mögen von den Jnseln Guernsey und Jersey kommen, wo der Fang am ergiebigsten ist. Forbes meint, der Bedarf für London komme größtentheils von diesen künstlichen Betten. Um zu erfahren, wie groß die jährliche Zufuhr nach London sei, stellte er Erkundigungen an; die Abschätzungen fielen ziemlich übereinstimmend auf das Quantum von 130,000 Buschels (über 80,000 Berliner Scheffel), wovon etwa 1/4 weiter ins Land und außer London verschickt und 3/4 von den Bewohnern Londons verzehrt wird."
"Jn den "Jahren 1774--1777 sollen die Engländer eine großartige Versetzung französischer Austern nach den englischen Küsten und zwar der Jnsel Wight und dem gegenüberliegenden Ufer unternommen haben, die aber nicht den Erwartungen entsprach. Schon früher aber, und zwar um das Jahr 1700 soll man Austern in den Kanal, der zwischen der Jnsel Man und dem nörd- lichen Wales sich befindet, versetzt haben, und dort, wo früher keine Austern gewesen sein sollen, ist jetzt ein ziemlich ansehnlicher Fang."
"Noch weniger war in Frankreich das Anlegen von Austern-Bänken unbekannt vor Coste (welcher in neuerer Zeit die meiste Anregung zur Fisch- und Austernzucht gegeben). Bory de St. Vincent hielt im Jahre 1845 in der Pariser Akademie einen Vortrag über die Noth- wendigkeit, neue Bänke anzulegen. Er versichert, daß er selbst unerschöpfliche Bänke angelegt habe. Vor ihm hatte ein Herr Carbonnel ein Patent erhalten für eine neue und einfache Methode, Austernbänke an der französischen Küste anzulegen. Er soll dieses Patent einer Gesell- schaft für 100,000 Franes verkauft haben. Die Parks waren lange vorher in Gebrauch."
Die Austern-Parks erfüllen einen doppelten Zweck: sie sind Mastställe und Magazine. Einen Weltruf behaupten seit langen Jahren die von Ostende, Marennes unweit Rochefort und Cancale im Norden Frankreichs. Die Austern, welche in den Pensionen von Ostende ihre höhere Erziehung erhalten sollen, kommen sämmtlich von den englischen Küsten. Die gemauerten Räume, in welchen sie sorgfältig überwacht werden, hängen durch Schleußen mit dem Meere zusammen und werden alle 24 Stunden gereinigt. Etwa 15 Millionen Austern gelangen jährlich aus den 3 Parks von Ostende auf den Markt. Die Parks von Marennes mit ihren berühmten grünen Zöglingen werden Claires genannt und nur zur Zeit der Springfluthen, bei Neu- und Vollmond mit frischem Wasser versehen. Nach den Angaben von Clave in der "Revue des deur Mondes", denen wir folgen, wechselt ihr Flächeninhalt zwischen 250 bis 300 Quadrat-Meter, und sie sind gegen das Meer durch einen Damm geschützt, der mit einer Schleuße zur Regulirung der Wasserhöhe versehen ist. Man läßt zuerst das Wasser längere Zeit in den Abtheilungen, damit der Boden sich gehörig mit Salz imprägnirt. Dann, nachdem das Wasser abgeflossen und alle sich angesetzt habenden Tange und Algen entfernt sind, wird der Boden wie eine Tenne geschlagen. Nun kommen die Austern hinein, welche von den benachbarten Bänken eingesammelt werden. Das geschieht vom September an. Sie werden aber nicht unmittelbar in die Claires versetzt, sondern erst in eine Art von Sammellokalen, die sich dadurch von den Claires unterscheiden, daß sie dem täglichen Flutwechsel unterliegen. Schon von hieraus werden die größten und schönsten Austern unmittelbar in den Handel gebracht, während die jüngeren und noch nicht fetten zur Mästung in die Claires wandern, wo, wie gesagt, nur zweimal des Monats das Wasser gewechselt wird. Jhre Abwartung verlangt von Tag zu Tag die größte Sorgfalt. Die Austern- züchter, denen mehrere Claires zur Disposition stehen, versetzen ihre Zöglinge aus einer Claire in die andre, um die entleerten zu reinigen. Wo dieß nicht geschehen kann, werden die Austern einzeln aus ihren Behältern genommen und vom Schlamm befreit. Die im Alter von 12 bis 14 Monaten in die Claires gekommenen Austern sind nach 2 Jahren reif, um den Delikatessen- händlern und deren Gästen sich vorzustellen. Sie haben in Marennes während dieser Zeit auch eine grüne Farbe angenommen, die ihnen bei Feinschmeckern besonderen Ruf und Beliebtheit ver- schafft hat. Man ist noch nicht vollständig im Reinen darüber, woher diese Färbung stamme; am wahrscheinlichsten daher, daß bei dem längeren ruhigen Verweilen des Wassers in den Claires
Muſcheln. Monomyarier.
mögen von den Jnſeln Guernſey und Jerſey kommen, wo der Fang am ergiebigſten iſt. Forbes meint, der Bedarf für London komme größtentheils von dieſen künſtlichen Betten. Um zu erfahren, wie groß die jährliche Zufuhr nach London ſei, ſtellte er Erkundigungen an; die Abſchätzungen fielen ziemlich übereinſtimmend auf das Quantum von 130,000 Buſchels (über 80,000 Berliner Scheffel), wovon etwa ¼ weiter ins Land und außer London verſchickt und ¾ von den Bewohnern Londons verzehrt wird.“
„Jn den „Jahren 1774—1777 ſollen die Engländer eine großartige Verſetzung franzöſiſcher Auſtern nach den engliſchen Küſten und zwar der Jnſel Wight und dem gegenüberliegenden Ufer unternommen haben, die aber nicht den Erwartungen entſprach. Schon früher aber, und zwar um das Jahr 1700 ſoll man Auſtern in den Kanal, der zwiſchen der Jnſel Man und dem nörd- lichen Wales ſich befindet, verſetzt haben, und dort, wo früher keine Auſtern geweſen ſein ſollen, iſt jetzt ein ziemlich anſehnlicher Fang.“
„Noch weniger war in Frankreich das Anlegen von Auſtern-Bänken unbekannt vor Coſte (welcher in neuerer Zeit die meiſte Anregung zur Fiſch- und Auſternzucht gegeben). Bory de St. Vincent hielt im Jahre 1845 in der Pariſer Akademie einen Vortrag über die Noth- wendigkeit, neue Bänke anzulegen. Er verſichert, daß er ſelbſt unerſchöpfliche Bänke angelegt habe. Vor ihm hatte ein Herr Carbonnel ein Patent erhalten für eine neue und einfache Methode, Auſternbänke an der franzöſiſchen Küſte anzulegen. Er ſoll dieſes Patent einer Geſell- ſchaft für 100,000 Franes verkauft haben. Die Parks waren lange vorher in Gebrauch.“
Die Auſtern-Parks erfüllen einen doppelten Zweck: ſie ſind Maſtſtälle und Magazine. Einen Weltruf behaupten ſeit langen Jahren die von Oſtende, Marennes unweit Rochefort und Cancale im Norden Frankreichs. Die Auſtern, welche in den Penſionen von Oſtende ihre höhere Erziehung erhalten ſollen, kommen ſämmtlich von den engliſchen Küſten. Die gemauerten Räume, in welchen ſie ſorgfältig überwacht werden, hängen durch Schleußen mit dem Meere zuſammen und werden alle 24 Stunden gereinigt. Etwa 15 Millionen Auſtern gelangen jährlich aus den 3 Parks von Oſtende auf den Markt. Die Parks von Marennes mit ihren berühmten grünen Zöglingen werden Claires genannt und nur zur Zeit der Springfluthen, bei Neu- und Vollmond mit friſchem Waſſer verſehen. Nach den Angaben von Clavé in der „Revue des deur Mondes“, denen wir folgen, wechſelt ihr Flächeninhalt zwiſchen 250 bis 300 Quadrat-Meter, und ſie ſind gegen das Meer durch einen Damm geſchützt, der mit einer Schleuße zur Regulirung der Waſſerhöhe verſehen iſt. Man läßt zuerſt das Waſſer längere Zeit in den Abtheilungen, damit der Boden ſich gehörig mit Salz imprägnirt. Dann, nachdem das Waſſer abgefloſſen und alle ſich angeſetzt habenden Tange und Algen entfernt ſind, wird der Boden wie eine Tenne geſchlagen. Nun kommen die Auſtern hinein, welche von den benachbarten Bänken eingeſammelt werden. Das geſchieht vom September an. Sie werden aber nicht unmittelbar in die Claires verſetzt, ſondern erſt in eine Art von Sammellokalen, die ſich dadurch von den Claires unterſcheiden, daß ſie dem täglichen Flutwechſel unterliegen. Schon von hieraus werden die größten und ſchönſten Auſtern unmittelbar in den Handel gebracht, während die jüngeren und noch nicht fetten zur Mäſtung in die Claires wandern, wo, wie geſagt, nur zweimal des Monats das Waſſer gewechſelt wird. Jhre Abwartung verlangt von Tag zu Tag die größte Sorgfalt. Die Auſtern- züchter, denen mehrere Claires zur Dispoſition ſtehen, verſetzen ihre Zöglinge aus einer Claire in die andre, um die entleerten zu reinigen. Wo dieß nicht geſchehen kann, werden die Auſtern einzeln aus ihren Behältern genommen und vom Schlamm befreit. Die im Alter von 12 bis 14 Monaten in die Claires gekommenen Auſtern ſind nach 2 Jahren reif, um den Delikateſſen- händlern und deren Gäſten ſich vorzuſtellen. Sie haben in Marennes während dieſer Zeit auch eine grüne Farbe angenommen, die ihnen bei Feinſchmeckern beſonderen Ruf und Beliebtheit ver- ſchafft hat. Man iſt noch nicht vollſtändig im Reinen darüber, woher dieſe Färbung ſtamme; am wahrſcheinlichſten daher, daß bei dem längeren ruhigen Verweilen des Waſſers in den Claires
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[954/1002]
Muſcheln. Monomyarier.
mögen von den Jnſeln Guernſey und Jerſey kommen, wo der Fang am ergiebigſten iſt. Forbes
meint, der Bedarf für London komme größtentheils von dieſen künſtlichen Betten. Um zu
erfahren, wie groß die jährliche Zufuhr nach London ſei, ſtellte er Erkundigungen an; die
Abſchätzungen fielen ziemlich übereinſtimmend auf das Quantum von 130,000 Buſchels (über
80,000 Berliner Scheffel), wovon etwa ¼ weiter ins Land und außer London verſchickt und
¾ von den Bewohnern Londons verzehrt wird.“
„Jn den „Jahren 1774—1777 ſollen die Engländer eine großartige Verſetzung franzöſiſcher
Auſtern nach den engliſchen Küſten und zwar der Jnſel Wight und dem gegenüberliegenden Ufer
unternommen haben, die aber nicht den Erwartungen entſprach. Schon früher aber, und zwar
um das Jahr 1700 ſoll man Auſtern in den Kanal, der zwiſchen der Jnſel Man und dem nörd-
lichen Wales ſich befindet, verſetzt haben, und dort, wo früher keine Auſtern geweſen ſein ſollen,
iſt jetzt ein ziemlich anſehnlicher Fang.“
„Noch weniger war in Frankreich das Anlegen von Auſtern-Bänken unbekannt vor Coſte
(welcher in neuerer Zeit die meiſte Anregung zur Fiſch- und Auſternzucht gegeben). Bory
de St. Vincent hielt im Jahre 1845 in der Pariſer Akademie einen Vortrag über die Noth-
wendigkeit, neue Bänke anzulegen. Er verſichert, daß er ſelbſt unerſchöpfliche Bänke angelegt
habe. Vor ihm hatte ein Herr Carbonnel ein Patent erhalten für eine neue und einfache
Methode, Auſternbänke an der franzöſiſchen Küſte anzulegen. Er ſoll dieſes Patent einer Geſell-
ſchaft für 100,000 Franes verkauft haben. Die Parks waren lange vorher in Gebrauch.“
Die Auſtern-Parks erfüllen einen doppelten Zweck: ſie ſind Maſtſtälle und Magazine.
Einen Weltruf behaupten ſeit langen Jahren die von Oſtende, Marennes unweit Rochefort und
Cancale im Norden Frankreichs. Die Auſtern, welche in den Penſionen von Oſtende ihre
höhere Erziehung erhalten ſollen, kommen ſämmtlich von den engliſchen Küſten. Die gemauerten
Räume, in welchen ſie ſorgfältig überwacht werden, hängen durch Schleußen mit dem Meere
zuſammen und werden alle 24 Stunden gereinigt. Etwa 15 Millionen Auſtern gelangen jährlich
aus den 3 Parks von Oſtende auf den Markt. Die Parks von Marennes mit ihren berühmten
grünen Zöglingen werden Claires genannt und nur zur Zeit der Springfluthen, bei Neu- und
Vollmond mit friſchem Waſſer verſehen. Nach den Angaben von Clavé in der „Revue des deur
Mondes“, denen wir folgen, wechſelt ihr Flächeninhalt zwiſchen 250 bis 300 Quadrat-Meter, und
ſie ſind gegen das Meer durch einen Damm geſchützt, der mit einer Schleuße zur Regulirung
der Waſſerhöhe verſehen iſt. Man läßt zuerſt das Waſſer längere Zeit in den Abtheilungen,
damit der Boden ſich gehörig mit Salz imprägnirt. Dann, nachdem das Waſſer abgefloſſen und
alle ſich angeſetzt habenden Tange und Algen entfernt ſind, wird der Boden wie eine Tenne
geſchlagen. Nun kommen die Auſtern hinein, welche von den benachbarten Bänken eingeſammelt
werden. Das geſchieht vom September an. Sie werden aber nicht unmittelbar in die Claires
verſetzt, ſondern erſt in eine Art von Sammellokalen, die ſich dadurch von den Claires unterſcheiden,
daß ſie dem täglichen Flutwechſel unterliegen. Schon von hieraus werden die größten und
ſchönſten Auſtern unmittelbar in den Handel gebracht, während die jüngeren und noch nicht fetten
zur Mäſtung in die Claires wandern, wo, wie geſagt, nur zweimal des Monats das Waſſer
gewechſelt wird. Jhre Abwartung verlangt von Tag zu Tag die größte Sorgfalt. Die Auſtern-
züchter, denen mehrere Claires zur Dispoſition ſtehen, verſetzen ihre Zöglinge aus einer Claire
in die andre, um die entleerten zu reinigen. Wo dieß nicht geſchehen kann, werden die Auſtern
einzeln aus ihren Behältern genommen und vom Schlamm befreit. Die im Alter von 12 bis
14 Monaten in die Claires gekommenen Auſtern ſind nach 2 Jahren reif, um den Delikateſſen-
händlern und deren Gäſten ſich vorzuſtellen. Sie haben in Marennes während dieſer Zeit auch
eine grüne Farbe angenommen, die ihnen bei Feinſchmeckern beſonderen Ruf und Beliebtheit ver-
ſchafft hat. Man iſt noch nicht vollſtändig im Reinen darüber, woher dieſe Färbung ſtamme; am
wahrſcheinlichſten daher, daß bei dem längeren ruhigen Verweilen des Waſſers in den Claires
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 954. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/1002>, abgerufen am 23.11.2024.
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