sieht leicht ein", sagt Humboldt, "daß ein Thier, dessen Körper in einem Panzer steckt, für die Schärfe des Salzwassers nicht sehr empfindlich sein kann. Solche Beobachtungen werden aber für die Geologie von Bedeutung, bezüglich des auffallenden Durcheinanderliegens von versteinerten See- und Süßwasserthieren. --
"Vier Uhr abends hielten wir an, um ein todtes Krokodil zu messen, welches der Strom aus Ufer geworfen. Es war nur 16 Fuß 8 Zoll lang. Einige Tage später fand Bonpland ein anderes männliches, welches 22 Fuß und 3 Zoll maß. Unter allen Zonen, in Amerika, wie in Egypten, erreichen die Thiere dieselbe Größe; auch ist die Art, welche im Apure, im Orinoko und im Magdalenenstrome so häufig vorkommt, kein Kaiman oder Alligator, sondern ein wahres Krokodil mit an den äußeren Rändern gezähnelten Füßen, dem Nilkrokodile sehr ähnlich, der Araue der Tamanaken, der Amana der Maypuren, Cuvier's Spitzkrokodil."
Die unterscheidenden Merkmale dieser Art liegen in der Bildung der Schnauze und der Anzahl der Rückenschilder. Erstere ist länger als bei den genannten Arten und vorn gewölbt; letztere stehen in vier Reihen äußerst unregelmäßig und haben verhältnißmäßig hohe Grate. Die Färbung der Oberseite ist ein unreines Braun, von dem sich gelbliche Zickzacklinien abheben, die der Unterseite ein reineres Gelb.
"Das Krokodil im Apure", fährt Humboldt fort, "bewegt sich sehr rasch und gewandt, wenn es angreift, schleppt sich dagegen, wenn es durch Zorn und Hunger nicht aufgeregt wurde, langsam wie ein Salamander dahin. Beim Laufen vernimmt man ein Geräusch, welches von der Reibung seiner Hautplatten gegen einander herzurühren scheint. Oft hörten wir am Ufer dieses Rauschen der Platten ganz in der Nähe. Es ist nicht wahr, daß die alten Krokodile, wie die Jndianer behaupten, gleich dem Schuppenthiere ihre Schuppen und ihre ganze Rüstung sollen aufrichten können; doch krümmen sie beim Laufen den Rücken und erscheinen hochbeiniger als in der Ruhe. Sie bewegen sich allerdings meistens geradeaus oder vielmehr wie ein Pfeil, welcher von Strecke zu Strecke seine Richtung ändert, wenden aber trotz kleiner Anhängsel von falschen Rippen, welche die Halswirbel verbinden und die seitliche Bewegung zu beschränken scheinen, ganz gut, wenn sie wollen. Jch habe oft Junge sich in den Schwanz beißen sehen; Andere beobachteten Dasselbe bei erwachsenen Krokodilen. Daß ihre Bewegung fast immer geradlinig erscheint, rührt daher, weil dieselbe, wie bei den Eidechsen, stoßweise erfolgt. Sie schwimmen vortrefflich und überwinden leicht die stärkste Strömung; jedoch schien es mir, als ob sie, wenn sie flußabwärts schwimmen, nicht rasch umwenden können. Eines Tages wurde ein großer Hund, welcher uns auf der Reise von Karakas an begleitete, im Flusse von einem ungeheuern Krokodile verfolgt; letzteres war schon ganz dicht bei ihm, und der Hund entging seinem Feinde nur dadurch, daß er umwendete und noch einmal gegen den Strom schwamm. Das Krokodil führte nun dieselbe Bewegung aus, aber weit langsamer als der Hund, und dieser erreichte glücklich das Ufer."
Das Wesen der Spitzkrokodile ist übrigens, wie Humboldt an mehreren Orten ausdrücklich hervorhebt, je nach der Oertlichkeit, welche es beherbergt, sehr verschieden. Jn manchen Flüssen fürchtet man es ungemein, in anderen wenig oder nicht. "Die Sitten der Thiere einer und derselben Art", drückt sich Humboldt aus, "zeigen Abweichungen von örtlichen Einflüssen, welche sehr schwer aufzuktären sind. Am Rio Burituku warnte man uns, unsere Hunde nicht an dem Flusse saufen zu lassen, weil in ihm auffallend wilde Krokodile hausen, welche gar nicht selten aus dem Wasser gehen und die Hunde auf das Ufer hinauf verfolgen. Solche Keckheit fällt um so mehr auf, als am Rio Tisanao die Krokodile ziemlich schüchtern und unschädlich sind.... Auch im Rio Neveri, in welchem große Hechtkrokodile zahlreich vorkommen, zeigen sie sich nicht so bösartig als im Orinoko. Nach dem Kulturzustande der verschiedenen Länder, nach der mehr oder weniger dichten Bevölkerung in der Nähe der Flüsse ändern sich auch die Sitten dieser großen Saurier, welche auf trockenem Lande schüchtern sind und sogar vor dem Menschen fliehen, wenn sie reichliche Nahrung haben und der Angriff mit einiger Gefahr verbunden ist. Jn Nueva Barzelona sieht man die Jndianer das Holz auf sonderbare
Spitzkrokodil.
ſieht leicht ein“, ſagt Humboldt, „daß ein Thier, deſſen Körper in einem Panzer ſteckt, für die Schärfe des Salzwaſſers nicht ſehr empfindlich ſein kann. Solche Beobachtungen werden aber für die Geologie von Bedeutung, bezüglich des auffallenden Durcheinanderliegens von verſteinerten See- und Süßwaſſerthieren. —
„Vier Uhr abends hielten wir an, um ein todtes Krokodil zu meſſen, welches der Strom aus Ufer geworfen. Es war nur 16 Fuß 8 Zoll lang. Einige Tage ſpäter fand Bonpland ein anderes männliches, welches 22 Fuß und 3 Zoll maß. Unter allen Zonen, in Amerika, wie in Egypten, erreichen die Thiere dieſelbe Größe; auch iſt die Art, welche im Apure, im Orinoko und im Magdalenenſtrome ſo häufig vorkommt, kein Kaiman oder Alligator, ſondern ein wahres Krokodil mit an den äußeren Rändern gezähnelten Füßen, dem Nilkrokodile ſehr ähnlich, der Araue der Tamanaken, der Amana der Maypuren, Cuvier’s Spitzkrokodil.“
Die unterſcheidenden Merkmale dieſer Art liegen in der Bildung der Schnauze und der Anzahl der Rückenſchilder. Erſtere iſt länger als bei den genannten Arten und vorn gewölbt; letztere ſtehen in vier Reihen äußerſt unregelmäßig und haben verhältnißmäßig hohe Grate. Die Färbung der Oberſeite iſt ein unreines Braun, von dem ſich gelbliche Zickzacklinien abheben, die der Unterſeite ein reineres Gelb.
„Das Krokodil im Apure“, fährt Humboldt fort, „bewegt ſich ſehr raſch und gewandt, wenn es angreift, ſchleppt ſich dagegen, wenn es durch Zorn und Hunger nicht aufgeregt wurde, langſam wie ein Salamander dahin. Beim Laufen vernimmt man ein Geräuſch, welches von der Reibung ſeiner Hautplatten gegen einander herzurühren ſcheint. Oft hörten wir am Ufer dieſes Rauſchen der Platten ganz in der Nähe. Es iſt nicht wahr, daß die alten Krokodile, wie die Jndianer behaupten, gleich dem Schuppenthiere ihre Schuppen und ihre ganze Rüſtung ſollen aufrichten können; doch krümmen ſie beim Laufen den Rücken und erſcheinen hochbeiniger als in der Ruhe. Sie bewegen ſich allerdings meiſtens geradeaus oder vielmehr wie ein Pfeil, welcher von Strecke zu Strecke ſeine Richtung ändert, wenden aber trotz kleiner Anhängſel von falſchen Rippen, welche die Halswirbel verbinden und die ſeitliche Bewegung zu beſchränken ſcheinen, ganz gut, wenn ſie wollen. Jch habe oft Junge ſich in den Schwanz beißen ſehen; Andere beobachteten Daſſelbe bei erwachſenen Krokodilen. Daß ihre Bewegung faſt immer geradlinig erſcheint, rührt daher, weil dieſelbe, wie bei den Eidechſen, ſtoßweiſe erfolgt. Sie ſchwimmen vortrefflich und überwinden leicht die ſtärkſte Strömung; jedoch ſchien es mir, als ob ſie, wenn ſie flußabwärts ſchwimmen, nicht raſch umwenden können. Eines Tages wurde ein großer Hund, welcher uns auf der Reiſe von Karakas an begleitete, im Fluſſe von einem ungeheuern Krokodile verfolgt; letzteres war ſchon ganz dicht bei ihm, und der Hund entging ſeinem Feinde nur dadurch, daß er umwendete und noch einmal gegen den Strom ſchwamm. Das Krokodil führte nun dieſelbe Bewegung aus, aber weit langſamer als der Hund, und dieſer erreichte glücklich das Ufer.“
Das Weſen der Spitzkrokodile iſt übrigens, wie Humboldt an mehreren Orten ausdrücklich hervorhebt, je nach der Oertlichkeit, welche es beherbergt, ſehr verſchieden. Jn manchen Flüſſen fürchtet man es ungemein, in anderen wenig oder nicht. „Die Sitten der Thiere einer und derſelben Art“, drückt ſich Humboldt aus, „zeigen Abweichungen von örtlichen Einflüſſen, welche ſehr ſchwer aufzuktären ſind. Am Rio Burituku warnte man uns, unſere Hunde nicht an dem Fluſſe ſaufen zu laſſen, weil in ihm auffallend wilde Krokodile hauſen, welche gar nicht ſelten aus dem Waſſer gehen und die Hunde auf das Ufer hinauf verfolgen. Solche Keckheit fällt um ſo mehr auf, als am Rio Tiſanao die Krokodile ziemlich ſchüchtern und unſchädlich ſind.... Auch im Rio Neveri, in welchem große Hechtkrokodile zahlreich vorkommen, zeigen ſie ſich nicht ſo bösartig als im Orinoko. Nach dem Kulturzuſtande der verſchiedenen Länder, nach der mehr oder weniger dichten Bevölkerung in der Nähe der Flüſſe ändern ſich auch die Sitten dieſer großen Saurier, welche auf trockenem Lande ſchüchtern ſind und ſogar vor dem Menſchen fliehen, wenn ſie reichliche Nahrung haben und der Angriff mit einiger Gefahr verbunden iſt. Jn Nueva Barzelona ſieht man die Jndianer das Holz auf ſonderbare
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[79/0095]
Spitzkrokodil.
ſieht leicht ein“, ſagt Humboldt, „daß ein Thier, deſſen Körper in einem Panzer ſteckt, für die
Schärfe des Salzwaſſers nicht ſehr empfindlich ſein kann. Solche Beobachtungen werden aber für
die Geologie von Bedeutung, bezüglich des auffallenden Durcheinanderliegens von verſteinerten See-
und Süßwaſſerthieren. —
„Vier Uhr abends hielten wir an, um ein todtes Krokodil zu meſſen, welches der Strom aus
Ufer geworfen. Es war nur 16 Fuß 8 Zoll lang. Einige Tage ſpäter fand Bonpland ein
anderes männliches, welches 22 Fuß und 3 Zoll maß. Unter allen Zonen, in Amerika, wie in
Egypten, erreichen die Thiere dieſelbe Größe; auch iſt die Art, welche im Apure, im Orinoko und
im Magdalenenſtrome ſo häufig vorkommt, kein Kaiman oder Alligator, ſondern ein wahres Krokodil
mit an den äußeren Rändern gezähnelten Füßen, dem Nilkrokodile ſehr ähnlich, der Araue der
Tamanaken, der Amana der Maypuren, Cuvier’s Spitzkrokodil.“
Die unterſcheidenden Merkmale dieſer Art liegen in der Bildung der Schnauze und der Anzahl
der Rückenſchilder. Erſtere iſt länger als bei den genannten Arten und vorn gewölbt; letztere ſtehen
in vier Reihen äußerſt unregelmäßig und haben verhältnißmäßig hohe Grate. Die Färbung der
Oberſeite iſt ein unreines Braun, von dem ſich gelbliche Zickzacklinien abheben, die der Unterſeite ein
reineres Gelb.
„Das Krokodil im Apure“, fährt Humboldt fort, „bewegt ſich ſehr raſch und gewandt, wenn
es angreift, ſchleppt ſich dagegen, wenn es durch Zorn und Hunger nicht aufgeregt wurde, langſam
wie ein Salamander dahin. Beim Laufen vernimmt man ein Geräuſch, welches von der Reibung
ſeiner Hautplatten gegen einander herzurühren ſcheint. Oft hörten wir am Ufer dieſes Rauſchen der
Platten ganz in der Nähe. Es iſt nicht wahr, daß die alten Krokodile, wie die Jndianer behaupten,
gleich dem Schuppenthiere ihre Schuppen und ihre ganze Rüſtung ſollen aufrichten können; doch
krümmen ſie beim Laufen den Rücken und erſcheinen hochbeiniger als in der Ruhe. Sie bewegen ſich
allerdings meiſtens geradeaus oder vielmehr wie ein Pfeil, welcher von Strecke zu Strecke ſeine
Richtung ändert, wenden aber trotz kleiner Anhängſel von falſchen Rippen, welche die Halswirbel
verbinden und die ſeitliche Bewegung zu beſchränken ſcheinen, ganz gut, wenn ſie wollen. Jch habe
oft Junge ſich in den Schwanz beißen ſehen; Andere beobachteten Daſſelbe bei erwachſenen Krokodilen.
Daß ihre Bewegung faſt immer geradlinig erſcheint, rührt daher, weil dieſelbe, wie bei den Eidechſen,
ſtoßweiſe erfolgt. Sie ſchwimmen vortrefflich und überwinden leicht die ſtärkſte Strömung; jedoch
ſchien es mir, als ob ſie, wenn ſie flußabwärts ſchwimmen, nicht raſch umwenden können. Eines
Tages wurde ein großer Hund, welcher uns auf der Reiſe von Karakas an begleitete, im Fluſſe von
einem ungeheuern Krokodile verfolgt; letzteres war ſchon ganz dicht bei ihm, und der Hund entging
ſeinem Feinde nur dadurch, daß er umwendete und noch einmal gegen den Strom ſchwamm. Das
Krokodil führte nun dieſelbe Bewegung aus, aber weit langſamer als der Hund, und dieſer erreichte
glücklich das Ufer.“
Das Weſen der Spitzkrokodile iſt übrigens, wie Humboldt an mehreren Orten ausdrücklich
hervorhebt, je nach der Oertlichkeit, welche es beherbergt, ſehr verſchieden. Jn manchen Flüſſen
fürchtet man es ungemein, in anderen wenig oder nicht. „Die Sitten der Thiere einer und derſelben
Art“, drückt ſich Humboldt aus, „zeigen Abweichungen von örtlichen Einflüſſen, welche ſehr ſchwer
aufzuktären ſind. Am Rio Burituku warnte man uns, unſere Hunde nicht an dem Fluſſe ſaufen zu
laſſen, weil in ihm auffallend wilde Krokodile hauſen, welche gar nicht ſelten aus dem Waſſer gehen
und die Hunde auf das Ufer hinauf verfolgen. Solche Keckheit fällt um ſo mehr auf, als am Rio
Tiſanao die Krokodile ziemlich ſchüchtern und unſchädlich ſind.... Auch im Rio Neveri, in welchem
große Hechtkrokodile zahlreich vorkommen, zeigen ſie ſich nicht ſo bösartig als im Orinoko. Nach
dem Kulturzuſtande der verſchiedenen Länder, nach der mehr oder weniger dichten Bevölkerung in der
Nähe der Flüſſe ändern ſich auch die Sitten dieſer großen Saurier, welche auf trockenem Lande ſchüchtern
ſind und ſogar vor dem Menſchen fliehen, wenn ſie reichliche Nahrung haben und der Angriff mit
einiger Gefahr verbunden iſt. Jn Nueva Barzelona ſieht man die Jndianer das Holz auf ſonderbare
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/95>, abgerufen am 22.12.2024.
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