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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Matlamatlo. Knoblauchkröte.
der die Entwicklung der Jungen befördernden Wärme sind auch die Larven regelmäßig verwandelt,
bevor das vom Himmel gespendete Wasser wieder versiegt. Auch in Mittelafrika sind die Einge-
borenen, wie die Kaffern geneigt, zu glauben, daß die Unzahl der Froschkröten dieser Art, von deren
Vorhandensein man einen Tag früher keine Ahnung hatte, mit dem sie aus dem Winterschlafe
erweckenden Regen vom Himmel herabkommen.

Livingstone erzählt, er habe durch die Buschmänner auf die Winterwohnungen des Matla-
matlo aufmerksam gemacht, letzteren dann öfters in Höhlungen unter Bäumen, deren Mündungen
gleichzeitig von Spinnen bewohnt und theilweise zugewebt waren, gefunden. Der Reisende spricht
seine Verwunderung aus, daß ein Frosch in den trockensten Theilen des Landes leben könne,
versichert, anfänglich, wenn er den lauten Ruf des Thieres in der Stille der Nacht vernahm, stets
gehofft zu haben, Wasser zu finden, oft jedoch getäuscht worden zu sein, und glaubt deshalb annehmen
zu dürfen, das Thier verbringe auch einen Theil der trockenen Jahreszeit wachend. Letztere Ansicht
ist wohl nur bedingungsweise richtig, da wir annehmen dürfen, daß auch im südlichen Afrika die
Dürre den Winter über das Land bringt und ein sich regender Froschlurch nur durch vorher gefallenen
Regen ermuntert oder gewissermaßen ins Leben gerufen worden ist. Uebrigens stimmt Livingstone
mit meinen Beobachtungen darin überein, daß auch kleine, bald wieder versiegende Pfützen zuweilen
Hunderte unserer Froschkröten beherbergen.



Die Krötenfrösche (Pelobates) ähneln in ihrer Gestalt den Kröten, haben jedoch verhältniß-
mäßig lange Hinterbeine, deren Zehen durch große Schwimmhäute verbunden werden, eine runde,
hinten freie Zunge und zwei Häufchen Gaumenzähne. Das Trommelfell liegt verborgen. Die
Rückenhaut enthält feine Wärzchen.

Als Vertreter dieser Sippe gilt die Knoblauchkröte (Pelobates fuscus), ein sehr buntes
Thier von 21/2 Zoll Länge, oben auf gelbbraunem oder hellgrauem Grunde mit vielen kleinen und
großen, lebhaft dunkelbraunen, unregelmäßig gestalteten Flecken gezeichnet, welche bald zusammen-
hängen, bald einzeln stehen und, nach dem Ausdruck von Schinz, wie Jnseln auf der Landkarte
zerstreut liegen.

Der Verbreitungskreis der Knoblauchkröte umfaßt Deutschland und Frankreich, Jtalien und
Spanien; jedoch kommt sie keineswegs überall vor, fehlt vielmehr manchen Gegenden gänzlich: in
der Schweiz z. B. hat man sie, laut Schinz, noch nicht beobachtet. Hier und da tritt sie sehr häufig
auf, so in der Gegend von Nürnberg und von Berlin. Wie die Unke lebt sie viel im Wasser,
verläßt dasselbe namentlich im Frühjahre nicht, kommt aber im Sommer doch auf trockeneres Land
heraus und treibt sich dann vorzugsweise auf sandigen Feldern umher, hier übertages in einer
vorgefundenen oder selbst gegrabenen Höhlung sich verbergend, nachts ihrer Jagd obliegend. Jn
ihren Bewegungen übertrifft sie die eigentlichen Kröten bei weitem und ähnelt hierin den Fröschen
mehr als diese. So springt sie mit rasch auf einander folgenden, verhältnißmäßig großen Sätzen sehr
munter umher, schwimmt rasch und geschickt und besitzt auch eine bedeutende Fertigkeit, sich in Sand
oder Schlamm einzuwühlen. Jhre Nahrung besteht hauptsächlich aus Kerbthieren und Nacktschnecken;
möglicherweise stellt sie jedoch auch anderen kleinen Fröschen, zumal dem so allgemein befehdeten
Thaufrosche nach.

Jn einer Hinsicht ähnelt sie den eigentlichen Kröten: sie verbreitet einen wirklich unaus-
stehlichen Geruch nach Knoblauch, trägt also ihren Namen mit Fug und Recht. Dieser, von
ihr ausgehende Gestank ist so heftig, daß man sie mit der Nase früher auffindet als mit den Augen
und letzteren Thränen entlockt, wenn man ihr sich bis zu einer gewissen Entfernung nähert, gerade,
als ob man an Merrettig oder Zwiebeln gerochen habe. Wie es scheint, wird dieser Geruch haupt-

Matlamatlo. Knoblauchkröte.
der die Entwicklung der Jungen befördernden Wärme ſind auch die Larven regelmäßig verwandelt,
bevor das vom Himmel geſpendete Waſſer wieder verſiegt. Auch in Mittelafrika ſind die Einge-
borenen, wie die Kaffern geneigt, zu glauben, daß die Unzahl der Froſchkröten dieſer Art, von deren
Vorhandenſein man einen Tag früher keine Ahnung hatte, mit dem ſie aus dem Winterſchlafe
erweckenden Regen vom Himmel herabkommen.

Livingſtone erzählt, er habe durch die Buſchmänner auf die Winterwohnungen des Matla-
matlo aufmerkſam gemacht, letzteren dann öfters in Höhlungen unter Bäumen, deren Mündungen
gleichzeitig von Spinnen bewohnt und theilweiſe zugewebt waren, gefunden. Der Reiſende ſpricht
ſeine Verwunderung aus, daß ein Froſch in den trockenſten Theilen des Landes leben könne,
verſichert, anfänglich, wenn er den lauten Ruf des Thieres in der Stille der Nacht vernahm, ſtets
gehofft zu haben, Waſſer zu finden, oft jedoch getäuſcht worden zu ſein, und glaubt deshalb annehmen
zu dürfen, das Thier verbringe auch einen Theil der trockenen Jahreszeit wachend. Letztere Anſicht
iſt wohl nur bedingungsweiſe richtig, da wir annehmen dürfen, daß auch im ſüdlichen Afrika die
Dürre den Winter über das Land bringt und ein ſich regender Froſchlurch nur durch vorher gefallenen
Regen ermuntert oder gewiſſermaßen ins Leben gerufen worden iſt. Uebrigens ſtimmt Livingſtone
mit meinen Beobachtungen darin überein, daß auch kleine, bald wieder verſiegende Pfützen zuweilen
Hunderte unſerer Froſchkröten beherbergen.



Die Krötenfröſche (Pelobates) ähneln in ihrer Geſtalt den Kröten, haben jedoch verhältniß-
mäßig lange Hinterbeine, deren Zehen durch große Schwimmhäute verbunden werden, eine runde,
hinten freie Zunge und zwei Häufchen Gaumenzähne. Das Trommelfell liegt verborgen. Die
Rückenhaut enthält feine Wärzchen.

Als Vertreter dieſer Sippe gilt die Knoblauchkröte (Pelobates fuscus), ein ſehr buntes
Thier von 2½ Zoll Länge, oben auf gelbbraunem oder hellgrauem Grunde mit vielen kleinen und
großen, lebhaft dunkelbraunen, unregelmäßig geſtalteten Flecken gezeichnet, welche bald zuſammen-
hängen, bald einzeln ſtehen und, nach dem Ausdruck von Schinz, wie Jnſeln auf der Landkarte
zerſtreut liegen.

Der Verbreitungskreis der Knoblauchkröte umfaßt Deutſchland und Frankreich, Jtalien und
Spanien; jedoch kommt ſie keineswegs überall vor, fehlt vielmehr manchen Gegenden gänzlich: in
der Schweiz z. B. hat man ſie, laut Schinz, noch nicht beobachtet. Hier und da tritt ſie ſehr häufig
auf, ſo in der Gegend von Nürnberg und von Berlin. Wie die Unke lebt ſie viel im Waſſer,
verläßt daſſelbe namentlich im Frühjahre nicht, kommt aber im Sommer doch auf trockeneres Land
heraus und treibt ſich dann vorzugsweiſe auf ſandigen Feldern umher, hier übertages in einer
vorgefundenen oder ſelbſt gegrabenen Höhlung ſich verbergend, nachts ihrer Jagd obliegend. Jn
ihren Bewegungen übertrifft ſie die eigentlichen Kröten bei weitem und ähnelt hierin den Fröſchen
mehr als dieſe. So ſpringt ſie mit raſch auf einander folgenden, verhältnißmäßig großen Sätzen ſehr
munter umher, ſchwimmt raſch und geſchickt und beſitzt auch eine bedeutende Fertigkeit, ſich in Sand
oder Schlamm einzuwühlen. Jhre Nahrung beſteht hauptſächlich aus Kerbthieren und Nacktſchnecken;
möglicherweiſe ſtellt ſie jedoch auch anderen kleinen Fröſchen, zumal dem ſo allgemein befehdeten
Thaufroſche nach.

Jn einer Hinſicht ähnelt ſie den eigentlichen Kröten: ſie verbreitet einen wirklich unaus-
ſtehlichen Geruch nach Knoblauch, trägt alſo ihren Namen mit Fug und Recht. Dieſer, von
ihr ausgehende Geſtank iſt ſo heftig, daß man ſie mit der Naſe früher auffindet als mit den Augen
und letzteren Thränen entlockt, wenn man ihr ſich bis zu einer gewiſſen Entfernung nähert, gerade,
als ob man an Merrettig oder Zwiebeln gerochen habe. Wie es ſcheint, wird dieſer Geruch haupt-

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[393/0421] Matlamatlo. Knoblauchkröte. der die Entwicklung der Jungen befördernden Wärme ſind auch die Larven regelmäßig verwandelt, bevor das vom Himmel geſpendete Waſſer wieder verſiegt. Auch in Mittelafrika ſind die Einge- borenen, wie die Kaffern geneigt, zu glauben, daß die Unzahl der Froſchkröten dieſer Art, von deren Vorhandenſein man einen Tag früher keine Ahnung hatte, mit dem ſie aus dem Winterſchlafe erweckenden Regen vom Himmel herabkommen. Livingſtone erzählt, er habe durch die Buſchmänner auf die Winterwohnungen des Matla- matlo aufmerkſam gemacht, letzteren dann öfters in Höhlungen unter Bäumen, deren Mündungen gleichzeitig von Spinnen bewohnt und theilweiſe zugewebt waren, gefunden. Der Reiſende ſpricht ſeine Verwunderung aus, daß ein Froſch in den trockenſten Theilen des Landes leben könne, verſichert, anfänglich, wenn er den lauten Ruf des Thieres in der Stille der Nacht vernahm, ſtets gehofft zu haben, Waſſer zu finden, oft jedoch getäuſcht worden zu ſein, und glaubt deshalb annehmen zu dürfen, das Thier verbringe auch einen Theil der trockenen Jahreszeit wachend. Letztere Anſicht iſt wohl nur bedingungsweiſe richtig, da wir annehmen dürfen, daß auch im ſüdlichen Afrika die Dürre den Winter über das Land bringt und ein ſich regender Froſchlurch nur durch vorher gefallenen Regen ermuntert oder gewiſſermaßen ins Leben gerufen worden iſt. Uebrigens ſtimmt Livingſtone mit meinen Beobachtungen darin überein, daß auch kleine, bald wieder verſiegende Pfützen zuweilen Hunderte unſerer Froſchkröten beherbergen. Die Krötenfröſche (Pelobates) ähneln in ihrer Geſtalt den Kröten, haben jedoch verhältniß- mäßig lange Hinterbeine, deren Zehen durch große Schwimmhäute verbunden werden, eine runde, hinten freie Zunge und zwei Häufchen Gaumenzähne. Das Trommelfell liegt verborgen. Die Rückenhaut enthält feine Wärzchen. Als Vertreter dieſer Sippe gilt die Knoblauchkröte (Pelobates fuscus), ein ſehr buntes Thier von 2½ Zoll Länge, oben auf gelbbraunem oder hellgrauem Grunde mit vielen kleinen und großen, lebhaft dunkelbraunen, unregelmäßig geſtalteten Flecken gezeichnet, welche bald zuſammen- hängen, bald einzeln ſtehen und, nach dem Ausdruck von Schinz, wie Jnſeln auf der Landkarte zerſtreut liegen. Der Verbreitungskreis der Knoblauchkröte umfaßt Deutſchland und Frankreich, Jtalien und Spanien; jedoch kommt ſie keineswegs überall vor, fehlt vielmehr manchen Gegenden gänzlich: in der Schweiz z. B. hat man ſie, laut Schinz, noch nicht beobachtet. Hier und da tritt ſie ſehr häufig auf, ſo in der Gegend von Nürnberg und von Berlin. Wie die Unke lebt ſie viel im Waſſer, verläßt daſſelbe namentlich im Frühjahre nicht, kommt aber im Sommer doch auf trockeneres Land heraus und treibt ſich dann vorzugsweiſe auf ſandigen Feldern umher, hier übertages in einer vorgefundenen oder ſelbſt gegrabenen Höhlung ſich verbergend, nachts ihrer Jagd obliegend. Jn ihren Bewegungen übertrifft ſie die eigentlichen Kröten bei weitem und ähnelt hierin den Fröſchen mehr als dieſe. So ſpringt ſie mit raſch auf einander folgenden, verhältnißmäßig großen Sätzen ſehr munter umher, ſchwimmt raſch und geſchickt und beſitzt auch eine bedeutende Fertigkeit, ſich in Sand oder Schlamm einzuwühlen. Jhre Nahrung beſteht hauptſächlich aus Kerbthieren und Nacktſchnecken; möglicherweiſe ſtellt ſie jedoch auch anderen kleinen Fröſchen, zumal dem ſo allgemein befehdeten Thaufroſche nach. Jn einer Hinſicht ähnelt ſie den eigentlichen Kröten: ſie verbreitet einen wirklich unaus- ſtehlichen Geruch nach Knoblauch, trägt alſo ihren Namen mit Fug und Recht. Dieſer, von ihr ausgehende Geſtank iſt ſo heftig, daß man ſie mit der Naſe früher auffindet als mit den Augen und letzteren Thränen entlockt, wenn man ihr ſich bis zu einer gewiſſen Entfernung nähert, gerade, als ob man an Merrettig oder Zwiebeln gerochen habe. Wie es ſcheint, wird dieſer Geruch haupt-

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/421>, abgerufen am 22.12.2024.