Der Mullsalamander(Salamandra talpoidea) ist oben gleichmäßig dunkelgrau oder fast schwarz, auf der Kehle, dem Bauche und der Unterseite des Schwanzes ebenfalls dunkelfarbig, jedoch mit deutlichem violetten Schimmer. Die Länge beträgt etwas über 3 Zoll, wovon der Schwanz 11/4 Zoll wegnimmt.
Vier Zehen an allen vier Füßen und der Mangel der Ohrdrüsen sind die Merkmale der Stummelsalamander(Salamandrina), welche durch den Brillensalamander(Salamandrina perspicillata), die Tarantolina der Jtaliener, vertreten werden. Ein mattes Schwarz, von welchem sich die gelbröthliche Brillenzeichnung über den Augen deutlich abhebt, ist die Färbung der Oberseite; die schwarze Kehle zeigt einen weißen Flecken, der lichte Unterleib viele unregelmäßige schwarze Flecken und Tüpfel; die innere Seite der Beine und die Unterseite des Schwanzes sind
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Der Brillensalamander(Salamandrina perspicillata). Natürl. Größe.
schön dunkelroth. An Größe steht das Thierchen unserem deutschen Salamander weit nach; seine Länge beträgt nur 3 Zoll, wovon die des Schwanzes mehr als die Hälfte wegnimmt.
Die italienische Halbinsel und die sie umliegenden Eilande bilden die Heimat dieses reizenden Salamanders. Er bewohnt bergige, kühle, schattige Orte, scheint jedoch nicht hoch im Gebirge vorzukommen, sondern Hügelgelände vorzuziehen, überhaupt rauhe Gegenden zu meiden. Vor April bemerkt man ihn selten außerhalb seiner Winterherberge; anfangs Juni beginnt seine Fort- pflanzungszeit; von nun an aber zieht er sich, der Sonnenhitze ausweichend in allerlei Schlupfplätze zurück und erscheint nochmals im September und Oktober wieder, um bald darauf von Neuem sich zu verstecken. Uebrigens wissen wir über die Lebensweise des in Jtalien unsinnig gefürchteten Thierchens noch sehr wenig, insbesondere was die Fortpflanzung anlangt. Trächtige Weibchen, welche Davi hielt, gingen nicht ans Futter und starben vor dem Gebären. Bei der Zergliederung fand man den Unterleib mit schwärzlichen, hirsekorngroßen Eiern angefüllt, welche in zwei Gruppen abgelagert waren. Die wunderbare Ersatzfähigkeit verstümmelter oder abgeschnittener Glieder hat der Brillensalamander mit anderen seiner Familie gemein.
Die Schwanzlurche. Salamander. Waſſermolche.
Der Mullſalamander(Salamandra talpoidea) iſt oben gleichmäßig dunkelgrau oder faſt ſchwarz, auf der Kehle, dem Bauche und der Unterſeite des Schwanzes ebenfalls dunkelfarbig, jedoch mit deutlichem violetten Schimmer. Die Länge beträgt etwas über 3 Zoll, wovon der Schwanz 1¼ Zoll wegnimmt.
Vier Zehen an allen vier Füßen und der Mangel der Ohrdrüſen ſind die Merkmale der Stummelſalamander(Salamandrina), welche durch den Brillenſalamander(Salamandrina perspicillata), die Tarantolina der Jtaliener, vertreten werden. Ein mattes Schwarz, von welchem ſich die gelbröthliche Brillenzeichnung über den Augen deutlich abhebt, iſt die Färbung der Oberſeite; die ſchwarze Kehle zeigt einen weißen Flecken, der lichte Unterleib viele unregelmäßige ſchwarze Flecken und Tüpfel; die innere Seite der Beine und die Unterſeite des Schwanzes ſind
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Der Brillenſalamander(Salamandrina perspicillata). Natürl. Größe.
ſchön dunkelroth. An Größe ſteht das Thierchen unſerem deutſchen Salamander weit nach; ſeine Länge beträgt nur 3 Zoll, wovon die des Schwanzes mehr als die Hälfte wegnimmt.
Die italieniſche Halbinſel und die ſie umliegenden Eilande bilden die Heimat dieſes reizenden Salamanders. Er bewohnt bergige, kühle, ſchattige Orte, ſcheint jedoch nicht hoch im Gebirge vorzukommen, ſondern Hügelgelände vorzuziehen, überhaupt rauhe Gegenden zu meiden. Vor April bemerkt man ihn ſelten außerhalb ſeiner Winterherberge; anfangs Juni beginnt ſeine Fort- pflanzungszeit; von nun an aber zieht er ſich, der Sonnenhitze ausweichend in allerlei Schlupfplätze zurück und erſcheint nochmals im September und Oktober wieder, um bald darauf von Neuem ſich zu verſtecken. Uebrigens wiſſen wir über die Lebensweiſe des in Jtalien unſinnig gefürchteten Thierchens noch ſehr wenig, insbeſondere was die Fortpflanzung anlangt. Trächtige Weibchen, welche Davi hielt, gingen nicht ans Futter und ſtarben vor dem Gebären. Bei der Zergliederung fand man den Unterleib mit ſchwärzlichen, hirſekorngroßen Eiern angefüllt, welche in zwei Gruppen abgelagert waren. Die wunderbare Erſatzfähigkeit verſtümmelter oder abgeſchnittener Glieder hat der Brillenſalamander mit anderen ſeiner Familie gemein.
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Die Schwanzlurche. Salamander. Waſſermolche.
Der Mullſalamander (Salamandra talpoidea) iſt oben gleichmäßig dunkelgrau oder faſt
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mit deutlichem violetten Schimmer. Die Länge beträgt etwas über 3 Zoll, wovon der Schwanz
1¼ Zoll wegnimmt.
Vier Zehen an allen vier Füßen und der Mangel der Ohrdrüſen ſind die Merkmale der
Stummelſalamander (Salamandrina), welche durch den Brillenſalamander (Salamandrina
perspicillata), die Tarantolina der Jtaliener, vertreten werden. Ein mattes Schwarz, von
welchem ſich die gelbröthliche Brillenzeichnung über den Augen deutlich abhebt, iſt die Färbung der
Oberſeite; die ſchwarze Kehle zeigt einen weißen Flecken, der lichte Unterleib viele unregelmäßige
ſchwarze Flecken und Tüpfel; die innere Seite der Beine und die Unterſeite des Schwanzes ſind
[Abbildung Der Brillenſalamander (Salamandrina perspicillata). Natürl. Größe.]
ſchön dunkelroth. An Größe ſteht das Thierchen unſerem deutſchen Salamander weit nach; ſeine
Länge beträgt nur 3 Zoll, wovon die des Schwanzes mehr als die Hälfte wegnimmt.
Die italieniſche Halbinſel und die ſie umliegenden Eilande bilden die Heimat dieſes reizenden
Salamanders. Er bewohnt bergige, kühle, ſchattige Orte, ſcheint jedoch nicht hoch im Gebirge
vorzukommen, ſondern Hügelgelände vorzuziehen, überhaupt rauhe Gegenden zu meiden. Vor
April bemerkt man ihn ſelten außerhalb ſeiner Winterherberge; anfangs Juni beginnt ſeine Fort-
pflanzungszeit; von nun an aber zieht er ſich, der Sonnenhitze ausweichend in allerlei Schlupfplätze
zurück und erſcheint nochmals im September und Oktober wieder, um bald darauf von Neuem ſich
zu verſtecken. Uebrigens wiſſen wir über die Lebensweiſe des in Jtalien unſinnig gefürchteten
Thierchens noch ſehr wenig, insbeſondere was die Fortpflanzung anlangt. Trächtige Weibchen,
welche Davi hielt, gingen nicht ans Futter und ſtarben vor dem Gebären. Bei der Zergliederung
fand man den Unterleib mit ſchwärzlichen, hirſekorngroßen Eiern angefüllt, welche in zwei Gruppen
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/446>, abgerufen am 22.12.2024.
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