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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Die Edelfische. Lachse. Edellachse.
übrigens seine Schwierigkeit; denn die beiderseitige Aehnlichkeit ist vielleicht noch größer als bei den
verschiedenen Renkenarten. Der Leib der Meerforelle ist verhältnißmäßig gedrungen gebaut und
fast rund abgestumpft, das Maul nicht weiter als bis unter die Augen gespalten; die Schuppen sind
größer, die Zähne schwächer als bei der Seeforelle, diejenigen, welche auf der Vorderplatte und dem
Stiele des Pflugscharbeines stehen, ordnen sich im Wesentlichen in derselben Weise wie bei der
verwandten Art. Jn der Färbung stimmt die Meerforelle, laut Siebold, mit der unfruchtbaren
Seeforelle fast überein. Jhr blaugrauer Rücken, sowie ihre silberigen Seiten sind nur mit wenigen
schwarzen Flecken besetzt, zuweilen ganz ungefleckt, die Unterseite ist reinweiß; die paarigen Flossen
und die Afterflosse zeigen sich farblos, die Brustflossen bei älteren Stücken grau, Rücken- und
Schwanzflosse dunkelgrau gefärbt, erstere noch durch einzelne schwarze Flecken ausgezeichnet. So
lange die jungen Lachsforellen noch nicht fortpflanzungsfähig geworden sind, erscheinen ihre Flossen
weingelb gefärbt; auch bemerkt man an den Körperseiten verschiedene orangegelbe Flecken, wie bei
der Bachforelle. Früher verkannte man die verschiedenen Alterskleider und unterschied namentlich
in England verschiedene Arten, bis Shaw, Dank der künstlichen Fischzucht, zuverlässige Beobachtungen
anstellen und in Erfahrung bringen konnte, daß ein und derselbe Fisch verschiedene Kleider anlegt.
Wahrscheinlich gibt es auch unter den Lachsforellen unfruchtbare Stücke; wenigstens hält man die-
jenigen dafür, welche sich durch silberhelle Färbung, tief ausgeschnittene Schwanzflosse und die leicht
abfallenden Schuppen von den übrigen unterscheiden. Jn der Rückenflosse stehen 3 und 9 bis 11,
in der Brustflosse 1 und 12 bis 13, in der Bauchflosse 1 und 8, in der Afterflosse 3 und 8 bis 9,
in der Schwanzflosse 19 Strahlen. Die Länge kann, laut Yarrell, bis zu 3 1/3 Fuß, das Gewicht
bis zu 25, ja selbst 30 Pfund ansteigen.

Die Lachsforelle ist Dasselbe für die See, was die Seeforelle für die großen Binnengewässer.
Das Meer beherbergt sie während des Spätsommers, und von ihm aus steigt sie in die Ströme und
Flüsse empor, um zu laichen. Jhr Verbreitungskreis erstreckt sich dementsprechend noch bedeutend
weiter als der ihrer Verwandten. Sie bewohnt die Ostsee, das nördliche atlantische Meer, ein-
schließlich der Meerengen und Kanäle um Großbritannien, die Nordsee und das Eismeer bis zum
weißen Meere hin, tritt an den deutschen Küsten nicht selten, an den skandinavischen, englischen,
schottischen, irischen, lappländischen und russischen Gestaden und bezüglich in den betreffenden Flüssen
in außerordentlicher Menge auf, hier und da in so großer Anzahl, daß sie einem englischen Lachs-
fischer sein Vergnügen vollständig verderben kann, weil sie an Stelle des geschätzten Lachses nach
dem Köder schnappt und dem großen Herzen eines Briten, welcher keinen höheren menschlichen Beruf
als Lachsfischen kennt, erst Hoffnungen und dann bittere Enttäuschungen zu bereiten vermag. Jhre
Nahrung besteht aus denselben Thieren, denen andere größere Edellachse nachstellen. Die Laichzeit
fällt in den November und Dezember. Das Aufsteigen in die Flüsse geschieht gewöhnlich im Mai,
Juni und Juli; die Rückkehr findet nach dem Aufthauen des Eises statt. Sie besucht alle deutschen
Ströme, geht aber nicht soweit zu Berge als der Lachs und gehört dementsprechend im oberen Laufe
der Flüsse zu den Seltenheiten. Das Laichen selbst geschieht genau in derselben Weise, wie bei
anderen Arten ihrer Sippschaft; auch die Entwicklung ihrer Jungen bietet nichts Absonderliches dar.

Bei uns zu Lande scheint man das Fleisch der Lachsforellen nicht so hoch zu würdigen, als es
verdient; in ganz Skandinavien dagegen hält man es und, meiner Ansicht nach mit vollstem Rechte,
für vorzüglicher als das des Lachses. Der Fang ist deshalb von großer Bedeutung und der durch
ihn erzielte Nutzen keineswegs gering. Hierzu kommt, daß die Lachsforelle sich fast ebenso leicht als
die Bachforelle in größeren Seen oder selbst tiefen Teichen ansiedeln oder durch die künstliche Fisch-
zucht hier einbürgern läßt, während der Lachs in solchen Gewässern verkümmert und alle Bemühungen
vereitelt. Es läßt sich daher annehmen, daß die Lachsforelle mit der Zeit größere Bedeutung erlangen
wird, als der Lachs sie noch besitzt.

Siebold ordnet auch den Lachs oder Salm (Trutta salar) unserer Sippe ein, während
die übrigen Forscher ihn mit anderen Familienverwandten (Salmo) vereinigen. Jhn kennzeichnet der

Die Edelfiſche. Lachſe. Edellachſe.
übrigens ſeine Schwierigkeit; denn die beiderſeitige Aehnlichkeit iſt vielleicht noch größer als bei den
verſchiedenen Renkenarten. Der Leib der Meerforelle iſt verhältnißmäßig gedrungen gebaut und
faſt rund abgeſtumpft, das Maul nicht weiter als bis unter die Augen geſpalten; die Schuppen ſind
größer, die Zähne ſchwächer als bei der Seeforelle, diejenigen, welche auf der Vorderplatte und dem
Stiele des Pflugſcharbeines ſtehen, ordnen ſich im Weſentlichen in derſelben Weiſe wie bei der
verwandten Art. Jn der Färbung ſtimmt die Meerforelle, laut Siebold, mit der unfruchtbaren
Seeforelle faſt überein. Jhr blaugrauer Rücken, ſowie ihre ſilberigen Seiten ſind nur mit wenigen
ſchwarzen Flecken beſetzt, zuweilen ganz ungefleckt, die Unterſeite iſt reinweiß; die paarigen Floſſen
und die Afterfloſſe zeigen ſich farblos, die Bruſtfloſſen bei älteren Stücken grau, Rücken- und
Schwanzfloſſe dunkelgrau gefärbt, erſtere noch durch einzelne ſchwarze Flecken ausgezeichnet. So
lange die jungen Lachsforellen noch nicht fortpflanzungsfähig geworden ſind, erſcheinen ihre Floſſen
weingelb gefärbt; auch bemerkt man an den Körperſeiten verſchiedene orangegelbe Flecken, wie bei
der Bachforelle. Früher verkannte man die verſchiedenen Alterskleider und unterſchied namentlich
in England verſchiedene Arten, bis Shaw, Dank der künſtlichen Fiſchzucht, zuverläſſige Beobachtungen
anſtellen und in Erfahrung bringen konnte, daß ein und derſelbe Fiſch verſchiedene Kleider anlegt.
Wahrſcheinlich gibt es auch unter den Lachsforellen unfruchtbare Stücke; wenigſtens hält man die-
jenigen dafür, welche ſich durch ſilberhelle Färbung, tief ausgeſchnittene Schwanzfloſſe und die leicht
abfallenden Schuppen von den übrigen unterſcheiden. Jn der Rückenfloſſe ſtehen 3 und 9 bis 11,
in der Bruſtfloſſe 1 und 12 bis 13, in der Bauchfloſſe 1 und 8, in der Afterfloſſe 3 und 8 bis 9,
in der Schwanzfloſſe 19 Strahlen. Die Länge kann, laut Yarrell, bis zu 3⅓ Fuß, das Gewicht
bis zu 25, ja ſelbſt 30 Pfund anſteigen.

Die Lachsforelle iſt Daſſelbe für die See, was die Seeforelle für die großen Binnengewäſſer.
Das Meer beherbergt ſie während des Spätſommers, und von ihm aus ſteigt ſie in die Ströme und
Flüſſe empor, um zu laichen. Jhr Verbreitungskreis erſtreckt ſich dementſprechend noch bedeutend
weiter als der ihrer Verwandten. Sie bewohnt die Oſtſee, das nördliche atlantiſche Meer, ein-
ſchließlich der Meerengen und Kanäle um Großbritannien, die Nordſee und das Eismeer bis zum
weißen Meere hin, tritt an den deutſchen Küſten nicht ſelten, an den ſkandinaviſchen, engliſchen,
ſchottiſchen, iriſchen, lappländiſchen und ruſſiſchen Geſtaden und bezüglich in den betreffenden Flüſſen
in außerordentlicher Menge auf, hier und da in ſo großer Anzahl, daß ſie einem engliſchen Lachs-
fiſcher ſein Vergnügen vollſtändig verderben kann, weil ſie an Stelle des geſchätzten Lachſes nach
dem Köder ſchnappt und dem großen Herzen eines Briten, welcher keinen höheren menſchlichen Beruf
als Lachsfiſchen kennt, erſt Hoffnungen und dann bittere Enttäuſchungen zu bereiten vermag. Jhre
Nahrung beſteht aus denſelben Thieren, denen andere größere Edellachſe nachſtellen. Die Laichzeit
fällt in den November und Dezember. Das Aufſteigen in die Flüſſe geſchieht gewöhnlich im Mai,
Juni und Juli; die Rückkehr findet nach dem Aufthauen des Eiſes ſtatt. Sie beſucht alle deutſchen
Ströme, geht aber nicht ſoweit zu Berge als der Lachs und gehört dementſprechend im oberen Laufe
der Flüſſe zu den Seltenheiten. Das Laichen ſelbſt geſchieht genau in derſelben Weiſe, wie bei
anderen Arten ihrer Sippſchaft; auch die Entwicklung ihrer Jungen bietet nichts Abſonderliches dar.

Bei uns zu Lande ſcheint man das Fleiſch der Lachsforellen nicht ſo hoch zu würdigen, als es
verdient; in ganz Skandinavien dagegen hält man es und, meiner Anſicht nach mit vollſtem Rechte,
für vorzüglicher als das des Lachſes. Der Fang iſt deshalb von großer Bedeutung und der durch
ihn erzielte Nutzen keineswegs gering. Hierzu kommt, daß die Lachsforelle ſich faſt ebenſo leicht als
die Bachforelle in größeren Seen oder ſelbſt tiefen Teichen anſiedeln oder durch die künſtliche Fiſch-
zucht hier einbürgern läßt, während der Lachs in ſolchen Gewäſſern verkümmert und alle Bemühungen
vereitelt. Es läßt ſich daher annehmen, daß die Lachsforelle mit der Zeit größere Bedeutung erlangen
wird, als der Lachs ſie noch beſitzt.

Siebold ordnet auch den Lachs oder Salm (Trutta salar) unſerer Sippe ein, während
die übrigen Forſcher ihn mit anderen Familienverwandten (Salmo) vereinigen. Jhn kennzeichnet der

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[706/0746] Die Edelfiſche. Lachſe. Edellachſe. übrigens ſeine Schwierigkeit; denn die beiderſeitige Aehnlichkeit iſt vielleicht noch größer als bei den verſchiedenen Renkenarten. Der Leib der Meerforelle iſt verhältnißmäßig gedrungen gebaut und faſt rund abgeſtumpft, das Maul nicht weiter als bis unter die Augen geſpalten; die Schuppen ſind größer, die Zähne ſchwächer als bei der Seeforelle, diejenigen, welche auf der Vorderplatte und dem Stiele des Pflugſcharbeines ſtehen, ordnen ſich im Weſentlichen in derſelben Weiſe wie bei der verwandten Art. Jn der Färbung ſtimmt die Meerforelle, laut Siebold, mit der unfruchtbaren Seeforelle faſt überein. Jhr blaugrauer Rücken, ſowie ihre ſilberigen Seiten ſind nur mit wenigen ſchwarzen Flecken beſetzt, zuweilen ganz ungefleckt, die Unterſeite iſt reinweiß; die paarigen Floſſen und die Afterfloſſe zeigen ſich farblos, die Bruſtfloſſen bei älteren Stücken grau, Rücken- und Schwanzfloſſe dunkelgrau gefärbt, erſtere noch durch einzelne ſchwarze Flecken ausgezeichnet. So lange die jungen Lachsforellen noch nicht fortpflanzungsfähig geworden ſind, erſcheinen ihre Floſſen weingelb gefärbt; auch bemerkt man an den Körperſeiten verſchiedene orangegelbe Flecken, wie bei der Bachforelle. Früher verkannte man die verſchiedenen Alterskleider und unterſchied namentlich in England verſchiedene Arten, bis Shaw, Dank der künſtlichen Fiſchzucht, zuverläſſige Beobachtungen anſtellen und in Erfahrung bringen konnte, daß ein und derſelbe Fiſch verſchiedene Kleider anlegt. Wahrſcheinlich gibt es auch unter den Lachsforellen unfruchtbare Stücke; wenigſtens hält man die- jenigen dafür, welche ſich durch ſilberhelle Färbung, tief ausgeſchnittene Schwanzfloſſe und die leicht abfallenden Schuppen von den übrigen unterſcheiden. Jn der Rückenfloſſe ſtehen 3 und 9 bis 11, in der Bruſtfloſſe 1 und 12 bis 13, in der Bauchfloſſe 1 und 8, in der Afterfloſſe 3 und 8 bis 9, in der Schwanzfloſſe 19 Strahlen. Die Länge kann, laut Yarrell, bis zu 3⅓ Fuß, das Gewicht bis zu 25, ja ſelbſt 30 Pfund anſteigen. Die Lachsforelle iſt Daſſelbe für die See, was die Seeforelle für die großen Binnengewäſſer. Das Meer beherbergt ſie während des Spätſommers, und von ihm aus ſteigt ſie in die Ströme und Flüſſe empor, um zu laichen. Jhr Verbreitungskreis erſtreckt ſich dementſprechend noch bedeutend weiter als der ihrer Verwandten. Sie bewohnt die Oſtſee, das nördliche atlantiſche Meer, ein- ſchließlich der Meerengen und Kanäle um Großbritannien, die Nordſee und das Eismeer bis zum weißen Meere hin, tritt an den deutſchen Küſten nicht ſelten, an den ſkandinaviſchen, engliſchen, ſchottiſchen, iriſchen, lappländiſchen und ruſſiſchen Geſtaden und bezüglich in den betreffenden Flüſſen in außerordentlicher Menge auf, hier und da in ſo großer Anzahl, daß ſie einem engliſchen Lachs- fiſcher ſein Vergnügen vollſtändig verderben kann, weil ſie an Stelle des geſchätzten Lachſes nach dem Köder ſchnappt und dem großen Herzen eines Briten, welcher keinen höheren menſchlichen Beruf als Lachsfiſchen kennt, erſt Hoffnungen und dann bittere Enttäuſchungen zu bereiten vermag. Jhre Nahrung beſteht aus denſelben Thieren, denen andere größere Edellachſe nachſtellen. Die Laichzeit fällt in den November und Dezember. Das Aufſteigen in die Flüſſe geſchieht gewöhnlich im Mai, Juni und Juli; die Rückkehr findet nach dem Aufthauen des Eiſes ſtatt. Sie beſucht alle deutſchen Ströme, geht aber nicht ſoweit zu Berge als der Lachs und gehört dementſprechend im oberen Laufe der Flüſſe zu den Seltenheiten. Das Laichen ſelbſt geſchieht genau in derſelben Weiſe, wie bei anderen Arten ihrer Sippſchaft; auch die Entwicklung ihrer Jungen bietet nichts Abſonderliches dar. Bei uns zu Lande ſcheint man das Fleiſch der Lachsforellen nicht ſo hoch zu würdigen, als es verdient; in ganz Skandinavien dagegen hält man es und, meiner Anſicht nach mit vollſtem Rechte, für vorzüglicher als das des Lachſes. Der Fang iſt deshalb von großer Bedeutung und der durch ihn erzielte Nutzen keineswegs gering. Hierzu kommt, daß die Lachsforelle ſich faſt ebenſo leicht als die Bachforelle in größeren Seen oder ſelbſt tiefen Teichen anſiedeln oder durch die künſtliche Fiſch- zucht hier einbürgern läßt, während der Lachs in ſolchen Gewäſſern verkümmert und alle Bemühungen vereitelt. Es läßt ſich daher annehmen, daß die Lachsforelle mit der Zeit größere Bedeutung erlangen wird, als der Lachs ſie noch beſitzt. Siebold ordnet auch den Lachs oder Salm (Trutta salar) unſerer Sippe ein, während die übrigen Forſcher ihn mit anderen Familienverwandten (Salmo) vereinigen. Jhn kennzeichnet der

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 706. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/746>, abgerufen am 22.12.2024.