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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Die Schlundkiefer. Hochflieger. Flederfische.
richtig zusammengestellt hat. Die Hochflieger springen nämlich in der Regel und so lange sie nicht
einen besonderen Beweggrund haben, nur wenige Fuß hoch über die Oberfläche des Wassers empor,
streichen auch nicht weit in einem Zuge fort, sondern fallen bald wieder ein; aber einer folgt dem
anderen so rasch, daß es aussieht, als ob der erste immer nur wieder eben das Wasser berühre, sich
einen neuen Anstoß gebe und einen zweiten Sprung ausführe, während in Wirklichkeit einer über
den anderen wegschnellt. Nicht selten geschieht es auch, daß sich mit einem Male eine zahlreiche,
nach Hunderten und Tausenden zu schätzende Anzahl aus dem Wasser erhebt. Dann bemerkt man,
daß stets ein guter Theil der aufgestiegenen nach kurzem Sprunge wieder ins Wasser fällt, während
die übrigen ihren Satz fortsetzen und erst in viel größerer Entfernung die Wellen wieder berühren.
Die Eutfernung, welche in solcher Weise zurückgelegt wird, kann sehr verschieden sein. Bei ruhigem
Fluge erheben sich unsere Fische etwa drei bis vier Fuß über den Spiegel des Meeres, sodaß sie eben
über den Wellenkämmen hingleiten, und fallen, nachdem sie eine Strecke von zwanzig Fuß zurückgelegt,
wieder ein; bei größerer Kraftanstrengung schnellen sie sich bis achtzehn Fuß empor und durchmessen
in flachen Bogen eine Strecke von drei- bis vierhundert Fuß, sehr selten darüber. Fast immer geht
der Sprung in gerader Richtung fort; doch sind sie auch im Stande, eine Schwenkung auszuführen,
fallen aber sofort nach derselben ins Wasser ein. Beim Springen halten sie Brust- und Bauchflossen
wagerecht ausgespannt, ohne jedoch mit ihnen die Luft zu schlagen, wie es der Vogel thut. Humboldt
versichert, daß man, trotz der ausnehmend raschen Bewegung, während des Springens deutlich sehen
könne, wie der Hochflieger seine Brustflossen abwechselnd ausbreite und einziehe; Bennett hingegen
sagt, daß er nur beim Erheben unter hörbarem Rascheln Brust- und Bauchflossen ausbreitet, und daß
man später blos eine zitternde Bewegung, nicht aber eine Ausbreitung und Zusammenziehung der
gedachten Flossen wahrnehmen kann. "Hätten die Fische," fährt er fort, "die Luft wirklich geschlagen,
so müßte ich es unbedingt bemerkt haben, wenn sie, wie es oft geschieht, unter dem Stern des Schiffes
wegzogen." Eine Schwenkung in der Luft wird wohl nur im höchsten Nothfalle ausgeführt, etwa
um einen Anprall mit einem anderen Gegenstande zu verhindern oder um einem räuberischen See-
flieger auszuweichen, weil die hierzu nöthige Anstrengung der Schwanzflosse den springenden Fisch
aus dem Gleichgewichte bringt und sozusagen ins Wasser herabdrückt. Krumme Linien beschreibt er
in anderer Weise, indem er rasch nach einander viele kleine Sprünge, jeden von etwa zwei oder drei
Fuß Weite ausführt und nach dem jedesmaligen Einfallen die Richtung entsprechend ändert. So
lange keine Gefahr droht, ist der sogenannte Flug sehr sicher, dem eines Vogels wirklich ähnlich; wird
der Hochflieger aber von Feinden verfolgt oder durch ein Schiff erschreckt, so bekommt sein Sprung
etwas Aengstliches, Unregelmäßiges, Steifes und Ungeschicktes, gleichsam etwas Zappelndes; das
Thier fällt auch oft ins Wasser ein, aber nur, um im nächsten Augenblicke sich wieder zu erheben und
in derselben Weise fortzuzappeln.

"Die Hochflieger", fährt Humboldt fort, "bringen einen großen Theil ihres Lebens in der
Luft zu; aber ihr elendes Leben wird ihnen dadurch nicht leichter gemacht. Verlassen sie das Meer,
um den gefräßigen Goldmakrelen zu entgehen, so begegnen sie in der Luft den Fregattvögeln, Albat-
rossen und anderen Seefliegern, welche sie im Fluge erschnappen." Auch Kittlitz stimmt hiermit
überein. "Der Flug dieser Fische", meint er, "scheint das letzte Mittel zu sein, welches sie anwenden,
um ihren Verfolgern, welche man beständig nach ihnen springen sieht, zu entgehen.... So groß
ihre Anzahl, so heftig ist auch die Verfolgung durch die Raubsische. Die Vermehrung dieser
Thiere muß außerordeutlich sein, da bei solchen Verfolgungen ihre Anzahl noch eine so beträchtliche
ist. Denn auch von oben kommen ihnen zahlreiche Feinde, die verschiedenartigen auf ihren Fang, wie
es scheint, förmlich angewiesenen Vögel; wie wir eben jetzt einen großen Sturmvogel ihnen mit voller
Geschicklichkeit nachstellen sahen." An einer anderen Stelle erwähnt Kittlitz, daß die Tropikvögel
ebenfalls zu den eifrigen und gefährlichen Feinden der Hochflieger gehören.

Vennett glaubt Humboldt und Kittlitz oder überhaupt Allen, welche von diesen Ver-
folgungen reden, widersprechen zu dürfen. Gewöhnlich denkt man sich, so ungefähr drückt er sich

Die Schlundkiefer. Hochflieger. Flederfiſche.
richtig zuſammengeſtellt hat. Die Hochflieger ſpringen nämlich in der Regel und ſo lange ſie nicht
einen beſonderen Beweggrund haben, nur wenige Fuß hoch über die Oberfläche des Waſſers empor,
ſtreichen auch nicht weit in einem Zuge fort, ſondern fallen bald wieder ein; aber einer folgt dem
anderen ſo raſch, daß es ausſieht, als ob der erſte immer nur wieder eben das Waſſer berühre, ſich
einen neuen Anſtoß gebe und einen zweiten Sprung ausführe, während in Wirklichkeit einer über
den anderen wegſchnellt. Nicht ſelten geſchieht es auch, daß ſich mit einem Male eine zahlreiche,
nach Hunderten und Tauſenden zu ſchätzende Anzahl aus dem Waſſer erhebt. Dann bemerkt man,
daß ſtets ein guter Theil der aufgeſtiegenen nach kurzem Sprunge wieder ins Waſſer fällt, während
die übrigen ihren Satz fortſetzen und erſt in viel größerer Entfernung die Wellen wieder berühren.
Die Eutfernung, welche in ſolcher Weiſe zurückgelegt wird, kann ſehr verſchieden ſein. Bei ruhigem
Fluge erheben ſich unſere Fiſche etwa drei bis vier Fuß über den Spiegel des Meeres, ſodaß ſie eben
über den Wellenkämmen hingleiten, und fallen, nachdem ſie eine Strecke von zwanzig Fuß zurückgelegt,
wieder ein; bei größerer Kraftanſtrengung ſchnellen ſie ſich bis achtzehn Fuß empor und durchmeſſen
in flachen Bogen eine Strecke von drei- bis vierhundert Fuß, ſehr ſelten darüber. Faſt immer geht
der Sprung in gerader Richtung fort; doch ſind ſie auch im Stande, eine Schwenkung auszuführen,
fallen aber ſofort nach derſelben ins Waſſer ein. Beim Springen halten ſie Bruſt- und Bauchfloſſen
wagerecht ausgeſpannt, ohne jedoch mit ihnen die Luft zu ſchlagen, wie es der Vogel thut. Humboldt
verſichert, daß man, trotz der ausnehmend raſchen Bewegung, während des Springens deutlich ſehen
könne, wie der Hochflieger ſeine Bruſtfloſſen abwechſelnd ausbreite und einziehe; Bennett hingegen
ſagt, daß er nur beim Erheben unter hörbarem Raſcheln Bruſt- und Bauchfloſſen ausbreitet, und daß
man ſpäter blos eine zitternde Bewegung, nicht aber eine Ausbreitung und Zuſammenziehung der
gedachten Floſſen wahrnehmen kann. „Hätten die Fiſche,“ fährt er fort, „die Luft wirklich geſchlagen,
ſo müßte ich es unbedingt bemerkt haben, wenn ſie, wie es oft geſchieht, unter dem Stern des Schiffes
wegzogen.“ Eine Schwenkung in der Luft wird wohl nur im höchſten Nothfalle ausgeführt, etwa
um einen Anprall mit einem anderen Gegenſtande zu verhindern oder um einem räuberiſchen See-
flieger auszuweichen, weil die hierzu nöthige Anſtrengung der Schwanzfloſſe den ſpringenden Fiſch
aus dem Gleichgewichte bringt und ſozuſagen ins Waſſer herabdrückt. Krumme Linien beſchreibt er
in anderer Weiſe, indem er raſch nach einander viele kleine Sprünge, jeden von etwa zwei oder drei
Fuß Weite ausführt und nach dem jedesmaligen Einfallen die Richtung entſprechend ändert. So
lange keine Gefahr droht, iſt der ſogenannte Flug ſehr ſicher, dem eines Vogels wirklich ähnlich; wird
der Hochflieger aber von Feinden verfolgt oder durch ein Schiff erſchreckt, ſo bekommt ſein Sprung
etwas Aengſtliches, Unregelmäßiges, Steifes und Ungeſchicktes, gleichſam etwas Zappelndes; das
Thier fällt auch oft ins Waſſer ein, aber nur, um im nächſten Augenblicke ſich wieder zu erheben und
in derſelben Weiſe fortzuzappeln.

„Die Hochflieger“, fährt Humboldt fort, „bringen einen großen Theil ihres Lebens in der
Luft zu; aber ihr elendes Leben wird ihnen dadurch nicht leichter gemacht. Verlaſſen ſie das Meer,
um den gefräßigen Goldmakrelen zu entgehen, ſo begegnen ſie in der Luft den Fregattvögeln, Albat-
roſſen und anderen Seefliegern, welche ſie im Fluge erſchnappen.“ Auch Kittlitz ſtimmt hiermit
überein. „Der Flug dieſer Fiſche“, meint er, „ſcheint das letzte Mittel zu ſein, welches ſie anwenden,
um ihren Verfolgern, welche man beſtändig nach ihnen ſpringen ſieht, zu entgehen.... So groß
ihre Anzahl, ſo heftig iſt auch die Verfolgung durch die Raubſiſche. Die Vermehrung dieſer
Thiere muß außerordeutlich ſein, da bei ſolchen Verfolgungen ihre Anzahl noch eine ſo beträchtliche
iſt. Denn auch von oben kommen ihnen zahlreiche Feinde, die verſchiedenartigen auf ihren Fang, wie
es ſcheint, förmlich angewieſenen Vögel; wie wir eben jetzt einen großen Sturmvogel ihnen mit voller
Geſchicklichkeit nachſtellen ſahen.“ An einer anderen Stelle erwähnt Kittlitz, daß die Tropikvögel
ebenfalls zu den eifrigen und gefährlichen Feinden der Hochflieger gehören.

Vennett glaubt Humboldt und Kittlitz oder überhaupt Allen, welche von dieſen Ver-
folgungen reden, widerſprechen zu dürfen. Gewöhnlich denkt man ſich, ſo ungefähr drückt er ſich

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[626/0664] Die Schlundkiefer. Hochflieger. Flederfiſche. richtig zuſammengeſtellt hat. Die Hochflieger ſpringen nämlich in der Regel und ſo lange ſie nicht einen beſonderen Beweggrund haben, nur wenige Fuß hoch über die Oberfläche des Waſſers empor, ſtreichen auch nicht weit in einem Zuge fort, ſondern fallen bald wieder ein; aber einer folgt dem anderen ſo raſch, daß es ausſieht, als ob der erſte immer nur wieder eben das Waſſer berühre, ſich einen neuen Anſtoß gebe und einen zweiten Sprung ausführe, während in Wirklichkeit einer über den anderen wegſchnellt. Nicht ſelten geſchieht es auch, daß ſich mit einem Male eine zahlreiche, nach Hunderten und Tauſenden zu ſchätzende Anzahl aus dem Waſſer erhebt. Dann bemerkt man, daß ſtets ein guter Theil der aufgeſtiegenen nach kurzem Sprunge wieder ins Waſſer fällt, während die übrigen ihren Satz fortſetzen und erſt in viel größerer Entfernung die Wellen wieder berühren. Die Eutfernung, welche in ſolcher Weiſe zurückgelegt wird, kann ſehr verſchieden ſein. Bei ruhigem Fluge erheben ſich unſere Fiſche etwa drei bis vier Fuß über den Spiegel des Meeres, ſodaß ſie eben über den Wellenkämmen hingleiten, und fallen, nachdem ſie eine Strecke von zwanzig Fuß zurückgelegt, wieder ein; bei größerer Kraftanſtrengung ſchnellen ſie ſich bis achtzehn Fuß empor und durchmeſſen in flachen Bogen eine Strecke von drei- bis vierhundert Fuß, ſehr ſelten darüber. Faſt immer geht der Sprung in gerader Richtung fort; doch ſind ſie auch im Stande, eine Schwenkung auszuführen, fallen aber ſofort nach derſelben ins Waſſer ein. Beim Springen halten ſie Bruſt- und Bauchfloſſen wagerecht ausgeſpannt, ohne jedoch mit ihnen die Luft zu ſchlagen, wie es der Vogel thut. Humboldt verſichert, daß man, trotz der ausnehmend raſchen Bewegung, während des Springens deutlich ſehen könne, wie der Hochflieger ſeine Bruſtfloſſen abwechſelnd ausbreite und einziehe; Bennett hingegen ſagt, daß er nur beim Erheben unter hörbarem Raſcheln Bruſt- und Bauchfloſſen ausbreitet, und daß man ſpäter blos eine zitternde Bewegung, nicht aber eine Ausbreitung und Zuſammenziehung der gedachten Floſſen wahrnehmen kann. „Hätten die Fiſche,“ fährt er fort, „die Luft wirklich geſchlagen, ſo müßte ich es unbedingt bemerkt haben, wenn ſie, wie es oft geſchieht, unter dem Stern des Schiffes wegzogen.“ Eine Schwenkung in der Luft wird wohl nur im höchſten Nothfalle ausgeführt, etwa um einen Anprall mit einem anderen Gegenſtande zu verhindern oder um einem räuberiſchen See- flieger auszuweichen, weil die hierzu nöthige Anſtrengung der Schwanzfloſſe den ſpringenden Fiſch aus dem Gleichgewichte bringt und ſozuſagen ins Waſſer herabdrückt. Krumme Linien beſchreibt er in anderer Weiſe, indem er raſch nach einander viele kleine Sprünge, jeden von etwa zwei oder drei Fuß Weite ausführt und nach dem jedesmaligen Einfallen die Richtung entſprechend ändert. So lange keine Gefahr droht, iſt der ſogenannte Flug ſehr ſicher, dem eines Vogels wirklich ähnlich; wird der Hochflieger aber von Feinden verfolgt oder durch ein Schiff erſchreckt, ſo bekommt ſein Sprung etwas Aengſtliches, Unregelmäßiges, Steifes und Ungeſchicktes, gleichſam etwas Zappelndes; das Thier fällt auch oft ins Waſſer ein, aber nur, um im nächſten Augenblicke ſich wieder zu erheben und in derſelben Weiſe fortzuzappeln. „Die Hochflieger“, fährt Humboldt fort, „bringen einen großen Theil ihres Lebens in der Luft zu; aber ihr elendes Leben wird ihnen dadurch nicht leichter gemacht. Verlaſſen ſie das Meer, um den gefräßigen Goldmakrelen zu entgehen, ſo begegnen ſie in der Luft den Fregattvögeln, Albat- roſſen und anderen Seefliegern, welche ſie im Fluge erſchnappen.“ Auch Kittlitz ſtimmt hiermit überein. „Der Flug dieſer Fiſche“, meint er, „ſcheint das letzte Mittel zu ſein, welches ſie anwenden, um ihren Verfolgern, welche man beſtändig nach ihnen ſpringen ſieht, zu entgehen.... So groß ihre Anzahl, ſo heftig iſt auch die Verfolgung durch die Raubſiſche. Die Vermehrung dieſer Thiere muß außerordeutlich ſein, da bei ſolchen Verfolgungen ihre Anzahl noch eine ſo beträchtliche iſt. Denn auch von oben kommen ihnen zahlreiche Feinde, die verſchiedenartigen auf ihren Fang, wie es ſcheint, förmlich angewieſenen Vögel; wie wir eben jetzt einen großen Sturmvogel ihnen mit voller Geſchicklichkeit nachſtellen ſahen.“ An einer anderen Stelle erwähnt Kittlitz, daß die Tropikvögel ebenfalls zu den eifrigen und gefährlichen Feinden der Hochflieger gehören. Vennett glaubt Humboldt und Kittlitz oder überhaupt Allen, welche von dieſen Ver- folgungen reden, widerſprechen zu dürfen. Gewöhnlich denkt man ſich, ſo ungefähr drückt er ſich

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 626. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/664>, abgerufen am 22.12.2024.