Geßner nennt die Schleimfische Seelerchen; wir sind also berechtigt, diesen Namen zu verwenden und bezeichnen mit ihm eine der eben beschriebenen Gruppe sehr verwandte, von ihr eigentlich nur durch den Mangel der häutigen Anhängsel verschiedene Sippe (Pholis). Als Ver- treter dieser Abtheilung mag der Schan oder die Schleimlerche (Pholis laevis) gelten, ein im Mittelmeere und atlantischen Weltmeere häufiger, auch an den britischen Küsten keineswegs ungewöhnlicher Fisch von 6 Zoll Länge und höchst veränderlicher, nach dem Grunde und anderen Zufälligkeiten sich richtender Färbung. Von mehr als zwanzig, welche Montagu zu gleicher Zeit untersuchte, fand er nicht zwei vollkommen übereinstimmende; einige waren zierlich mit rothbraunen Flecken gezeichnet, andere einfarbig, andere gänzlich ungemustert, andere gleichfarbig dunkel oben und unten. Jm Allgemeinen kann man jedoch sagen, daß der Leib auf grünlichem Grunde braun gefleckt und gemarmelt ist. Jn der Rückenflosse zählt man 31, in der Brustflosse 13, in der Bauchflosse 2, in der Afterflosse 19, in der Schwanzflosse 11 Strahlen.
Da dem Schan die Schwimmblase fehlt, hält er sich, laut Couch, nur auf dem Grunde des Wassers auf und erwählt sich einen passenden Stein oder Felsblock, in dessen Spalten er Zuflucht findet vor Raubvögeln und ihm feindlichen Fischen, freilich mit Ausnahme der Scharben, deren langer Greifschnabel ihn auch aus seinen Versteckplätzen hervorzuziehen weiß. Wenn das Meer ebbt, sammeln sich viele dieser Fische zwischen den Steinen oder in kleinen Pfützen; die älteren unter ihnen verlassen das Wasser auch wohl gänzlich und kriechen mit Hilfe ihrer Brustflossen über weite Strecken weg, merkwürdig rasch und gewandt entsprechenden Höhlen zu, je einer in eine und erwarten hier die Rückkehr der Flut. Werden sie entdeckt oder gestört, so ziehen sie sich mit einer eigenthümlichen Bewegung ihres Leibes in den hinteren Theil der Höhlung zurück. Schon Montagu beobachtete, daß sie außerordentlich lebenszäh sind und tagelang außerhalb des Wassers auf feuchtem Sande oder in nassem Mose und Grase leben können. Couch bestätigt diese Angaben und versichert, in einer ganz trocknen Büchse derartige Fische über dreißig Stunden lang am Leben erhalten zu haben. Dagegen wird ihnen Süßwasser verderblich; sie sterben binnen wenigen Minuten, nachdem sie in solches gebracht wurden. Fast scheint es, als ob es Bedürfniß des Schan sei, zeitweilig auf trocknem Grunde zu liegen. Ein Gefangener, welchen Roß in einem mit Seewasser gefüllten Goldfischglase hielt, wurde nach einigen Stunden außerordentlich unruhig und warf sich wiederholt über die Oberfläche des Wassers empor. Dies bewog den Beobachter, einen größeren Stein in das Glas zu legen, sodaß ein Theil desselben die Oberfläche des Wassers überragte. Augenblicklich hüpfte der Schan zu diesem trocknen Theile empor und verweilte hier mehrere Stunden. Durch wiederholte Beobachtungen erfuhr Roß, daß der gefangene Fisch genau die Gezeiten einhielt, d. h. mit Beginn der Ebbe sich auf seinen Stein begab und mit Eintritt der Flut sich wieder ins Wasser verfügte. Nach Greatwood's Beobachtungen bemerkt man den Farbenwechsel des Schan bei dieser Ortsveränderung sehr deutlich. Jm Wasser sieht er blaßbraun aus; nachdem er jedoch einige Zeit lang in der Luft gelegen hat, wird die Färbung dunkler, und es erscheint eine Reihe weißer Flecken längs der Seitenlinie.
Die langen und kräftigen Schneidezähne befähigen den Fisch, Muscheln und andere Weichthiere, seine eigentliche Nahrung, von den Felsen loszulösen; doch scheint er auch andere freischwimmende Thiere nicht zu verschonen, weil Gefangene eine stets rege und vielseitige Eßlust zeigten. Einer, welchen Guyon hielt und ungefähr ein halbes Jahr beobachtete, verschlang mit gleicher Gier Weich- thiere, Spinnen, Tausendfüße, Käser, überhaupt jedes sich bewegende Thierchen und außerdem Fleisch von Säugethieren und Vögeln.
Jn einer Hinsicht erinnert der Schan an die Schollen und bezüglich an die Chamäleons; er bewegt nämlich jedes seiner Augen unabhängig von dem andern in den verschiedensten Richtungen.
Die Laichzeit fällt in den Hochsommer. Unser Fischchen wählt sich eine kleine Höhlung in Felsen aus, gewöhnlich eine solche, welche etwas über der niedrigsten Flutmarke liegt und legt hier seine halbrunden, glänzenden, bernsteingelben Eier ab, welche sehr bald ausschlüpfen.
Seeſchmetterling. Schan.
Geßner nennt die Schleimfiſche Seelerchen; wir ſind alſo berechtigt, dieſen Namen zu verwenden und bezeichnen mit ihm eine der eben beſchriebenen Gruppe ſehr verwandte, von ihr eigentlich nur durch den Mangel der häutigen Anhängſel verſchiedene Sippe (Pholis). Als Ver- treter dieſer Abtheilung mag der Schan oder die Schleimlerche (Pholis laevis) gelten, ein im Mittelmeere und atlantiſchen Weltmeere häufiger, auch an den britiſchen Küſten keineswegs ungewöhnlicher Fiſch von 6 Zoll Länge und höchſt veränderlicher, nach dem Grunde und anderen Zufälligkeiten ſich richtender Färbung. Von mehr als zwanzig, welche Montagu zu gleicher Zeit unterſuchte, fand er nicht zwei vollkommen übereinſtimmende; einige waren zierlich mit rothbraunen Flecken gezeichnet, andere einfarbig, andere gänzlich ungemuſtert, andere gleichfarbig dunkel oben und unten. Jm Allgemeinen kann man jedoch ſagen, daß der Leib auf grünlichem Grunde braun gefleckt und gemarmelt iſt. Jn der Rückenfloſſe zählt man 31, in der Bruſtfloſſe 13, in der Bauchfloſſe 2, in der Afterfloſſe 19, in der Schwanzfloſſe 11 Strahlen.
Da dem Schan die Schwimmblaſe fehlt, hält er ſich, laut Couch, nur auf dem Grunde des Waſſers auf und erwählt ſich einen paſſenden Stein oder Felsblock, in deſſen Spalten er Zuflucht findet vor Raubvögeln und ihm feindlichen Fiſchen, freilich mit Ausnahme der Scharben, deren langer Greifſchnabel ihn auch aus ſeinen Verſteckplätzen hervorzuziehen weiß. Wenn das Meer ebbt, ſammeln ſich viele dieſer Fiſche zwiſchen den Steinen oder in kleinen Pfützen; die älteren unter ihnen verlaſſen das Waſſer auch wohl gänzlich und kriechen mit Hilfe ihrer Bruſtfloſſen über weite Strecken weg, merkwürdig raſch und gewandt entſprechenden Höhlen zu, je einer in eine und erwarten hier die Rückkehr der Flut. Werden ſie entdeckt oder geſtört, ſo ziehen ſie ſich mit einer eigenthümlichen Bewegung ihres Leibes in den hinteren Theil der Höhlung zurück. Schon Montagu beobachtete, daß ſie außerordentlich lebenszäh ſind und tagelang außerhalb des Waſſers auf feuchtem Sande oder in naſſem Moſe und Graſe leben können. Couch beſtätigt dieſe Angaben und verſichert, in einer ganz trocknen Büchſe derartige Fiſche über dreißig Stunden lang am Leben erhalten zu haben. Dagegen wird ihnen Süßwaſſer verderblich; ſie ſterben binnen wenigen Minuten, nachdem ſie in ſolches gebracht wurden. Faſt ſcheint es, als ob es Bedürfniß des Schan ſei, zeitweilig auf trocknem Grunde zu liegen. Ein Gefangener, welchen Roß in einem mit Seewaſſer gefüllten Goldfiſchglaſe hielt, wurde nach einigen Stunden außerordentlich unruhig und warf ſich wiederholt über die Oberfläche des Waſſers empor. Dies bewog den Beobachter, einen größeren Stein in das Glas zu legen, ſodaß ein Theil deſſelben die Oberfläche des Waſſers überragte. Augenblicklich hüpfte der Schan zu dieſem trocknen Theile empor und verweilte hier mehrere Stunden. Durch wiederholte Beobachtungen erfuhr Roß, daß der gefangene Fiſch genau die Gezeiten einhielt, d. h. mit Beginn der Ebbe ſich auf ſeinen Stein begab und mit Eintritt der Flut ſich wieder ins Waſſer verfügte. Nach Greatwood’s Beobachtungen bemerkt man den Farbenwechſel des Schan bei dieſer Ortsveränderung ſehr deutlich. Jm Waſſer ſieht er blaßbraun aus; nachdem er jedoch einige Zeit lang in der Luft gelegen hat, wird die Färbung dunkler, und es erſcheint eine Reihe weißer Flecken längs der Seitenlinie.
Die langen und kräftigen Schneidezähne befähigen den Fiſch, Muſcheln und andere Weichthiere, ſeine eigentliche Nahrung, von den Felſen loszulöſen; doch ſcheint er auch andere freiſchwimmende Thiere nicht zu verſchonen, weil Gefangene eine ſtets rege und vielſeitige Eßluſt zeigten. Einer, welchen Guyon hielt und ungefähr ein halbes Jahr beobachtete, verſchlang mit gleicher Gier Weich- thiere, Spinnen, Tauſendfüße, Käſer, überhaupt jedes ſich bewegende Thierchen und außerdem Fleiſch von Säugethieren und Vögeln.
Jn einer Hinſicht erinnert der Schan an die Schollen und bezüglich an die Chamäleons; er bewegt nämlich jedes ſeiner Augen unabhängig von dem andern in den verſchiedenſten Richtungen.
Die Laichzeit fällt in den Hochſommer. Unſer Fiſchchen wählt ſich eine kleine Höhlung in Felſen aus, gewöhnlich eine ſolche, welche etwas über der niedrigſten Flutmarke liegt und legt hier ſeine halbrunden, glänzenden, bernſteingelben Eier ab, welche ſehr bald ausſchlüpfen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0617"n="581"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Seeſchmetterling. Schan.</hi></fw><lb/><p><hirendition="#g">Geßner</hi> nennt die Schleimfiſche <hirendition="#g">Seelerchen;</hi> wir ſind alſo berechtigt, dieſen Namen zu<lb/>
verwenden und bezeichnen mit ihm eine der eben beſchriebenen Gruppe ſehr verwandte, von ihr<lb/>
eigentlich nur durch den Mangel der häutigen Anhängſel verſchiedene Sippe (<hirendition="#aq">Pholis</hi>). Als Ver-<lb/>
treter dieſer Abtheilung mag der <hirendition="#g">Schan</hi> oder die <hirendition="#g">Schleimlerche</hi> (<hirendition="#aq">Pholis laevis</hi>) gelten, ein<lb/>
im Mittelmeere und atlantiſchen Weltmeere häufiger, auch an den britiſchen Küſten keineswegs<lb/>
ungewöhnlicher Fiſch von 6 Zoll Länge und höchſt veränderlicher, nach dem Grunde und anderen<lb/>
Zufälligkeiten ſich richtender Färbung. Von mehr als zwanzig, welche <hirendition="#g">Montagu</hi> zu gleicher Zeit<lb/>
unterſuchte, fand er nicht zwei vollkommen übereinſtimmende; einige waren zierlich mit rothbraunen<lb/>
Flecken gezeichnet, andere einfarbig, andere gänzlich ungemuſtert, andere gleichfarbig dunkel oben und<lb/>
unten. Jm Allgemeinen kann man jedoch ſagen, daß der Leib auf grünlichem Grunde braun gefleckt<lb/>
und gemarmelt iſt. Jn der Rückenfloſſe zählt man 31, in der Bruſtfloſſe 13, in der Bauchfloſſe 2,<lb/>
in der Afterfloſſe 19, in der Schwanzfloſſe 11 Strahlen.</p><lb/><p>Da dem Schan die Schwimmblaſe fehlt, hält er ſich, laut <hirendition="#g">Couch,</hi> nur auf dem Grunde des<lb/>
Waſſers auf und erwählt ſich einen paſſenden Stein oder Felsblock, in deſſen Spalten er Zuflucht findet<lb/>
vor Raubvögeln und ihm feindlichen Fiſchen, freilich mit Ausnahme der Scharben, deren langer<lb/>
Greifſchnabel ihn auch aus ſeinen Verſteckplätzen hervorzuziehen weiß. Wenn das Meer ebbt,<lb/>ſammeln ſich viele dieſer Fiſche zwiſchen den Steinen oder in kleinen Pfützen; die älteren unter ihnen<lb/>
verlaſſen das Waſſer auch wohl gänzlich und kriechen mit Hilfe ihrer Bruſtfloſſen über weite Strecken<lb/>
weg, merkwürdig raſch und gewandt entſprechenden Höhlen zu, je einer in eine und erwarten hier die<lb/>
Rückkehr der Flut. Werden ſie entdeckt oder geſtört, ſo ziehen ſie ſich mit einer eigenthümlichen<lb/>
Bewegung ihres Leibes in den hinteren Theil der Höhlung zurück. Schon <hirendition="#g">Montagu</hi> beobachtete,<lb/>
daß ſie außerordentlich lebenszäh ſind und tagelang außerhalb des Waſſers auf feuchtem Sande oder<lb/>
in naſſem Moſe und Graſe leben können. <hirendition="#g">Couch</hi> beſtätigt dieſe Angaben und verſichert, in einer<lb/>
ganz trocknen Büchſe derartige Fiſche über dreißig Stunden lang am Leben erhalten zu haben.<lb/>
Dagegen wird ihnen Süßwaſſer verderblich; ſie ſterben binnen wenigen Minuten, nachdem ſie in ſolches<lb/>
gebracht wurden. Faſt ſcheint es, als ob es Bedürfniß des Schan ſei, zeitweilig auf trocknem Grunde<lb/>
zu liegen. Ein Gefangener, welchen <hirendition="#g">Roß</hi> in einem mit Seewaſſer gefüllten Goldfiſchglaſe hielt,<lb/>
wurde nach einigen Stunden außerordentlich unruhig und warf ſich wiederholt über die Oberfläche<lb/>
des Waſſers empor. Dies bewog den Beobachter, einen größeren Stein in das Glas zu legen,<lb/>ſodaß ein Theil deſſelben die Oberfläche des Waſſers überragte. Augenblicklich hüpfte der Schan<lb/>
zu dieſem trocknen Theile empor und verweilte hier mehrere Stunden. Durch wiederholte<lb/>
Beobachtungen erfuhr <hirendition="#g">Roß,</hi> daß der gefangene Fiſch genau die Gezeiten einhielt, d. h. mit Beginn<lb/>
der Ebbe ſich auf ſeinen Stein begab und mit Eintritt der Flut ſich wieder ins Waſſer verfügte. Nach<lb/><hirendition="#g">Greatwood’s</hi> Beobachtungen bemerkt man den Farbenwechſel des Schan bei dieſer Ortsveränderung<lb/>ſehr deutlich. Jm Waſſer ſieht er blaßbraun aus; nachdem er jedoch einige Zeit lang in der Luft gelegen<lb/>
hat, wird die Färbung dunkler, und es erſcheint eine Reihe weißer Flecken längs der Seitenlinie.</p><lb/><p>Die langen und kräftigen Schneidezähne befähigen den Fiſch, Muſcheln und andere Weichthiere,<lb/>ſeine eigentliche Nahrung, von den Felſen loszulöſen; doch ſcheint er auch andere freiſchwimmende<lb/>
Thiere nicht zu verſchonen, weil Gefangene eine ſtets rege und vielſeitige Eßluſt zeigten. Einer,<lb/>
welchen <hirendition="#g">Guyon</hi> hielt und ungefähr ein halbes Jahr beobachtete, verſchlang mit gleicher Gier Weich-<lb/>
thiere, Spinnen, Tauſendfüße, Käſer, überhaupt jedes ſich bewegende Thierchen und außerdem Fleiſch<lb/>
von Säugethieren und Vögeln.</p><lb/><p>Jn einer Hinſicht erinnert der Schan an die Schollen und bezüglich an die Chamäleons; er<lb/>
bewegt nämlich jedes ſeiner Augen unabhängig von dem andern in den verſchiedenſten Richtungen.</p><lb/><p>Die Laichzeit fällt in den Hochſommer. Unſer Fiſchchen wählt ſich eine kleine Höhlung in<lb/>
Felſen aus, gewöhnlich eine ſolche, welche etwas über der niedrigſten Flutmarke liegt und legt hier<lb/>ſeine halbrunden, glänzenden, bernſteingelben Eier ab, welche ſehr bald ausſchlüpfen.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[581/0617]
Seeſchmetterling. Schan.
Geßner nennt die Schleimfiſche Seelerchen; wir ſind alſo berechtigt, dieſen Namen zu
verwenden und bezeichnen mit ihm eine der eben beſchriebenen Gruppe ſehr verwandte, von ihr
eigentlich nur durch den Mangel der häutigen Anhängſel verſchiedene Sippe (Pholis). Als Ver-
treter dieſer Abtheilung mag der Schan oder die Schleimlerche (Pholis laevis) gelten, ein
im Mittelmeere und atlantiſchen Weltmeere häufiger, auch an den britiſchen Küſten keineswegs
ungewöhnlicher Fiſch von 6 Zoll Länge und höchſt veränderlicher, nach dem Grunde und anderen
Zufälligkeiten ſich richtender Färbung. Von mehr als zwanzig, welche Montagu zu gleicher Zeit
unterſuchte, fand er nicht zwei vollkommen übereinſtimmende; einige waren zierlich mit rothbraunen
Flecken gezeichnet, andere einfarbig, andere gänzlich ungemuſtert, andere gleichfarbig dunkel oben und
unten. Jm Allgemeinen kann man jedoch ſagen, daß der Leib auf grünlichem Grunde braun gefleckt
und gemarmelt iſt. Jn der Rückenfloſſe zählt man 31, in der Bruſtfloſſe 13, in der Bauchfloſſe 2,
in der Afterfloſſe 19, in der Schwanzfloſſe 11 Strahlen.
Da dem Schan die Schwimmblaſe fehlt, hält er ſich, laut Couch, nur auf dem Grunde des
Waſſers auf und erwählt ſich einen paſſenden Stein oder Felsblock, in deſſen Spalten er Zuflucht findet
vor Raubvögeln und ihm feindlichen Fiſchen, freilich mit Ausnahme der Scharben, deren langer
Greifſchnabel ihn auch aus ſeinen Verſteckplätzen hervorzuziehen weiß. Wenn das Meer ebbt,
ſammeln ſich viele dieſer Fiſche zwiſchen den Steinen oder in kleinen Pfützen; die älteren unter ihnen
verlaſſen das Waſſer auch wohl gänzlich und kriechen mit Hilfe ihrer Bruſtfloſſen über weite Strecken
weg, merkwürdig raſch und gewandt entſprechenden Höhlen zu, je einer in eine und erwarten hier die
Rückkehr der Flut. Werden ſie entdeckt oder geſtört, ſo ziehen ſie ſich mit einer eigenthümlichen
Bewegung ihres Leibes in den hinteren Theil der Höhlung zurück. Schon Montagu beobachtete,
daß ſie außerordentlich lebenszäh ſind und tagelang außerhalb des Waſſers auf feuchtem Sande oder
in naſſem Moſe und Graſe leben können. Couch beſtätigt dieſe Angaben und verſichert, in einer
ganz trocknen Büchſe derartige Fiſche über dreißig Stunden lang am Leben erhalten zu haben.
Dagegen wird ihnen Süßwaſſer verderblich; ſie ſterben binnen wenigen Minuten, nachdem ſie in ſolches
gebracht wurden. Faſt ſcheint es, als ob es Bedürfniß des Schan ſei, zeitweilig auf trocknem Grunde
zu liegen. Ein Gefangener, welchen Roß in einem mit Seewaſſer gefüllten Goldfiſchglaſe hielt,
wurde nach einigen Stunden außerordentlich unruhig und warf ſich wiederholt über die Oberfläche
des Waſſers empor. Dies bewog den Beobachter, einen größeren Stein in das Glas zu legen,
ſodaß ein Theil deſſelben die Oberfläche des Waſſers überragte. Augenblicklich hüpfte der Schan
zu dieſem trocknen Theile empor und verweilte hier mehrere Stunden. Durch wiederholte
Beobachtungen erfuhr Roß, daß der gefangene Fiſch genau die Gezeiten einhielt, d. h. mit Beginn
der Ebbe ſich auf ſeinen Stein begab und mit Eintritt der Flut ſich wieder ins Waſſer verfügte. Nach
Greatwood’s Beobachtungen bemerkt man den Farbenwechſel des Schan bei dieſer Ortsveränderung
ſehr deutlich. Jm Waſſer ſieht er blaßbraun aus; nachdem er jedoch einige Zeit lang in der Luft gelegen
hat, wird die Färbung dunkler, und es erſcheint eine Reihe weißer Flecken längs der Seitenlinie.
Die langen und kräftigen Schneidezähne befähigen den Fiſch, Muſcheln und andere Weichthiere,
ſeine eigentliche Nahrung, von den Felſen loszulöſen; doch ſcheint er auch andere freiſchwimmende
Thiere nicht zu verſchonen, weil Gefangene eine ſtets rege und vielſeitige Eßluſt zeigten. Einer,
welchen Guyon hielt und ungefähr ein halbes Jahr beobachtete, verſchlang mit gleicher Gier Weich-
thiere, Spinnen, Tauſendfüße, Käſer, überhaupt jedes ſich bewegende Thierchen und außerdem Fleiſch
von Säugethieren und Vögeln.
Jn einer Hinſicht erinnert der Schan an die Schollen und bezüglich an die Chamäleons; er
bewegt nämlich jedes ſeiner Augen unabhängig von dem andern in den verſchiedenſten Richtungen.
Die Laichzeit fällt in den Hochſommer. Unſer Fiſchchen wählt ſich eine kleine Höhlung in
Felſen aus, gewöhnlich eine ſolche, welche etwas über der niedrigſten Flutmarke liegt und legt hier
ſeine halbrunden, glänzenden, bernſteingelben Eier ab, welche ſehr bald ausſchlüpfen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 581. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/617>, abgerufen am 23.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.