erst, wenn man sie in solchen Vecken hält, eine richtige Vorstellung. Sie vertilgen eine unglaubliche Menge von Würmern und dergleichen und geberden sich dabei, als gälte es, eine ungeheuere Beute zu bewältigen. Sobald sie nämlich ein Opfer gefaßt haben, rühren sie durch heftige Bewegungen ihrer Bauch- und Brustflossen den Grund, auf welchem sie liegen, auf, trüben dabei ihre Umgebung so, daß es unmöglich ist, sie noch zu sehen, fressen die Beute und schießen plötzlich aus dem Trüben auf, nach einem ihrer beliebten Versteckplätze zu, gleichsam als müßten sie sich von dem schweren Werke erholen.
Die kleinste unserer Bartgrundeln, der Steinbeißer oder Steinpitzger, die Stein- schmerle oder Thongrundel(Cobitis taenia) erreicht nur eine Länge von höchstens 4 Zoll, ist aber ungemein zierlich gezeichnet. Auf orangegelbem Grunde stehen in Reihen geordnet rundliche Flecken von schwarzer Färbung; eine aus größeren Flecken bestehende Reihe verläuft in halber Körper- höhe, eine zweite kleinere zwischen ihr und der Rückenmitte; außerdem zieren kleine unregelmäßige Flecken und Punkte die Seiten und den Schwanz; Kehle, Brust und Bauch sind ungefleckt; über dem Auge gegen die Oberlippe zieht sich eine braunschwarze Linie, welche nach hinten hin zur Spitze des Kiemendeckels sich fortsetzt, eine andere mit der ersten gleichlaufende geht über die Wangen weg. Bei den meisten Stücken ist ein dunkler, lebhaft schwarzer, scharf abgegrenzter Flecken an der Wurzel des oberen Theiles der Schwanzflosse vorhanden. Ueber die Rückenflosse verlaufen in Längsreihen geordnete, über die Schwanzflosse in Querreihen stehende dunkele Punkte; Brust-, Bauch- und After- flosse sehen blaßgelb aus.
Nach Heckel und Kner ist der Steinbeißer die einzige Art der Gattung, welche auch südlich der Alpen vorkommt und bis Dalmatien sich verbreitet. Nach Norden reicht sein Wohngebiet bis an die Küste des Meeres, nach Osten bis Rußland, nach Westen bis Großbritannien; in Deutschland wie in England ist er überall seltener als die Schmerle. Seine Lebensweise, Sitten und Gewohn- heiten sind noch wenig bekannt, mindestens nicht genügend von denen der Schmerle unterschieden worden. Flüsse, Bäche und Wassergräben, Teiche und Seen bilden seinen Ausenthalt, Höhlungen unter Steinen seine Ruhesitze, Kerbthierlarven, Würmer und dergleichen seine Nahrung. Die Laich- zeit fällt in die Monate April bis Juni. Die Vermehrung ist gering. Das Fleisch wird wenig geschätzt, weil es mager und zähe ist, trotzdem vor der Laichzeit hier und da gegessen: zu regelrechtem Fange gibt dieser kleine Fisch jedoch nirgends Veranlassung. Jm engerem Gewahrsam soll sich der Steinbeißer sehr unruhig zeigen und die Lippen nach Art eines Kaninchens oder Laubfrosches unauf- hörlich bewegen.
Weitaus der größte Theil aller südeuropäischen, und ebenso eine namhafte Anzahl der in den Binnengewässern Asiens, eines Theiles von Afrika und Nordamerika hausenden Süßwasserfische gehört einer Familie an, welche wir dem wichtigsten Mitgliede derselben zu Gefallen Karpfen (Cyprini) nennen. Sie sind länglich eirund gebaute, kleinmäulige, mit großen Rundschuppen bekleidete Fische mit schwachen, zahnlosen Kinnladen, deren Rand von dem Zwischenkiefer gebildet wird, hinter welchem der Oberkiefer liegt; an Stelle der Kieferzähne finden sich entsprechende Gebilde in dem unteren Schlundknochen, welche gegen einen am Schädelgrunde gelegenen, meist mit einer Hornplatte verdeckten Fortsatz des Schädels, den sogenannten Karpfenstein wirken. Der Magen hat keinen Blindsack, der Darm keinen Blinddarm; die Schwimmblase ist in der Regel in eine vordere und hintere getheilt und mit dem Gehörorgan durch eine Kette von Gehörknöchelchen verbunden.
Unter diesen Merkmalen haben die Mundbildung und die Schlundknochen für die Eintheilung der Familie besondere Wichtigkeit. Der Mund wird entweder von dicken, fleischigen Lippen umgeben
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Schmerle. Steinbeißer.
erſt, wenn man ſie in ſolchen Vecken hält, eine richtige Vorſtellung. Sie vertilgen eine unglaubliche Menge von Würmern und dergleichen und geberden ſich dabei, als gälte es, eine ungeheuere Beute zu bewältigen. Sobald ſie nämlich ein Opfer gefaßt haben, rühren ſie durch heftige Bewegungen ihrer Bauch- und Bruſtfloſſen den Grund, auf welchem ſie liegen, auf, trüben dabei ihre Umgebung ſo, daß es unmöglich iſt, ſie noch zu ſehen, freſſen die Beute und ſchießen plötzlich aus dem Trüben auf, nach einem ihrer beliebten Verſteckplätze zu, gleichſam als müßten ſie ſich von dem ſchweren Werke erholen.
Die kleinſte unſerer Bartgrundeln, der Steinbeißer oder Steinpitzger, die Stein- ſchmerle oder Thongrundel(Cobitis taenia) erreicht nur eine Länge von höchſtens 4 Zoll, iſt aber ungemein zierlich gezeichnet. Auf orangegelbem Grunde ſtehen in Reihen geordnet rundliche Flecken von ſchwarzer Färbung; eine aus größeren Flecken beſtehende Reihe verläuft in halber Körper- höhe, eine zweite kleinere zwiſchen ihr und der Rückenmitte; außerdem zieren kleine unregelmäßige Flecken und Punkte die Seiten und den Schwanz; Kehle, Bruſt und Bauch ſind ungefleckt; über dem Auge gegen die Oberlippe zieht ſich eine braunſchwarze Linie, welche nach hinten hin zur Spitze des Kiemendeckels ſich fortſetzt, eine andere mit der erſten gleichlaufende geht über die Wangen weg. Bei den meiſten Stücken iſt ein dunkler, lebhaft ſchwarzer, ſcharf abgegrenzter Flecken an der Wurzel des oberen Theiles der Schwanzfloſſe vorhanden. Ueber die Rückenfloſſe verlaufen in Längsreihen geordnete, über die Schwanzfloſſe in Querreihen ſtehende dunkele Punkte; Bruſt-, Bauch- und After- floſſe ſehen blaßgelb aus.
Nach Heckel und Kner iſt der Steinbeißer die einzige Art der Gattung, welche auch ſüdlich der Alpen vorkommt und bis Dalmatien ſich verbreitet. Nach Norden reicht ſein Wohngebiet bis an die Küſte des Meeres, nach Oſten bis Rußland, nach Weſten bis Großbritannien; in Deutſchland wie in England iſt er überall ſeltener als die Schmerle. Seine Lebensweiſe, Sitten und Gewohn- heiten ſind noch wenig bekannt, mindeſtens nicht genügend von denen der Schmerle unterſchieden worden. Flüſſe, Bäche und Waſſergräben, Teiche und Seen bilden ſeinen Auſenthalt, Höhlungen unter Steinen ſeine Ruheſitze, Kerbthierlarven, Würmer und dergleichen ſeine Nahrung. Die Laich- zeit fällt in die Monate April bis Juni. Die Vermehrung iſt gering. Das Fleiſch wird wenig geſchätzt, weil es mager und zähe iſt, trotzdem vor der Laichzeit hier und da gegeſſen: zu regelrechtem Fange gibt dieſer kleine Fiſch jedoch nirgends Veranlaſſung. Jm engerem Gewahrſam ſoll ſich der Steinbeißer ſehr unruhig zeigen und die Lippen nach Art eines Kaninchens oder Laubfroſches unauf- hörlich bewegen.
Weitaus der größte Theil aller ſüdeuropäiſchen, und ebenſo eine namhafte Anzahl der in den Binnengewäſſern Aſiens, eines Theiles von Afrika und Nordamerika hauſenden Süßwaſſerfiſche gehört einer Familie an, welche wir dem wichtigſten Mitgliede derſelben zu Gefallen Karpfen (Cyprini) nennen. Sie ſind länglich eirund gebaute, kleinmäulige, mit großen Rundſchuppen bekleidete Fiſche mit ſchwachen, zahnloſen Kinnladen, deren Rand von dem Zwiſchenkiefer gebildet wird, hinter welchem der Oberkiefer liegt; an Stelle der Kieferzähne finden ſich entſprechende Gebilde in dem unteren Schlundknochen, welche gegen einen am Schädelgrunde gelegenen, meiſt mit einer Hornplatte verdeckten Fortſatz des Schädels, den ſogenannten Karpfenſtein wirken. Der Magen hat keinen Blindſack, der Darm keinen Blinddarm; die Schwimmblaſe iſt in der Regel in eine vordere und hintere getheilt und mit dem Gehörorgan durch eine Kette von Gehörknöchelchen verbunden.
Unter dieſen Merkmalen haben die Mundbildung und die Schlundknochen für die Eintheilung der Familie beſondere Wichtigkeit. Der Mund wird entweder von dicken, fleiſchigen Lippen umgeben
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Schmerle. Steinbeißer.
erſt, wenn man ſie in ſolchen Vecken hält, eine richtige Vorſtellung. Sie vertilgen eine unglaubliche
Menge von Würmern und dergleichen und geberden ſich dabei, als gälte es, eine ungeheuere Beute
zu bewältigen. Sobald ſie nämlich ein Opfer gefaßt haben, rühren ſie durch heftige Bewegungen
ihrer Bauch- und Bruſtfloſſen den Grund, auf welchem ſie liegen, auf, trüben dabei ihre Umgebung
ſo, daß es unmöglich iſt, ſie noch zu ſehen, freſſen die Beute und ſchießen plötzlich aus dem Trüben
auf, nach einem ihrer beliebten Verſteckplätze zu, gleichſam als müßten ſie ſich von dem ſchweren
Werke erholen.
Die kleinſte unſerer Bartgrundeln, der Steinbeißer oder Steinpitzger, die Stein-
ſchmerle oder Thongrundel (Cobitis taenia) erreicht nur eine Länge von höchſtens 4 Zoll, iſt
aber ungemein zierlich gezeichnet. Auf orangegelbem Grunde ſtehen in Reihen geordnet rundliche
Flecken von ſchwarzer Färbung; eine aus größeren Flecken beſtehende Reihe verläuft in halber Körper-
höhe, eine zweite kleinere zwiſchen ihr und der Rückenmitte; außerdem zieren kleine unregelmäßige
Flecken und Punkte die Seiten und den Schwanz; Kehle, Bruſt und Bauch ſind ungefleckt; über dem
Auge gegen die Oberlippe zieht ſich eine braunſchwarze Linie, welche nach hinten hin zur Spitze des
Kiemendeckels ſich fortſetzt, eine andere mit der erſten gleichlaufende geht über die Wangen weg.
Bei den meiſten Stücken iſt ein dunkler, lebhaft ſchwarzer, ſcharf abgegrenzter Flecken an der Wurzel
des oberen Theiles der Schwanzfloſſe vorhanden. Ueber die Rückenfloſſe verlaufen in Längsreihen
geordnete, über die Schwanzfloſſe in Querreihen ſtehende dunkele Punkte; Bruſt-, Bauch- und After-
floſſe ſehen blaßgelb aus.
Nach Heckel und Kner iſt der Steinbeißer die einzige Art der Gattung, welche auch ſüdlich
der Alpen vorkommt und bis Dalmatien ſich verbreitet. Nach Norden reicht ſein Wohngebiet bis an
die Küſte des Meeres, nach Oſten bis Rußland, nach Weſten bis Großbritannien; in Deutſchland
wie in England iſt er überall ſeltener als die Schmerle. Seine Lebensweiſe, Sitten und Gewohn-
heiten ſind noch wenig bekannt, mindeſtens nicht genügend von denen der Schmerle unterſchieden
worden. Flüſſe, Bäche und Waſſergräben, Teiche und Seen bilden ſeinen Auſenthalt, Höhlungen
unter Steinen ſeine Ruheſitze, Kerbthierlarven, Würmer und dergleichen ſeine Nahrung. Die Laich-
zeit fällt in die Monate April bis Juni. Die Vermehrung iſt gering. Das Fleiſch wird wenig
geſchätzt, weil es mager und zähe iſt, trotzdem vor der Laichzeit hier und da gegeſſen: zu regelrechtem
Fange gibt dieſer kleine Fiſch jedoch nirgends Veranlaſſung. Jm engerem Gewahrſam ſoll ſich der
Steinbeißer ſehr unruhig zeigen und die Lippen nach Art eines Kaninchens oder Laubfroſches unauf-
hörlich bewegen.
Weitaus der größte Theil aller ſüdeuropäiſchen, und ebenſo eine namhafte Anzahl der in den
Binnengewäſſern Aſiens, eines Theiles von Afrika und Nordamerika hauſenden Süßwaſſerfiſche
gehört einer Familie an, welche wir dem wichtigſten Mitgliede derſelben zu Gefallen Karpfen
(Cyprini) nennen. Sie ſind länglich eirund gebaute, kleinmäulige, mit großen Rundſchuppen
bekleidete Fiſche mit ſchwachen, zahnloſen Kinnladen, deren Rand von dem Zwiſchenkiefer gebildet
wird, hinter welchem der Oberkiefer liegt; an Stelle der Kieferzähne finden ſich entſprechende Gebilde
in dem unteren Schlundknochen, welche gegen einen am Schädelgrunde gelegenen, meiſt mit einer
Hornplatte verdeckten Fortſatz des Schädels, den ſogenannten Karpfenſtein wirken. Der Magen
hat keinen Blindſack, der Darm keinen Blinddarm; die Schwimmblaſe iſt in der Regel in eine vordere
und hintere getheilt und mit dem Gehörorgan durch eine Kette von Gehörknöchelchen verbunden.
Unter dieſen Merkmalen haben die Mundbildung und die Schlundknochen für die Eintheilung
der Familie beſondere Wichtigkeit. Der Mund wird entweder von dicken, fleiſchigen Lippen umgeben
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 643. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/681>, abgerufen am 22.12.2024.
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