sonnenſtrahl aus-<lb/>
zunützen, kommt deshalb übertages regelmäßig zur Oberfläche empor, hier, mit dem Kopfe über dem<lb/>
Waſſer, die gewaltigen Schwimmfüße weit geſpreizt, auf einer und derſelben Stelle ſich erhaltend<lb/>
oder, was ihm bequemer, auf dem breiten Blatte einer Waſſerpflanze, einem treibenden Holzſtücke,<lb/>
einem überragenden Steine oder Felsblocke am Uferrande oder auf einem ähnlichen Plätzchen ſitzend<lb/>
und der behaglichen Wärme mit Luſt ſich hingebend. Ungeſtört verweilt er in ſolcher Lage halbe<lb/>
Tage, ohne ſich zu rühren, geſtört, oder durch eine ſich ihm bietende Beute verlockt, ſpringt er mit<lb/>
einem gewaltigen, vier bis ſechs Fuß weiten Satze ins Waſſer, ſchwimmt mit kräftigen Ruderſtößen<lb/>
zwiſchen deſſen Oberfläche und dem Grunde dahin, erſterenfalls in ſanft geneigter Linie abwärts<lb/>
und huſcht endlich in den Schlamm, um hier ſich zu verbergen. Doch niemals verweilt er in der ihm<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[380/0406]
Die Froſchlurche. Glattfröſche. Waſſerfröſche.
der ganzen Geſellſchaft, vernehmen, und alle anderen hören ſchweigend zu, doch nur, um im nächſten
Augenblicke mit derſelben Strophe oder dem dumpfen „Quarr“ einzufallen und in altgewohnter Weiſe
weiter zu quaken. Mit der Kühle der Dämmerung beginnt der allgemeine Geſang; beharrlicher als
jedes andere Lied der Nacht wird er fortgeſetzt, und erſt gegen Morgen hin wird es ſtiller in den
Teichen, obſchon immer noch einer oder der andere, gleichſam in ſeliger Erinnerung der vorher
bekundeten Meiſterſchaft, noch ein halb unterdrücktes „Quarr“ zum Beſten geben muß.
Jch will nicht in Abrede ſtellen, daß es ſchwachnervigen Leuten, welche in der Nähe eines froſch-
bevölkerten Teiches wohnen, ſchließlich unangenehm werden kann, in jeder lauwarmen Sommernacht
immer und immer nur das eine Muſikſtück zu hören; aber ich vermag es nicht, ſolchen Unwillen zu
theilen, weil ich zu Denen gehöre, welche heiter geſtimmt werden, wenn ſie die begeiſterten Sänger
vernehmen und meine, daß wenigſtens Jeder, welcher auf dem Lande ſeine Jugendzeit verlebt hat,
mir beiſtimmen muß.
Unſer Teichfroſch (Rana esculenta), Vertreter der Sippe der Waſſerfröſche, wird etwas
über 3 Zoll lang, ſeine 4 Zoll langen Hinterbeine ſelbſtverſtändlich abgerechnet. Auf dem anſprechend
grünem Grunde der Oberſeite ſtehen ſchwarze Flecken und verlaufen drei gelbe Längsſtreifen, einer
über das Rückgrat, einer an jeder Seite des Leibes; zwei ſchwarze Streifen zeichnen den Kopf; die
Unterſeite ſieht weiß oder gelblich aus. Nach der Laichzeit erſcheint die Färbung am friſcheſten,
ſpäter bald bläſſer, bald dunkler, mehr oder weniger ins Braune ſpielend; auch herrſcht bald dieſe,
bald jene Zeichnung vor, da die Längsſtreifen mehr oder weniger ausgedrückt ſein können, die
Fleckung deutlicher hervortritt ꝛc. Die großen Augen haben einen lebhaft goldenen Ring und ſehen
klug und munter ins Weite.
Nicht blos unſer Europa iſt die Heimat des Teichfroſches, ſondern auch Nordweſtafrika und ein
guter Theil Aſiens, wahrſcheinlich ganz Mittelaſien bis nach Japan hin. Jn Südaſien und in
Mittelafrika wird er durch verwandte Arten erſetzt; nach Norden hin begrenzt der Polarkreis ſo
ziemlich ſein Verbreitungsgebiet; denn nur ausnahmsweiſe noch findet er ſich jenſeits deſſelben.
Wo er vorkommt, tritt er in anſehnlicher Menge auf, gleichſam, als ob er die Geſelligkeit liebe, in
Wahrheit wohl, weil er ſich ſo außerordentlich ſtark vermehrt, daß derjenige Teich, an welchem ſich
ein Pärchen anſiedelte, bald von Nachkommenſchaft wimmelt. Obwohl im Ganzen ſehr anſpruchs-
los, ſtellt er doch gewiſſe Anforderungen an das Gewäſſer, welches ihn beherbergen ſoll. Er fehlt
wenigen, findet ſich aber in zahlreicher Menge nur in ſolchen, deren Ufer mit hohem Graſe oder
Binſicht beſtanden und deren Mitte mit Waſſerpflanzen, namentlich ſchwimmenden bedeckt iſt.
Schwachſalzige Gewäſſer werden von ihm noch beſiedelt, eigentliche Salzſeen aber meidet er ebenſo
entſchieden wie das Meer. Kleine, umbuſchte Teiche, auf deren Spiegel Waſſerlilien ſich breiten,
Graben, welche wenigſtens den größten Theil des Jahres hindurch Waſſer halten, ſind ſeine Lieblings-
ſitze, nächſt ihnen Sümpfe, Brüche und Moräſte, im Süden ganz beſonders auch die Reisfelder,
welche monatelang unter Waſſer gehalten werden müſſen und wie jene Teiche beſtändig von ihm
genehmer Beute wimmeln. An ſolchen Gewäſſern macht er ſich ſehr bemerklich, und nicht allein dem
Gehör, ſondern auch dem Geſicht. Als großer Freund der Wärme ſucht er jeden Sonnenſtrahl aus-
zunützen, kommt deshalb übertages regelmäßig zur Oberfläche empor, hier, mit dem Kopfe über dem
Waſſer, die gewaltigen Schwimmfüße weit geſpreizt, auf einer und derſelben Stelle ſich erhaltend
oder, was ihm bequemer, auf dem breiten Blatte einer Waſſerpflanze, einem treibenden Holzſtücke,
einem überragenden Steine oder Felsblocke am Uferrande oder auf einem ähnlichen Plätzchen ſitzend
und der behaglichen Wärme mit Luſt ſich hingebend. Ungeſtört verweilt er in ſolcher Lage halbe
Tage, ohne ſich zu rühren, geſtört, oder durch eine ſich ihm bietende Beute verlockt, ſpringt er mit
einem gewaltigen, vier bis ſechs Fuß weiten Satze ins Waſſer, ſchwimmt mit kräftigen Ruderſtößen
zwiſchen deſſen Oberfläche und dem Grunde dahin, erſterenfalls in ſanft geneigter Linie abwärts
und huſcht endlich in den Schlamm, um hier ſich zu verbergen. Doch niemals verweilt er in der ihm
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/406>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.