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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Waldpfuhlschildkröte. Schlammschildkröte.
hassen die Schlammschildkröte ungemein, weil sie sehr gut anbeißt und wenn sie die Angel spürt, so
heftig zappelt, daß jene glauben, einen sehr großen Fisch erbentet zu haben.

Ueber ihr Gefangenleben dürfte kaum Etwas zu sagen sein. Sie wird ebenfalls bald und leicht
zahm, nimmt ihrem Pfleger die Nahrung aus der Hand und unterscheidet sich von ihren Verwandten
vielleicht blos dadurch, daß sie gieriger frißt als diese. Eine, welche Müller hielt, war zuletzt so
feist geworden, daß sie ihre Klappen nicht mehr schließen konnte, weil das Fleisch überall heraus-

[Abbildung] Die Schlammschildkröte (Cinostornum pensylvanicum). 1/4 der nat. Größe.
quoll. Bei Eintritt des Winters verkriechen sie sich unter Mos und kommen erst im Mai wieder
zum Vorscheine.



Agassiz hat die Alligatorschildkröten, welche man bisher mit den Flußschildkröten ver-
einigte, unter dem wissenschaftlichen Namen Chelydrae zu einer eigenen Familie erhoben, und die zwischen
beiden Gruppen bestehenden Unterschiede sind in der That erheblich genug, um eine solche Vornahme zu
rechtfertigen. Der in Nordamerika allgemein übliche Name Alligatorschildkröte bezeichnet sie treffend: sie
haben unleugbar soviel Aehnlichkeit mit einem Krokodil, als eine Schildkröte sie überhaupt haben kann.
Der Rückenpanzer der Schnappschildkröte (Chelydra serpentina) ist eiförmig, niedrig, dreifach
gewölbt, da seine Mittelschilder sämmtlich in der Mitte mehr oder weniger sich erheben, und am hinteren
Rande entweder zugerundet oder zugespitzt. Dreizehn Felder bilden den Mitteltheil oder die Theile des
Rückenpanzers: die fünf mittelsten liegen fast wagerecht und kommen sich in der Größe beinah gleich.
Jhre Form ist eine fast viereckige, während bei den je vier Seitenfeldern wenigstens das erste eine
unregelmäßige, mehr oder weniger deutliche fünfeckige Figur zeigt. Alle größeren Schilder erheben

Waldpfuhlſchildkröte. Schlammſchildkröte.
haſſen die Schlammſchildkröte ungemein, weil ſie ſehr gut anbeißt und wenn ſie die Angel ſpürt, ſo
heftig zappelt, daß jene glauben, einen ſehr großen Fiſch erbentet zu haben.

Ueber ihr Gefangenleben dürfte kaum Etwas zu ſagen ſein. Sie wird ebenfalls bald und leicht
zahm, nimmt ihrem Pfleger die Nahrung aus der Hand und unterſcheidet ſich von ihren Verwandten
vielleicht blos dadurch, daß ſie gieriger frißt als dieſe. Eine, welche Müller hielt, war zuletzt ſo
feiſt geworden, daß ſie ihre Klappen nicht mehr ſchließen konnte, weil das Fleiſch überall heraus-

[Abbildung] Die Schlammſchildkröte (Cinostornum pensylvanicum). ¼ der nat. Größe.
quoll. Bei Eintritt des Winters verkriechen ſie ſich unter Mos und kommen erſt im Mai wieder
zum Vorſcheine.



Agaſſiz hat die Alligatorſchildkröten, welche man bisher mit den Flußſchildkröten ver-
einigte, unter dem wiſſenſchaftlichen Namen Chelydrae zu einer eigenen Familie erhoben, und die zwiſchen
beiden Gruppen beſtehenden Unterſchiede ſind in der That erheblich genug, um eine ſolche Vornahme zu
rechtfertigen. Der in Nordamerika allgemein übliche Name Alligatorſchildkröte bezeichnet ſie treffend: ſie
haben unleugbar ſoviel Aehnlichkeit mit einem Krokodil, als eine Schildkröte ſie überhaupt haben kann.
Der Rückenpanzer der Schnappſchildkröte (Chelydra serpentina) iſt eiförmig, niedrig, dreifach
gewölbt, da ſeine Mittelſchilder ſämmtlich in der Mitte mehr oder weniger ſich erheben, und am hinteren
Rande entweder zugerundet oder zugeſpitzt. Dreizehn Felder bilden den Mitteltheil oder die Theile des
Rückenpanzers: die fünf mittelſten liegen faſt wagerecht und kommen ſich in der Größe beinah gleich.
Jhre Form iſt eine faſt viereckige, während bei den je vier Seitenfeldern wenigſtens das erſte eine
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[41/0053] Waldpfuhlſchildkröte. Schlammſchildkröte. haſſen die Schlammſchildkröte ungemein, weil ſie ſehr gut anbeißt und wenn ſie die Angel ſpürt, ſo heftig zappelt, daß jene glauben, einen ſehr großen Fiſch erbentet zu haben. Ueber ihr Gefangenleben dürfte kaum Etwas zu ſagen ſein. Sie wird ebenfalls bald und leicht zahm, nimmt ihrem Pfleger die Nahrung aus der Hand und unterſcheidet ſich von ihren Verwandten vielleicht blos dadurch, daß ſie gieriger frißt als dieſe. Eine, welche Müller hielt, war zuletzt ſo feiſt geworden, daß ſie ihre Klappen nicht mehr ſchließen konnte, weil das Fleiſch überall heraus- [Abbildung Die Schlammſchildkröte (Cinostornum pensylvanicum). ¼ der nat. Größe.] quoll. Bei Eintritt des Winters verkriechen ſie ſich unter Mos und kommen erſt im Mai wieder zum Vorſcheine. Agaſſiz hat die Alligatorſchildkröten, welche man bisher mit den Flußſchildkröten ver- einigte, unter dem wiſſenſchaftlichen Namen Chelydrae zu einer eigenen Familie erhoben, und die zwiſchen beiden Gruppen beſtehenden Unterſchiede ſind in der That erheblich genug, um eine ſolche Vornahme zu rechtfertigen. Der in Nordamerika allgemein übliche Name Alligatorſchildkröte bezeichnet ſie treffend: ſie haben unleugbar ſoviel Aehnlichkeit mit einem Krokodil, als eine Schildkröte ſie überhaupt haben kann. Der Rückenpanzer der Schnappſchildkröte (Chelydra serpentina) iſt eiförmig, niedrig, dreifach gewölbt, da ſeine Mittelſchilder ſämmtlich in der Mitte mehr oder weniger ſich erheben, und am hinteren Rande entweder zugerundet oder zugeſpitzt. Dreizehn Felder bilden den Mitteltheil oder die Theile des Rückenpanzers: die fünf mittelſten liegen faſt wagerecht und kommen ſich in der Größe beinah gleich. Jhre Form iſt eine faſt viereckige, während bei den je vier Seitenfeldern wenigſtens das erſte eine unregelmäßige, mehr oder weniger deutliche fünfeckige Figur zeigt. Alle größeren Schilder erheben

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/53>, abgerufen am 22.12.2024.