Der Fang geschieht hauptsächlich während der Laichzeit und zwar vorzugsweise mit großen Flügelnetzen, welche durch vier Mann in zwei Kähnen ans Land gezogen werden und oft reichlichen Ertrag geben. Das Fleisch wird selbst dem der besten Forellenarten vorgezogen. Nach Heckel und Kner haben die Saiblinge kein besonders zartes Leben und lassen sich daher nicht nur aus einem See in einen andern versetzen, sondern gedeihen unter günstigen Verhältnissen in einem neuen Wohn- orte noch besser als im alten. Saiblinge, welche aus einem 4000 Fuß über Meer gelegenen Bergsee in einen auf der Elm gesetzt wurden, erreichten dort in kurzer Zeit ein Gewicht von drei bis fünf Pfund und übertrafen die hier schon einheimischen bald an Größe. Diese Wahrnehmung ist ein Beweis mehr, daß auch unter den Fischen längerwährende Jnzucht Schwächlinge erzeugt.
Von den vielen Sippen, aus denen Cuvier die Familie der Hechte (Esoces) zusammenstellte, schied Johannes Müller mit Ausnahme der gleichnamigen alle übrigen aus und vereinigte mit dieser einen Fisch und Sippschaftsvertreter, welchen Cuvier auffallenderweise zu den Karpfen gestellt hatte. Diesem Vorgange folgend, verstehen wir gegenwärtig unter den Hechten beschuppte Fische ohne Fettflosse mit verdickten, drüsigen Nebenkiemen, deren Mund in der Mitte vom Zwischenkiefer, seitlich vom Oberkiefer eingefaßt wird, mit einfacher Schwimmblase, einem Magen ohne Blindsack und einem Darm ohne Blinddarm.
Alle hierher gehörigen Arten bewohnen das Süßwasser, und die meisten von ihnen, welche zu der einen Sippe zählen, führen annähernd dieselbe Lebensweise wie unser Hecht (Esox lucius), der gefürchtetste Räuber der europäischen Seen und Flüsse, der "Hai der Binnengewässer". Die Sippe, welche er vertritt, kennzeichnet sich durch vollständige Bezahnung und kleine, festsitzende Schuppen; die Nebenkiemen sind unsichtbar, die Bauchflossen in der Mitte des Bauches, die Rücken- und After- flosse am Ende des Leibes, unweit der sehr großen, etwas in der Mitte ausgeschnittenen Schwanz- flosse angesetzt. Besonders bezeichnend für den Hecht sind außerdem der niedergedrückte Kopf und die breitschnäblige, weit gespaltene Schnauze. Jn Färbung und Zeichnung ändert unser Fisch außer- ordentlich ab, und es läßt sich im Allgemeinen nur angeben, daß der Rücken schwärzlich, die Seite grau und der Bauch weiß, ersterer mehr oder weniger gleichfarbig, die Seite in Gestalt von Marmel- oder Querflecken gezeichnet und der Bauch mit schwarzen Tüpfeln besetzt ist. Brust- und Bauchflossen sehen röthlich, Rücken- und Afterflosse bräunlich aus; die Schwanzflosse trägt am oberen Rande gewöhnlich schwarze Flecken. Jn der Rückenflosse zählt man 7 bis 8 und 13 bis 15, in der Bauchflosse 1 und 8, in der Afterflosse 4 bis 5 und 12 bis 13, in der Schwanzflosse 19 Strahlen. An Länge gibt der Hecht keinem Lachsfische, an Gewicht höchstens dem Lachs und Huchen etwas nach; seine Länge kann bis 6 Fuß, sein Gewicht bis zu 70 Pfund ansteigen, obschon Hechte von 4 Fuß Länge und 50 Pfund Gewicht als seltene Erscheinungen bezeichnet werden müssen.
Mit Ausnahme von Jsland und, wie behauptet wird, von Spanien, findet sich der Hecht in allen Süßwässern Europas, hier und da wohl auch im Meere, laut Pallas, im kaspischen und Eismeere. Jn den Alpen steigt er bis zu 3000 oder 4000 Fuß über die Meeresfläche empor, in den Gebirgen des südlichen Europas wohl noch höher. Selten ist er nirgends, in den meisten Gegenden vielmehr häufig. Er weiß sich aber auch je nach des Orts Gelegenheit einzurichten und scheint sich in einem seichten, sumpfigen Gewässer ebenso wohl zu fühlen als in einem tiefen, klaren See. Kraft und Gewandtheit im Schwimmen, bemerkenswerthe Sinnesschärfe und ungeheuere Gefräßigkeit sind seine hervorstechendsten Eigenschaften. Er durchschwimmt, von dem mächtigen Ruder, an dessen Bildung Rücken- und Afterflosse theilnehmen, vorwärts getrieben, wie ein Pfeil die Wogen, lugt scharf nach allen Seiten hin und stürzt sich auf die Beute mit einer fast unfehlbaren Sicherheit. Seine Gefräßigkeit übertrifft die aller anderen Süßwasserfische. Jhm ist Nichts zu schlecht; er
Die Edelfiſche. Hechte.
Der Fang geſchieht hauptſächlich während der Laichzeit und zwar vorzugsweiſe mit großen Flügelnetzen, welche durch vier Mann in zwei Kähnen ans Land gezogen werden und oft reichlichen Ertrag geben. Das Fleiſch wird ſelbſt dem der beſten Forellenarten vorgezogen. Nach Heckel und Kner haben die Saiblinge kein beſonders zartes Leben und laſſen ſich daher nicht nur aus einem See in einen andern verſetzen, ſondern gedeihen unter günſtigen Verhältniſſen in einem neuen Wohn- orte noch beſſer als im alten. Saiblinge, welche aus einem 4000 Fuß über Meer gelegenen Bergſee in einen auf der Elm geſetzt wurden, erreichten dort in kurzer Zeit ein Gewicht von drei bis fünf Pfund und übertrafen die hier ſchon einheimiſchen bald an Größe. Dieſe Wahrnehmung iſt ein Beweis mehr, daß auch unter den Fiſchen längerwährende Jnzucht Schwächlinge erzeugt.
Von den vielen Sippen, aus denen Cuvier die Familie der Hechte (Esoces) zuſammenſtellte, ſchied Johannes Müller mit Ausnahme der gleichnamigen alle übrigen aus und vereinigte mit dieſer einen Fiſch und Sippſchaftsvertreter, welchen Cuvier auffallenderweiſe zu den Karpfen geſtellt hatte. Dieſem Vorgange folgend, verſtehen wir gegenwärtig unter den Hechten beſchuppte Fiſche ohne Fettfloſſe mit verdickten, drüſigen Nebenkiemen, deren Mund in der Mitte vom Zwiſchenkiefer, ſeitlich vom Oberkiefer eingefaßt wird, mit einfacher Schwimmblaſe, einem Magen ohne Blindſack und einem Darm ohne Blinddarm.
Alle hierher gehörigen Arten bewohnen das Süßwaſſer, und die meiſten von ihnen, welche zu der einen Sippe zählen, führen annähernd dieſelbe Lebensweiſe wie unſer Hecht (Esox lucius), der gefürchtetſte Räuber der europäiſchen Seen und Flüſſe, der „Hai der Binnengewäſſer“. Die Sippe, welche er vertritt, kennzeichnet ſich durch vollſtändige Bezahnung und kleine, feſtſitzende Schuppen; die Nebenkiemen ſind unſichtbar, die Bauchfloſſen in der Mitte des Bauches, die Rücken- und After- floſſe am Ende des Leibes, unweit der ſehr großen, etwas in der Mitte ausgeſchnittenen Schwanz- floſſe angeſetzt. Beſonders bezeichnend für den Hecht ſind außerdem der niedergedrückte Kopf und die breitſchnäblige, weit geſpaltene Schnauze. Jn Färbung und Zeichnung ändert unſer Fiſch außer- ordentlich ab, und es läßt ſich im Allgemeinen nur angeben, daß der Rücken ſchwärzlich, die Seite grau und der Bauch weiß, erſterer mehr oder weniger gleichfarbig, die Seite in Geſtalt von Marmel- oder Querflecken gezeichnet und der Bauch mit ſchwarzen Tüpfeln beſetzt iſt. Bruſt- und Bauchfloſſen ſehen röthlich, Rücken- und Afterfloſſe bräunlich aus; die Schwanzfloſſe trägt am oberen Rande gewöhnlich ſchwarze Flecken. Jn der Rückenfloſſe zählt man 7 bis 8 und 13 bis 15, in der Bauchfloſſe 1 und 8, in der Afterfloſſe 4 bis 5 und 12 bis 13, in der Schwanzfloſſe 19 Strahlen. An Länge gibt der Hecht keinem Lachsfiſche, an Gewicht höchſtens dem Lachs und Huchen etwas nach; ſeine Länge kann bis 6 Fuß, ſein Gewicht bis zu 70 Pfund anſteigen, obſchon Hechte von 4 Fuß Länge und 50 Pfund Gewicht als ſeltene Erſcheinungen bezeichnet werden müſſen.
Mit Ausnahme von Jsland und, wie behauptet wird, von Spanien, findet ſich der Hecht in allen Süßwäſſern Europas, hier und da wohl auch im Meere, laut Pallas, im kaspiſchen und Eismeere. Jn den Alpen ſteigt er bis zu 3000 oder 4000 Fuß über die Meeresfläche empor, in den Gebirgen des ſüdlichen Europas wohl noch höher. Selten iſt er nirgends, in den meiſten Gegenden vielmehr häufig. Er weiß ſich aber auch je nach des Orts Gelegenheit einzurichten und ſcheint ſich in einem ſeichten, ſumpfigen Gewäſſer ebenſo wohl zu fühlen als in einem tiefen, klaren See. Kraft und Gewandtheit im Schwimmen, bemerkenswerthe Sinnesſchärfe und ungeheuere Gefräßigkeit ſind ſeine hervorſtechendſten Eigenſchaften. Er durchſchwimmt, von dem mächtigen Ruder, an deſſen Bildung Rücken- und Afterfloſſe theilnehmen, vorwärts getrieben, wie ein Pfeil die Wogen, lugt ſcharf nach allen Seiten hin und ſtürzt ſich auf die Beute mit einer faſt unfehlbaren Sicherheit. Seine Gefräßigkeit übertrifft die aller anderen Süßwaſſerfiſche. Jhm iſt Nichts zu ſchlecht; er
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0754"n="714"/><fwplace="top"type="header">Die Edelfiſche. Hechte.</fw><lb/><p>Der Fang geſchieht hauptſächlich während der Laichzeit und zwar vorzugsweiſe mit großen<lb/>
Flügelnetzen, welche durch vier Mann in zwei Kähnen ans Land gezogen werden und oft reichlichen<lb/>
Ertrag geben. Das Fleiſch wird ſelbſt dem der beſten Forellenarten vorgezogen. Nach <hirendition="#g">Heckel</hi> und<lb/><hirendition="#g">Kner</hi> haben die Saiblinge kein beſonders zartes Leben und laſſen ſich daher nicht nur aus einem<lb/>
See in einen andern verſetzen, ſondern gedeihen unter günſtigen Verhältniſſen in einem neuen Wohn-<lb/>
orte noch beſſer als im alten. Saiblinge, welche aus einem 4000 Fuß über Meer gelegenen Bergſee<lb/>
in einen auf der Elm geſetzt wurden, erreichten dort in kurzer Zeit ein Gewicht von drei bis fünf<lb/>
Pfund und übertrafen die hier ſchon einheimiſchen bald an Größe. Dieſe Wahrnehmung iſt ein<lb/>
Beweis mehr, daß auch unter den Fiſchen längerwährende Jnzucht Schwächlinge erzeugt.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Von den vielen Sippen, aus denen <hirendition="#g">Cuvier</hi> die Familie der <hirendition="#g">Hechte</hi> (<hirendition="#aq">Esoces</hi>) zuſammenſtellte,<lb/>ſchied <hirendition="#g">Johannes Müller</hi> mit Ausnahme der gleichnamigen alle übrigen aus und vereinigte mit<lb/>
dieſer einen Fiſch und Sippſchaftsvertreter, welchen <hirendition="#g">Cuvier</hi> auffallenderweiſe zu den Karpfen geſtellt<lb/>
hatte. Dieſem Vorgange folgend, verſtehen wir gegenwärtig unter den Hechten beſchuppte Fiſche<lb/>
ohne Fettfloſſe mit verdickten, drüſigen Nebenkiemen, deren Mund in der Mitte vom Zwiſchenkiefer,<lb/>ſeitlich vom Oberkiefer eingefaßt wird, mit einfacher Schwimmblaſe, einem Magen ohne Blindſack<lb/>
und einem Darm ohne Blinddarm.</p><lb/><p>Alle hierher gehörigen Arten bewohnen das Süßwaſſer, und die meiſten von ihnen, welche<lb/>
zu der einen Sippe zählen, führen annähernd dieſelbe Lebensweiſe wie unſer <hirendition="#g">Hecht</hi> (<hirendition="#aq">Esox lucius</hi>),<lb/>
der gefürchtetſte Räuber der europäiſchen Seen und Flüſſe, der „Hai der Binnengewäſſer“. Die Sippe,<lb/>
welche er vertritt, kennzeichnet ſich durch vollſtändige Bezahnung und kleine, feſtſitzende Schuppen;<lb/>
die Nebenkiemen ſind unſichtbar, die Bauchfloſſen in der Mitte des Bauches, die Rücken- und After-<lb/>
floſſe am Ende des Leibes, unweit der ſehr großen, etwas in der Mitte ausgeſchnittenen Schwanz-<lb/>
floſſe angeſetzt. Beſonders bezeichnend für den Hecht ſind außerdem der niedergedrückte Kopf und die<lb/>
breitſchnäblige, weit geſpaltene Schnauze. Jn Färbung und Zeichnung ändert unſer Fiſch außer-<lb/>
ordentlich ab, und es läßt ſich im Allgemeinen nur angeben, daß der Rücken ſchwärzlich, die Seite<lb/>
grau und der Bauch weiß, erſterer mehr oder weniger gleichfarbig, die Seite in Geſtalt von Marmel-<lb/>
oder Querflecken gezeichnet und der Bauch mit ſchwarzen Tüpfeln beſetzt iſt. Bruſt- und Bauchfloſſen<lb/>ſehen röthlich, Rücken- und Afterfloſſe bräunlich aus; die Schwanzfloſſe trägt am oberen Rande<lb/>
gewöhnlich ſchwarze Flecken. Jn der Rückenfloſſe zählt man 7 bis 8 und 13 bis 15, in der<lb/>
Bauchfloſſe 1 und 8, in der Afterfloſſe 4 bis 5 und 12 bis 13, in der Schwanzfloſſe 19 Strahlen.<lb/>
An Länge gibt der Hecht keinem Lachsfiſche, an Gewicht höchſtens dem Lachs und Huchen etwas nach;<lb/>ſeine Länge kann bis 6 Fuß, ſein Gewicht bis zu 70 Pfund anſteigen, obſchon Hechte von 4 Fuß<lb/>
Länge und 50 Pfund Gewicht als ſeltene Erſcheinungen bezeichnet werden müſſen.</p><lb/><p>Mit Ausnahme von Jsland und, wie behauptet wird, von Spanien, findet ſich der Hecht in<lb/>
allen Süßwäſſern Europas, hier und da wohl auch im Meere, laut <hirendition="#g">Pallas,</hi> im kaspiſchen und<lb/>
Eismeere. Jn den Alpen ſteigt er bis zu 3000 oder 4000 Fuß über die Meeresfläche empor, in den<lb/>
Gebirgen des ſüdlichen Europas wohl noch höher. Selten iſt er nirgends, in den meiſten Gegenden<lb/>
vielmehr häufig. Er weiß ſich aber auch je nach des Orts Gelegenheit einzurichten und ſcheint ſich in<lb/>
einem ſeichten, ſumpfigen Gewäſſer ebenſo wohl zu fühlen als in einem tiefen, klaren See. Kraft<lb/>
und Gewandtheit im Schwimmen, bemerkenswerthe Sinnesſchärfe und ungeheuere Gefräßigkeit ſind<lb/>ſeine hervorſtechendſten Eigenſchaften. Er durchſchwimmt, von dem mächtigen Ruder, an deſſen<lb/>
Bildung Rücken- und Afterfloſſe theilnehmen, vorwärts getrieben, wie ein Pfeil die Wogen, lugt<lb/>ſcharf nach allen Seiten hin und ſtürzt ſich auf die Beute mit einer faſt unfehlbaren Sicherheit.<lb/>
Seine Gefräßigkeit übertrifft die aller anderen Süßwaſſerfiſche. Jhm iſt Nichts zu ſchlecht; er<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[714/0754]
Die Edelfiſche. Hechte.
Der Fang geſchieht hauptſächlich während der Laichzeit und zwar vorzugsweiſe mit großen
Flügelnetzen, welche durch vier Mann in zwei Kähnen ans Land gezogen werden und oft reichlichen
Ertrag geben. Das Fleiſch wird ſelbſt dem der beſten Forellenarten vorgezogen. Nach Heckel und
Kner haben die Saiblinge kein beſonders zartes Leben und laſſen ſich daher nicht nur aus einem
See in einen andern verſetzen, ſondern gedeihen unter günſtigen Verhältniſſen in einem neuen Wohn-
orte noch beſſer als im alten. Saiblinge, welche aus einem 4000 Fuß über Meer gelegenen Bergſee
in einen auf der Elm geſetzt wurden, erreichten dort in kurzer Zeit ein Gewicht von drei bis fünf
Pfund und übertrafen die hier ſchon einheimiſchen bald an Größe. Dieſe Wahrnehmung iſt ein
Beweis mehr, daß auch unter den Fiſchen längerwährende Jnzucht Schwächlinge erzeugt.
Von den vielen Sippen, aus denen Cuvier die Familie der Hechte (Esoces) zuſammenſtellte,
ſchied Johannes Müller mit Ausnahme der gleichnamigen alle übrigen aus und vereinigte mit
dieſer einen Fiſch und Sippſchaftsvertreter, welchen Cuvier auffallenderweiſe zu den Karpfen geſtellt
hatte. Dieſem Vorgange folgend, verſtehen wir gegenwärtig unter den Hechten beſchuppte Fiſche
ohne Fettfloſſe mit verdickten, drüſigen Nebenkiemen, deren Mund in der Mitte vom Zwiſchenkiefer,
ſeitlich vom Oberkiefer eingefaßt wird, mit einfacher Schwimmblaſe, einem Magen ohne Blindſack
und einem Darm ohne Blinddarm.
Alle hierher gehörigen Arten bewohnen das Süßwaſſer, und die meiſten von ihnen, welche
zu der einen Sippe zählen, führen annähernd dieſelbe Lebensweiſe wie unſer Hecht (Esox lucius),
der gefürchtetſte Räuber der europäiſchen Seen und Flüſſe, der „Hai der Binnengewäſſer“. Die Sippe,
welche er vertritt, kennzeichnet ſich durch vollſtändige Bezahnung und kleine, feſtſitzende Schuppen;
die Nebenkiemen ſind unſichtbar, die Bauchfloſſen in der Mitte des Bauches, die Rücken- und After-
floſſe am Ende des Leibes, unweit der ſehr großen, etwas in der Mitte ausgeſchnittenen Schwanz-
floſſe angeſetzt. Beſonders bezeichnend für den Hecht ſind außerdem der niedergedrückte Kopf und die
breitſchnäblige, weit geſpaltene Schnauze. Jn Färbung und Zeichnung ändert unſer Fiſch außer-
ordentlich ab, und es läßt ſich im Allgemeinen nur angeben, daß der Rücken ſchwärzlich, die Seite
grau und der Bauch weiß, erſterer mehr oder weniger gleichfarbig, die Seite in Geſtalt von Marmel-
oder Querflecken gezeichnet und der Bauch mit ſchwarzen Tüpfeln beſetzt iſt. Bruſt- und Bauchfloſſen
ſehen röthlich, Rücken- und Afterfloſſe bräunlich aus; die Schwanzfloſſe trägt am oberen Rande
gewöhnlich ſchwarze Flecken. Jn der Rückenfloſſe zählt man 7 bis 8 und 13 bis 15, in der
Bauchfloſſe 1 und 8, in der Afterfloſſe 4 bis 5 und 12 bis 13, in der Schwanzfloſſe 19 Strahlen.
An Länge gibt der Hecht keinem Lachsfiſche, an Gewicht höchſtens dem Lachs und Huchen etwas nach;
ſeine Länge kann bis 6 Fuß, ſein Gewicht bis zu 70 Pfund anſteigen, obſchon Hechte von 4 Fuß
Länge und 50 Pfund Gewicht als ſeltene Erſcheinungen bezeichnet werden müſſen.
Mit Ausnahme von Jsland und, wie behauptet wird, von Spanien, findet ſich der Hecht in
allen Süßwäſſern Europas, hier und da wohl auch im Meere, laut Pallas, im kaspiſchen und
Eismeere. Jn den Alpen ſteigt er bis zu 3000 oder 4000 Fuß über die Meeresfläche empor, in den
Gebirgen des ſüdlichen Europas wohl noch höher. Selten iſt er nirgends, in den meiſten Gegenden
vielmehr häufig. Er weiß ſich aber auch je nach des Orts Gelegenheit einzurichten und ſcheint ſich in
einem ſeichten, ſumpfigen Gewäſſer ebenſo wohl zu fühlen als in einem tiefen, klaren See. Kraft
und Gewandtheit im Schwimmen, bemerkenswerthe Sinnesſchärfe und ungeheuere Gefräßigkeit ſind
ſeine hervorſtechendſten Eigenſchaften. Er durchſchwimmt, von dem mächtigen Ruder, an deſſen
Bildung Rücken- und Afterfloſſe theilnehmen, vorwärts getrieben, wie ein Pfeil die Wogen, lugt
ſcharf nach allen Seiten hin und ſtürzt ſich auf die Beute mit einer faſt unfehlbaren Sicherheit.
Seine Gefräßigkeit übertrifft die aller anderen Süßwaſſerfiſche. Jhm iſt Nichts zu ſchlecht; er
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 714. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/754>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.