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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Die Stachelflosser. Schwertfische.
Asilus genannt, so sich zwischen seine oren oder fäckten festiglich kleibt, so grausamlich gepeiniget werden,
daß sie von schmertzen zu zeiten sterben, auch auff dz land oder schiff sich schwingen oder werffen
müssen .... Die Wallfisch sollen sich vor den Meerschwertern förchten als vor tödlichen feinden,
wiewol auch gegenwärtig er ab dem Walfisch, Balena genannt, ein mächtig abscheuhen haben sol, also
daß er vor forcht seinen Schnabel oder Schwert in den Grund hineinstecken soll, also satt stehen ohn
bewegnuß. Die Balena aber vermeinend solches ein vnbeweglich bloch sein, schwimpt, ober jn her
ohne verletzung."

"Jn dem Jndianischen Meer sollen diese Schwerdtfisch zu solcher grösse kommen, daß sie der
Lusitanen Schiff, die Wände so anderthalb spannen dick, mit jhren spitzen oder schnabel durchstechen
oder schiessen. Jtem so sol es auch von glaubwirdigen gelehrten berümbten Männern gesagt seyn
worden, daß zu zeiten ein Mensch so neben dem Schiff her im Meer geschwummen, von solchem Fisch
mit seinem Schwert mitten entzwey, gantz vnd gar in zwey stück geschnitten vnd geschlagen solle seyn.
Summa, das ist ohne fehl, daß ein scharpffes, hartes, starckes schwerdt, sampt mächtigen kräfften an
solchem Thier gemerckt wirdt."

"So gelehrig vnd verstendig sollen diese Fische sein, daß sie auch die sprachen von einander vnder-
scheiden können. Denn in dem Locrensischen gestad, als zu zeiten etliche Jtaliäner bey solcher thieren
Fischung gewesen, haben sie gesehen wie daß solche Fisch ein anmutung zu der Griechischen sprach, ab
solcher gantz kein abscheuwen gehabt, ins widerspil aber ab der Jtaliänischen (so sonst von art ein
scheußliche gepletzete sprach) ein abscheuhen gehabt, vnd von dannen geflohen."

"Die Fischer haben ein grosse forcht ab solchen Fischen so sie jnen in jre Garn kommen, dann der
mehrentheil zerreissen sie jnen dieselbigen mit grossem gewalt vnd stärcke jhres schwerdts. Wiewol sie
zu zeiten, vorauß jung mit den Garnen herauß gezogen werden."

"Jn den Narbonensischen Meer pflegen sie Schiffle zu machen an gestalt den Fischen gantz gleich
mit schnabel, schwantz etc., welche sie zu der Fischung oder Gejägt solcher Fischen brauchen. Solch
spiel haben wir offt mit grossem lust gesehen. Dann die Fisch werden betrogen von der gestalt der
Barcken oder Schiffleins, vermeynen es seyen auch Fisch jhres gleichen, fliehen gantz nicht, werden also
vmbgeben vnd zu todt geschlagen, wie wol es sich offt viel begibt, daß sie mit jren Hornen den Fischern
die Wänd der Schifflein durchstechen oder schiessen, welche zu stund solchen spitz oder zincken mit einer
Art abschlagen, vnd das Loch mit einem geförmten Nagel, welchen sie bereitet haben, verschlagen: sie
werden auch offt in solchem Kampff verwundet vnd geschädiget von den Fischen. Man pflegt sie auch
zu fahen mit hacken oder pfeilen so widerhacken haben an Seil behafftet, welche man an einem langen
Spieß in jhren Rücken oder seiten sticht: dann als von allen grossen Wallfischen gehört, so sie im
Meer schwimmen, erzeigen sie den halben theil jhres Leibs ausserhalb dem Wasser."

Die allgemeine Ansicht der neueren Beobachter geht dahin, daß der Schwertfisch eigentlich ein
gutmüthiges, harmloses und furchtsames Thier ist, jedoch zuweilen Anfälle von einer sonderbaren Wuth
und Zerstörungslust an den Tag legt und die soeben mitgetheilten Gewaltstreiche wirklich ausübt, wie
man heutigentages glaubt, eben in Folge der Qualen, welche ihm allerlei Schmarotzer verursachen.
Futterneid und Hunger sind es gewiß nicht, welche ihn bewegen, sich an andere Meerthiere zu wagen;
daß er Dies aber thut, daß er gefährliche und ungefährliche unter diesen angreift, unterliegt
keinem Zweifel.

Gelegentlich der Beschreibung des Tun sagt der alte Geßner auch, daß letztgenannter Fisch
eine große Furcht vor dem Schwertfisch habe. Diese Angabe soll die erste sein, welche wir prüfen
wollen. Cetti verneint ihre Richtigkeit auf das Entschiedenste. Paulus Jovius, sagt er, schreibt
die Ursache der Wanderung des Tun vom atlantischen Weltmeere in das mittelländische Meer der Furcht
zu. Nach ihm ist das letztere Meer sein Zufluchtsort, nach welchem er sich vor den Verfolgungen
seines grausamen Feindes rettet, dieser Feind der Schwertfisch, welcher im Weltmeer unter den
Tunen so grausam hausen soll, daß deren Herden ohne Besinnen im Gedränge sich in das mittel-
ländische Meer retten. Jovius, meint er, wurde vielleicht von Strabo verleitet, die angeführte

Die Stachelfloſſer. Schwertfiſche.
Aſilus genannt, ſo ſich zwiſchen ſeine oren oder fäckten feſtiglich kleibt, ſo grauſamlich gepeiniget werden,
daß ſie von ſchmertzen zu zeiten ſterben, auch auff dz land oder ſchiff ſich ſchwingen oder werffen
müſſen .... Die Wallfiſch ſollen ſich vor den Meerſchwertern förchten als vor tödlichen feinden,
wiewol auch gegenwärtig er ab dem Walfiſch, Balena genannt, ein mächtig abſcheuhen haben ſol, alſo
daß er vor forcht ſeinen Schnabel oder Schwert in den Grund hineinſtecken ſoll, alſo ſatt ſtehen ohn
bewegnuß. Die Balena aber vermeinend ſolches ein vnbeweglich bloch ſein, ſchwimpt, ober jn her
ohne verletzung.“

„Jn dem Jndianiſchen Meer ſollen dieſe Schwerdtfiſch zu ſolcher gröſſe kommen, daß ſie der
Luſitanen Schiff, die Wände ſo anderthalb ſpannen dick, mit jhren ſpitzen oder ſchnabel durchſtechen
oder ſchieſſen. Jtem ſo ſol es auch von glaubwirdigen gelehrten berümbten Männern geſagt ſeyn
worden, daß zu zeiten ein Menſch ſo neben dem Schiff her im Meer geſchwummen, von ſolchem Fiſch
mit ſeinem Schwert mitten entzwey, gantz vnd gar in zwey ſtück geſchnitten vnd geſchlagen ſolle ſeyn.
Summa, das iſt ohne fehl, daß ein ſcharpffes, hartes, ſtarckes ſchwerdt, ſampt mächtigen kräfften an
ſolchem Thier gemerckt wirdt.“

„So gelehrig vnd verſtendig ſollen dieſe Fiſche ſein, daß ſie auch die ſprachen von einander vnder-
ſcheiden können. Denn in dem Locrenſiſchen geſtad, als zu zeiten etliche Jtaliäner bey ſolcher thieren
Fiſchung geweſen, haben ſie geſehen wie daß ſolche Fiſch ein anmutung zu der Griechiſchen ſprach, ab
ſolcher gantz kein abſcheuwen gehabt, ins widerſpil aber ab der Jtaliäniſchen (ſo ſonſt von art ein
ſcheußliche gepletzete ſprach) ein abſcheuhen gehabt, vnd von dannen geflohen.“

„Die Fiſcher haben ein groſſe forcht ab ſolchen Fiſchen ſo ſie jnen in jre Garn kommen, dann der
mehrentheil zerreiſſen ſie jnen dieſelbigen mit groſſem gewalt vnd ſtärcke jhres ſchwerdts. Wiewol ſie
zu zeiten, vorauß jung mit den Garnen herauß gezogen werden.“

„Jn den Narbonenſiſchen Meer pflegen ſie Schiffle zu machen an geſtalt den Fiſchen gantz gleich
mit ſchnabel, ſchwantz ꝛc., welche ſie zu der Fiſchung oder Gejägt ſolcher Fiſchen brauchen. Solch
ſpiel haben wir offt mit groſſem luſt geſehen. Dann die Fiſch werden betrogen von der geſtalt der
Barcken oder Schiffleins, vermeynen es ſeyen auch Fiſch jhres gleichen, fliehen gantz nicht, werden alſo
vmbgeben vnd zu todt geſchlagen, wie wol es ſich offt viel begibt, daß ſie mit jren Hornen den Fiſchern
die Wänd der Schifflein durchſtechen oder ſchieſſen, welche zu ſtund ſolchen ſpitz oder zincken mit einer
Art abſchlagen, vnd das Loch mit einem geförmten Nagel, welchen ſie bereitet haben, verſchlagen: ſie
werden auch offt in ſolchem Kampff verwundet vnd geſchädiget von den Fiſchen. Man pflegt ſie auch
zu fahen mit hacken oder pfeilen ſo widerhacken haben an Seil behafftet, welche man an einem langen
Spieß in jhren Rücken oder ſeiten ſticht: dann als von allen groſſen Wallfiſchen gehört, ſo ſie im
Meer ſchwimmen, erzeigen ſie den halben theil jhres Leibs auſſerhalb dem Waſſer.“

Die allgemeine Anſicht der neueren Beobachter geht dahin, daß der Schwertfiſch eigentlich ein
gutmüthiges, harmloſes und furchtſames Thier iſt, jedoch zuweilen Anfälle von einer ſonderbaren Wuth
und Zerſtörungsluſt an den Tag legt und die ſoeben mitgetheilten Gewaltſtreiche wirklich ausübt, wie
man heutigentages glaubt, eben in Folge der Qualen, welche ihm allerlei Schmarotzer verurſachen.
Futterneid und Hunger ſind es gewiß nicht, welche ihn bewegen, ſich an andere Meerthiere zu wagen;
daß er Dies aber thut, daß er gefährliche und ungefährliche unter dieſen angreift, unterliegt
keinem Zweifel.

Gelegentlich der Beſchreibung des Tun ſagt der alte Geßner auch, daß letztgenannter Fiſch
eine große Furcht vor dem Schwertfiſch habe. Dieſe Angabe ſoll die erſte ſein, welche wir prüfen
wollen. Cetti verneint ihre Richtigkeit auf das Entſchiedenſte. Paulus Jovius, ſagt er, ſchreibt
die Urſache der Wanderung des Tun vom atlantiſchen Weltmeere in das mittelländiſche Meer der Furcht
zu. Nach ihm iſt das letztere Meer ſein Zufluchtsort, nach welchem er ſich vor den Verfolgungen
ſeines grauſamen Feindes rettet, dieſer Feind der Schwertfiſch, welcher im Weltmeer unter den
Tunen ſo grauſam hauſen ſoll, daß deren Herden ohne Beſinnen im Gedränge ſich in das mittel-
ländiſche Meer retten. Jovius, meint er, wurde vielleicht von Strabo verleitet, die angeführte

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[558/0594] Die Stachelfloſſer. Schwertfiſche. Aſilus genannt, ſo ſich zwiſchen ſeine oren oder fäckten feſtiglich kleibt, ſo grauſamlich gepeiniget werden, daß ſie von ſchmertzen zu zeiten ſterben, auch auff dz land oder ſchiff ſich ſchwingen oder werffen müſſen .... Die Wallfiſch ſollen ſich vor den Meerſchwertern förchten als vor tödlichen feinden, wiewol auch gegenwärtig er ab dem Walfiſch, Balena genannt, ein mächtig abſcheuhen haben ſol, alſo daß er vor forcht ſeinen Schnabel oder Schwert in den Grund hineinſtecken ſoll, alſo ſatt ſtehen ohn bewegnuß. Die Balena aber vermeinend ſolches ein vnbeweglich bloch ſein, ſchwimpt, ober jn her ohne verletzung.“ „Jn dem Jndianiſchen Meer ſollen dieſe Schwerdtfiſch zu ſolcher gröſſe kommen, daß ſie der Luſitanen Schiff, die Wände ſo anderthalb ſpannen dick, mit jhren ſpitzen oder ſchnabel durchſtechen oder ſchieſſen. Jtem ſo ſol es auch von glaubwirdigen gelehrten berümbten Männern geſagt ſeyn worden, daß zu zeiten ein Menſch ſo neben dem Schiff her im Meer geſchwummen, von ſolchem Fiſch mit ſeinem Schwert mitten entzwey, gantz vnd gar in zwey ſtück geſchnitten vnd geſchlagen ſolle ſeyn. Summa, das iſt ohne fehl, daß ein ſcharpffes, hartes, ſtarckes ſchwerdt, ſampt mächtigen kräfften an ſolchem Thier gemerckt wirdt.“ „So gelehrig vnd verſtendig ſollen dieſe Fiſche ſein, daß ſie auch die ſprachen von einander vnder- ſcheiden können. Denn in dem Locrenſiſchen geſtad, als zu zeiten etliche Jtaliäner bey ſolcher thieren Fiſchung geweſen, haben ſie geſehen wie daß ſolche Fiſch ein anmutung zu der Griechiſchen ſprach, ab ſolcher gantz kein abſcheuwen gehabt, ins widerſpil aber ab der Jtaliäniſchen (ſo ſonſt von art ein ſcheußliche gepletzete ſprach) ein abſcheuhen gehabt, vnd von dannen geflohen.“ „Die Fiſcher haben ein groſſe forcht ab ſolchen Fiſchen ſo ſie jnen in jre Garn kommen, dann der mehrentheil zerreiſſen ſie jnen dieſelbigen mit groſſem gewalt vnd ſtärcke jhres ſchwerdts. Wiewol ſie zu zeiten, vorauß jung mit den Garnen herauß gezogen werden.“ „Jn den Narbonenſiſchen Meer pflegen ſie Schiffle zu machen an geſtalt den Fiſchen gantz gleich mit ſchnabel, ſchwantz ꝛc., welche ſie zu der Fiſchung oder Gejägt ſolcher Fiſchen brauchen. Solch ſpiel haben wir offt mit groſſem luſt geſehen. Dann die Fiſch werden betrogen von der geſtalt der Barcken oder Schiffleins, vermeynen es ſeyen auch Fiſch jhres gleichen, fliehen gantz nicht, werden alſo vmbgeben vnd zu todt geſchlagen, wie wol es ſich offt viel begibt, daß ſie mit jren Hornen den Fiſchern die Wänd der Schifflein durchſtechen oder ſchieſſen, welche zu ſtund ſolchen ſpitz oder zincken mit einer Art abſchlagen, vnd das Loch mit einem geförmten Nagel, welchen ſie bereitet haben, verſchlagen: ſie werden auch offt in ſolchem Kampff verwundet vnd geſchädiget von den Fiſchen. Man pflegt ſie auch zu fahen mit hacken oder pfeilen ſo widerhacken haben an Seil behafftet, welche man an einem langen Spieß in jhren Rücken oder ſeiten ſticht: dann als von allen groſſen Wallfiſchen gehört, ſo ſie im Meer ſchwimmen, erzeigen ſie den halben theil jhres Leibs auſſerhalb dem Waſſer.“ Die allgemeine Anſicht der neueren Beobachter geht dahin, daß der Schwertfiſch eigentlich ein gutmüthiges, harmloſes und furchtſames Thier iſt, jedoch zuweilen Anfälle von einer ſonderbaren Wuth und Zerſtörungsluſt an den Tag legt und die ſoeben mitgetheilten Gewaltſtreiche wirklich ausübt, wie man heutigentages glaubt, eben in Folge der Qualen, welche ihm allerlei Schmarotzer verurſachen. Futterneid und Hunger ſind es gewiß nicht, welche ihn bewegen, ſich an andere Meerthiere zu wagen; daß er Dies aber thut, daß er gefährliche und ungefährliche unter dieſen angreift, unterliegt keinem Zweifel. Gelegentlich der Beſchreibung des Tun ſagt der alte Geßner auch, daß letztgenannter Fiſch eine große Furcht vor dem Schwertfiſch habe. Dieſe Angabe ſoll die erſte ſein, welche wir prüfen wollen. Cetti verneint ihre Richtigkeit auf das Entſchiedenſte. Paulus Jovius, ſagt er, ſchreibt die Urſache der Wanderung des Tun vom atlantiſchen Weltmeere in das mittelländiſche Meer der Furcht zu. Nach ihm iſt das letztere Meer ſein Zufluchtsort, nach welchem er ſich vor den Verfolgungen ſeines grauſamen Feindes rettet, dieſer Feind der Schwertfiſch, welcher im Weltmeer unter den Tunen ſo grauſam hauſen ſoll, daß deren Herden ohne Beſinnen im Gedränge ſich in das mittel- ländiſche Meer retten. Jovius, meint er, wurde vielleicht von Strabo verleitet, die angeführte

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 558. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/594>, abgerufen am 23.12.2024.