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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Goldfisch. Teichschleihe.
Hinsicht trefflich erläutert. Ein alter Pfuhl, welcher mehr mit Unrath als mit Wasser gefüllt war,
sollte gereinigt und mit Erde zugeworfen werden. Keiner der Arbeiter dachte daran, in diesem Wasser
außer einigen Aalen Fische zu treffen; als man aber etwas von dem Holze weggeräumt hatte, fand
man gegen vierhundert Schleihen und unter ihnen eine, welche derart zwischen dem Gewurzel eines
Strauches festgeklemmt war, daß sie sich nicht nur nicht rühren konnte, sondern sogar eine von ihrer
natürlichen Körperform abweichende Gestalt angenommen hatte, sowie Dies das Jnnere der Höhlung
gestattete. Jhre Länge betrug 33 Zoll, ihr Umfang in der Schwanzgegend 27 Zoll, ihr Gewicht
11 Pfund 9 Unzen. Dieser wunderbare Fisch, welcher zweifelsohne jahrelang in diesem entsetzlichen
Gefängniß ausgehalten haben mußte, wurde sorgfältig in einen Teich gebracht und lebte zwölf
Monate später noch, hatte sich sogar wieder erholt und befand sich wohl.

[Abbildung] Die Teichschkeihe (Tinca vulgaris). Nat. Größe bis 11/2 Fuß.

Während des Winters wühlen sich die Schleihen nach Art anderer Familienverwandten in den
Schlamm ein und verbringen so die kalte Jahreszeit in einem halb bewußtlosen Zustande. Etwas
Aehnliches ereignet sich zuweilen auch im Sommer. Einige Schleihen, welche in einem Teiche
gehalten wurden, steckten, wie Siebold beobachtete, am hellen Tage auf dem Grunde des Teiches
tief im Schlamme verborgen und ließen sich mit einer Stange aus ihrem Verstecke hervorgraben, ohne
daß sie sich rührten. Nachdem sie zu Tage gebracht waren, blieben sie fast wie todt auf der Seite
liegen, bis sie, durch mehrere unsanfte Stöße mit der Stange endlich aus ihrem betäubten Zustande
erweckt, davon schwammen, um sich wieder in der Tiefe des Schlammes zu verbergen. "Sollte
dieses Benehmen der Schleihen", fragt Siebold, "nicht als eine Art Tag- oder Sommerschlaf
bezeichnet werden können?"

Hinsichtlich der Nahrung kommt die Schleihe wohl in allen Stücken mit dem Karpfen überein.
Aus dem Thierreiche nimmt sie sich allerlei Gewürm zur Nahrung, außerdem frißt sie vermoderte
Pflanzenstoffe und Schlamm.

Goldfiſch. Teichſchleihe.
Hinſicht trefflich erläutert. Ein alter Pfuhl, welcher mehr mit Unrath als mit Waſſer gefüllt war,
ſollte gereinigt und mit Erde zugeworfen werden. Keiner der Arbeiter dachte daran, in dieſem Waſſer
außer einigen Aalen Fiſche zu treffen; als man aber etwas von dem Holze weggeräumt hatte, fand
man gegen vierhundert Schleihen und unter ihnen eine, welche derart zwiſchen dem Gewurzel eines
Strauches feſtgeklemmt war, daß ſie ſich nicht nur nicht rühren konnte, ſondern ſogar eine von ihrer
natürlichen Körperform abweichende Geſtalt angenommen hatte, ſowie Dies das Jnnere der Höhlung
geſtattete. Jhre Länge betrug 33 Zoll, ihr Umfang in der Schwanzgegend 27 Zoll, ihr Gewicht
11 Pfund 9 Unzen. Dieſer wunderbare Fiſch, welcher zweifelsohne jahrelang in dieſem entſetzlichen
Gefängniß ausgehalten haben mußte, wurde ſorgfältig in einen Teich gebracht und lebte zwölf
Monate ſpäter noch, hatte ſich ſogar wieder erholt und befand ſich wohl.

[Abbildung] Die Teichſchkeihe (Tinca vulgaris). Nat. Größe bis 1½ Fuß.

Während des Winters wühlen ſich die Schleihen nach Art anderer Familienverwandten in den
Schlamm ein und verbringen ſo die kalte Jahreszeit in einem halb bewußtloſen Zuſtande. Etwas
Aehnliches ereignet ſich zuweilen auch im Sommer. Einige Schleihen, welche in einem Teiche
gehalten wurden, ſteckten, wie Siebold beobachtete, am hellen Tage auf dem Grunde des Teiches
tief im Schlamme verborgen und ließen ſich mit einer Stange aus ihrem Verſtecke hervorgraben, ohne
daß ſie ſich rührten. Nachdem ſie zu Tage gebracht waren, blieben ſie faſt wie todt auf der Seite
liegen, bis ſie, durch mehrere unſanfte Stöße mit der Stange endlich aus ihrem betäubten Zuſtande
erweckt, davon ſchwammen, um ſich wieder in der Tiefe des Schlammes zu verbergen. „Sollte
dieſes Benehmen der Schleihen“, fragt Siebold, „nicht als eine Art Tag- oder Sommerſchlaf
bezeichnet werden können?“

Hinſichtlich der Nahrung kommt die Schleihe wohl in allen Stücken mit dem Karpfen überein.
Aus dem Thierreiche nimmt ſie ſich allerlei Gewürm zur Nahrung, außerdem frißt ſie vermoderte
Pflanzenſtoffe und Schlamm.

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[653/0691] Goldfiſch. Teichſchleihe. Hinſicht trefflich erläutert. Ein alter Pfuhl, welcher mehr mit Unrath als mit Waſſer gefüllt war, ſollte gereinigt und mit Erde zugeworfen werden. Keiner der Arbeiter dachte daran, in dieſem Waſſer außer einigen Aalen Fiſche zu treffen; als man aber etwas von dem Holze weggeräumt hatte, fand man gegen vierhundert Schleihen und unter ihnen eine, welche derart zwiſchen dem Gewurzel eines Strauches feſtgeklemmt war, daß ſie ſich nicht nur nicht rühren konnte, ſondern ſogar eine von ihrer natürlichen Körperform abweichende Geſtalt angenommen hatte, ſowie Dies das Jnnere der Höhlung geſtattete. Jhre Länge betrug 33 Zoll, ihr Umfang in der Schwanzgegend 27 Zoll, ihr Gewicht 11 Pfund 9 Unzen. Dieſer wunderbare Fiſch, welcher zweifelsohne jahrelang in dieſem entſetzlichen Gefängniß ausgehalten haben mußte, wurde ſorgfältig in einen Teich gebracht und lebte zwölf Monate ſpäter noch, hatte ſich ſogar wieder erholt und befand ſich wohl. [Abbildung Die Teichſchkeihe (Tinca vulgaris). Nat. Größe bis 1½ Fuß.] Während des Winters wühlen ſich die Schleihen nach Art anderer Familienverwandten in den Schlamm ein und verbringen ſo die kalte Jahreszeit in einem halb bewußtloſen Zuſtande. Etwas Aehnliches ereignet ſich zuweilen auch im Sommer. Einige Schleihen, welche in einem Teiche gehalten wurden, ſteckten, wie Siebold beobachtete, am hellen Tage auf dem Grunde des Teiches tief im Schlamme verborgen und ließen ſich mit einer Stange aus ihrem Verſtecke hervorgraben, ohne daß ſie ſich rührten. Nachdem ſie zu Tage gebracht waren, blieben ſie faſt wie todt auf der Seite liegen, bis ſie, durch mehrere unſanfte Stöße mit der Stange endlich aus ihrem betäubten Zuſtande erweckt, davon ſchwammen, um ſich wieder in der Tiefe des Schlammes zu verbergen. „Sollte dieſes Benehmen der Schleihen“, fragt Siebold, „nicht als eine Art Tag- oder Sommerſchlaf bezeichnet werden können?“ Hinſichtlich der Nahrung kommt die Schleihe wohl in allen Stücken mit dem Karpfen überein. Aus dem Thierreiche nimmt ſie ſich allerlei Gewürm zur Nahrung, außerdem frißt ſie vermoderte Pflanzenſtoffe und Schlamm.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 653. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/691>, abgerufen am 22.12.2024.