Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.Seeforelle. Lachsforelle. Hautbedeckung. Sie nehmen nämlich eine sehr dunkle Färbung an und erscheinen auf der Unterseitevom Kinn bis zum Schwanzende oft wie überschwärzt, auch leuchten die tiefer gelegenen Hautschichten orangegelb durch, weshalb solche Stücke, laut Siebold, am Chiemsee den Namen Goldlachse erhalten. Die Schwartenbildung nimmt in ansehnlicher Dicke den Rücken und Bauch der Milchner ein und erstreckt sich von da aus auch auf die Flossen. Die Wanderung geschieht gesellschaftlich; doch pflegen die größeren zuerst zu erscheinen. Aufwärts fördert die Neise wenig, weil es den Fischen, wie es scheint, nicht eben darauf ankommt, bald an Ort und Stelle zu sein. Dennoch steigen sie weit in den Flüssen empor, laut Tschudi, im Rheingebiete bis zu 2660 Fuß über Meer, im Gebiete des Jnn in viel bedeutendere Höhen, weil sie hier die Seen unter 5500 Fuß über Meer noch bewohnen. Jn kleine Bäche pflegen sie übrigens nicht einzutreten, zum Laichen sich vielmehr kiesigen Grund in stark reißenden Strömen oder Flüssen auszusuchen. Das Eierlegen geschieht in ganz ähnlicher Weise wie bei der Bachforelle. Sie wühlen, während sie sich ihrer erbsengroßen, gelben, kleberigen Eier entledigen, muldenförmige Gruben in den Sand, Fische von etwa zwanzig Pfund Gewicht schon so lange und tiefe, daß dieselben einen liegenden Mann aufnehmen können. Solche Gruben werden von den nachfolgenden Nogenern gern benutzt und sind auch allen Fischern recht wohl bekannt. "Fast unmittelbar vor meiner früheren Wohnung, in Souterre", erzählt Karl Vogt, "findet sich eine solche Stelle, wo man zur Laichzeit stets größere Weibchen beobachten kann, denen gewöhnlich mehrere kleinere Männchen folgen. Dort spielen sie förmlich mit einander, plätschern umher und legen nach und nach die Eier ab, welche von den Männchen befruchtet werden." Geraume Zeit nach vollendetem Laichgeschäft kehren sie zu den Seen zurück, um hier den Winter und den Sommer zu verbringen, während die in demselben oder im vorigen Jahre erzeugten Jungen das Frühjahr und den Sommer hindurch in den Flüssen verweilen und erst im zweiten Winter ihres Lebens nach den Seen sich begeben. Bei der Rückkehr lassen sie sich kopfaufwärts vom Strome treiben, weshalb ihre Schwanz- flosse oft sehr abgenutzt wird. Jm Vergleiche zu der Bachforelle hat diese Art ein zähes Leben, stirbt, aus dem Wasser Das Fleisch wird, wie uns schon Geßner belehrt, sehr geschätzt. "Ein vberauß löblich, gut, Der Fang ist sehr bedeutend. Jm Rhein werden jährlich zwischen Rheineck und Chur gegen Mit der Seeforelle hat man die ihr sehr nah stehende Lachs- oder Meerforelle (Trutta Brehm, Thierleben. V. 45
Seeforelle. Lachsforelle. Hautbedeckung. Sie nehmen nämlich eine ſehr dunkle Färbung an und erſcheinen auf der Unterſeitevom Kinn bis zum Schwanzende oft wie überſchwärzt, auch leuchten die tiefer gelegenen Hautſchichten orangegelb durch, weshalb ſolche Stücke, laut Siebold, am Chiemſee den Namen Goldlachſe erhalten. Die Schwartenbildung nimmt in anſehnlicher Dicke den Rücken und Bauch der Milchner ein und erſtreckt ſich von da aus auch auf die Floſſen. Die Wanderung geſchieht geſellſchaftlich; doch pflegen die größeren zuerſt zu erſcheinen. Aufwärts fördert die Neiſe wenig, weil es den Fiſchen, wie es ſcheint, nicht eben darauf ankommt, bald an Ort und Stelle zu ſein. Dennoch ſteigen ſie weit in den Flüſſen empor, laut Tſchudi, im Rheingebiete bis zu 2660 Fuß über Meer, im Gebiete des Jnn in viel bedeutendere Höhen, weil ſie hier die Seen unter 5500 Fuß über Meer noch bewohnen. Jn kleine Bäche pflegen ſie übrigens nicht einzutreten, zum Laichen ſich vielmehr kieſigen Grund in ſtark reißenden Strömen oder Flüſſen auszuſuchen. Das Eierlegen geſchieht in ganz ähnlicher Weiſe wie bei der Bachforelle. Sie wühlen, während ſie ſich ihrer erbſengroßen, gelben, kleberigen Eier entledigen, muldenförmige Gruben in den Sand, Fiſche von etwa zwanzig Pfund Gewicht ſchon ſo lange und tiefe, daß dieſelben einen liegenden Mann aufnehmen können. Solche Gruben werden von den nachfolgenden Nogenern gern benutzt und ſind auch allen Fiſchern recht wohl bekannt. „Faſt unmittelbar vor meiner früheren Wohnung, in Souterre“, erzählt Karl Vogt, „findet ſich eine ſolche Stelle, wo man zur Laichzeit ſtets größere Weibchen beobachten kann, denen gewöhnlich mehrere kleinere Männchen folgen. Dort ſpielen ſie förmlich mit einander, plätſchern umher und legen nach und nach die Eier ab, welche von den Männchen befruchtet werden.“ Geraume Zeit nach vollendetem Laichgeſchäft kehren ſie zu den Seen zurück, um hier den Winter und den Sommer zu verbringen, während die in demſelben oder im vorigen Jahre erzeugten Jungen das Frühjahr und den Sommer hindurch in den Flüſſen verweilen und erſt im zweiten Winter ihres Lebens nach den Seen ſich begeben. Bei der Rückkehr laſſen ſie ſich kopfaufwärts vom Strome treiben, weshalb ihre Schwanz- floſſe oft ſehr abgenutzt wird. Jm Vergleiche zu der Bachforelle hat dieſe Art ein zähes Leben, ſtirbt, aus dem Waſſer Das Fleiſch wird, wie uns ſchon Geßner belehrt, ſehr geſchätzt. „Ein vberauß löblich, gut, Der Fang iſt ſehr bedeutend. Jm Rhein werden jährlich zwiſchen Rheineck und Chur gegen Mit der Seeforelle hat man die ihr ſehr nah ſtehende Lachs- oder Meerforelle (Trutta Brehm, Thierleben. V. 45
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Die meiſten erbeutet man, wie leicht erklärlich, während ihres Auf-<lb/> ſteigens in den Flüſſen, welche man durch ſogenannte Fachten oder geflochtene Wände bis gegen die<lb/> Mitte hin verengt, um beſonders ſtarke Strömung zu erzielen, in welcher dann der Behren eingeſetzt<lb/> wird. Jn den Nebenflüſſen, wo das Waſſer ſeichter iſt, erlegt man die größeren Fiſche mit der Kugel.</p><lb/> <p>Mit der Seeforelle hat man die ihr ſehr nah ſtehende <hi rendition="#g">Lachs-</hi> oder <hi rendition="#g">Meerforelle</hi> (<hi rendition="#aq">Trutta<lb/> trutta</hi>) häufig verwechſelt, und ſo erklärt ſich, daß man die erſtere in Süddeutſchland ebenfalls oft<lb/> Lachsforelle nennt. Scharfe Unterſcheidungsmerkmale für dieſe beiden Edellachſe anzugeben, hat<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Brehm,</hi> Thierleben. <hi rendition="#aq">V.</hi> 45</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [705/0745]
Seeforelle. Lachsforelle.
Hautbedeckung. Sie nehmen nämlich eine ſehr dunkle Färbung an und erſcheinen auf der Unterſeite
vom Kinn bis zum Schwanzende oft wie überſchwärzt, auch leuchten die tiefer gelegenen Hautſchichten
orangegelb durch, weshalb ſolche Stücke, laut Siebold, am Chiemſee den Namen Goldlachſe
erhalten. Die Schwartenbildung nimmt in anſehnlicher Dicke den Rücken und Bauch der Milchner
ein und erſtreckt ſich von da aus auch auf die Floſſen. Die Wanderung geſchieht geſellſchaftlich; doch
pflegen die größeren zuerſt zu erſcheinen. Aufwärts fördert die Neiſe wenig, weil es den Fiſchen,
wie es ſcheint, nicht eben darauf ankommt, bald an Ort und Stelle zu ſein. Dennoch ſteigen ſie weit
in den Flüſſen empor, laut Tſchudi, im Rheingebiete bis zu 2660 Fuß über Meer, im Gebiete des
Jnn in viel bedeutendere Höhen, weil ſie hier die Seen unter 5500 Fuß über Meer noch bewohnen.
Jn kleine Bäche pflegen ſie übrigens nicht einzutreten, zum Laichen ſich vielmehr kieſigen Grund in
ſtark reißenden Strömen oder Flüſſen auszuſuchen. Das Eierlegen geſchieht in ganz ähnlicher Weiſe
wie bei der Bachforelle. Sie wühlen, während ſie ſich ihrer erbſengroßen, gelben, kleberigen Eier
entledigen, muldenförmige Gruben in den Sand, Fiſche von etwa zwanzig Pfund Gewicht ſchon ſo
lange und tiefe, daß dieſelben einen liegenden Mann aufnehmen können. Solche Gruben werden von
den nachfolgenden Nogenern gern benutzt und ſind auch allen Fiſchern recht wohl bekannt. „Faſt
unmittelbar vor meiner früheren Wohnung, in Souterre“, erzählt Karl Vogt, „findet ſich eine
ſolche Stelle, wo man zur Laichzeit ſtets größere Weibchen beobachten kann, denen gewöhnlich mehrere
kleinere Männchen folgen. Dort ſpielen ſie förmlich mit einander, plätſchern umher und legen nach
und nach die Eier ab, welche von den Männchen befruchtet werden.“ Geraume Zeit nach vollendetem
Laichgeſchäft kehren ſie zu den Seen zurück, um hier den Winter und den Sommer zu verbringen,
während die in demſelben oder im vorigen Jahre erzeugten Jungen das Frühjahr und den Sommer
hindurch in den Flüſſen verweilen und erſt im zweiten Winter ihres Lebens nach den Seen ſich
begeben. Bei der Rückkehr laſſen ſie ſich kopfaufwärts vom Strome treiben, weshalb ihre Schwanz-
floſſe oft ſehr abgenutzt wird.
Jm Vergleiche zu der Bachforelle hat dieſe Art ein zähes Leben, ſtirbt, aus dem Waſſer
genommen, nicht ſo ſchnell ab wie jene, und eignet ſich daher beſſer zum Verſetzen oder Verſenden,
kommt auch in Teichen von beträchtlicher Tiefe recht gut fort, falls dieſe kieſeligen Grund und
Quellenzufluß haben.
Das Fleiſch wird, wie uns ſchon Geßner belehrt, ſehr geſchätzt. „Ein vberauß löblich, gut,
geſund fleiſch haben dieſe Fiſch, alſo daß ſie gar nahe alle andere Fiſch vbertreffen; doch werdten ſie
inſonderheit durch den Sommer gepriſen, ſo jr fleiſch rotlecht iſt, welche farb ſie Winterszeit vnd in
den Leych verlieren. Auch werden die höher gehalten ſo auß den tieffen gezogen ſind, dann die ſo
zu öberſt in den waſſern. Man pflegt ſie auff manche art zu bereyten, ſo dann der Küchenmeiſterey
zugehört; doch beduncken ſie ſich lieblicher zu eſſen ſeyn, ſo ſie erkaltet.“
Der Fang iſt ſehr bedeutend. Jm Rhein werden jährlich zwiſchen Rheineck und Chur gegen
zweitauſend Stück, in manchen Dörfern deſſelben zuweilen während eines einzigen Spätherbſtes
gegen tauſend Stück erbeutet. Der Fang ſelbſt geſchieht faſt in jedem See in beſonderer Weiſe, am
halberſtädter See z. B. bei Tage mit Netzen, wenn heiteres und windſtilles Wetter iſt, und zwar im
Schatten der Berge, da ſie faſt genau dieſem nachziehen und die Fiſcher in dieſer Nichtung ihnen
nachfahren, während des Winters hingegen vermittels Legeſchnüren, an denen lebende Lauben oder
Rothaugen als Köder hängen. Die meiſten erbeutet man, wie leicht erklärlich, während ihres Auf-
ſteigens in den Flüſſen, welche man durch ſogenannte Fachten oder geflochtene Wände bis gegen die
Mitte hin verengt, um beſonders ſtarke Strömung zu erzielen, in welcher dann der Behren eingeſetzt
wird. Jn den Nebenflüſſen, wo das Waſſer ſeichter iſt, erlegt man die größeren Fiſche mit der Kugel.
Mit der Seeforelle hat man die ihr ſehr nah ſtehende Lachs- oder Meerforelle (Trutta
trutta) häufig verwechſelt, und ſo erklärt ſich, daß man die erſtere in Süddeutſchland ebenfalls oft
Lachsforelle nennt. Scharfe Unterſcheidungsmerkmale für dieſe beiden Edellachſe anzugeben, hat
Brehm, Thierleben. V. 45
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