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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Makrele. Tun.

Riesenhafte Makrelen, die Tunfische (Thynnus), durchstreifen die südlichen Meere und
werden für manche Küsten, insbesondere für die des Mittelmeeres von außerordentlicher Bedeutung.
Von den Makrelen im engeren Sinne unterscheiden sie sich durch die nah an einander stehenden
Rückenflossen und eine verhältnißmäßig bedeutende Anzahl von Bastardflossen, einen aus großen,
ziemlich glanzlosen Schuppen gebildeten Brustpanzer, welcher nach hinten sich in Spitzen fortsetzt, und
einen Kiel neben beiden Kanten des Schwanzes; auch fehlt der bei anderen Makrelen vorhandene, vor
dem Schwanze stehende freie Stachel. Die kleinen zugespitzten Kieferzähne stehen in einfacher Reihe.

Die Alten kannten und jagten das wichtige Mitglied dieser Sippe, den Tun (Thynnus vul-
garis
), den größten aller Fische, welcher seines wohlschmeckenden Fleisches halber gefangen wird,
eine Makrele von 6 bis 8, wie Einzelne wissen wollen, von 12 und mehr Fuß Länge und einem
Gewichte von 3 bis 12, ja 15 und selbst 18 Centnern. Der Rücken ist schwarzbläulich, der Brust-
panzer weißblau gefärbt; die Seiten und der Bauch tragen auf graulichem Grunde silberweiße

[Abbildung] Der Tun (Thynnus vulgaris).
Flecken, welche sich zu Bändern vereinigen; die erste Rückenflosse und Afterflosse sehen fleischfarben
aus, die falschen Flossen sind schwefelgelb, schwarz gesäumt. Jn der ersten Rückenflosse zählt man
14 harte, in der zweiten 1 und 13 weiche, außerdem 8 bis 10 Bastardflossen, in jeder Brustflosse 31,
in der Bauchflosse 1 und 5, in der Afterflosse 2 und 12 Strahlen und als Fortsetzung derselben 8 bis
10 falsche Flossen, in der Schwanzflosse 19 Strahlen.

Als die wahre Heimat des Tun hat man das Mittelmeer anzusehen; im atlantischen Weltmeere
scheint er spärlicher vorzukommen und durch verwandte Arten ersetzt zu werden. Zwar behaupten
die Fischer, daß er alljährlich in großer Menge vom Weltmeere aus durch die Enge von Gibraltar
nach dem Mittelmeere ziehe, und in früheren Zeiten konnte man sich das plötzliche Erscheinen der
Tune an den Küsten des Mittelmeeres gar nicht anders denn als Folge einer ungeheueren Einwan-
derung vom Weltmeere aus erklären; den gegenwärtigen Anschauungen zur Folge müssen wir jedoch
glauben, daß er, wie so viele andere Fische auch, zeitweilig in den Tiefen oder inmitten des Meeres ver-
weilt und erst gegen die Laichzeit hin den Küsten sich nähert. Hier hält er allerdings bestimmte Straßen
ein, bewogen wahrscheinlich durch untermeerische Thäler, in welchen er fortzieht; eine Wanderung im
Sinne der älteren Berichterstatter findet jedoch gewiß nicht statt. Damit soll nicht in Abrede gestellt
werden, daß Tune wirklich aus dem atlantischen Weltmeere ins Mittelmeer ziehen oder von diesem
aus das schwarze Meer besuchen, sondern nur ausgesprochen sein, daß man jahraus, jahrein im mittel-

Makrele. Tun.

Rieſenhafte Makrelen, die Tunfiſche (Thynnus), durchſtreifen die ſüdlichen Meere und
werden für manche Küſten, insbeſondere für die des Mittelmeeres von außerordentlicher Bedeutung.
Von den Makrelen im engeren Sinne unterſcheiden ſie ſich durch die nah an einander ſtehenden
Rückenfloſſen und eine verhältnißmäßig bedeutende Anzahl von Baſtardfloſſen, einen aus großen,
ziemlich glanzloſen Schuppen gebildeten Bruſtpanzer, welcher nach hinten ſich in Spitzen fortſetzt, und
einen Kiel neben beiden Kanten des Schwanzes; auch fehlt der bei anderen Makrelen vorhandene, vor
dem Schwanze ſtehende freie Stachel. Die kleinen zugeſpitzten Kieferzähne ſtehen in einfacher Reihe.

Die Alten kannten und jagten das wichtige Mitglied dieſer Sippe, den Tun (Thynnus vul-
garis
), den größten aller Fiſche, welcher ſeines wohlſchmeckenden Fleiſches halber gefangen wird,
eine Makrele von 6 bis 8, wie Einzelne wiſſen wollen, von 12 und mehr Fuß Länge und einem
Gewichte von 3 bis 12, ja 15 und ſelbſt 18 Centnern. Der Rücken iſt ſchwarzbläulich, der Bruſt-
panzer weißblau gefärbt; die Seiten und der Bauch tragen auf graulichem Grunde ſilberweiße

[Abbildung] Der Tun (Thynnus vulgaris).
Flecken, welche ſich zu Bändern vereinigen; die erſte Rückenfloſſe und Afterfloſſe ſehen fleiſchfarben
aus, die falſchen Floſſen ſind ſchwefelgelb, ſchwarz geſäumt. Jn der erſten Rückenfloſſe zählt man
14 harte, in der zweiten 1 und 13 weiche, außerdem 8 bis 10 Baſtardfloſſen, in jeder Bruſtfloſſe 31,
in der Bauchfloſſe 1 und 5, in der Afterfloſſe 2 und 12 Strahlen und als Fortſetzung derſelben 8 bis
10 falſche Floſſen, in der Schwanzfloſſe 19 Strahlen.

Als die wahre Heimat des Tun hat man das Mittelmeer anzuſehen; im atlantiſchen Weltmeere
ſcheint er ſpärlicher vorzukommen und durch verwandte Arten erſetzt zu werden. Zwar behaupten
die Fiſcher, daß er alljährlich in großer Menge vom Weltmeere aus durch die Enge von Gibraltar
nach dem Mittelmeere ziehe, und in früheren Zeiten konnte man ſich das plötzliche Erſcheinen der
Tune an den Küſten des Mittelmeeres gar nicht anders denn als Folge einer ungeheueren Einwan-
derung vom Weltmeere aus erklären; den gegenwärtigen Anſchauungen zur Folge müſſen wir jedoch
glauben, daß er, wie ſo viele andere Fiſche auch, zeitweilig in den Tiefen oder inmitten des Meeres ver-
weilt und erſt gegen die Laichzeit hin den Küſten ſich nähert. Hier hält er allerdings beſtimmte Straßen
ein, bewogen wahrſcheinlich durch untermeeriſche Thäler, in welchen er fortzieht; eine Wanderung im
Sinne der älteren Berichterſtatter findet jedoch gewiß nicht ſtatt. Damit ſoll nicht in Abrede geſtellt
werden, daß Tune wirklich aus dem atlantiſchen Weltmeere ins Mittelmeer ziehen oder von dieſem
aus das ſchwarze Meer beſuchen, ſondern nur ausgeſprochen ſein, daß man jahraus, jahrein im mittel-

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[543/0577] Makrele. Tun. Rieſenhafte Makrelen, die Tunfiſche (Thynnus), durchſtreifen die ſüdlichen Meere und werden für manche Küſten, insbeſondere für die des Mittelmeeres von außerordentlicher Bedeutung. Von den Makrelen im engeren Sinne unterſcheiden ſie ſich durch die nah an einander ſtehenden Rückenfloſſen und eine verhältnißmäßig bedeutende Anzahl von Baſtardfloſſen, einen aus großen, ziemlich glanzloſen Schuppen gebildeten Bruſtpanzer, welcher nach hinten ſich in Spitzen fortſetzt, und einen Kiel neben beiden Kanten des Schwanzes; auch fehlt der bei anderen Makrelen vorhandene, vor dem Schwanze ſtehende freie Stachel. Die kleinen zugeſpitzten Kieferzähne ſtehen in einfacher Reihe. Die Alten kannten und jagten das wichtige Mitglied dieſer Sippe, den Tun (Thynnus vul- garis), den größten aller Fiſche, welcher ſeines wohlſchmeckenden Fleiſches halber gefangen wird, eine Makrele von 6 bis 8, wie Einzelne wiſſen wollen, von 12 und mehr Fuß Länge und einem Gewichte von 3 bis 12, ja 15 und ſelbſt 18 Centnern. Der Rücken iſt ſchwarzbläulich, der Bruſt- panzer weißblau gefärbt; die Seiten und der Bauch tragen auf graulichem Grunde ſilberweiße [Abbildung Der Tun (Thynnus vulgaris).] Flecken, welche ſich zu Bändern vereinigen; die erſte Rückenfloſſe und Afterfloſſe ſehen fleiſchfarben aus, die falſchen Floſſen ſind ſchwefelgelb, ſchwarz geſäumt. Jn der erſten Rückenfloſſe zählt man 14 harte, in der zweiten 1 und 13 weiche, außerdem 8 bis 10 Baſtardfloſſen, in jeder Bruſtfloſſe 31, in der Bauchfloſſe 1 und 5, in der Afterfloſſe 2 und 12 Strahlen und als Fortſetzung derſelben 8 bis 10 falſche Floſſen, in der Schwanzfloſſe 19 Strahlen. Als die wahre Heimat des Tun hat man das Mittelmeer anzuſehen; im atlantiſchen Weltmeere ſcheint er ſpärlicher vorzukommen und durch verwandte Arten erſetzt zu werden. Zwar behaupten die Fiſcher, daß er alljährlich in großer Menge vom Weltmeere aus durch die Enge von Gibraltar nach dem Mittelmeere ziehe, und in früheren Zeiten konnte man ſich das plötzliche Erſcheinen der Tune an den Küſten des Mittelmeeres gar nicht anders denn als Folge einer ungeheueren Einwan- derung vom Weltmeere aus erklären; den gegenwärtigen Anſchauungen zur Folge müſſen wir jedoch glauben, daß er, wie ſo viele andere Fiſche auch, zeitweilig in den Tiefen oder inmitten des Meeres ver- weilt und erſt gegen die Laichzeit hin den Küſten ſich nähert. Hier hält er allerdings beſtimmte Straßen ein, bewogen wahrſcheinlich durch untermeeriſche Thäler, in welchen er fortzieht; eine Wanderung im Sinne der älteren Berichterſtatter findet jedoch gewiß nicht ſtatt. Damit ſoll nicht in Abrede geſtellt werden, daß Tune wirklich aus dem atlantiſchen Weltmeere ins Mittelmeer ziehen oder von dieſem aus das ſchwarze Meer beſuchen, ſondern nur ausgeſprochen ſein, daß man jahraus, jahrein im mittel-

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 543. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/577>, abgerufen am 23.12.2024.