Die Stachelflosser. Schleimfische. Tastenzähner. Klingenfische. Gebärfische
Die Fertigkeit, auf feuchtem Grunde mit Hilfe der Flossen sich zu bewegen, besitzen noch andere Mitglieder der Familie, einzelne in viel höherem Grade als der Schan. "An den Küstenflüssen Ceylons", sagt Tennent, "welche regelmäßig von Meereswogen überspült werden, leben in großer Anzahl kleine sonderbare Fische, denen die Gabe geworden, längs der Oberfläche des Wassers sich hinzuschleudern und über feuchte Steine mit Gewandtheit und Schnelligkeit wegzulaufen. Sie bewegen sich mit Hilfe ihrer Brust- und Bauchflossen, auch wohl der Kiemendeckel ebenso über den feuchten Sand, steigen an den Wurzeln der Manglebäume empor oder klettern an den glatten Felsen in die Höhe, und hängen sich hier so fest an, daß die Wellen nicht im Stande sind, sie wegzuspülen. Diese kleinen Thierchen sind so gelenkig und gewandt, daß es fast unmöglich ist, sie zu erbeuten; denn bei der geringsten Störung humpeln sie bis in irgend eine unzugängliche Höhlung oder stürzen sich nach Art der Frösche ins Meer. Sie haben eine Länge von 3 oder 4 Zoll und eine dunkelbraune Färbung, welche jener der Felsen, auf denen sie sich aufhalten, vollständig gleicht, sodaß sie kaum von diesen unterschieden werden können.
Der Fisch, von welchem Tennent spricht, ist ein Tastenzähner (Salarias) und zwar der Seespringer (Salarias alticus). Das wichtigste Merkmal der Sippe besteht in der Bildung des Gebisses, dessen zahlreiche, spitze, dicht neben einander stehende Zähne beweglich sind wie die Tasten eines Klaviers, sodaß jeder unabhängig von dem andern sich niederlegen oder aufrichten kann. Jn allen anderen Stücken kommen die hierher gehörigen Schleimfische mit ihren Familienverwandten vollständig überein.
Die englischen Fischer vergleichen einen Schleimfisch mit dem unteren Hauptbalken eines flachen Bootes, "Gunnel" genannt; dieser Fischername ist von Cuvier in Gunnellus verwälscht und zur Bezeichnung der Sippe erhoben worden, obgleich Lacepede schon vor ihm der Sippschaft den Namen Muraenoides gegeben hatte. Jn Skandinavien vergleicht man die Gestalt der betreffenden Fische mit der Klinge eines Schwertes und nennt sie deshalb Schwert- oder Klingenfische. Den letzteren Namen wollen wir beibehalten, weil er in der That nicht übel gewählt ist. Die Klingen- fische sind kenntlich an ihrem langen, seitlich zusammengedrückten Leibe, dem kleinen Kopfe, der die ganze Oberseite einnehmenden niederen Rückenflosse, der bis auf einen einzigen Strahl verkümmerten Bauchflosse, den Hechelzähnen in den Kiefern und den Sammetzähnen auf Gaumenbein, Pflugschar- bein und Zunge.
Vertreter der Klingensische ist der Butterfisch (Gunnellus vulgaris) ein Bewohner des Eis- meeres und der Nordsee, welcher zuweilen auch im atlantischen Weltmeere bis zur französischen Küste gefunden wird. An Länge soll er bis 10 Zoll erreichen; die meisten Stücke messen jedoch nicht über 8 Zoll. Die Grundfärbung ist eine Mischung aus Purpur und Gelbbraun, welche an Kehle und Bauch verblaßt und längs des Rückens mit neun bis zwölf deutlichen, runden, weiß eingefaßten Flecken, übrigens mit unbestimmten Wolkenflecken gezeichnet wird. Erstere Flecken stehen bei einzelnen Stücken auf der Rückenflosse, zuweilen auf dieser und dem Rücken. Achtundsiebzig stachelige Strahlen spannen die Rückenflosse, 11 die Brustflosse, ein Stummel und ein Strahl die Bauchflossen, zwei stummelhafte und 43 ausgebildete die Afterflosse, 15 die Schwanzflosse; die Anzahl derer, welche zur Rücken- und Afterflosse gehören ist jedoch manchfachem Wechsel unterworfen.
Wie andere seiner Familie bevorzugt der Butterfisch felsigen Grund zu seinem Aufenthalte, findet sich jedoch zuweilen auch auf Strecken, wo der Boden mit weichem Schlamm bedeckt ist. Bei tiefer Ebbe sieht man ihn in kleinen Pfützen oder unter Steinen und zwischen Seetangen liegen, gleichsam die rückkehrende Flut erwartend. Längerer Wassermangel bereitet ihm keine Unbe-
Die Stachelfloſſer. Schleimfiſche. Taſtenzähner. Klingenfiſche. Gebärfiſche
Die Fertigkeit, auf feuchtem Grunde mit Hilfe der Floſſen ſich zu bewegen, beſitzen noch andere Mitglieder der Familie, einzelne in viel höherem Grade als der Schan. „An den Küſtenflüſſen Ceylons“, ſagt Tennent, „welche regelmäßig von Meereswogen überſpült werden, leben in großer Anzahl kleine ſonderbare Fiſche, denen die Gabe geworden, längs der Oberfläche des Waſſers ſich hinzuſchleudern und über feuchte Steine mit Gewandtheit und Schnelligkeit wegzulaufen. Sie bewegen ſich mit Hilfe ihrer Bruſt- und Bauchfloſſen, auch wohl der Kiemendeckel ebenſo über den feuchten Sand, ſteigen an den Wurzeln der Manglebäume empor oder klettern an den glatten Felſen in die Höhe, und hängen ſich hier ſo feſt an, daß die Wellen nicht im Stande ſind, ſie wegzuſpülen. Dieſe kleinen Thierchen ſind ſo gelenkig und gewandt, daß es faſt unmöglich iſt, ſie zu erbeuten; denn bei der geringſten Störung humpeln ſie bis in irgend eine unzugängliche Höhlung oder ſtürzen ſich nach Art der Fröſche ins Meer. Sie haben eine Länge von 3 oder 4 Zoll und eine dunkelbraune Färbung, welche jener der Felſen, auf denen ſie ſich aufhalten, vollſtändig gleicht, ſodaß ſie kaum von dieſen unterſchieden werden können.
Der Fiſch, von welchem Tennent ſpricht, iſt ein Taſtenzähner (Salarias) und zwar der Seeſpringer (Salarias alticus). Das wichtigſte Merkmal der Sippe beſteht in der Bildung des Gebiſſes, deſſen zahlreiche, ſpitze, dicht neben einander ſtehende Zähne beweglich ſind wie die Taſten eines Klaviers, ſodaß jeder unabhängig von dem andern ſich niederlegen oder aufrichten kann. Jn allen anderen Stücken kommen die hierher gehörigen Schleimfiſche mit ihren Familienverwandten vollſtändig überein.
Die engliſchen Fiſcher vergleichen einen Schleimfiſch mit dem unteren Hauptbalken eines flachen Bootes, „Gunnel“ genannt; dieſer Fiſchername iſt von Cuvier in Gunnellus verwälſcht und zur Bezeichnung der Sippe erhoben worden, obgleich Lacépède ſchon vor ihm der Sippſchaft den Namen Muraenoides gegeben hatte. Jn Skandinavien vergleicht man die Geſtalt der betreffenden Fiſche mit der Klinge eines Schwertes und nennt ſie deshalb Schwert- oder Klingenfiſche. Den letzteren Namen wollen wir beibehalten, weil er in der That nicht übel gewählt iſt. Die Klingen- fiſche ſind kenntlich an ihrem langen, ſeitlich zuſammengedrückten Leibe, dem kleinen Kopfe, der die ganze Oberſeite einnehmenden niederen Rückenfloſſe, der bis auf einen einzigen Strahl verkümmerten Bauchfloſſe, den Hechelzähnen in den Kiefern und den Sammetzähnen auf Gaumenbein, Pflugſchar- bein und Zunge.
Vertreter der Klingenſiſche iſt der Butterfiſch (Gunnellus vulgaris) ein Bewohner des Eis- meeres und der Nordſee, welcher zuweilen auch im atlantiſchen Weltmeere bis zur franzöſiſchen Küſte gefunden wird. An Länge ſoll er bis 10 Zoll erreichen; die meiſten Stücke meſſen jedoch nicht über 8 Zoll. Die Grundfärbung iſt eine Miſchung aus Purpur und Gelbbraun, welche an Kehle und Bauch verblaßt und längs des Rückens mit neun bis zwölf deutlichen, runden, weiß eingefaßten Flecken, übrigens mit unbeſtimmten Wolkenflecken gezeichnet wird. Erſtere Flecken ſtehen bei einzelnen Stücken auf der Rückenfloſſe, zuweilen auf dieſer und dem Rücken. Achtundſiebzig ſtachelige Strahlen ſpannen die Rückenfloſſe, 11 die Bruſtfloſſe, ein Stummel und ein Strahl die Bauchfloſſen, zwei ſtummelhafte und 43 ausgebildete die Afterfloſſe, 15 die Schwanzfloſſe; die Anzahl derer, welche zur Rücken- und Afterfloſſe gehören iſt jedoch manchfachem Wechſel unterworfen.
Wie andere ſeiner Familie bevorzugt der Butterfiſch felſigen Grund zu ſeinem Aufenthalte, findet ſich jedoch zuweilen auch auf Strecken, wo der Boden mit weichem Schlamm bedeckt iſt. Bei tiefer Ebbe ſieht man ihn in kleinen Pfützen oder unter Steinen und zwiſchen Seetangen liegen, gleichſam die rückkehrende Flut erwartend. Längerer Waſſermangel bereitet ihm keine Unbe-
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Die Stachelfloſſer. Schleimfiſche. Taſtenzähner. Klingenfiſche. Gebärfiſche
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Mitglieder der Familie, einzelne in viel höherem Grade als der Schan. „An den Küſtenflüſſen
Ceylons“, ſagt Tennent, „welche regelmäßig von Meereswogen überſpült werden, leben in großer
Anzahl kleine ſonderbare Fiſche, denen die Gabe geworden, längs der Oberfläche des Waſſers ſich
hinzuſchleudern und über feuchte Steine mit Gewandtheit und Schnelligkeit wegzulaufen. Sie
bewegen ſich mit Hilfe ihrer Bruſt- und Bauchfloſſen, auch wohl der Kiemendeckel ebenſo über den
feuchten Sand, ſteigen an den Wurzeln der Manglebäume empor oder klettern an den glatten Felſen
in die Höhe, und hängen ſich hier ſo feſt an, daß die Wellen nicht im Stande ſind, ſie wegzuſpülen.
Dieſe kleinen Thierchen ſind ſo gelenkig und gewandt, daß es faſt unmöglich iſt, ſie zu erbeuten; denn
bei der geringſten Störung humpeln ſie bis in irgend eine unzugängliche Höhlung oder ſtürzen ſich
nach Art der Fröſche ins Meer. Sie haben eine Länge von 3 oder 4 Zoll und eine dunkelbraune
Färbung, welche jener der Felſen, auf denen ſie ſich aufhalten, vollſtändig gleicht, ſodaß ſie kaum
von dieſen unterſchieden werden können.
Der Fiſch, von welchem Tennent ſpricht, iſt ein Taſtenzähner (Salarias) und zwar der
Seeſpringer (Salarias alticus). Das wichtigſte Merkmal der Sippe beſteht in der Bildung des
Gebiſſes, deſſen zahlreiche, ſpitze, dicht neben einander ſtehende Zähne beweglich ſind wie die Taſten
eines Klaviers, ſodaß jeder unabhängig von dem andern ſich niederlegen oder aufrichten kann. Jn
allen anderen Stücken kommen die hierher gehörigen Schleimfiſche mit ihren Familienverwandten
vollſtändig überein.
Die engliſchen Fiſcher vergleichen einen Schleimfiſch mit dem unteren Hauptbalken eines flachen
Bootes, „Gunnel“ genannt; dieſer Fiſchername iſt von Cuvier in Gunnellus verwälſcht und
zur Bezeichnung der Sippe erhoben worden, obgleich Lacépède ſchon vor ihm der Sippſchaft den
Namen Muraenoides gegeben hatte. Jn Skandinavien vergleicht man die Geſtalt der betreffenden
Fiſche mit der Klinge eines Schwertes und nennt ſie deshalb Schwert- oder Klingenfiſche. Den
letzteren Namen wollen wir beibehalten, weil er in der That nicht übel gewählt iſt. Die Klingen-
fiſche ſind kenntlich an ihrem langen, ſeitlich zuſammengedrückten Leibe, dem kleinen Kopfe, der die
ganze Oberſeite einnehmenden niederen Rückenfloſſe, der bis auf einen einzigen Strahl verkümmerten
Bauchfloſſe, den Hechelzähnen in den Kiefern und den Sammetzähnen auf Gaumenbein, Pflugſchar-
bein und Zunge.
Vertreter der Klingenſiſche iſt der Butterfiſch (Gunnellus vulgaris) ein Bewohner des Eis-
meeres und der Nordſee, welcher zuweilen auch im atlantiſchen Weltmeere bis zur franzöſiſchen Küſte
gefunden wird. An Länge ſoll er bis 10 Zoll erreichen; die meiſten Stücke meſſen jedoch nicht über
8 Zoll. Die Grundfärbung iſt eine Miſchung aus Purpur und Gelbbraun, welche an Kehle und
Bauch verblaßt und längs des Rückens mit neun bis zwölf deutlichen, runden, weiß eingefaßten
Flecken, übrigens mit unbeſtimmten Wolkenflecken gezeichnet wird. Erſtere Flecken ſtehen bei
einzelnen Stücken auf der Rückenfloſſe, zuweilen auf dieſer und dem Rücken. Achtundſiebzig
ſtachelige Strahlen ſpannen die Rückenfloſſe, 11 die Bruſtfloſſe, ein Stummel und ein Strahl die
Bauchfloſſen, zwei ſtummelhafte und 43 ausgebildete die Afterfloſſe, 15 die Schwanzfloſſe; die Anzahl
derer, welche zur Rücken- und Afterfloſſe gehören iſt jedoch manchfachem Wechſel unterworfen.
Wie andere ſeiner Familie bevorzugt der Butterfiſch felſigen Grund zu ſeinem Aufenthalte,
findet ſich jedoch zuweilen auch auf Strecken, wo der Boden mit weichem Schlamm bedeckt iſt. Bei
tiefer Ebbe ſieht man ihn in kleinen Pfützen oder unter Steinen und zwiſchen Seetangen liegen,
gleichſam die rückkehrende Flut erwartend. Längerer Waſſermangel bereitet ihm keine Unbe-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 582. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/618>, abgerufen am 23.12.2024.
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