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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Die Schwanzlurche. Salamander.
im Kreise herum. Unmittelbar nach der Vergiftung schreit der Vogel laut auf vor Schmerz; sein
Tod tritt oft schon in der ersten Minute ein; dann aber schlägt das Herz noch eine Zeitlang weiter,
und ist Dies vorüber, so kann es durch Reize wieder erregt werden, ebenso wie die anderen will-
kürlichen und unwillkürlichen Muskeln auch. Bei geringer Gabe und langsamer Wirkung, wie sie
sich gewöhnlich bei Fröschen zeigt, wird anfänglich Athmung und Blutumlauf gesteigert; dann tritt
Steifheit der Gliedmaßen ein, und ihr folgen Streckkrämpfe, welche Anfangs von kurzer Dauer sind,
später aber ununterbrochen fortwähren und tagelang anhalten können, bis Athmung und Blutumlauf
abnehmen, und der Tod erfolgt. Die Frösche ändern dabei merklich ihre Hautfarbe, welche immer
heller wird; die Haut selbst scheint dünner zu werden, und ihre Verdunstung ist sehr stark.

Weiteres wagt Abini gegenwärtig noch nicht zu sagen, da er seine bisherigen Erfahrungen erst
zu prüfen und auszudehnen gedenkt. Der Rückstand von dem Schleime, welcher zuerst mit geklärtem
Wasser und dann mit reinem Alkohol ausgezogen wurde, zeigte keine gistigen Eigenschaften mehr.
Der eingedampfte, weingeistige Auszug war viel giftiger als der wässerige; in jenem bildeten sich
nach einem Tage frei herumschwimmende Nadeln, welche nach vollständiger Verdunstung des
Alkohols sich zu griesigen Gruppen zusammenballten. Diese feinen Nadeln, welche sich als höchst
giftig zeigten, sind gleich löslich in Alkohol wie im Wasser und Aether; die wässerige Lösung
bekundet sich als Säure; Kali, Natron und Ammoniak greifen die Kristalle nicht an. Jhre Wirkung
ist eine überraschend schnelle und äußert sich gleich Anfangs durch Erbrechen.

Soviel über diesen Gegenstand, welcher, wie man sieht, noch einer sorgfältigen Unter-
suchung bedarf.

Jn der Gefangenschaft hält der Salamander, bei einiger Pflege, mehrere Jahre aus. Er
verlangt einen Käfig mit einem kleinen Wasserbecken und entsprechenden Schlupfwinkeln, wie er
solche während seines Freilebens aufsucht. Zur Ernährung genügen Mehl- und Regenwürmer,
Kerbthiere und Schnecken; kleinere Stücke der eigenen Art frißt er ohne Bedenken auf.

Beachtenswerth ist, daß dieses in vieler Beziehung so unempfindliche Thier gewissen Einflüssen
sofort unterliegt, daß namentlich Kochsalz auf ihn äußerst giftig wirkt. Wer einen Salamander
rasch tödten will, braucht ihn blos mit Salz zu bestreuen.

Jn den Alpen wird der Feuersalamander durch eine verwandte Art, den Mohrensala-
mander
(Salamandra atra) vertreten, einen jenem höchst ähnlichen, aber ungefleckten Molch, dessen
Größe hinter der des Verwandten etwas zurücksteht. Sein Verbreitungsgebiet dehnt sich über die
Alpen der Schweiz, Savoyens, Tirols, Steiermarks, Kärnthens, Salzburgs und Oberösterreichs aus,
doch beherbergt ihn nur ein Gürtel zwischen 2000 bis 7000 Fuß über dem Meere. Hier ist er an
geeigneten Orten gemein und lebt meist zu Dutzenden beisammen unter Steinen, Mos und Gestrüpp,
nach Art seines Verwandten. Wie dieser ist er ein träges, langsames, schläfrig erscheinendes
Geschöpf, welches ebenfalls nur bei feuchtem Wetter sich außerhalb seiner Versteckplätze zeigt und bei
größerer Trocknung verkümmert.

Der Mohrensalamander weicht, laut Schreiber, in der Art der Fortpflanzung vom Feuer-
salamander ab. Er bringt zwar auch lebende Junge zur Welt, aber nie mehr als je zwei auf
einmal. Obgleich die Eierstöcke des Weibchens ebensogroß und gehaltreich sind, auch ebenso viele
Eier auf einmal in die Eiergänge gelangen, wie beim Feuersalamander, so bildet sich doch in jedem
Eiergange nur eines aus, und der Keim entwickelt sich auf Kosten der übrigen Eier, indem dieselben
in eine gemeinschaftliche Dottermasse zusammenfließen, welche den Keim einschließt, bis er die
Eihülle sprengt und sich frei in derselben bewegen kann. Zwanzig und mehr Eier in jedem Eier-
gange bleiben also unbefruchtet und bieten als eine gleichförmige, zähflüssige Masse dem Keime
Nahrung. Zur Zeit der Geburt ist der Vorrath jener Masse rein aufgezehrt.

Der einzelne Keim erhält hier nicht blos seine völlige Ausbildung, sondern wächst bis zu einer
Größe von 20 bis 22 Linien an, füllt das hintere Ende des nicht gekrümmten und auf 15 Linien

Die Schwanzlurche. Salamander.
im Kreiſe herum. Unmittelbar nach der Vergiftung ſchreit der Vogel laut auf vor Schmerz; ſein
Tod tritt oft ſchon in der erſten Minute ein; dann aber ſchlägt das Herz noch eine Zeitlang weiter,
und iſt Dies vorüber, ſo kann es durch Reize wieder erregt werden, ebenſo wie die anderen will-
kürlichen und unwillkürlichen Muskeln auch. Bei geringer Gabe und langſamer Wirkung, wie ſie
ſich gewöhnlich bei Fröſchen zeigt, wird anfänglich Athmung und Blutumlauf geſteigert; dann tritt
Steifheit der Gliedmaßen ein, und ihr folgen Streckkrämpfe, welche Anfangs von kurzer Dauer ſind,
ſpäter aber ununterbrochen fortwähren und tagelang anhalten können, bis Athmung und Blutumlauf
abnehmen, und der Tod erfolgt. Die Fröſche ändern dabei merklich ihre Hautfarbe, welche immer
heller wird; die Haut ſelbſt ſcheint dünner zu werden, und ihre Verdunſtung iſt ſehr ſtark.

Weiteres wagt Abini gegenwärtig noch nicht zu ſagen, da er ſeine bisherigen Erfahrungen erſt
zu prüfen und auszudehnen gedenkt. Der Rückſtand von dem Schleime, welcher zuerſt mit geklärtem
Waſſer und dann mit reinem Alkohol ausgezogen wurde, zeigte keine giſtigen Eigenſchaften mehr.
Der eingedampfte, weingeiſtige Auszug war viel giftiger als der wäſſerige; in jenem bildeten ſich
nach einem Tage frei herumſchwimmende Nadeln, welche nach vollſtändiger Verdunſtung des
Alkohols ſich zu grieſigen Gruppen zuſammenballten. Dieſe feinen Nadeln, welche ſich als höchſt
giftig zeigten, ſind gleich löslich in Alkohol wie im Waſſer und Aether; die wäſſerige Löſung
bekundet ſich als Säure; Kali, Natron und Ammoniak greifen die Kriſtalle nicht an. Jhre Wirkung
iſt eine überraſchend ſchnelle und äußert ſich gleich Anfangs durch Erbrechen.

Soviel über dieſen Gegenſtand, welcher, wie man ſieht, noch einer ſorgfältigen Unter-
ſuchung bedarf.

Jn der Gefangenſchaft hält der Salamander, bei einiger Pflege, mehrere Jahre aus. Er
verlangt einen Käfig mit einem kleinen Waſſerbecken und entſprechenden Schlupfwinkeln, wie er
ſolche während ſeines Freilebens aufſucht. Zur Ernährung genügen Mehl- und Regenwürmer,
Kerbthiere und Schnecken; kleinere Stücke der eigenen Art frißt er ohne Bedenken auf.

Beachtenswerth iſt, daß dieſes in vieler Beziehung ſo unempfindliche Thier gewiſſen Einflüſſen
ſofort unterliegt, daß namentlich Kochſalz auf ihn äußerſt giftig wirkt. Wer einen Salamander
raſch tödten will, braucht ihn blos mit Salz zu beſtreuen.

Jn den Alpen wird der Feuerſalamander durch eine verwandte Art, den Mohrenſala-
mander
(Salamandra atra) vertreten, einen jenem höchſt ähnlichen, aber ungefleckten Molch, deſſen
Größe hinter der des Verwandten etwas zurückſteht. Sein Verbreitungsgebiet dehnt ſich über die
Alpen der Schweiz, Savoyens, Tirols, Steiermarks, Kärnthens, Salzburgs und Oberöſterreichs aus,
doch beherbergt ihn nur ein Gürtel zwiſchen 2000 bis 7000 Fuß über dem Meere. Hier iſt er an
geeigneten Orten gemein und lebt meiſt zu Dutzenden beiſammen unter Steinen, Mos und Geſtrüpp,
nach Art ſeines Verwandten. Wie dieſer iſt er ein träges, langſames, ſchläfrig erſcheinendes
Geſchöpf, welches ebenfalls nur bei feuchtem Wetter ſich außerhalb ſeiner Verſteckplätze zeigt und bei
größerer Trocknung verkümmert.

Der Mohrenſalamander weicht, laut Schreiber, in der Art der Fortpflanzung vom Feuer-
ſalamander ab. Er bringt zwar auch lebende Junge zur Welt, aber nie mehr als je zwei auf
einmal. Obgleich die Eierſtöcke des Weibchens ebenſogroß und gehaltreich ſind, auch ebenſo viele
Eier auf einmal in die Eiergänge gelangen, wie beim Feuerſalamander, ſo bildet ſich doch in jedem
Eiergange nur eines aus, und der Keim entwickelt ſich auf Koſten der übrigen Eier, indem dieſelben
in eine gemeinſchaftliche Dottermaſſe zuſammenfließen, welche den Keim einſchließt, bis er die
Eihülle ſprengt und ſich frei in derſelben bewegen kann. Zwanzig und mehr Eier in jedem Eier-
gange bleiben alſo unbefruchtet und bieten als eine gleichförmige, zähflüſſige Maſſe dem Keime
Nahrung. Zur Zeit der Geburt iſt der Vorrath jener Maſſe rein aufgezehrt.

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[416/0444] Die Schwanzlurche. Salamander. im Kreiſe herum. Unmittelbar nach der Vergiftung ſchreit der Vogel laut auf vor Schmerz; ſein Tod tritt oft ſchon in der erſten Minute ein; dann aber ſchlägt das Herz noch eine Zeitlang weiter, und iſt Dies vorüber, ſo kann es durch Reize wieder erregt werden, ebenſo wie die anderen will- kürlichen und unwillkürlichen Muskeln auch. Bei geringer Gabe und langſamer Wirkung, wie ſie ſich gewöhnlich bei Fröſchen zeigt, wird anfänglich Athmung und Blutumlauf geſteigert; dann tritt Steifheit der Gliedmaßen ein, und ihr folgen Streckkrämpfe, welche Anfangs von kurzer Dauer ſind, ſpäter aber ununterbrochen fortwähren und tagelang anhalten können, bis Athmung und Blutumlauf abnehmen, und der Tod erfolgt. Die Fröſche ändern dabei merklich ihre Hautfarbe, welche immer heller wird; die Haut ſelbſt ſcheint dünner zu werden, und ihre Verdunſtung iſt ſehr ſtark. Weiteres wagt Abini gegenwärtig noch nicht zu ſagen, da er ſeine bisherigen Erfahrungen erſt zu prüfen und auszudehnen gedenkt. Der Rückſtand von dem Schleime, welcher zuerſt mit geklärtem Waſſer und dann mit reinem Alkohol ausgezogen wurde, zeigte keine giſtigen Eigenſchaften mehr. Der eingedampfte, weingeiſtige Auszug war viel giftiger als der wäſſerige; in jenem bildeten ſich nach einem Tage frei herumſchwimmende Nadeln, welche nach vollſtändiger Verdunſtung des Alkohols ſich zu grieſigen Gruppen zuſammenballten. Dieſe feinen Nadeln, welche ſich als höchſt giftig zeigten, ſind gleich löslich in Alkohol wie im Waſſer und Aether; die wäſſerige Löſung bekundet ſich als Säure; Kali, Natron und Ammoniak greifen die Kriſtalle nicht an. Jhre Wirkung iſt eine überraſchend ſchnelle und äußert ſich gleich Anfangs durch Erbrechen. Soviel über dieſen Gegenſtand, welcher, wie man ſieht, noch einer ſorgfältigen Unter- ſuchung bedarf. Jn der Gefangenſchaft hält der Salamander, bei einiger Pflege, mehrere Jahre aus. Er verlangt einen Käfig mit einem kleinen Waſſerbecken und entſprechenden Schlupfwinkeln, wie er ſolche während ſeines Freilebens aufſucht. Zur Ernährung genügen Mehl- und Regenwürmer, Kerbthiere und Schnecken; kleinere Stücke der eigenen Art frißt er ohne Bedenken auf. Beachtenswerth iſt, daß dieſes in vieler Beziehung ſo unempfindliche Thier gewiſſen Einflüſſen ſofort unterliegt, daß namentlich Kochſalz auf ihn äußerſt giftig wirkt. Wer einen Salamander raſch tödten will, braucht ihn blos mit Salz zu beſtreuen. Jn den Alpen wird der Feuerſalamander durch eine verwandte Art, den Mohrenſala- mander (Salamandra atra) vertreten, einen jenem höchſt ähnlichen, aber ungefleckten Molch, deſſen Größe hinter der des Verwandten etwas zurückſteht. Sein Verbreitungsgebiet dehnt ſich über die Alpen der Schweiz, Savoyens, Tirols, Steiermarks, Kärnthens, Salzburgs und Oberöſterreichs aus, doch beherbergt ihn nur ein Gürtel zwiſchen 2000 bis 7000 Fuß über dem Meere. Hier iſt er an geeigneten Orten gemein und lebt meiſt zu Dutzenden beiſammen unter Steinen, Mos und Geſtrüpp, nach Art ſeines Verwandten. Wie dieſer iſt er ein träges, langſames, ſchläfrig erſcheinendes Geſchöpf, welches ebenfalls nur bei feuchtem Wetter ſich außerhalb ſeiner Verſteckplätze zeigt und bei größerer Trocknung verkümmert. Der Mohrenſalamander weicht, laut Schreiber, in der Art der Fortpflanzung vom Feuer- ſalamander ab. Er bringt zwar auch lebende Junge zur Welt, aber nie mehr als je zwei auf einmal. Obgleich die Eierſtöcke des Weibchens ebenſogroß und gehaltreich ſind, auch ebenſo viele Eier auf einmal in die Eiergänge gelangen, wie beim Feuerſalamander, ſo bildet ſich doch in jedem Eiergange nur eines aus, und der Keim entwickelt ſich auf Koſten der übrigen Eier, indem dieſelben in eine gemeinſchaftliche Dottermaſſe zuſammenfließen, welche den Keim einſchließt, bis er die Eihülle ſprengt und ſich frei in derſelben bewegen kann. Zwanzig und mehr Eier in jedem Eier- gange bleiben alſo unbefruchtet und bieten als eine gleichförmige, zähflüſſige Maſſe dem Keime Nahrung. Zur Zeit der Geburt iſt der Vorrath jener Maſſe rein aufgezehrt. Der einzelne Keim erhält hier nicht blos ſeine völlige Ausbildung, ſondern wächſt bis zu einer Größe von 20 bis 22 Linien an, füllt das hintere Ende des nicht gekrümmten und auf 15 Linien

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/444>, abgerufen am 22.12.2024.