lust empfacht, haltet dem vögele still den rachen offen, vnd so er wil daß es außfliege, so es sein gnüg ist, so bewegt er den oberen kiffbaggen sansstigklich vnd laßt also das vögele vnuerletzt hinfliegen."
"Dise thier söllend nit überauß grausam vnd schädlich seyn, so sy sonst zü ässen, fisch oder ander speyß zebrauchen habend, sy söllend auch zü zeyten gantz heimisch werden. Aber so sy von hunger wütend werdend, söllend sy sich so grausamklich erzeigen, daß sy mit dem schlag jres schwantzes die allerstercksten thier fellend, vnd sy dann wütend frässend."
"Dise thir söllend ein eynbrünstige liebe tragen zü jren weyben. Dann so sy zü zeyten gefunden werdend in der brunst, das weyble auf den ruggen geweltzt vnd die schiffleüt mit starckem grausamen geschrey zü jnen louffend, vnd sich das mannlin in starckem sprung, erschrocken, in das wasser stürtzt, so mag das weyblin sich von dem ruggen auff den bauch nit vmbwenden, von wägen seiner kurzen füssen, welches sonst daß männlin wider vmbgeweltzt hatte, wirdt also getödt. Welches so das mannlin in seinem widerkeren ersicht das blüt an der statt werdend sy zü zeyten so grausam, daß sy den schissen dem wasser nach so mit grosser vngestüme farend, die schiff mit maul vnd klauwen ergreyffend, daß sy zü zeyten gantz in grosse gefaar kommend."
"Die Schweyn söllend ein sonderbare freundtschafft mit dem Crocodyl haben, welche sich sicher bey vnd vmb den fluß Nilum weidend, von keinem Crocodyl verletzt werdend."
"Der Ratt, oder Jchneumon ist dem Crocodyl verhaßt, zertritt jm seine eyer wo er sy bekommen mag."
"Jtem so der Crocodyl schlaafft mit offnem rachen, so schleufft der Jchneumon jm in den bauch, zergnagt vnd zerfrißt jm sein ejngeweid vnd bauch, biß er zu dem bauch widerumb ausß schliefft, welches dem vögele Trochylo wol bekannt, auß liebe vnd natürlicher anmütung so es zü dem Crocodyl hat als vorgehört, so es sölche gefaar ersicht, weckt es den Crocodyl."
"Ein geschlächt der Affen, Cercopitheci genannt, ein geschlächt der wilden Ochsen, Jtem die habich, sind dem Crocodyl verhaßt."
"Jnsonderheit die Delphin, welche sich auß dem Meer in den fluß Nilum härauf lassend: vnd wo sy die Delphin in dem wasser ersähend, wol bewüßt jr eigen waffen auff dem ruggen als ein scharpff mässer von natur, dargägen aber den bauch des Crocodyls gantz lind seyn, laßt sich sittlich in die tieffe vnder den Crocodyl, vnd durchschiedt mit starckem schuß, vnd louff auff den linden bauch der Crocodylen, also daß sy von denen fischen, so mit grösse vnd stercke jnen nienen mögend vergleycht werden, müssend vmbkommen. Also hat ein yetliches thier seinen natürlichen feynd."
"Die Crocodyl vnd die Scorpion, söllend auch ein nateürliche feyndtschafft züsammen haben, also daß die Aegypter, so sy zwen gleych feynd bedeüten wöllen, malend sy einen Crocodyl vnd Scorpion zesamen, etc." --
Mein Wanderleben hat mich mit dem Leviathan ziemlich bekannt gemacht. Jch habe ihn beobachtet in Egypten, in Nubien und im Ost-Sudahn, habe Hunderte von ihm gesehen und nach sehr vielen meine Büchse gerichtet, habe ihn erlegt, gefangen gehalten und von seinen Eiern und Fleische gekostet.
Jn Egypten ist das Krokodil gegenwärtig fast ausgerottet. Die Pfeile und Schleudersteine, von denen in Hiob zu lesen, konnten ihn freilich nicht verjagen: -- die Büchsenkugeln haben es doch gethan. Unser Leviathan ist zwar nicht vor ihnen zurückgewichen, sondern hat standhaft ausgehalten wie ein Held; aber er hat das Leben lassen müssen vor dem Menschen der Neuzeit. Seine Urwelts- tage sind größtentheils dahin, seine Zeit ist erfüllt, seitdem die neueren Jagdgeschosse seines Panzers spotten, seitdem ein Kind den Riesen zwingen kann. Schon heutzutage ist der muthige Jchneumon, der Held der Sage, zum Spotte, sein Thun zum zweifelhaften geworden. Er braucht jetzt dort keine Krokodileier mehr zu fressen, keinem Krokodil in den Rachen zu kriechen, um ihm das Herz abzufressen; denn die wenigen überlebenden Panzerechsen dieser Art, welche ich noch in Egypten sah, werden inzwischen wohl unter den Kugeln reiselustiger Engländer gefallen sein, und der Jchneumon muß nun jedenfalls ausschließlich Hühnereier fressen, wie er es, meiner festen Ueberzeugung nach, immer gethan.
Nilkrokodil.
luſt empfacht, haltet dem vögele ſtill den rachen offen, vnd ſo er wil daß es außfliege, ſo es ſein gnüg iſt, ſo bewegt er den oberen kiffbaggen ſanſſtigklich vnd laßt alſo das vögele vnuerletzt hinfliegen.“
„Diſe thier ſöllend nit überauß grauſam vnd ſchädlich ſeyn, ſo ſy ſonſt zü äſſen, fiſch oder ander ſpeyß zebrauchen habend, ſy ſöllend auch zü zeyten gantz heimiſch werden. Aber ſo ſy von hunger wütend werdend, ſöllend ſy ſich ſo grauſamklich erzeigen, daß ſy mit dem ſchlag jres ſchwantzes die allerſterckſten thier fellend, vnd ſy dann wütend fräſſend.“
„Diſe thir ſöllend ein eynbrünſtige liebe tragen zü jren weyben. Dann ſo ſy zü zeyten gefunden werdend in der brunſt, das weyble auf den ruggen geweltzt vnd die ſchiffleüt mit ſtarckem grauſamen geſchrey zü jnen louffend, vnd ſich das mannlin in ſtarckem ſprung, erſchrocken, in das waſſer ſtürtzt, ſo mag das weyblin ſich von dem ruggen auff den bauch nit vmbwenden, von wägen ſeiner kurzen füſſen, welches ſonſt daß männlin wider vmbgeweltzt hatte, wirdt alſo getödt. Welches ſo das mannlin in ſeinem widerkeren erſicht das blüt an der ſtatt werdend ſy zü zeyten ſo grauſam, daß ſy den ſchiſſen dem waſſer nach ſo mit groſſer vngeſtüme farend, die ſchiff mit maul vnd klauwen ergreyffend, daß ſy zü zeyten gantz in groſſe gefaar kommend.“
„Die Schweyn ſöllend ein ſonderbare freundtſchafft mit dem Crocodyl haben, welche ſich ſicher bey vnd vmb den fluß Nilum weidend, von keinem Crocodyl verletzt werdend.“
„Der Ratt, oder Jchneumon iſt dem Crocodyl verhaßt, zertritt jm ſeine eyer wo er ſy bekommen mag.“
„Jtem ſo der Crocodyl ſchlaafft mit offnem rachen, ſo ſchleufft der Jchneumon jm in den bauch, zergnagt vnd zerfrißt jm ſein ejngeweid vnd bauch, biß er zu dem bauch widerumb ausß ſchliefft, welches dem vögele Trochylo wol bekannt, auß liebe vnd natürlicher anmütung ſo es zü dem Crocodyl hat als vorgehört, ſo es ſölche gefaar erſicht, weckt es den Crocodyl.“
„Ein geſchlächt der Affen, Cercopitheci genannt, ein geſchlächt der wilden Ochſen, Jtem die habich, ſind dem Crocodyl verhaßt.“
„Jnſonderheit die Delphin, welche ſich auß dem Meer in den fluß Nilum härauf laſſend: vnd wo ſy die Delphin in dem waſſer erſähend, wol bewüßt jr eigen waffen auff dem ruggen als ein ſcharpff mäſſer von natur, dargägen aber den bauch des Crocodyls gantz lind ſeyn, laßt ſich ſittlich in die tieffe vnder den Crocodyl, vnd durchſchiedt mit ſtarckem ſchuß, vnd louff auff den linden bauch der Crocodylen, alſo daß ſy von denen fiſchen, ſo mit gröſſe vnd ſtercke jnen nienen mögend vergleycht werden, müſſend vmbkommen. Alſo hat ein yetliches thier ſeinen natürlichen feynd.“
„Die Crocodyl vnd die Scorpion, ſöllend auch ein nateürliche feyndtſchafft züſammen haben, alſo daß die Aegypter, ſo ſy zwen gleych feynd bedeüten wöllen, malend ſy einen Crocodyl vnd Scorpion zeſamen, ꝛc.“ —
Mein Wanderleben hat mich mit dem Leviathan ziemlich bekannt gemacht. Jch habe ihn beobachtet in Egypten, in Nubien und im Oſt-Sudahn, habe Hunderte von ihm geſehen und nach ſehr vielen meine Büchſe gerichtet, habe ihn erlegt, gefangen gehalten und von ſeinen Eiern und Fleiſche gekoſtet.
Jn Egypten iſt das Krokodil gegenwärtig faſt ausgerottet. Die Pfeile und Schleuderſteine, von denen in Hiob zu leſen, konnten ihn freilich nicht verjagen: — die Büchſenkugeln haben es doch gethan. Unſer Leviathan iſt zwar nicht vor ihnen zurückgewichen, ſondern hat ſtandhaft ausgehalten wie ein Held; aber er hat das Leben laſſen müſſen vor dem Menſchen der Neuzeit. Seine Urwelts- tage ſind größtentheils dahin, ſeine Zeit iſt erfüllt, ſeitdem die neueren Jagdgeſchoſſe ſeines Panzers ſpotten, ſeitdem ein Kind den Rieſen zwingen kann. Schon heutzutage iſt der muthige Jchneumon, der Held der Sage, zum Spotte, ſein Thun zum zweifelhaften geworden. Er braucht jetzt dort keine Krokodileier mehr zu freſſen, keinem Krokodil in den Rachen zu kriechen, um ihm das Herz abzufreſſen; denn die wenigen überlebenden Panzerechſen dieſer Art, welche ich noch in Egypten ſah, werden inzwiſchen wohl unter den Kugeln reiſeluſtiger Engländer gefallen ſein, und der Jchneumon muß nun jedenfalls ausſchließlich Hühnereier freſſen, wie er es, meiner feſten Ueberzeugung nach, immer gethan.
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[63/0079]
Nilkrokodil.
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„Diſe thier ſöllend nit überauß grauſam vnd ſchädlich ſeyn, ſo ſy ſonſt zü äſſen, fiſch oder ander
ſpeyß zebrauchen habend, ſy ſöllend auch zü zeyten gantz heimiſch werden. Aber ſo ſy von hunger
wütend werdend, ſöllend ſy ſich ſo grauſamklich erzeigen, daß ſy mit dem ſchlag jres ſchwantzes die
allerſterckſten thier fellend, vnd ſy dann wütend fräſſend.“
„Diſe thir ſöllend ein eynbrünſtige liebe tragen zü jren weyben. Dann ſo ſy zü zeyten gefunden
werdend in der brunſt, das weyble auf den ruggen geweltzt vnd die ſchiffleüt mit ſtarckem grauſamen
geſchrey zü jnen louffend, vnd ſich das mannlin in ſtarckem ſprung, erſchrocken, in das waſſer ſtürtzt,
ſo mag das weyblin ſich von dem ruggen auff den bauch nit vmbwenden, von wägen ſeiner kurzen
füſſen, welches ſonſt daß männlin wider vmbgeweltzt hatte, wirdt alſo getödt. Welches ſo das
mannlin in ſeinem widerkeren erſicht das blüt an der ſtatt werdend ſy zü zeyten ſo grauſam, daß ſy
den ſchiſſen dem waſſer nach ſo mit groſſer vngeſtüme farend, die ſchiff mit maul vnd klauwen
ergreyffend, daß ſy zü zeyten gantz in groſſe gefaar kommend.“
„Die Schweyn ſöllend ein ſonderbare freundtſchafft mit dem Crocodyl haben, welche ſich ſicher
bey vnd vmb den fluß Nilum weidend, von keinem Crocodyl verletzt werdend.“
„Der Ratt, oder Jchneumon iſt dem Crocodyl verhaßt, zertritt jm ſeine eyer wo er ſy
bekommen mag.“
„Jtem ſo der Crocodyl ſchlaafft mit offnem rachen, ſo ſchleufft der Jchneumon jm in den bauch,
zergnagt vnd zerfrißt jm ſein ejngeweid vnd bauch, biß er zu dem bauch widerumb ausß ſchliefft,
welches dem vögele Trochylo wol bekannt, auß liebe vnd natürlicher anmütung ſo es zü dem Crocodyl
hat als vorgehört, ſo es ſölche gefaar erſicht, weckt es den Crocodyl.“
„Ein geſchlächt der Affen, Cercopitheci genannt, ein geſchlächt der wilden Ochſen, Jtem die
habich, ſind dem Crocodyl verhaßt.“
„Jnſonderheit die Delphin, welche ſich auß dem Meer in den fluß Nilum härauf laſſend: vnd
wo ſy die Delphin in dem waſſer erſähend, wol bewüßt jr eigen waffen auff dem ruggen als ein
ſcharpff mäſſer von natur, dargägen aber den bauch des Crocodyls gantz lind ſeyn, laßt ſich ſittlich in
die tieffe vnder den Crocodyl, vnd durchſchiedt mit ſtarckem ſchuß, vnd louff auff den linden bauch der
Crocodylen, alſo daß ſy von denen fiſchen, ſo mit gröſſe vnd ſtercke jnen nienen mögend vergleycht
werden, müſſend vmbkommen. Alſo hat ein yetliches thier ſeinen natürlichen feynd.“
„Die Crocodyl vnd die Scorpion, ſöllend auch ein nateürliche feyndtſchafft züſammen haben,
alſo daß die Aegypter, ſo ſy zwen gleych feynd bedeüten wöllen, malend ſy einen Crocodyl vnd
Scorpion zeſamen, ꝛc.“ —
Mein Wanderleben hat mich mit dem Leviathan ziemlich bekannt gemacht. Jch habe ihn
beobachtet in Egypten, in Nubien und im Oſt-Sudahn, habe Hunderte von ihm geſehen und nach
ſehr vielen meine Büchſe gerichtet, habe ihn erlegt, gefangen gehalten und von ſeinen Eiern und
Fleiſche gekoſtet.
Jn Egypten iſt das Krokodil gegenwärtig faſt ausgerottet. Die Pfeile und Schleuderſteine,
von denen in Hiob zu leſen, konnten ihn freilich nicht verjagen: — die Büchſenkugeln haben es doch
gethan. Unſer Leviathan iſt zwar nicht vor ihnen zurückgewichen, ſondern hat ſtandhaft ausgehalten
wie ein Held; aber er hat das Leben laſſen müſſen vor dem Menſchen der Neuzeit. Seine Urwelts-
tage ſind größtentheils dahin, ſeine Zeit iſt erfüllt, ſeitdem die neueren Jagdgeſchoſſe ſeines Panzers
ſpotten, ſeitdem ein Kind den Rieſen zwingen kann. Schon heutzutage iſt der muthige Jchneumon,
der Held der Sage, zum Spotte, ſein Thun zum zweifelhaften geworden. Er braucht jetzt dort keine
Krokodileier mehr zu freſſen, keinem Krokodil in den Rachen zu kriechen, um ihm das Herz abzufreſſen;
denn die wenigen überlebenden Panzerechſen dieſer Art, welche ich noch in Egypten ſah, werden
inzwiſchen wohl unter den Kugeln reiſeluſtiger Engländer gefallen ſein, und der Jchneumon muß nun
jedenfalls ausſchließlich Hühnereier freſſen, wie er es, meiner feſten Ueberzeugung nach, immer gethan.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/79>, abgerufen am 22.12.2024.
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