und stehen vorn meist in einfacher, hinten in doppelter Reihe, selten durchweg einfach, noch seltener durchweg doppelt. Der grün oder graublau gefärbte Rücken und die silberglänzenden Seiten tragen bald mehr, bald weniger Flecken von runder oder eckiger Gestalt und schwarzer Färbung, welche zuweilen einen verwischten, orangegelben Saum haben. An jungen Stücken nimmt man an den Seiten auch einzelne orangegelbe Flecken wahr. Brust-, Bauch- und Asterflosse sehen im jüngeren Alter blaß aus, sind aber bei den älteren Stücken bald stärker, bald schwächer grau gefärbt, wie die Rücken- und Schwanzflosse, welche stets diese oder eine noch dunklere Färbung zeigen; in der Rücken- flosse bemerkt man immer viele runde, schwarze Flecken, während die Schwanzflosse nur zuweilen mit einzelnen, verwischten, dunklen Tüpfeln besetzt ist.
Ganz verschieden von der fruchtbaren Seeforelle entwickeln sich die unfruchtbaren, am Bodensee unter dem Namen Schwebeforellen, in Oesterreich als Maiforellen unterschiedenen Stücke dieser Art. "Jhr Körper bleibt vielmehr seitlich zusammengedrückt und schlanker, weil er weniger Fleisch ansetzt als der einer Grundforelle; die Schnauze streckt sich in die Länge; das Maul erscheint tiefer gespalten, und die Schwanzflosse verliert beim Heranwachsen des Fisches nicht sobald ihren Ausschnitt. Jm höheren Alter kommt die Schnauzenverlängerung als äußeres Kennzeichen der männlichen auch nicht zur Entwicklung, auch bildet sich an der Unterkieferspitze derselben kein Haken aus. Am auffallendsten weicht die unfruchtbare Seeforelle durch ihre Färbung ab. Jhr grüner oder blaugrauer Rücken erhält nie so dunkle, schwarze Flecken wie der Rücken der fruchtbaren See- forelle; auch kommen diese Flecken nie so zahlreich, sondern meist in sehr geringer Menge vor. An den Seiten stehen nur sehr wenige, ganz vereinzelte, verwischte schwarze Flecken, welche auch oft ganz ausbleiben, so daß alsdann die Kiemendeckel und die Körperseiten einen wunderschönen, durch Nichts unterbrochenen, silberweißen Glanz von sich geben. Die länger und spitziger ausgezogenen paarigen Flossen, sowie die Afterflossen sind farblos und nur selten bei älteren Stücken etwas angeschwärzt; die Rücken- und Schwanzflosse erscheinen dunkelgrau, und die erste ist meistens mit weniger schwarzen, runden Flecken besetzt als an den fruchtbaren Stücken." Jn der Rückenflosse stehen 3 bis 4 und 8 bis 10, in der Brustflosse 1 und 13, in der Bauchflosse 1 und 8, in der Afterflosse 3 und 7 bis 8, in der Schwanzflosse 19 Strahlen. Die Größe ist sehr bedeutend: Stücke von 21/2 Fuß Länge und 25 bis 30 Pfund Gewicht gehören nicht zu den Seltenheiten; man fängt oft genug solche von 50 bis zu 65 Pfund Gewicht.
Mit Gewißheit kann man sagen, daß die beschriebene Art die Seen der Alpen und Voralpen bewohnt und hier in fast allen größeren und tieferen Gewässern sich findet; ebenso läßt sich wohl annehmen, daß Linne, welcher ihr den Namen gab, schwedische und nicht schweizer Stücke bei seiner Beschreibung vor sich hatte, als er die Art beschrieb; und endlich dürfen wir glauben, unserer Forelle auch in den größeren und tieferen Seen Schottlands wieder zu begegnen. Jn den Alpenseen hält sie sich regelmäßig in bedeutenden Tiefen auf, selten in Schichten von weniger als zwanzig Klaftern Tiefe und mehr, weil solche die Renken, ihre beliebteste Beute, beherbergen. Zwar verfolgt sie außerdem alle Arten kleinere Fische, stellt aber doch im Alter vorzugsweise diesen leckeren und schmackhaften Familienverwandten nach, während sie, solange sie noch ziemlich jung ist, sich insbesondere an die Lauben hält. "Treffen Seeforellen", sagt Heckel, "auf einen Schwarm solcher, so werden sie so hitzig in ihrem Verfolgen, daß sie bis an ganz seichte Uferstellen gelangen. Die Laubenschaar fährt pfeilschnell auseinander und sucht sich durch Sprünge über die Wasserfläche zu retten; jedoch vergebens: der nicht minder schnelle Feind packt die Beute zuerst am Schwanze und verschlingt sie vermittels einer raschen Wendung, sodaß der Kopf voraus hinabgleitet." Haben sie einmal ein Gewicht von fünfundzwanzig bis dreißig Pfund erreicht, so begnügen sie sich nicht mehr mit so kleinen Fischen, sondern machen Jagd auf solche von einhalb bis zwei Pfund Gewicht.
Gegen Anfang Septembers verlassen sie ihre bisherigen Wohngewässer und steigen in Flüssen auf, um zu laichen. Bei denen, welche fruchtbar sind, tritt die Fortpflanzungsfähigkeit schon in früher Jugend ein und bekundet sich wie bei den älteren Stücken durch Aenderung der Färbung und
Die Edelfiſche. Lachſe. Edellachſe.
und ſtehen vorn meiſt in einfacher, hinten in doppelter Reihe, ſelten durchweg einfach, noch ſeltener durchweg doppelt. Der grün oder graublau gefärbte Rücken und die ſilberglänzenden Seiten tragen bald mehr, bald weniger Flecken von runder oder eckiger Geſtalt und ſchwarzer Färbung, welche zuweilen einen verwiſchten, orangegelben Saum haben. An jungen Stücken nimmt man an den Seiten auch einzelne orangegelbe Flecken wahr. Bruſt-, Bauch- und Aſterfloſſe ſehen im jüngeren Alter blaß aus, ſind aber bei den älteren Stücken bald ſtärker, bald ſchwächer grau gefärbt, wie die Rücken- und Schwanzfloſſe, welche ſtets dieſe oder eine noch dunklere Färbung zeigen; in der Rücken- floſſe bemerkt man immer viele runde, ſchwarze Flecken, während die Schwanzfloſſe nur zuweilen mit einzelnen, verwiſchten, dunklen Tüpfeln beſetzt iſt.
Ganz verſchieden von der fruchtbaren Seeforelle entwickeln ſich die unfruchtbaren, am Bodenſee unter dem Namen Schwebeforellen, in Oeſterreich als Maiforellen unterſchiedenen Stücke dieſer Art. „Jhr Körper bleibt vielmehr ſeitlich zuſammengedrückt und ſchlanker, weil er weniger Fleiſch anſetzt als der einer Grundforelle; die Schnauze ſtreckt ſich in die Länge; das Maul erſcheint tiefer geſpalten, und die Schwanzfloſſe verliert beim Heranwachſen des Fiſches nicht ſobald ihren Ausſchnitt. Jm höheren Alter kommt die Schnauzenverlängerung als äußeres Kennzeichen der männlichen auch nicht zur Entwicklung, auch bildet ſich an der Unterkieferſpitze derſelben kein Haken aus. Am auffallendſten weicht die unfruchtbare Seeforelle durch ihre Färbung ab. Jhr grüner oder blaugrauer Rücken erhält nie ſo dunkle, ſchwarze Flecken wie der Rücken der fruchtbaren See- forelle; auch kommen dieſe Flecken nie ſo zahlreich, ſondern meiſt in ſehr geringer Menge vor. An den Seiten ſtehen nur ſehr wenige, ganz vereinzelte, verwiſchte ſchwarze Flecken, welche auch oft ganz ausbleiben, ſo daß alsdann die Kiemendeckel und die Körperſeiten einen wunderſchönen, durch Nichts unterbrochenen, ſilberweißen Glanz von ſich geben. Die länger und ſpitziger ausgezogenen paarigen Floſſen, ſowie die Afterfloſſen ſind farblos und nur ſelten bei älteren Stücken etwas angeſchwärzt; die Rücken- und Schwanzfloſſe erſcheinen dunkelgrau, und die erſte iſt meiſtens mit weniger ſchwarzen, runden Flecken beſetzt als an den fruchtbaren Stücken.“ Jn der Rückenfloſſe ſtehen 3 bis 4 und 8 bis 10, in der Bruſtfloſſe 1 und 13, in der Bauchfloſſe 1 und 8, in der Afterfloſſe 3 und 7 bis 8, in der Schwanzfloſſe 19 Strahlen. Die Größe iſt ſehr bedeutend: Stücke von 2½ Fuß Länge und 25 bis 30 Pfund Gewicht gehören nicht zu den Seltenheiten; man fängt oft genug ſolche von 50 bis zu 65 Pfund Gewicht.
Mit Gewißheit kann man ſagen, daß die beſchriebene Art die Seen der Alpen und Voralpen bewohnt und hier in faſt allen größeren und tieferen Gewäſſern ſich findet; ebenſo läßt ſich wohl annehmen, daß Linné, welcher ihr den Namen gab, ſchwediſche und nicht ſchweizer Stücke bei ſeiner Beſchreibung vor ſich hatte, als er die Art beſchrieb; und endlich dürfen wir glauben, unſerer Forelle auch in den größeren und tieferen Seen Schottlands wieder zu begegnen. Jn den Alpenſeen hält ſie ſich regelmäßig in bedeutenden Tiefen auf, ſelten in Schichten von weniger als zwanzig Klaftern Tiefe und mehr, weil ſolche die Renken, ihre beliebteſte Beute, beherbergen. Zwar verfolgt ſie außerdem alle Arten kleinere Fiſche, ſtellt aber doch im Alter vorzugsweiſe dieſen leckeren und ſchmackhaften Familienverwandten nach, während ſie, ſolange ſie noch ziemlich jung iſt, ſich insbeſondere an die Lauben hält. „Treffen Seeforellen“, ſagt Heckel, „auf einen Schwarm ſolcher, ſo werden ſie ſo hitzig in ihrem Verfolgen, daß ſie bis an ganz ſeichte Uferſtellen gelangen. Die Laubenſchaar fährt pfeilſchnell auseinander und ſucht ſich durch Sprünge über die Waſſerfläche zu retten; jedoch vergebens: der nicht minder ſchnelle Feind packt die Beute zuerſt am Schwanze und verſchlingt ſie vermittels einer raſchen Wendung, ſodaß der Kopf voraus hinabgleitet.“ Haben ſie einmal ein Gewicht von fünfundzwanzig bis dreißig Pfund erreicht, ſo begnügen ſie ſich nicht mehr mit ſo kleinen Fiſchen, ſondern machen Jagd auf ſolche von einhalb bis zwei Pfund Gewicht.
Gegen Anfang Septembers verlaſſen ſie ihre bisherigen Wohngewäſſer und ſteigen in Flüſſen auf, um zu laichen. Bei denen, welche fruchtbar ſind, tritt die Fortpflanzungsfähigkeit ſchon in früher Jugend ein und bekundet ſich wie bei den älteren Stücken durch Aenderung der Färbung und
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[704/0744]
Die Edelfiſche. Lachſe. Edellachſe.
und ſtehen vorn meiſt in einfacher, hinten in doppelter Reihe, ſelten durchweg einfach, noch ſeltener
durchweg doppelt. Der grün oder graublau gefärbte Rücken und die ſilberglänzenden Seiten tragen
bald mehr, bald weniger Flecken von runder oder eckiger Geſtalt und ſchwarzer Färbung, welche
zuweilen einen verwiſchten, orangegelben Saum haben. An jungen Stücken nimmt man an den
Seiten auch einzelne orangegelbe Flecken wahr. Bruſt-, Bauch- und Aſterfloſſe ſehen im jüngeren
Alter blaß aus, ſind aber bei den älteren Stücken bald ſtärker, bald ſchwächer grau gefärbt, wie die
Rücken- und Schwanzfloſſe, welche ſtets dieſe oder eine noch dunklere Färbung zeigen; in der Rücken-
floſſe bemerkt man immer viele runde, ſchwarze Flecken, während die Schwanzfloſſe nur zuweilen mit
einzelnen, verwiſchten, dunklen Tüpfeln beſetzt iſt.
Ganz verſchieden von der fruchtbaren Seeforelle entwickeln ſich die unfruchtbaren, am Bodenſee
unter dem Namen Schwebeforellen, in Oeſterreich als Maiforellen unterſchiedenen Stücke
dieſer Art. „Jhr Körper bleibt vielmehr ſeitlich zuſammengedrückt und ſchlanker, weil er weniger
Fleiſch anſetzt als der einer Grundforelle; die Schnauze ſtreckt ſich in die Länge; das Maul erſcheint
tiefer geſpalten, und die Schwanzfloſſe verliert beim Heranwachſen des Fiſches nicht ſobald ihren
Ausſchnitt. Jm höheren Alter kommt die Schnauzenverlängerung als äußeres Kennzeichen der
männlichen auch nicht zur Entwicklung, auch bildet ſich an der Unterkieferſpitze derſelben kein Haken
aus. Am auffallendſten weicht die unfruchtbare Seeforelle durch ihre Färbung ab. Jhr grüner
oder blaugrauer Rücken erhält nie ſo dunkle, ſchwarze Flecken wie der Rücken der fruchtbaren See-
forelle; auch kommen dieſe Flecken nie ſo zahlreich, ſondern meiſt in ſehr geringer Menge vor. An
den Seiten ſtehen nur ſehr wenige, ganz vereinzelte, verwiſchte ſchwarze Flecken, welche auch oft ganz
ausbleiben, ſo daß alsdann die Kiemendeckel und die Körperſeiten einen wunderſchönen, durch Nichts
unterbrochenen, ſilberweißen Glanz von ſich geben. Die länger und ſpitziger ausgezogenen paarigen
Floſſen, ſowie die Afterfloſſen ſind farblos und nur ſelten bei älteren Stücken etwas angeſchwärzt;
die Rücken- und Schwanzfloſſe erſcheinen dunkelgrau, und die erſte iſt meiſtens mit weniger ſchwarzen,
runden Flecken beſetzt als an den fruchtbaren Stücken.“ Jn der Rückenfloſſe ſtehen 3 bis 4 und
8 bis 10, in der Bruſtfloſſe 1 und 13, in der Bauchfloſſe 1 und 8, in der Afterfloſſe 3 und 7 bis 8,
in der Schwanzfloſſe 19 Strahlen. Die Größe iſt ſehr bedeutend: Stücke von 2½ Fuß Länge und
25 bis 30 Pfund Gewicht gehören nicht zu den Seltenheiten; man fängt oft genug ſolche von 50
bis zu 65 Pfund Gewicht.
Mit Gewißheit kann man ſagen, daß die beſchriebene Art die Seen der Alpen und Voralpen
bewohnt und hier in faſt allen größeren und tieferen Gewäſſern ſich findet; ebenſo läßt ſich wohl
annehmen, daß Linné, welcher ihr den Namen gab, ſchwediſche und nicht ſchweizer Stücke
bei ſeiner Beſchreibung vor ſich hatte, als er die Art beſchrieb; und endlich dürfen wir glauben,
unſerer Forelle auch in den größeren und tieferen Seen Schottlands wieder zu begegnen. Jn den
Alpenſeen hält ſie ſich regelmäßig in bedeutenden Tiefen auf, ſelten in Schichten von weniger als
zwanzig Klaftern Tiefe und mehr, weil ſolche die Renken, ihre beliebteſte Beute, beherbergen. Zwar
verfolgt ſie außerdem alle Arten kleinere Fiſche, ſtellt aber doch im Alter vorzugsweiſe dieſen leckeren
und ſchmackhaften Familienverwandten nach, während ſie, ſolange ſie noch ziemlich jung iſt, ſich
insbeſondere an die Lauben hält. „Treffen Seeforellen“, ſagt Heckel, „auf einen Schwarm ſolcher,
ſo werden ſie ſo hitzig in ihrem Verfolgen, daß ſie bis an ganz ſeichte Uferſtellen gelangen. Die
Laubenſchaar fährt pfeilſchnell auseinander und ſucht ſich durch Sprünge über die Waſſerfläche zu
retten; jedoch vergebens: der nicht minder ſchnelle Feind packt die Beute zuerſt am Schwanze und
verſchlingt ſie vermittels einer raſchen Wendung, ſodaß der Kopf voraus hinabgleitet.“ Haben ſie
einmal ein Gewicht von fünfundzwanzig bis dreißig Pfund erreicht, ſo begnügen ſie ſich nicht mehr
mit ſo kleinen Fiſchen, ſondern machen Jagd auf ſolche von einhalb bis zwei Pfund Gewicht.
Gegen Anfang Septembers verlaſſen ſie ihre bisherigen Wohngewäſſer und ſteigen in Flüſſen
auf, um zu laichen. Bei denen, welche fruchtbar ſind, tritt die Fortpflanzungsfähigkeit ſchon in
früher Jugend ein und bekundet ſich wie bei den älteren Stücken durch Aenderung der Färbung und
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 704. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/744>, abgerufen am 22.12.2024.
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