Rückenflosse gewöhnlich über die Oberfläche hervorragt; ja, die Seglerfische sollen diese, laut Tennent, wirklich als Segel benutzen. Beide Arten gehören zu den schnellsten und im Verhältniß ihrer Größe gewandtesten Fischen und sind deshalb fähig, sich kleinerer Klassenverwandten zu bemächtigen, welche neben mancherlei Tintenfischen ihre bevorzugte, wo nicht ausschließliche Nahrung bilden. Es wird gesagt, daß man die Schwertfische gewöhnlich zu Zweien, wie man annimmt, paarweise findet. Ueber das Verhältniß der Geschlechter aber wissen wir noch Nichts, rücksichtlich der Fortpflanzung eben auch nur, daß die Schwertfische, welche das mittelländische Meer bewohnen, im Juli Eier legen. Die Vermehrung scheint nicht beträchtlich zu sein, da man die Schwertfische immer nur einzeln bemerkt.
[Abbildung]
Der Fächerfisch (Histiophorus immaculatus).
Wenn man die Beschreibungen des Schwertfisches liest, welche die Alten uns hinterlassen haben, ist man geneigt, die Erzählungen fast ausnahmslos in das Gebiet der Fabel zu verweisen; durch kein Thier aber sind die alten Forscher glänzender gerechtfertigt worden als gerade durch den Schwertfisch. Jch bin weit entfernt, alle Berichte, welche wir den neueren Beobachtern verdanken, für vollkommen wahr zu halten; soviel aber unterliegt keinem Zweifel, daß die neueren Forschungen jene Angaben der Alten fast ausnahmslos bestätigt haben. Deshalb ist es nöthig, daß wir uns zunächst Jener Berichte ins Gedächtniß zurückrufen und als trefflichsten Dolmetsch unsern Geßner reden lassen.
"Dieses ist ein obenauß sehr schöner, lustiger, gewaltiger, edler Fisch, bekompt seinen namen von seiner gestalt. Dann sein oberer kiffbacken wachst in ein lenge gleich als ein scharpffes schwerdt .... Er wirdt von andern Nationen in jrer sprach Kriegßmann, vnd Hauptmann oder Meerkeyser genennet, auß gleicher vrsach von seines grossen schwerdts vnd gewalts wegen, auch grossen schadens vnd stärke .... Zur Zeit der Hundstagen vnd grossen Hitz sol dieser Fisch von einen kleinen thierlin,
Schwert- und Fächerfiſch.
Rückenfloſſe gewöhnlich über die Oberfläche hervorragt; ja, die Seglerfiſche ſollen dieſe, laut Tennent, wirklich als Segel benutzen. Beide Arten gehören zu den ſchnellſten und im Verhältniß ihrer Größe gewandteſten Fiſchen und ſind deshalb fähig, ſich kleinerer Klaſſenverwandten zu bemächtigen, welche neben mancherlei Tintenfiſchen ihre bevorzugte, wo nicht ausſchließliche Nahrung bilden. Es wird geſagt, daß man die Schwertfiſche gewöhnlich zu Zweien, wie man annimmt, paarweiſe findet. Ueber das Verhältniß der Geſchlechter aber wiſſen wir noch Nichts, rückſichtlich der Fortpflanzung eben auch nur, daß die Schwertfiſche, welche das mittelländiſche Meer bewohnen, im Juli Eier legen. Die Vermehrung ſcheint nicht beträchtlich zu ſein, da man die Schwertfiſche immer nur einzeln bemerkt.
[Abbildung]
Der Fächerfiſch (Histiophorus immaculatus).
Wenn man die Beſchreibungen des Schwertfiſches lieſt, welche die Alten uns hinterlaſſen haben, iſt man geneigt, die Erzählungen faſt ausnahmslos in das Gebiet der Fabel zu verweiſen; durch kein Thier aber ſind die alten Forſcher glänzender gerechtfertigt worden als gerade durch den Schwertfiſch. Jch bin weit entfernt, alle Berichte, welche wir den neueren Beobachtern verdanken, für vollkommen wahr zu halten; ſoviel aber unterliegt keinem Zweifel, daß die neueren Forſchungen jene Angaben der Alten faſt ausnahmslos beſtätigt haben. Deshalb iſt es nöthig, daß wir uns zunächſt Jener Berichte ins Gedächtniß zurückrufen und als trefflichſten Dolmetſch unſern Geßner reden laſſen.
„Dieſes iſt ein obenauß ſehr ſchöner, luſtiger, gewaltiger, edler Fiſch, bekompt ſeinen namen von ſeiner geſtalt. Dann ſein oberer kiffbacken wachſt in ein lenge gleich als ein ſcharpffes ſchwerdt .... Er wirdt von andern Nationen in jrer ſprach Kriegßmann, vnd Hauptmann oder Meerkeyſer genennet, auß gleicher vrſach von ſeines groſſen ſchwerdts vnd gewalts wegen, auch groſſen ſchadens vnd ſtärke .... Zur Zeit der Hundstagen vnd groſſen Hitz ſol dieſer Fiſch von einen kleinen thierlin,
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Schwert- und Fächerfiſch.
Rückenfloſſe gewöhnlich über die Oberfläche hervorragt; ja, die Seglerfiſche ſollen dieſe, laut Tennent,
wirklich als Segel benutzen. Beide Arten gehören zu den ſchnellſten und im Verhältniß ihrer Größe
gewandteſten Fiſchen und ſind deshalb fähig, ſich kleinerer Klaſſenverwandten zu bemächtigen, welche
neben mancherlei Tintenfiſchen ihre bevorzugte, wo nicht ausſchließliche Nahrung bilden. Es wird
geſagt, daß man die Schwertfiſche gewöhnlich zu Zweien, wie man annimmt, paarweiſe findet. Ueber
das Verhältniß der Geſchlechter aber wiſſen wir noch Nichts, rückſichtlich der Fortpflanzung eben auch
nur, daß die Schwertfiſche, welche das mittelländiſche Meer bewohnen, im Juli Eier legen. Die
Vermehrung ſcheint nicht beträchtlich zu ſein, da man die Schwertfiſche immer nur einzeln bemerkt.
[Abbildung Der Fächerfiſch (Histiophorus immaculatus).]
Wenn man die Beſchreibungen des Schwertfiſches lieſt, welche die Alten uns hinterlaſſen haben,
iſt man geneigt, die Erzählungen faſt ausnahmslos in das Gebiet der Fabel zu verweiſen; durch kein
Thier aber ſind die alten Forſcher glänzender gerechtfertigt worden als gerade durch den Schwertfiſch.
Jch bin weit entfernt, alle Berichte, welche wir den neueren Beobachtern verdanken, für vollkommen
wahr zu halten; ſoviel aber unterliegt keinem Zweifel, daß die neueren Forſchungen jene Angaben
der Alten faſt ausnahmslos beſtätigt haben. Deshalb iſt es nöthig, daß wir uns zunächſt Jener
Berichte ins Gedächtniß zurückrufen und als trefflichſten Dolmetſch unſern Geßner reden laſſen.
„Dieſes iſt ein obenauß ſehr ſchöner, luſtiger, gewaltiger, edler Fiſch, bekompt ſeinen namen von
ſeiner geſtalt. Dann ſein oberer kiffbacken wachſt in ein lenge gleich als ein ſcharpffes ſchwerdt ....
Er wirdt von andern Nationen in jrer ſprach Kriegßmann, vnd Hauptmann oder Meerkeyſer genennet,
auß gleicher vrſach von ſeines groſſen ſchwerdts vnd gewalts wegen, auch groſſen ſchadens vnd
ſtärke .... Zur Zeit der Hundstagen vnd groſſen Hitz ſol dieſer Fiſch von einen kleinen thierlin,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 557. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/593>, abgerufen am 23.12.2024.
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