noch weit mehr abändert als dieses, wegen seines Farbenwechsels bekannte Kriechthier. Wahrscheinlich kommt man der Wahrheit nah, wenn man annimmt, daß die so verschiedene Färbung nur ein Widerspiel ist von den herrschenden Farben der Umgebung des Wohngewässers, daß die Forelle uns genau Dasselbe erkennen läßt wie die meerbewohnende Scholle, welche ihr Kleid dem des Bodens anpaßt. "Wiewol das ist, daß die Forellen gantz bekandte gemeine Fisch in vnsern Landen sind: haben sie doch nit kleinen vnderscheid von Geschlecht vnd Gestalt: Dann etliche sind weiß, etliche gelblecht, etliche schwartzlecht, etlich goldtfarb, etliche haben schwartze flecken, etliche goldfarben flecken. Die so schwartzlecht sind, auch schwartze flecken haben, werden schwartz Fören genennt. Etliche sind schwartzlecht, mit rothen flecken besprengt, etliche haben goldfarbeflecken, werden darvon Goldtforellen genannt, auch etliche allein in den Wäldern gefangen, Waldtfören genennt. Mit jnnerlicher gestalt haben die Forellen wenig vngleichs: allein daß etliche weisser fleisch, andere röthers, viel bessers vnd löblichers haben."
Lassen wir diese Angabe Geßners durch Tschudi vervollständigen. "Wir sind in Verlegenheit, wenn wir die Färbung der Bachforelle angeben sollen. Oft ist der schwärzlich gefleckte Rücken olivengrau, die Seite grünlichgelb, rothpunktirt, goldschimmernd, der Bauch weißlichgrau, die Bauch- flosse hochgelb, die Rückenflosse hell gerandet, punktirt; oft herrscht durchweg eine dunklere, selten die ganz schwarze Färbung vor; oft sind die Punkte schwarz, roth und weiß, wie bei manchen in den Alpenseen gefangenen, wobei übrigens auch die Form und Farbe der Augenringe wechselt; oft herrscht die gelbe Färbung vor, oft die röthliche, oft die weißliche, und man pflegt diese Spielarten bald Alpenforellen, bald Silber- und Goldforellen, bald Weiß-, Schwarzforellen, Stein- und Wald- forellen zu nennen, ohne daß eine Ausscheidung der außerordentlich vielfältigen, schillernden Ueber- gänge bisher festgestellt wäre. Jn der Regel aber ist der Rücken dunkel, die Seite heller und punktirt, der Bauch am lichtesien gefärbt. Die Fischer meinen, die Färbung hänge vorzugsweise von dem Wasser ab, in dem sich die Forelle aufhalte und sei daselbst ziemlich beständig, wie wir z. B. in der Engelbergeraa regelmäßig blau gefleckte, in dem in sie mündenden Erlenbach aber regelmäßig roth gefleckte finden. Je reiner das Wasser, desto heller ist meistens die Farbe. Ebenso ist es mit der Farbe des Fleisches, welches bei den helleren, gold und roth punktirten Goldforellen röthlich, sonst auch gelblich, in der Regel aber schneeweiß ist und sich durch Kochen nicht verändert. Die Forellen des von Gletscherwasser und aufgespültem Sande beinahe milchfarbenen Weißsees auf Bernina sind ohne Ausnahme lichter gefärbt als die der benachbarten, auf torsigem Grunde liegenden Schwarzseen. Das Fleisch beider aber ist gleichmäßig weiß, während das der dunkeln, berühmten Forellen des Sees von Poschiavo beständig röthlichgelb ist. Man hat die Erfahrung gemacht, daß Forellen mit weißem Fleische in wenig Sauerstoffgas enthaltendem Wasser rothes Fleisch bekommen, und Saussure erzählt, die kleinen, blassen Forellen des Genfersees bekämen rothe Punkte, wenn sie in gewisse Bäche der Rhone hinaufstiegen; in anderen würden sie ganz schwarzgrün, in anderen blieben sie weiß. Jn Fischtrögen bekommen einige sogleich braune Punkte, andere werden auf der einen Seite ganz braun oder erhalten etliche dunkle Querbänder über den Rücken, welche in frischem, fließenden Bachwasser sofort wieder verschwinden. Auch hat man schon fast farblose, ferner ganz braune und violette Forellen mit Kupferglanz gefunden. Kurz, die Willkürlichkeit und Manch- faltigkeit dieser Fischfärbung bringt den Beobachter zur Verzweiflung. Jm Säntissee, dessen Abfluß in das Jnnere des Gebirges geht und wahrscheinlich mit einem unterirdischen Wasserbecken daselbst in Verbindung steht, erscheinen oft ganz farblose, weißlichgraue Forellen in Mehrzahl. Jnzwischen ist doch die feinere Schattirung der Färbung von der Vertheilung verschiedener Farben in Streifen und Bänder zu unterscheiden; jene wechselt unter verschiedenen Bedingungen vielfältig ab, während diese beständiger bleibt. Zu jenem Färbungswechsel trägt aber nicht nur die chemische Beschaffenheit des Wassers, sondern auch die Jahreszeit, das Sonnenlicht und das Alter Vieles bei. Man bemerkt namentlich bei der Bachforelle ein eigenthümliches, lebhafteres Hochzeitskleid, besonders deutliche Marmorirung, ferner Wechsel der Färbung je nach verschiedenen Stellungen und Bewegungen,
Die Edelfiſche. Lachſe. Edellachſe.
noch weit mehr abändert als dieſes, wegen ſeines Farbenwechſels bekannte Kriechthier. Wahrſcheinlich kommt man der Wahrheit nah, wenn man annimmt, daß die ſo verſchiedene Färbung nur ein Widerſpiel iſt von den herrſchenden Farben der Umgebung des Wohngewäſſers, daß die Forelle uns genau Daſſelbe erkennen läßt wie die meerbewohnende Scholle, welche ihr Kleid dem des Bodens anpaßt. „Wiewol das iſt, daß die Forellen gantz bekandte gemeine Fiſch in vnſern Landen ſind: haben ſie doch nit kleinen vnderſcheid von Geſchlecht vnd Geſtalt: Dann etliche ſind weiß, etliche gelblecht, etliche ſchwartzlecht, etlich goldtfarb, etliche haben ſchwartze flecken, etliche goldfarben flecken. Die ſo ſchwartzlecht ſind, auch ſchwartze flecken haben, werden ſchwartz Fören genennt. Etliche ſind ſchwartzlecht, mit rothen flecken beſprengt, etliche haben goldfarbeflecken, werden darvon Goldtforellen genannt, auch etliche allein in den Wäldern gefangen, Waldtfören genennt. Mit jnnerlicher geſtalt haben die Forellen wenig vngleichs: allein daß etliche weiſſer fleiſch, andere röthers, viel beſſers vnd löblichers haben.“
Laſſen wir dieſe Angabe Geßners durch Tſchudi vervollſtändigen. „Wir ſind in Verlegenheit, wenn wir die Färbung der Bachforelle angeben ſollen. Oft iſt der ſchwärzlich gefleckte Rücken olivengrau, die Seite grünlichgelb, rothpunktirt, goldſchimmernd, der Bauch weißlichgrau, die Bauch- floſſe hochgelb, die Rückenfloſſe hell gerandet, punktirt; oft herrſcht durchweg eine dunklere, ſelten die ganz ſchwarze Färbung vor; oft ſind die Punkte ſchwarz, roth und weiß, wie bei manchen in den Alpenſeen gefangenen, wobei übrigens auch die Form und Farbe der Augenringe wechſelt; oft herrſcht die gelbe Färbung vor, oft die röthliche, oft die weißliche, und man pflegt dieſe Spielarten bald Alpenforellen, bald Silber- und Goldforellen, bald Weiß-, Schwarzforellen, Stein- und Wald- forellen zu nennen, ohne daß eine Ausſcheidung der außerordentlich vielfältigen, ſchillernden Ueber- gänge bisher feſtgeſtellt wäre. Jn der Regel aber iſt der Rücken dunkel, die Seite heller und punktirt, der Bauch am lichteſien gefärbt. Die Fiſcher meinen, die Färbung hänge vorzugsweiſe von dem Waſſer ab, in dem ſich die Forelle aufhalte und ſei daſelbſt ziemlich beſtändig, wie wir z. B. in der Engelbergeraa regelmäßig blau gefleckte, in dem in ſie mündenden Erlenbach aber regelmäßig roth gefleckte finden. Je reiner das Waſſer, deſto heller iſt meiſtens die Farbe. Ebenſo iſt es mit der Farbe des Fleiſches, welches bei den helleren, gold und roth punktirten Goldforellen röthlich, ſonſt auch gelblich, in der Regel aber ſchneeweiß iſt und ſich durch Kochen nicht verändert. Die Forellen des von Gletſcherwaſſer und aufgeſpültem Sande beinahe milchfarbenen Weißſees auf Bernina ſind ohne Ausnahme lichter gefärbt als die der benachbarten, auf torſigem Grunde liegenden Schwarzſeen. Das Fleiſch beider aber iſt gleichmäßig weiß, während das der dunkeln, berühmten Forellen des Sees von Poſchiavo beſtändig röthlichgelb iſt. Man hat die Erfahrung gemacht, daß Forellen mit weißem Fleiſche in wenig Sauerſtoffgas enthaltendem Waſſer rothes Fleiſch bekommen, und Sauſſure erzählt, die kleinen, blaſſen Forellen des Genferſees bekämen rothe Punkte, wenn ſie in gewiſſe Bäche der Rhone hinaufſtiegen; in anderen würden ſie ganz ſchwarzgrün, in anderen blieben ſie weiß. Jn Fiſchtrögen bekommen einige ſogleich braune Punkte, andere werden auf der einen Seite ganz braun oder erhalten etliche dunkle Querbänder über den Rücken, welche in friſchem, fließenden Bachwaſſer ſofort wieder verſchwinden. Auch hat man ſchon faſt farbloſe, ferner ganz braune und violette Forellen mit Kupferglanz gefunden. Kurz, die Willkürlichkeit und Manch- faltigkeit dieſer Fiſchfärbung bringt den Beobachter zur Verzweiflung. Jm Säntisſee, deſſen Abfluß in das Jnnere des Gebirges geht und wahrſcheinlich mit einem unterirdiſchen Waſſerbecken daſelbſt in Verbindung ſteht, erſcheinen oft ganz farbloſe, weißlichgraue Forellen in Mehrzahl. Jnzwiſchen iſt doch die feinere Schattirung der Färbung von der Vertheilung verſchiedener Farben in Streifen und Bänder zu unterſcheiden; jene wechſelt unter verſchiedenen Bedingungen vielfältig ab, während dieſe beſtändiger bleibt. Zu jenem Färbungswechſel trägt aber nicht nur die chemiſche Beſchaffenheit des Waſſers, ſondern auch die Jahreszeit, das Sonnenlicht und das Alter Vieles bei. Man bemerkt namentlich bei der Bachforelle ein eigenthümliches, lebhafteres Hochzeitskleid, beſonders deutliche Marmorirung, ferner Wechſel der Färbung je nach verſchiedenen Stellungen und Bewegungen,
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[696/0734]
Die Edelfiſche. Lachſe. Edellachſe.
noch weit mehr abändert als dieſes, wegen ſeines Farbenwechſels bekannte Kriechthier. Wahrſcheinlich
kommt man der Wahrheit nah, wenn man annimmt, daß die ſo verſchiedene Färbung nur ein
Widerſpiel iſt von den herrſchenden Farben der Umgebung des Wohngewäſſers, daß die Forelle uns
genau Daſſelbe erkennen läßt wie die meerbewohnende Scholle, welche ihr Kleid dem des Bodens
anpaßt. „Wiewol das iſt, daß die Forellen gantz bekandte gemeine Fiſch in vnſern Landen ſind:
haben ſie doch nit kleinen vnderſcheid von Geſchlecht vnd Geſtalt: Dann etliche ſind weiß, etliche
gelblecht, etliche ſchwartzlecht, etlich goldtfarb, etliche haben ſchwartze flecken, etliche goldfarben flecken.
Die ſo ſchwartzlecht ſind, auch ſchwartze flecken haben, werden ſchwartz Fören genennt. Etliche ſind
ſchwartzlecht, mit rothen flecken beſprengt, etliche haben goldfarbeflecken, werden darvon Goldtforellen
genannt, auch etliche allein in den Wäldern gefangen, Waldtfören genennt. Mit jnnerlicher geſtalt
haben die Forellen wenig vngleichs: allein daß etliche weiſſer fleiſch, andere röthers, viel beſſers vnd
löblichers haben.“
Laſſen wir dieſe Angabe Geßners durch Tſchudi vervollſtändigen. „Wir ſind in Verlegenheit,
wenn wir die Färbung der Bachforelle angeben ſollen. Oft iſt der ſchwärzlich gefleckte Rücken
olivengrau, die Seite grünlichgelb, rothpunktirt, goldſchimmernd, der Bauch weißlichgrau, die Bauch-
floſſe hochgelb, die Rückenfloſſe hell gerandet, punktirt; oft herrſcht durchweg eine dunklere, ſelten die
ganz ſchwarze Färbung vor; oft ſind die Punkte ſchwarz, roth und weiß, wie bei manchen in den
Alpenſeen gefangenen, wobei übrigens auch die Form und Farbe der Augenringe wechſelt; oft herrſcht
die gelbe Färbung vor, oft die röthliche, oft die weißliche, und man pflegt dieſe Spielarten bald
Alpenforellen, bald Silber- und Goldforellen, bald Weiß-, Schwarzforellen, Stein- und Wald-
forellen zu nennen, ohne daß eine Ausſcheidung der außerordentlich vielfältigen, ſchillernden Ueber-
gänge bisher feſtgeſtellt wäre. Jn der Regel aber iſt der Rücken dunkel, die Seite heller und punktirt,
der Bauch am lichteſien gefärbt. Die Fiſcher meinen, die Färbung hänge vorzugsweiſe von dem
Waſſer ab, in dem ſich die Forelle aufhalte und ſei daſelbſt ziemlich beſtändig, wie wir z. B. in der
Engelbergeraa regelmäßig blau gefleckte, in dem in ſie mündenden Erlenbach aber regelmäßig roth
gefleckte finden. Je reiner das Waſſer, deſto heller iſt meiſtens die Farbe. Ebenſo iſt es mit der
Farbe des Fleiſches, welches bei den helleren, gold und roth punktirten Goldforellen röthlich, ſonſt
auch gelblich, in der Regel aber ſchneeweiß iſt und ſich durch Kochen nicht verändert. Die Forellen
des von Gletſcherwaſſer und aufgeſpültem Sande beinahe milchfarbenen Weißſees auf Bernina ſind
ohne Ausnahme lichter gefärbt als die der benachbarten, auf torſigem Grunde liegenden Schwarzſeen.
Das Fleiſch beider aber iſt gleichmäßig weiß, während das der dunkeln, berühmten Forellen des
Sees von Poſchiavo beſtändig röthlichgelb iſt. Man hat die Erfahrung gemacht, daß Forellen mit
weißem Fleiſche in wenig Sauerſtoffgas enthaltendem Waſſer rothes Fleiſch bekommen, und
Sauſſure erzählt, die kleinen, blaſſen Forellen des Genferſees bekämen rothe Punkte, wenn ſie in
gewiſſe Bäche der Rhone hinaufſtiegen; in anderen würden ſie ganz ſchwarzgrün, in anderen blieben
ſie weiß. Jn Fiſchtrögen bekommen einige ſogleich braune Punkte, andere werden auf der einen
Seite ganz braun oder erhalten etliche dunkle Querbänder über den Rücken, welche in friſchem,
fließenden Bachwaſſer ſofort wieder verſchwinden. Auch hat man ſchon faſt farbloſe, ferner ganz
braune und violette Forellen mit Kupferglanz gefunden. Kurz, die Willkürlichkeit und Manch-
faltigkeit dieſer Fiſchfärbung bringt den Beobachter zur Verzweiflung. Jm Säntisſee, deſſen Abfluß
in das Jnnere des Gebirges geht und wahrſcheinlich mit einem unterirdiſchen Waſſerbecken daſelbſt in
Verbindung ſteht, erſcheinen oft ganz farbloſe, weißlichgraue Forellen in Mehrzahl. Jnzwiſchen iſt
doch die feinere Schattirung der Färbung von der Vertheilung verſchiedener Farben in Streifen und
Bänder zu unterſcheiden; jene wechſelt unter verſchiedenen Bedingungen vielfältig ab, während dieſe
beſtändiger bleibt. Zu jenem Färbungswechſel trägt aber nicht nur die chemiſche Beſchaffenheit des
Waſſers, ſondern auch die Jahreszeit, das Sonnenlicht und das Alter Vieles bei. Man bemerkt
namentlich bei der Bachforelle ein eigenthümliches, lebhafteres Hochzeitskleid, beſonders deutliche
Marmorirung, ferner Wechſel der Färbung je nach verſchiedenen Stellungen und Bewegungen,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 696. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/734>, abgerufen am 22.12.2024.
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