wenn er nach Nahrung schnappt; immer liegt er ruhig auf dem Grunde des Beckens und zwar an dessen dunkelstem Platze; fällt Licht dahin, so geht er an den nächst dunkelsten. Von Zeit zu Zeit, etwa aller zehn Minuten, streckt er zur Athmung die Schnauze aus dem Wasser; sobald er durch die Nasenlöcher Luft eingenommen, sinkt er wieder ruhig hinab. Außerdem sieht man ihn zuweilen wohl eine Viertelstunde lang regelmäßige, seitlich schwingende, ein wenig vorwärts und rückwärts wiegende Bewegungen mit seinem Rumpfe machen, ähnlich wie man es von Elefanten, Bären etc. in Gefangen- schaft beobachtete.
"Eine Häutung wurde kurz nach seiner Ankunft beobachtet; hierbei fiel die Oberhaut in großen Fetzen ab."
Die Erfahrung hat gelehrt, daß man mit dem Riesensalamander sehr wenig Umstände zu machen braucht. Einer von denen, welche ich kennen lernte, kroch einmal über den Rand seines Beckens und siel etwa vier Fuß tief auf den Boden herab, wurde hier auch am andern Morgen fast bewegungslos gefunden, erholte sich aber, ins Wasser zurückversetzt, bald wieder. Von anderen erfuhr man, daß bedeutende Kälte ihnen vielleicht ebensowenig schadet als unsern Teichmolchen: das Becken der Gefangenen im amsterdamer Thiergarten mußte einmal vom Eise befreit werden, ohne daß sie darunter litten. Wenn sich der Niesensalamander erst mehrere Male nach einander satt gefressen hat, bekümmert er sich zuweilen wochenlang nicht um die zu seiner Ernährung bestimmten Fische in seinem Wasserbecken; plötzlich aber schnappt er mehrmals nach einander zu und frißt eine erkleckliche Anzahl. Trotzdem scheint es, als ob er sehr wohl einen Unterschied zwischen der einen und anderen Beute zu machen wisse; denn er zieht manche Fische, beispielsweise Forellen, minder schmackhaften vor. Ebenso unregelmäßig als er frißt, entleert er sich; wenn es aber geschieht, wirft er eine erstaunliche Menge formlosen, weichen, braun gefärbten Kothes aus.
Obgleich wahrscheinlich mehr Nacht- als Tagthier, benimmt er sich in der Dunkelheit kaum anders als während des Tages, gibt seine erstaunliche Trägheit auch nach Einbruch der Nacht nicht auf. Zuweilen verläßt er das dunkele Versteck, welches er sich erwählte und kriecht langsam auf einen Vorsprung heraus, vielleicht in der Absicht, freier zu athmen; es können aber Wochen vergehen, ohne daß er seine Lage wechselt. Treibt man ihn gewaltsam aus seinem Schlupfwinkel, so kehrt er gelassen dahin zurück; verdirbt man ihm sein Lager, indem man Steine oder groben Kies darauf streut, so scharrt er Alles wieder weg und stellt sich das Lager wieder her, wie es war. Wiederholte Störungen erregen schließlich seinen Zorn; er versucht dann sich zu wehren, beißt auch heftig in einen ihm vor- gehaltenen Stock und läßt nicht sogleich wieder los. Seinen Wärter unterscheidet er schwerlich von anderen Leuten.
Jn Amsterdam lebt der mehrfach erwähnte Riesensalamander gegenwärtig in Gesellschaft eines zweiten, wie man annimmt, weiblichen Stückes seiner Art, und hofft man dort, beide Thiere noch zur Fortpflanzung zu bringen.
Jn einer zweiten Zunft vereinigen wir die Fischlinge(Ichthyodi), Lurche, welche den Ueber- gang von ihrer Klasse zu den Fischen vermitteln und von Wagler unter dem vorstehenden Namen in einer besonderen Ordnung zusammengefaßt wurden. Sie ähneln den Molchlarven, solange diese noch Kiemen besitzen, unterscheiden sich von ihnen wie von allen übrigen Lurchen aber dadurch, daß sie neben den Lungen Kiemen oder auf jeder Seite des Halses ein Loch besitzen, unter welchem Knochen- oder Knorpelbogen stehen, an denen sich wahrscheinlich in der ersten Zeit des Lebens Kiemen befinden. Früher glaubte man sich vollkommen berechtigt, diese Zunft in zwei Familien zu zerfällen; seitdem man jedoch die Umwandlung des Axolotl, welcher bis zum Jahre 1865 zu den Fischlingen gezählt werden mußte, beobachtet hat, erscheinen Zweifel an der Beständigkeit der Kiemen zum Mindesten nicht mehr unberechtigt. Noch heutigentags kennt man die Fortpflanzung der Fisch-
Die Schwanzlurche. Fiſchlinge.
wenn er nach Nahrung ſchnappt; immer liegt er ruhig auf dem Grunde des Beckens und zwar an deſſen dunkelſtem Platze; fällt Licht dahin, ſo geht er an den nächſt dunkelſten. Von Zeit zu Zeit, etwa aller zehn Minuten, ſtreckt er zur Athmung die Schnauze aus dem Waſſer; ſobald er durch die Naſenlöcher Luft eingenommen, ſinkt er wieder ruhig hinab. Außerdem ſieht man ihn zuweilen wohl eine Viertelſtunde lang regelmäßige, ſeitlich ſchwingende, ein wenig vorwärts und rückwärts wiegende Bewegungen mit ſeinem Rumpfe machen, ähnlich wie man es von Elefanten, Bären ꝛc. in Gefangen- ſchaft beobachtete.
„Eine Häutung wurde kurz nach ſeiner Ankunft beobachtet; hierbei fiel die Oberhaut in großen Fetzen ab.“
Die Erfahrung hat gelehrt, daß man mit dem Rieſenſalamander ſehr wenig Umſtände zu machen braucht. Einer von denen, welche ich kennen lernte, kroch einmal über den Rand ſeines Beckens und ſiel etwa vier Fuß tief auf den Boden herab, wurde hier auch am andern Morgen faſt bewegungslos gefunden, erholte ſich aber, ins Waſſer zurückverſetzt, bald wieder. Von anderen erfuhr man, daß bedeutende Kälte ihnen vielleicht ebenſowenig ſchadet als unſern Teichmolchen: das Becken der Gefangenen im amſterdamer Thiergarten mußte einmal vom Eiſe befreit werden, ohne daß ſie darunter litten. Wenn ſich der Nieſenſalamander erſt mehrere Male nach einander ſatt gefreſſen hat, bekümmert er ſich zuweilen wochenlang nicht um die zu ſeiner Ernährung beſtimmten Fiſche in ſeinem Waſſerbecken; plötzlich aber ſchnappt er mehrmals nach einander zu und frißt eine erkleckliche Anzahl. Trotzdem ſcheint es, als ob er ſehr wohl einen Unterſchied zwiſchen der einen und anderen Beute zu machen wiſſe; denn er zieht manche Fiſche, beiſpielsweiſe Forellen, minder ſchmackhaften vor. Ebenſo unregelmäßig als er frißt, entleert er ſich; wenn es aber geſchieht, wirft er eine erſtaunliche Menge formloſen, weichen, braun gefärbten Kothes aus.
Obgleich wahrſcheinlich mehr Nacht- als Tagthier, benimmt er ſich in der Dunkelheit kaum anders als während des Tages, gibt ſeine erſtaunliche Trägheit auch nach Einbruch der Nacht nicht auf. Zuweilen verläßt er das dunkele Verſteck, welches er ſich erwählte und kriecht langſam auf einen Vorſprung heraus, vielleicht in der Abſicht, freier zu athmen; es können aber Wochen vergehen, ohne daß er ſeine Lage wechſelt. Treibt man ihn gewaltſam aus ſeinem Schlupfwinkel, ſo kehrt er gelaſſen dahin zurück; verdirbt man ihm ſein Lager, indem man Steine oder groben Kies darauf ſtreut, ſo ſcharrt er Alles wieder weg und ſtellt ſich das Lager wieder her, wie es war. Wiederholte Störungen erregen ſchließlich ſeinen Zorn; er verſucht dann ſich zu wehren, beißt auch heftig in einen ihm vor- gehaltenen Stock und läßt nicht ſogleich wieder los. Seinen Wärter unterſcheidet er ſchwerlich von anderen Leuten.
Jn Amſterdam lebt der mehrfach erwähnte Rieſenſalamander gegenwärtig in Geſellſchaft eines zweiten, wie man annimmt, weiblichen Stückes ſeiner Art, und hofft man dort, beide Thiere noch zur Fortpflanzung zu bringen.
Jn einer zweiten Zunft vereinigen wir die Fiſchlinge(Ichthyodi), Lurche, welche den Ueber- gang von ihrer Klaſſe zu den Fiſchen vermitteln und von Wagler unter dem vorſtehenden Namen in einer beſonderen Ordnung zuſammengefaßt wurden. Sie ähneln den Molchlarven, ſolange dieſe noch Kiemen beſitzen, unterſcheiden ſich von ihnen wie von allen übrigen Lurchen aber dadurch, daß ſie neben den Lungen Kiemen oder auf jeder Seite des Halſes ein Loch beſitzen, unter welchem Knochen- oder Knorpelbogen ſtehen, an denen ſich wahrſcheinlich in der erſten Zeit des Lebens Kiemen befinden. Früher glaubte man ſich vollkommen berechtigt, dieſe Zunft in zwei Familien zu zerfällen; ſeitdem man jedoch die Umwandlung des Axolotl, welcher bis zum Jahre 1865 zu den Fiſchlingen gezählt werden mußte, beobachtet hat, erſcheinen Zweifel an der Beſtändigkeit der Kiemen zum Mindeſten nicht mehr unberechtigt. Noch heutigentags kennt man die Fortpflanzung der Fiſch-
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[432/0462]
Die Schwanzlurche. Fiſchlinge.
wenn er nach Nahrung ſchnappt; immer liegt er ruhig auf dem Grunde des Beckens und zwar an
deſſen dunkelſtem Platze; fällt Licht dahin, ſo geht er an den nächſt dunkelſten. Von Zeit zu Zeit,
etwa aller zehn Minuten, ſtreckt er zur Athmung die Schnauze aus dem Waſſer; ſobald er durch die
Naſenlöcher Luft eingenommen, ſinkt er wieder ruhig hinab. Außerdem ſieht man ihn zuweilen wohl
eine Viertelſtunde lang regelmäßige, ſeitlich ſchwingende, ein wenig vorwärts und rückwärts wiegende
Bewegungen mit ſeinem Rumpfe machen, ähnlich wie man es von Elefanten, Bären ꝛc. in Gefangen-
ſchaft beobachtete.
„Eine Häutung wurde kurz nach ſeiner Ankunft beobachtet; hierbei fiel die Oberhaut in großen
Fetzen ab.“
Die Erfahrung hat gelehrt, daß man mit dem Rieſenſalamander ſehr wenig Umſtände zu machen
braucht. Einer von denen, welche ich kennen lernte, kroch einmal über den Rand ſeines Beckens und
ſiel etwa vier Fuß tief auf den Boden herab, wurde hier auch am andern Morgen faſt bewegungslos
gefunden, erholte ſich aber, ins Waſſer zurückverſetzt, bald wieder. Von anderen erfuhr man, daß
bedeutende Kälte ihnen vielleicht ebenſowenig ſchadet als unſern Teichmolchen: das Becken der
Gefangenen im amſterdamer Thiergarten mußte einmal vom Eiſe befreit werden, ohne daß ſie
darunter litten. Wenn ſich der Nieſenſalamander erſt mehrere Male nach einander ſatt gefreſſen
hat, bekümmert er ſich zuweilen wochenlang nicht um die zu ſeiner Ernährung beſtimmten Fiſche in
ſeinem Waſſerbecken; plötzlich aber ſchnappt er mehrmals nach einander zu und frißt eine erkleckliche
Anzahl. Trotzdem ſcheint es, als ob er ſehr wohl einen Unterſchied zwiſchen der einen und anderen
Beute zu machen wiſſe; denn er zieht manche Fiſche, beiſpielsweiſe Forellen, minder ſchmackhaften vor.
Ebenſo unregelmäßig als er frißt, entleert er ſich; wenn es aber geſchieht, wirft er eine erſtaunliche
Menge formloſen, weichen, braun gefärbten Kothes aus.
Obgleich wahrſcheinlich mehr Nacht- als Tagthier, benimmt er ſich in der Dunkelheit kaum
anders als während des Tages, gibt ſeine erſtaunliche Trägheit auch nach Einbruch der Nacht nicht
auf. Zuweilen verläßt er das dunkele Verſteck, welches er ſich erwählte und kriecht langſam auf einen
Vorſprung heraus, vielleicht in der Abſicht, freier zu athmen; es können aber Wochen vergehen, ohne
daß er ſeine Lage wechſelt. Treibt man ihn gewaltſam aus ſeinem Schlupfwinkel, ſo kehrt er gelaſſen
dahin zurück; verdirbt man ihm ſein Lager, indem man Steine oder groben Kies darauf ſtreut, ſo
ſcharrt er Alles wieder weg und ſtellt ſich das Lager wieder her, wie es war. Wiederholte Störungen
erregen ſchließlich ſeinen Zorn; er verſucht dann ſich zu wehren, beißt auch heftig in einen ihm vor-
gehaltenen Stock und läßt nicht ſogleich wieder los. Seinen Wärter unterſcheidet er ſchwerlich von
anderen Leuten.
Jn Amſterdam lebt der mehrfach erwähnte Rieſenſalamander gegenwärtig in Geſellſchaft eines
zweiten, wie man annimmt, weiblichen Stückes ſeiner Art, und hofft man dort, beide Thiere noch
zur Fortpflanzung zu bringen.
Jn einer zweiten Zunft vereinigen wir die Fiſchlinge (Ichthyodi), Lurche, welche den Ueber-
gang von ihrer Klaſſe zu den Fiſchen vermitteln und von Wagler unter dem vorſtehenden Namen
in einer beſonderen Ordnung zuſammengefaßt wurden. Sie ähneln den Molchlarven, ſolange dieſe
noch Kiemen beſitzen, unterſcheiden ſich von ihnen wie von allen übrigen Lurchen aber dadurch, daß
ſie neben den Lungen Kiemen oder auf jeder Seite des Halſes ein Loch beſitzen, unter welchem
Knochen- oder Knorpelbogen ſtehen, an denen ſich wahrſcheinlich in der erſten Zeit des Lebens
Kiemen befinden. Früher glaubte man ſich vollkommen berechtigt, dieſe Zunft in zwei Familien zu
zerfällen; ſeitdem man jedoch die Umwandlung des Axolotl, welcher bis zum Jahre 1865 zu den
Fiſchlingen gezählt werden mußte, beobachtet hat, erſcheinen Zweifel an der Beſtändigkeit der Kiemen
zum Mindeſten nicht mehr unberechtigt. Noch heutigentags kennt man die Fortpflanzung der Fiſch-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/462>, abgerufen am 23.12.2024.
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