fünf Pfund Gewicht, verbrauchten binnen drei Wochen gegen achthundert Gründlinge. Jhre Freßlust war geradezu unersättlich. Eines Morgens warf ich einem von ihnen nach einander fünf, etwa vierzöllige Plötzen vor. Er verschlang vier von diesen, packte auch die fünfte, bewahrte sie eine Zeitlang in seinem Rachen und ließ sie sodann ebenfalls verschwinden." Kein Wunder, daß das Wachsthum dieser Thiere bei solcher Gefräßigkeit ungemein fördert, daß sie bereits im ersten Jahre bis zwei, im folgenden bis drei und vier, bei genügender Nahrung sogar bis sechs oder sieben Pfund erreichen.
Jhre Laichzeit fällt in die ersten Monate des Frühjahres, beginnt oft bereits Anfangs März, kann sich aber auch bis zum Mai verzögern. Beeinflußt von dem Fortpflanzungstrieb, ist der sonst ziemlich vorsichtige Hecht taub und blind und läßt sich mit den Händen fangen. Jn einem achtpfün- digen Weibchen hat man gegen hundertsünfzigtausend Eier gezählt. Diese werden auf seichten mit Rohr und anderen Wasserpflanzen bewachsenen Stellen der Gewässer abgelegt und sind bereits nach wenigen Tagen gezeitigt. Von den Jungen findet ein guter Theil in dem Magen älterer Hechte ihr Grab, ein anderer, vielleicht kaum geringerer, fällt den Geschwistern zum Opfer, welche um so schneller heranwachsen, je mehr sie Nahrung finden. Sie sollen ein sehr hohes Alter erreichen können: frühere Schriftsteller sprechen, unzweifelhaft übertreibend, von Hechten, welche über hundert Jahr alt geworden sein sollen.
Zu der Römer Zeiten stand das Fleisch des Hechtes in geringem Ansehen:
"Hier auch hauset, belacht ob der römischen Mannesbenamung, Stehender Teiche Bewohner, der Erbseind klagender Frösche, Lucius oder der Hecht, in Löchern, die Röhricht und Schlamm rings Dunkelnd umwölbt; er, nimmer gewählt zum Gebrauche der Tafeln, Brodelet, wo mit ekelem Qualm Garküchen verdumpft sind." --
so läßt sich Ausonius über ihn vernehmen. Jn späterer Zeit gewann man andere Anschauung, und Jahrhunderte lang galt in England wenigstens das Fleisch des Hechtes besser als das des Lachses. Auch gegenwärtig hält man einen gut zubereiteten Hecht noch in Ehren und verfolgt den Raubsisch dementsprechend nicht blos des Schadens halber, welchen er anrichtet.
Verschieden ist die Art und Weise des Fanges. Außer Netz und Reuse wendet man haupt- sächlich die Angel an, am liebsten die sogenannte Schmeißangel. Jch will diesen Fang meinen Freund K. Müller beschreiben lassen.
"Die Einrichtung der Schmeißangel ist sehr einfach. Den Stock bildet eine starke Bohnen- stange; die Schnur ist ebenfalls stark, wenn auch nicht allzu dick und wird vor dem Gebrauche mehrere Tage in Leinöl getränkt; der Haken ist einöhrig, gedrungen und scharf. Einige Bleiplättchen sind zwischen dem Korkstopfen und dem Haken um die Schnur festgedrückt, so daß der Köder in der Tiefe bleiben muß. Als solcher wird ein Fischchen von zwei bis drei Zoll Länge derart befestigt, daß die Spitze des Hakens zur Seite, nah dem Rücken unter der Haut hin bis in die Gegend des Kopfes geschoben und hier wieder bis hinter dem Widerhaken herausgehoben wird. Je nach der Tiefe der Stelle senkt man den Köder von zwei bis fünf Fuß. Das Fischchen schwimmt unten im Kreise umher, sucht aber naturgemäß unter der Uferwand oder im Schilfe sich zu verbergen. Darum muß der Angler an einem Plätzchen einwerfen, wo Dies nicht leicht geschehen kann. Am besten eignen sich Brassen, welche, ihrer Gewohnheit gemäß, in der Tiefe bleiben; desgleichen sind Rothaugen zu empfehlen; andere Karpfenarten dagegen streben nach der Oberfläche und dauern selten so lange aus als jene. Um eine größere Strecke des Ufers abfischen zu können, muß man für einen Behälter sorgen, den man über die Hälfte mit Wasser füllt und mit einer entsprechenden Anzahl kleiner Fische versieht; denn nur an besonders geeigneten Plätzen lassen sich solche Köderfischchen fangen."
"So ausgerüstet, steuern wir dem Flußufer zu. Vor zehn Uhr Morgens brauchen wir nicht aufzubrechen, vor Nachmittag drei Uhr ebensowenig; denn der Hecht beißt am liebsten gegen Mittag und Abend an. Denken wir uns, es sei Herbst, Anfangs Oktober, um welche Zeit der Fisch die
Die Edelfiſche. Hechte.
fünf Pfund Gewicht, verbrauchten binnen drei Wochen gegen achthundert Gründlinge. Jhre Freßluſt war geradezu unerſättlich. Eines Morgens warf ich einem von ihnen nach einander fünf, etwa vierzöllige Plötzen vor. Er verſchlang vier von dieſen, packte auch die fünfte, bewahrte ſie eine Zeitlang in ſeinem Rachen und ließ ſie ſodann ebenfalls verſchwinden.“ Kein Wunder, daß das Wachsthum dieſer Thiere bei ſolcher Gefräßigkeit ungemein fördert, daß ſie bereits im erſten Jahre bis zwei, im folgenden bis drei und vier, bei genügender Nahrung ſogar bis ſechs oder ſieben Pfund erreichen.
Jhre Laichzeit fällt in die erſten Monate des Frühjahres, beginnt oft bereits Anfangs März, kann ſich aber auch bis zum Mai verzögern. Beeinflußt von dem Fortpflanzungstrieb, iſt der ſonſt ziemlich vorſichtige Hecht taub und blind und läßt ſich mit den Händen fangen. Jn einem achtpfün- digen Weibchen hat man gegen hundertſünfzigtauſend Eier gezählt. Dieſe werden auf ſeichten mit Rohr und anderen Waſſerpflanzen bewachſenen Stellen der Gewäſſer abgelegt und ſind bereits nach wenigen Tagen gezeitigt. Von den Jungen findet ein guter Theil in dem Magen älterer Hechte ihr Grab, ein anderer, vielleicht kaum geringerer, fällt den Geſchwiſtern zum Opfer, welche um ſo ſchneller heranwachſen, je mehr ſie Nahrung finden. Sie ſollen ein ſehr hohes Alter erreichen können: frühere Schriftſteller ſprechen, unzweifelhaft übertreibend, von Hechten, welche über hundert Jahr alt geworden ſein ſollen.
Zu der Römer Zeiten ſtand das Fleiſch des Hechtes in geringem Anſehen:
„Hier auch hauſet, belacht ob der römiſchen Mannesbenamung, Stehender Teiche Bewohner, der Erbſeind klagender Fröſche, Lucius oder der Hecht, in Löchern, die Röhricht und Schlamm rings Dunkelnd umwölbt; er, nimmer gewählt zum Gebrauche der Tafeln, Brodelet, wo mit ekelem Qualm Garküchen verdumpft ſind.“ —
ſo läßt ſich Auſonius über ihn vernehmen. Jn ſpäterer Zeit gewann man andere Anſchauung, und Jahrhunderte lang galt in England wenigſtens das Fleiſch des Hechtes beſſer als das des Lachſes. Auch gegenwärtig hält man einen gut zubereiteten Hecht noch in Ehren und verfolgt den Raubſiſch dementſprechend nicht blos des Schadens halber, welchen er anrichtet.
Verſchieden iſt die Art und Weiſe des Fanges. Außer Netz und Reuſe wendet man haupt- ſächlich die Angel an, am liebſten die ſogenannte Schmeißangel. Jch will dieſen Fang meinen Freund K. Müller beſchreiben laſſen.
„Die Einrichtung der Schmeißangel iſt ſehr einfach. Den Stock bildet eine ſtarke Bohnen- ſtange; die Schnur iſt ebenfalls ſtark, wenn auch nicht allzu dick und wird vor dem Gebrauche mehrere Tage in Leinöl getränkt; der Haken iſt einöhrig, gedrungen und ſcharf. Einige Bleiplättchen ſind zwiſchen dem Korkſtopfen und dem Haken um die Schnur feſtgedrückt, ſo daß der Köder in der Tiefe bleiben muß. Als ſolcher wird ein Fiſchchen von zwei bis drei Zoll Länge derart befeſtigt, daß die Spitze des Hakens zur Seite, nah dem Rücken unter der Haut hin bis in die Gegend des Kopfes geſchoben und hier wieder bis hinter dem Widerhaken herausgehoben wird. Je nach der Tiefe der Stelle ſenkt man den Köder von zwei bis fünf Fuß. Das Fiſchchen ſchwimmt unten im Kreiſe umher, ſucht aber naturgemäß unter der Uferwand oder im Schilfe ſich zu verbergen. Darum muß der Angler an einem Plätzchen einwerfen, wo Dies nicht leicht geſchehen kann. Am beſten eignen ſich Braſſen, welche, ihrer Gewohnheit gemäß, in der Tiefe bleiben; desgleichen ſind Rothaugen zu empfehlen; andere Karpfenarten dagegen ſtreben nach der Oberfläche und dauern ſelten ſo lange aus als jene. Um eine größere Strecke des Ufers abfiſchen zu können, muß man für einen Behälter ſorgen, den man über die Hälfte mit Waſſer füllt und mit einer entſprechenden Anzahl kleiner Fiſche verſieht; denn nur an beſonders geeigneten Plätzen laſſen ſich ſolche Köderfiſchchen fangen.“
„So ausgerüſtet, ſteuern wir dem Flußufer zu. Vor zehn Uhr Morgens brauchen wir nicht aufzubrechen, vor Nachmittag drei Uhr ebenſowenig; denn der Hecht beißt am liebſten gegen Mittag und Abend an. Denken wir uns, es ſei Herbſt, Anfangs Oktober, um welche Zeit der Fiſch die
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Die Edelfiſche. Hechte.
fünf Pfund Gewicht, verbrauchten binnen drei Wochen gegen achthundert Gründlinge. Jhre Freßluſt
war geradezu unerſättlich. Eines Morgens warf ich einem von ihnen nach einander fünf, etwa
vierzöllige Plötzen vor. Er verſchlang vier von dieſen, packte auch die fünfte, bewahrte ſie eine
Zeitlang in ſeinem Rachen und ließ ſie ſodann ebenfalls verſchwinden.“ Kein Wunder, daß das
Wachsthum dieſer Thiere bei ſolcher Gefräßigkeit ungemein fördert, daß ſie bereits im erſten Jahre
bis zwei, im folgenden bis drei und vier, bei genügender Nahrung ſogar bis ſechs oder ſieben
Pfund erreichen.
Jhre Laichzeit fällt in die erſten Monate des Frühjahres, beginnt oft bereits Anfangs März,
kann ſich aber auch bis zum Mai verzögern. Beeinflußt von dem Fortpflanzungstrieb, iſt der ſonſt
ziemlich vorſichtige Hecht taub und blind und läßt ſich mit den Händen fangen. Jn einem achtpfün-
digen Weibchen hat man gegen hundertſünfzigtauſend Eier gezählt. Dieſe werden auf ſeichten mit
Rohr und anderen Waſſerpflanzen bewachſenen Stellen der Gewäſſer abgelegt und ſind bereits nach
wenigen Tagen gezeitigt. Von den Jungen findet ein guter Theil in dem Magen älterer Hechte ihr
Grab, ein anderer, vielleicht kaum geringerer, fällt den Geſchwiſtern zum Opfer, welche um ſo
ſchneller heranwachſen, je mehr ſie Nahrung finden. Sie ſollen ein ſehr hohes Alter erreichen
können: frühere Schriftſteller ſprechen, unzweifelhaft übertreibend, von Hechten, welche über hundert
Jahr alt geworden ſein ſollen.
Zu der Römer Zeiten ſtand das Fleiſch des Hechtes in geringem Anſehen:
„Hier auch hauſet, belacht ob der römiſchen Mannesbenamung,
Stehender Teiche Bewohner, der Erbſeind klagender Fröſche,
Lucius oder der Hecht, in Löchern, die Röhricht und Schlamm rings
Dunkelnd umwölbt; er, nimmer gewählt zum Gebrauche der Tafeln,
Brodelet, wo mit ekelem Qualm Garküchen verdumpft ſind.“ —
ſo läßt ſich Auſonius über ihn vernehmen. Jn ſpäterer Zeit gewann man andere Anſchauung,
und Jahrhunderte lang galt in England wenigſtens das Fleiſch des Hechtes beſſer als das des
Lachſes. Auch gegenwärtig hält man einen gut zubereiteten Hecht noch in Ehren und verfolgt den
Raubſiſch dementſprechend nicht blos des Schadens halber, welchen er anrichtet.
Verſchieden iſt die Art und Weiſe des Fanges. Außer Netz und Reuſe wendet man haupt-
ſächlich die Angel an, am liebſten die ſogenannte Schmeißangel. Jch will dieſen Fang meinen
Freund K. Müller beſchreiben laſſen.
„Die Einrichtung der Schmeißangel iſt ſehr einfach. Den Stock bildet eine ſtarke Bohnen-
ſtange; die Schnur iſt ebenfalls ſtark, wenn auch nicht allzu dick und wird vor dem Gebrauche mehrere
Tage in Leinöl getränkt; der Haken iſt einöhrig, gedrungen und ſcharf. Einige Bleiplättchen ſind
zwiſchen dem Korkſtopfen und dem Haken um die Schnur feſtgedrückt, ſo daß der Köder in der Tiefe
bleiben muß. Als ſolcher wird ein Fiſchchen von zwei bis drei Zoll Länge derart befeſtigt, daß die
Spitze des Hakens zur Seite, nah dem Rücken unter der Haut hin bis in die Gegend des Kopfes
geſchoben und hier wieder bis hinter dem Widerhaken herausgehoben wird. Je nach der Tiefe der
Stelle ſenkt man den Köder von zwei bis fünf Fuß. Das Fiſchchen ſchwimmt unten im Kreiſe
umher, ſucht aber naturgemäß unter der Uferwand oder im Schilfe ſich zu verbergen. Darum muß
der Angler an einem Plätzchen einwerfen, wo Dies nicht leicht geſchehen kann. Am beſten eignen
ſich Braſſen, welche, ihrer Gewohnheit gemäß, in der Tiefe bleiben; desgleichen ſind Rothaugen zu
empfehlen; andere Karpfenarten dagegen ſtreben nach der Oberfläche und dauern ſelten ſo lange aus
als jene. Um eine größere Strecke des Ufers abfiſchen zu können, muß man für einen Behälter
ſorgen, den man über die Hälfte mit Waſſer füllt und mit einer entſprechenden Anzahl kleiner Fiſche
verſieht; denn nur an beſonders geeigneten Plätzen laſſen ſich ſolche Köderfiſchchen fangen.“
„So ausgerüſtet, ſteuern wir dem Flußufer zu. Vor zehn Uhr Morgens brauchen wir nicht
aufzubrechen, vor Nachmittag drei Uhr ebenſowenig; denn der Hecht beißt am liebſten gegen Mittag
und Abend an. Denken wir uns, es ſei Herbſt, Anfangs Oktober, um welche Zeit der Fiſch die
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 716. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/756>, abgerufen am 22.12.2024.
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