zusammen und sehen, weil sich Umfang und Verhältniß der einzelnen Theile wesentlich verändern, ganz anders aus als während der Jagd- und Freßzeit, enthalten auch nur die verschiedenen Absonderungen der Verdauungswerkzeuge selbst. Je nach der Witterung, welche das Eintreten der Laichzeit beeinflußt, erscheinen sie von der Mitte des Novembers an bis in den Dezember, also innerhalb eines Zeitraumes von etwa drei Wochen, in zahllosen Gesellschaften an der Oberfläche der Seen, bald so dicht am Wasserspiegel, daß ihre Rückenflossen sichtbar sein können, bald, zurück- geschreckt durch die Kälte der oberen Schichten, Schneegestöber, Eisplatten und dergl., mehrere Fuß oder Klaftern unter dem Spiegel, drängen sich so eng zusammen, daß sie sich gegenseitig durch die Reibung beschädigen, die Hautwucherungen und selbst die Schuppen abreiben und mit ihnen das Wasser streckenweise bedecken und trüben, ja sogar sich am Leben gefährden, d. h. wirklich erdrücken.
"Am Neuenburger See", erzählt Karl Vogt, "war ich oft Augenzeuge des Laichens dieser Fische, wenn sie sich den seichteren Uferstellen genähert hatten. Sie hielten sich paarweise zusammen und sprangen, Bauch gegen Bauch gekehrt, mehrere Fuß hoch aus dem Wasser empor, wobei sie Laich und Milch zu gleicher Zeit fahren lassen. Jn mondhellen Nächten, wenn viele Fische laichen, gewährt das blitzschnelle Hervorschießen der silberglänzenden Thiere ein höchst eigenthümliches Schauspiel." Die befruchteten Eier sinken langsam in die Tiefe hinab. Es unterliegt keinem Zweifel, daß diese Art der Befruchtung nur höchst ungenügende Ergebnisse liefern kann, daß von den Millionen Eiern, welche gelegt werden, blos ein geringer Theil besamt wird und zur Zeitigung gelangt. Demungeachtet ist die Vermehrung der Blaufelchen eine ziemlich bedeutende; wenigstens hat man bis jetzt noch keine wesentliche Abnahme ihrer Menge bemerkt.
Aus den Züchtungsversuchen Karl Vogts geht übrigens hervor, daß sich der Blaufelchen mit Sicherheit und ohne besondere Schwierigkeiten in Seen, welche ihn gegenwärtig noch nicht beherbergen, ansiedeln läßt. Dank des Aufschwunges, welchen die künstliche Fischzucht gegenwärtig genommen, hält es nicht schwer, von schweizer Fischern eine genügende Anzahl befruchteter Eier zu erlangen und aus diesen die zur Besetzung eines Sees nöthige Brut zu erziehen.
Wartmann bemerkt sehr richtig, daß die Blaufelchen für den Bodensee Dasselbe sind, was der Hering für das Nordmeer ist. Dies gilt auch hinsichtlich des Fanges. Während des Sommers fahren täglich vierzehn bis achtzehn Boote auf den Fang dieses einen Fisches aus, und jedes bringt im Durchschnitt hundert Stück mit nach Hause. Kalte Witterung beeinträchtigt freilich die Fischerei, und sehr schlechtes Wetter macht sie unmöglich, weil dann die Blaufelchen sich in Tiefen versenken, für welche man noch keine geeigneten Netze gesertigt hat. Während der Laichzeit wendet man große Tiefgarne an und fischt dann oft Hunderte mit einem Zuge heraus. "Jm Brachmonat", sagt Geßner, "hält man sie zum Höchsten, wiewol sie zu aller Zeit gelobt werden, auch in dem Teych, auff alle Art bereytet, gesotten, gebraten vnd gebachen, gebraten helt man sie zum besten, dann also behelt man sie eine zeitlang, so sie sonst ohn verzug faulen. Man pfleget sie auch einzusaltzen, in orth vnd weite Landt zu fertigen. Sie werden auch am Rauch gedörrt, werden also allerley Fürsten vnd Herren fürgetragen."
Jn den Seen, welche den Blaufelchen beherbergen, kommt auch eine verwandte Art der Sippe vor, die Bodenrenke, der Sand-, Weiß- oder Adelfelchen, der Weiß-, Gang- und Sand- gangfisch, Kröpfling, Ründling etc. (Coregonus Fera), von jenem unterschieden durch kürzere und stumpfe Schnauze und kürzeren und gedrungeneren Schwanz, weniger durch die Färbung, welche im Ganzen mit der des Blaufelchen übereinstimmt, nur daß die dunkle Farbe des Rückens nicht so lebhaft und mehr auf die Oberseite beschränkt ist. Die Rückenflosse spannen 4 und 11, die Brustflosse 1 und 15, die Bauchflosse 2 und 10, die Afterflosse 4 und 11 bis 12, die Schwanzflosse 19 Strahlen. An Größe übertrifft diese Art den Blaufelchen oft bedeutend, da sie eine Länge von 2 Fuß und darüber und ein Gewicht von 6 Pfund und darüber erreichen kann.
Die Edelfiſche. Lachſe. Renken.
zuſammen und ſehen, weil ſich Umfang und Verhältniß der einzelnen Theile weſentlich verändern, ganz anders aus als während der Jagd- und Freßzeit, enthalten auch nur die verſchiedenen Abſonderungen der Verdauungswerkzeuge ſelbſt. Je nach der Witterung, welche das Eintreten der Laichzeit beeinflußt, erſcheinen ſie von der Mitte des Novembers an bis in den Dezember, alſo innerhalb eines Zeitraumes von etwa drei Wochen, in zahlloſen Geſellſchaften an der Oberfläche der Seen, bald ſo dicht am Waſſerſpiegel, daß ihre Rückenfloſſen ſichtbar ſein können, bald, zurück- geſchreckt durch die Kälte der oberen Schichten, Schneegeſtöber, Eisplatten und dergl., mehrere Fuß oder Klaftern unter dem Spiegel, drängen ſich ſo eng zuſammen, daß ſie ſich gegenſeitig durch die Reibung beſchädigen, die Hautwucherungen und ſelbſt die Schuppen abreiben und mit ihnen das Waſſer ſtreckenweiſe bedecken und trüben, ja ſogar ſich am Leben gefährden, d. h. wirklich erdrücken.
„Am Neuenburger See“, erzählt Karl Vogt, „war ich oft Augenzeuge des Laichens dieſer Fiſche, wenn ſie ſich den ſeichteren Uferſtellen genähert hatten. Sie hielten ſich paarweiſe zuſammen und ſprangen, Bauch gegen Bauch gekehrt, mehrere Fuß hoch aus dem Waſſer empor, wobei ſie Laich und Milch zu gleicher Zeit fahren laſſen. Jn mondhellen Nächten, wenn viele Fiſche laichen, gewährt das blitzſchnelle Hervorſchießen der ſilberglänzenden Thiere ein höchſt eigenthümliches Schauſpiel.“ Die befruchteten Eier ſinken langſam in die Tiefe hinab. Es unterliegt keinem Zweifel, daß dieſe Art der Befruchtung nur höchſt ungenügende Ergebniſſe liefern kann, daß von den Millionen Eiern, welche gelegt werden, blos ein geringer Theil beſamt wird und zur Zeitigung gelangt. Demungeachtet iſt die Vermehrung der Blaufelchen eine ziemlich bedeutende; wenigſtens hat man bis jetzt noch keine weſentliche Abnahme ihrer Menge bemerkt.
Aus den Züchtungsverſuchen Karl Vogts geht übrigens hervor, daß ſich der Blaufelchen mit Sicherheit und ohne beſondere Schwierigkeiten in Seen, welche ihn gegenwärtig noch nicht beherbergen, anſiedeln läßt. Dank des Aufſchwunges, welchen die künſtliche Fiſchzucht gegenwärtig genommen, hält es nicht ſchwer, von ſchweizer Fiſchern eine genügende Anzahl befruchteter Eier zu erlangen und aus dieſen die zur Beſetzung eines Sees nöthige Brut zu erziehen.
Wartmann bemerkt ſehr richtig, daß die Blaufelchen für den Bodenſee Daſſelbe ſind, was der Hering für das Nordmeer iſt. Dies gilt auch hinſichtlich des Fanges. Während des Sommers fahren täglich vierzehn bis achtzehn Boote auf den Fang dieſes einen Fiſches aus, und jedes bringt im Durchſchnitt hundert Stück mit nach Hauſe. Kalte Witterung beeinträchtigt freilich die Fiſcherei, und ſehr ſchlechtes Wetter macht ſie unmöglich, weil dann die Blaufelchen ſich in Tiefen verſenken, für welche man noch keine geeigneten Netze geſertigt hat. Während der Laichzeit wendet man große Tiefgarne an und fiſcht dann oft Hunderte mit einem Zuge heraus. „Jm Brachmonat“, ſagt Geßner, „hält man ſie zum Höchſten, wiewol ſie zu aller Zeit gelobt werden, auch in dem Teych, auff alle Art bereytet, geſotten, gebraten vnd gebachen, gebraten helt man ſie zum beſten, dann alſo behelt man ſie eine zeitlang, ſo ſie ſonſt ohn verzug faulen. Man pfleget ſie auch einzuſaltzen, in orth vnd weite Landt zu fertigen. Sie werden auch am Rauch gedörrt, werden alſo allerley Fürſten vnd Herren fürgetragen.“
Jn den Seen, welche den Blaufelchen beherbergen, kommt auch eine verwandte Art der Sippe vor, die Bodenrenke, der Sand-, Weiß- oder Adelfelchen, der Weiß-, Gang- und Sand- gangfiſch, Kröpfling, Ründling ꝛc. (Coregonus Fera), von jenem unterſchieden durch kürzere und ſtumpfe Schnauze und kürzeren und gedrungeneren Schwanz, weniger durch die Färbung, welche im Ganzen mit der des Blaufelchen übereinſtimmt, nur daß die dunkle Farbe des Rückens nicht ſo lebhaft und mehr auf die Oberſeite beſchränkt iſt. Die Rückenfloſſe ſpannen 4 und 11, die Bruſtfloſſe 1 und 15, die Bauchfloſſe 2 und 10, die Afterfloſſe 4 und 11 bis 12, die Schwanzfloſſe 19 Strahlen. An Größe übertrifft dieſe Art den Blaufelchen oft bedeutend, da ſie eine Länge von 2 Fuß und darüber und ein Gewicht von 6 Pfund und darüber erreichen kann.
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Die Edelfiſche. Lachſe. Renken.
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Abſonderungen der Verdauungswerkzeuge ſelbſt. Je nach der Witterung, welche das Eintreten der
Laichzeit beeinflußt, erſcheinen ſie von der Mitte des Novembers an bis in den Dezember, alſo
innerhalb eines Zeitraumes von etwa drei Wochen, in zahlloſen Geſellſchaften an der Oberfläche der
Seen, bald ſo dicht am Waſſerſpiegel, daß ihre Rückenfloſſen ſichtbar ſein können, bald, zurück-
geſchreckt durch die Kälte der oberen Schichten, Schneegeſtöber, Eisplatten und dergl., mehrere Fuß
oder Klaftern unter dem Spiegel, drängen ſich ſo eng zuſammen, daß ſie ſich gegenſeitig durch die
Reibung beſchädigen, die Hautwucherungen und ſelbſt die Schuppen abreiben und mit ihnen das
Waſſer ſtreckenweiſe bedecken und trüben, ja ſogar ſich am Leben gefährden, d. h. wirklich erdrücken.
„Am Neuenburger See“, erzählt Karl Vogt, „war ich oft Augenzeuge des Laichens dieſer
Fiſche, wenn ſie ſich den ſeichteren Uferſtellen genähert hatten. Sie hielten ſich paarweiſe zuſammen
und ſprangen, Bauch gegen Bauch gekehrt, mehrere Fuß hoch aus dem Waſſer empor, wobei ſie
Laich und Milch zu gleicher Zeit fahren laſſen. Jn mondhellen Nächten, wenn viele Fiſche laichen,
gewährt das blitzſchnelle Hervorſchießen der ſilberglänzenden Thiere ein höchſt eigenthümliches
Schauſpiel.“ Die befruchteten Eier ſinken langſam in die Tiefe hinab. Es unterliegt keinem Zweifel,
daß dieſe Art der Befruchtung nur höchſt ungenügende Ergebniſſe liefern kann, daß von den
Millionen Eiern, welche gelegt werden, blos ein geringer Theil beſamt wird und zur Zeitigung
gelangt. Demungeachtet iſt die Vermehrung der Blaufelchen eine ziemlich bedeutende; wenigſtens
hat man bis jetzt noch keine weſentliche Abnahme ihrer Menge bemerkt.
Aus den Züchtungsverſuchen Karl Vogts geht übrigens hervor, daß ſich der Blaufelchen mit
Sicherheit und ohne beſondere Schwierigkeiten in Seen, welche ihn gegenwärtig noch nicht beherbergen,
anſiedeln läßt. Dank des Aufſchwunges, welchen die künſtliche Fiſchzucht gegenwärtig genommen,
hält es nicht ſchwer, von ſchweizer Fiſchern eine genügende Anzahl befruchteter Eier zu erlangen und
aus dieſen die zur Beſetzung eines Sees nöthige Brut zu erziehen.
Wartmann bemerkt ſehr richtig, daß die Blaufelchen für den Bodenſee Daſſelbe ſind, was
der Hering für das Nordmeer iſt. Dies gilt auch hinſichtlich des Fanges. Während des Sommers
fahren täglich vierzehn bis achtzehn Boote auf den Fang dieſes einen Fiſches aus, und jedes bringt
im Durchſchnitt hundert Stück mit nach Hauſe. Kalte Witterung beeinträchtigt freilich die Fiſcherei,
und ſehr ſchlechtes Wetter macht ſie unmöglich, weil dann die Blaufelchen ſich in Tiefen verſenken,
für welche man noch keine geeigneten Netze geſertigt hat. Während der Laichzeit wendet man große
Tiefgarne an und fiſcht dann oft Hunderte mit einem Zuge heraus. „Jm Brachmonat“, ſagt
Geßner, „hält man ſie zum Höchſten, wiewol ſie zu aller Zeit gelobt werden, auch in dem Teych,
auff alle Art bereytet, geſotten, gebraten vnd gebachen, gebraten helt man ſie zum beſten, dann alſo
behelt man ſie eine zeitlang, ſo ſie ſonſt ohn verzug faulen. Man pfleget ſie auch einzuſaltzen, in
orth vnd weite Landt zu fertigen. Sie werden auch am Rauch gedörrt, werden alſo allerley Fürſten
vnd Herren fürgetragen.“
Jn den Seen, welche den Blaufelchen beherbergen, kommt auch eine verwandte Art der Sippe
vor, die Bodenrenke, der Sand-, Weiß- oder Adelfelchen, der Weiß-, Gang- und Sand-
gangfiſch, Kröpfling, Ründling ꝛc. (Coregonus Fera), von jenem unterſchieden durch kürzere
und ſtumpfe Schnauze und kürzeren und gedrungeneren Schwanz, weniger durch die Färbung, welche
im Ganzen mit der des Blaufelchen übereinſtimmt, nur daß die dunkle Farbe des Rückens nicht ſo
lebhaft und mehr auf die Oberſeite beſchränkt iſt. Die Rückenfloſſe ſpannen 4 und 11, die Bruſtfloſſe
1 und 15, die Bauchfloſſe 2 und 10, die Afterfloſſe 4 und 11 bis 12, die Schwanzfloſſe 19 Strahlen.
An Größe übertrifft dieſe Art den Blaufelchen oft bedeutend, da ſie eine Länge von 2 Fuß und
darüber und ein Gewicht von 6 Pfund und darüber erreichen kann.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 686. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/724>, abgerufen am 22.12.2024.
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